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In meiner „Karriere“ als Rollenspielerin bin ich des öfteren auf Leute getroffen, die mit dem Begriff „Rollenspiel“ entweder gar nichts anzufangen wussten oder die damit nur negative Dinge in Verbindung brachten: „Rollenspieler? Das sind doch diese Freaks, die immer in schwarz rumlaufen und bei Vollmond auf Friedhöfen irgendwelche komischen Rituale abhalten, oder?“.

Wenn ich dann sage, dass ich auch zu diesen Freaks gehöre und ganz sicher alles andere tue, als auf Friedhöfen Katzenopfer an irgend einen namenlosen Gott zu entrichten ernte ich in vielen Fällen eine hochgezogene Augenbraue und ungläubige Blicke – ich wäre ja so normal und irgendwie gar nicht so, wie man sich einen Rollenspieler vorgestellt hätte. Da frage ich mich doch: wird der gemeine Rollenspieler nur an seiner Kleidung und seinem Auftreten identifiziert?

Ok, mal Hand aufs Herz, es gibt sie, die Rollenspieler, die 100% ig in das Klischeebild passen, das viele Nicht-Rollenspieler von uns haben: schwarze Garderobe, vorzugsweise T-Shirts von ihrer Lieblingsband (oft Richtung Metall), lange Haare, Lederarmbänder oder Ketten, treibt sich oft im Rudel mit seinesgleichen herum – wohlgemerkt, ich spiele hier nur mit dem Klischeebild. Es gibt immer Ausnahmen.

Wenn ich neue Leute treffe, die ich nicht einschätzen kann dann erzähle ich ihnen auch nicht gleich als erstes von meinem „Hobby Rollenspiel“. Wenn ich später das Gefühl habe, dass sie aufgeschlossene Menschen sind, dann streue ich das mal so ins Gespräch ein. Daraus haben sich interessante Unterhaltungen ergeben, bei denen mein Gegenüber auch echt interessiert war – und sogar mal nach einer Proberunde gefragt hat. Es gab aber auch schon die negative Seite, wo ich dann gemustert wurde wie ein ekeliges Insekt, dass man am liebsten schnell wieder loswerden möchte.

Eine interessante Definition der Rollenspielerszene habe ich auf wikipedia gefunden (hier ein Auszug):

… Kritiker werfen Rollenspielern Realitätsflucht vor, indem sie durch die Spiele in eine andere, bessere Welt fliehen würden. In den Medien (z. B. in den TV-Serien Buffy – Im Bann der Dämonen und Akte X) werden Rollenspieler häufig als Sonderlinge dargestellt. Manche dieser Klischees stammen aus der Anfangszeit des Rollenspiels, in der diese Spiele nur einem kleinen Personenkreis bekannt waren. Inzwischen hat diese Unterhaltungsform verschiedene gesellschaftliche Gruppen für sich gewonnen, so dass viele Vorurteile über Rollenspieler wohl nicht mehr haltbar sind…“

Besonders wichtig finde ich den letzten Satz :) Denn immer öfter habe ich zum Beispiel auf der Spiel in Essen im letzten Jahr beobachten können, dass sich Familien in der Rollenspielhalle rumgetrieben habe und dort mit ihren Kindern nach einem schönen Rollenspiel gesucht haben. Das fand ich toll. Und warum auch nicht? Schließlich beflügelt so ein Rollenspiel die Fantasie und die ist ja nunmal wichtig.

Eine humorvolle, überspitzt dargestellte Fassung von Vorurteilen gegenüber Rollenspielern und LARPern habe ich auch auf einem anderen Blog gefunden. Glücklicherweise ist das alles nicht ernst gemeint, schließlich zählt sich die Schreiberin selber zu den „Freaks“:) Hier könnt ihr lesen, was sie dazu geschrieben hat: Woran erkenne ich Rollenspieler?

Mein Fazit: ich denke schon, dass die Rollenspiele/r eine breitere, gesellschaftliche Akzeptanz genießen, als noch vor ein paar Jahren, positive Beispiele zeigen mir dies. Allerdings sind sie auch noch weit davon entfernt als etwas so Alltägliches wie zum Beispiel Brettspiele gesehen zu werden.

Was für Erfahrungen habt ihr gemacht? Wurdet ihr schrägt angesehen, als ihr über euer Hobby Rollenspiel erzählt habt oder gab es auch positive Reaktionen?

Artikelbild: © www.sxc.hu // christgr

20 Kommentare

  1. Was deine Beschreibung des Klischee-Rollenspielers betrifft, da muss ich dