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Da ist es also nun soweit. Blizzard Entertainment hat angekündigt, ein Auktionshaus in Diablo 3 zu implementieren, bei welchem mit baren EUR gekauft und verkauft werden kann.

Das ist nun erstmal ein Brocken, den muss man verdauen. Hört sich ja im ersten Moment gar nicht schlecht an, aber denken wir doch mal darüber nach.

Diablo 3 wird zwar zentral auf den BNet Servern gehostet, selbst im Single Player Modus ist der Charakter dort gespeichert, aber ist kein echtes MMO, kostet also auch keine monatliche Abonnementgebühr. Blizzard verdient also über Werbung auf allen möglichen Medien und auch durch die sicher wie heisse Semmeln weggehenden Spiele ihr Geld im Fall Diablo 3.

Bereits in anderen Spielen ist Pay per Content bekannt. Sei es nun in World of Warcraft ein nettes Kuscheltierchen oder ein Reittier, sei es in diversen Browsergames zusätzliche Technologie, dickere Waffen und so weiter. Hier ist der Fall aber leicht anders.

Ich gehe mit Sicherheit davon aus, dass es auch Verkäufe seitens Blizzard geben wird. Nicht vielleicht für wirklich spielrelevante Sachen wie Waffen, Rüstungen, Amulette und dergleichen, aber auf jeden Fall für Dinge, die den Charakter „hübscher“ machen oder personalisieren. Dabei kann ich mir wieder Reittiere vorstellen, oder aber vielleicht Gegenstände, um Rüstungen einzufärben und sowas. Blizzard wird auch sicher Einstellgebühren nehmen, wie man es zB von Auktionshäusern in der realen Welt wie Ebay kennt.

Soweit der betriebswirtschaftliche Teil des Entwickler-Studios. Beleuchten wir doch nun aber mal die Spieler. Denn auch diese scheinen offenbar Items an andere Spieler für echtes Geld verkaufen zu können. Hurra – endlich kann ich auch etwas Rückfluß kriegen für meine investierte Zeit! Oder?

Oder!

WoW und andere MMOs haben gezeigt, wie gefährdet ein bestimmter Menschenschlag ist, sich in einer Onlinewelt zu verlieren.   Ich habe selbst sechs Jahre WoW gespielt, es hat einen Heidenspass gemacht und ich bin der Erste, der aufklärt, dass MMOs doch nicht vom Teufel sind, wie einige denken mögen. Nun gehen wir doch aber mal mehr auf den genannten Menschenschlag ein, der vielleicht durch Spielsucht Frau, Job und Freunde verloren hat. Wozu will der denn noch rausgehen und sich nen Job suchen? Er farmt den ganzen Tag und verdient sein Geld durch Itemverkäufe. Schon kriegt das Ganze einen bitteren Beigeschmack..

Muss ich mich als besserverdienender Manager schlecht fühlen, weil vielleicht auf der anderen Käuferseite ein Mensch steht, der das Geld sich nie hätte leisten können? Von dem ich nicht weiß, ob er ein 13jähriger Junge ist, der sein Taschengeld zusammenkratzt oder ob es jemand ist, der von der Sozialhilfe leben muss und daher nicht diesem Reiz besser ausgesetzt werden sollte? Für den ein epischer Kriegshammer im Wert von 120 EUR eigentlich Lebensunterhalt von etwas über eine Woche bedeutet?

Ich sehe das Bestreben von Blizzard mehr als kritisch. Wie seht ihr es? Diskutiert mit mir in den Kommentaren!

Weitere Informationen findet Ihr hier und hier.

Artikelbild: © Blizzard Entertainment

8 Kommentare

  1. Hi,

    ich bin bei dem Thema voll auf deiner Seite. Zumal man auch nicht ausser acht lassen sollte was das Thema Itemverkäufe für einen Druck auf Jugendliche und Kinder ausübt. Ich denka da an das Thema Gruppenzwang. Diese dazu antreibt noch mehr Geld bei Blizzard zu lassen. Darüber hinaus muss ich ehrlich sagen bei einem Preis von 45,- bis 50,-€pro Spiel (natürlich nur für den singleplayer Modus) finde ich ehrlich gesagt hat man für diesen Modus nun wirklich genug gezahlt.

    LG
    Felix

    P.S. Coole Seite

    • Ein möglicher Ansatz wäre es, die Parental Control, die in WoW gesteuert hat, wann sich ein Kind einloggen kann, entsprechend zu erweitern, so zB für das Kind die Einkäufe im Auktionshaus zu sperren. Der lindert das Problem, senkt aber nicht den Gruppenausschluß in der Clique

      Danke für das Lob ;)

  2. Ich sehe das ähnlich wie Roger, das Suchtpotential derlei Spiele ist recht hoch. Schon die übliche Achievement- und Itemjagd bei WoW oder ähnlichen Spielen (auf der PS3 z.B. bieten viele Spiele ebenfalls das Freispielen von Trophäen an). Wie ist es um die moralische Verantwortung eines Spieleanbieters aus? Sollte er der geschilderten Problematik entgegen wirken und auf die Kundenbindung durch entsprechende Inhalte verzichten oder verlässt er sich auf die Meinung seiner Analysten um gezielt solche Spielelemente zu implementieren um so den Marktanteil zu vergrößern? Diese Art der Betrachtung ist meiner Ansicht nach tatsächlich eine neue Dimension der „corporate responsibility“, vermutlich von vielen verlacht und nach wie vor unterschätzt.

    Die Schilderungen von Roger bzgl. Spielverhalten, sozialem Druck usw. am Beispiel von WoW kann ich zu 100% unterschreiben. Manche Menschen kommen damit gut zurecht, andere sind anfälliger für solche Mechanismen. An dieser Stelle kommt, wie heutzutage sehr häufig, das Thema Medienkompetenz ins Spiel. Die besprochenen Mechanismen sind vergleichsweise neu und die Erfahrung im Umgang mit diesen Problemen ist noch sehr überschaubar. Bezogen auf das Thema Computerspielsucht fehlt es nach wie vor an seriösen Untersuchungen und der notwendigen Auseinandersetzung mit dem Thema in der breiten Üffentlichkeit. Ein öffentlicher Diskurs zu dem Thema entsteht nur zeitweise, u.a. im Zusammenhang mit Horrorszenarien a lá School-Shootings usw. Erste Elterngruppen versuchen das Thema auf breiter Front bekannt zu machen, um Hilfe anzubieten. Von Betroffenen für Betroffene.

    Dieser Trend in neuen Spielen ist vermutlich nicht revidierbar und vermutlich durch entsprechende Verkaufszahlen auch nicht zu bremsen. Daher sollte die Devise sein, die Konsumenten entsprechend zu bilden und die notwendige Sensibilität für das Problemfeld zu erhöhen.

    • Ich bezweifle, dass aus der Community eine Form der Selbstkontrolle kommen wird. Darwinistisch gesehen kann man sagen, dass die Spreu vom Weizen getrennt wird. Das ist natürlich aber nicht der richtige oder menschliche Ansatz. Ich kann mir vorstellen, dass das noch für Kontroversen sorgen wird und Blizzard sich das vermutlich noch einmal überlegen wird.

      • Wir hatten gestern ja noch kurz drüber gesprochen, Selektion findet auch in diesem Teil unseres Lebens statt. Und da gibt es dann halt Leute, die kommen damit (Suchtproblematiken jeglicher Art) zurecht und andere nicht.

        Da kann man nicht viel dran drehen, außer die vielbeschworene Medienkompetenz zu fördern. Denn auch das stärkere Augenmerk auf digitale Bespaßung ist meiner Ansicht nach Teil der vernetzten Gesellschaft.

  3. Ich muss sagen, dass ich eigentlich sofort meinen, via Beissreflex, Unmut dazu äussern wollte. Nun, nach einigen Stunden des „Fingerkribbelns“ und nachdenkens fällt meine Meinung ein wenig differenzierter aus, wenn auch nicht minder negativ.

    Nach 6 Jahren WoW bin ich mit allerlei Horrorszenarien, und einem ansteigenden Ausverkauf des Spiels, geschlagen. Zwischenzeitlich habe ich auch mal temporär in „LotRO“ reingeschaut und mir das reine „Free to Play“ System und die Itemshops angeschaut.
    Nun denke ich, dass es dort, mit dem neu angestrebten von Blizzard, mehrere Varianten gibt.

    1. Ich zahle monatlich und bekomme den gesamten Content

    Das klassische System wie es von vielen System angeboten wurde und weiterhin wird. Man zahlt im Monat eine Gebühr X und hat damit Zugriff auf jeglichen im Spiel „erwerblichen“ Content. Eine Ausnahme bilden dort nur zusätzliche Addons die eine wirkliche Weiterführung des Spiels bedeuten.

    2. Ich zahle eine Grundgebühr, kann mir aber nicht-spielrelevanten „Schnickschnack“ für Geld kaufen

    Das ist, was beispielsweise WoW heute ist. Man zahlt eine monatliche Gebühr, wie in Modell 1., bekommt aber über ein Shopsystem zusätzlichen „Klimmbimm“ zu kaufen, der den Charakter personalisiert, der aber kein Muss ist um das Spiel erfolgreich zu spielen.

    3. Keine monatlichen Grundgebühren, dafür muss Content eingekauft werden

    Auch dieses System kennt man aus „Runes of Magic“ oder neuerlich „Lord of the Rings Online“. Generell ist das spiel kostenlos. Möchte man aber das gesamte Spiel erfahren, so muss man sich bestimmte Talente, Items oder gar den Zugang zu bestimmten Gebieten oder Quests erkaufen.

    So, dies sind die drei bisher bekannten, und etablierten Systeme.
    Ein Grauen bekommen Spieler, wenn gemunkelt wird, dass System 1 sich mit 3 koppeln könnte. Das würde dann so aussehen:
    Ich bezahle im Monat Summe X, muss mir aber spielrelevanten Content dennoch dazu kaufen.
    Oder:
    Ich bezahle im Monat Summe X, kann / muss mir aber bestimmte spielrelevante Items über einen Shop erwerben, weil es sie so im Spiel nicht gibt.

    Bei letzterem streiche ich die Segel und verlasse den (Achtung: Überspitzung) „Kapitalistenkreuzer“.

    Ich habe nun lange überlegt was ich vom Diablo 3 Auktionshaussystem halten soll. Tangiert es die oberen Systeme? Eigentlich nicht. Ich kann das Spiel spielen ohne etwas zu zahlen. Lediglich das „verheuern“ meiner gesammelten Items in einem Aktionshaus kann ich mir mit barer Münze vergüten lassen. Ich kann dort kaufen, muss es aber nicht. Da ich es persönlich nie tun werde, da ich doch alle Items im Singleplayer bekommen kann, und auch vor habe dieses Spiel großteils im Singleplayer zu erleben….

    Moment!

    Hier macht es bei mir „klick“!
    Was bedeutet es eigentlich, wenn Items von Spieler an Spieler verkaufbar sein sollen. Leute, das ist ein Singleplayer. Das Spiel spiel ich durch. Klatsch ich Boss A, gibt der mir seine Waffe. Was sollte ich die dann im Auktionshaus verkaufen?
    Ja, warum eigentlich?

    Ich stelle Vermutungen an: Es wird Dropchancen geben. Bei gewissen Items, werden diese ganz ganz weit unten angesiedelt sein.

    Fazit: Ich bin also gezwungen ein Singleplayerspiel immer und immer und immer und immer wieder durchzuspielen um an die „geilen“ Sachen zu kommen?

    Bei MMOs halte ich das aus und durch. Dort geht man mit vielen Spielern, meist gerade um der Spieler und um des Spiels, in einer mindestens 50:50 Relation, in Instanzen und spielt Woche für Woche für Woche immer dasselbe. Auch gerade deswegen, weil die meisten Gegner erst nach Wochen, oder gar Monaten, umgehauen werden.

    Aber in einem Singleplayerspiel? Was motiviert mich dazu wochenlang alleine ein und denselben Dungeon zu besuchen?
    Achja, richtig, ich kann die dicke Keule, die dann da nach 2 Monaten Fleissarbeit fallen gelassen wird im Auktionshaus für 120,- Euro an irgendjemanden verkaufen. Na toll….

    Mich würde ferner, und abschließend, interessieren ob sich Blizzard im Hinblick auf die „Chinafarmer“ Frage etwas sinniges überlegt hat. Ich denke dort schon an 5-10 Personen in 6m² Zimmern, die in Hong Kong 24 Stunden am Tag Diablo 3 spielen um dem 14 jährigen Timmy aus der Glück-auf-Straße in Gelsenkirchen regelmäßig das Taschengeld abzuknöpfen. Hierbei tun mir die Chinafarmer ebenso leid wie die Jungs und Mädels da draussen, die ihr Geld für so etwas aus dem Fenster werden.

    Würden sie es einmal sprichwörtlich aus dem Fenster werden, dann würden sie es wenigstens noch fliegen sehen.

  4. Solange Blizzard dieses Auktionshaus nicht nutzt, um eigene Gegenstände zu verkaufen, bieten sie ja lediglich eine Alternative zu E-Bay, wo das schon lange möglich ist. Itemverkäufe gibt es schon solange es MMORPGs gibt und gab es auch schon bei Diablo 2. Es wurde bisher nur E-Bay genutzt und wurde von den Herstellern nicht unterstützt und teilweise sogar unterbunden (Gegenstände werden an den Charakter gebunden). Blizzard macht also eigentlich nur Eins neu: Sie unterstützen dieses Verhalten der Spieler.

    Trotzdem finde ich diese Entwicklung auch nicht gut, da so Chinafarmern Tür und Tor geöffnet wird. Wie Roger schon richtig bemerkt hat, wird es viele Leute geben, die an der Sucht anderer verdienen. Leider ist das eine generelle Entwicklung und man könnte jetzt sehr lange über den moralischen Verfall im Internet allgemein diskutieren, das würde aber diesesn Thread sprengen, denke ich. Activision / Blizzard ist ein Unternehmen, das Gewinnorientiert arbeitet und so einfach einen Teil des Umsatzes von E-Bay in die eige Kasse spülen will. Kapitalismus kontra Moral, wie so oft eben.

    Einen Kommentar noch zu Sebastian:

    Diablo 2 war einer der Vorreiter der MMORPGs und auch schon kein Singleplayerspiel. Es gab damals sehr viele Spieler, die im geschlossenen Battlenet ihre Charaktere auf Lvl 99 gespielt haben, danach alle möglichen Sets gesammelt haben, um die Charaktere weiter zu verbessern. Durch die generischen Leveldesigns war das auch nicht wirklich langweilig, es waren ja nur die Endgegner identisch. Viele DAoC Spieler haben vorher Diablo 2 im Battlenet gespielt. Ich denke Blizzard war damals selbst überrascht von der Spielermenge, die das Battlenet genutzt hat, sonst hätten sie wohl schon eher versucht daraus Kapital zu schlagen.

    Mathias

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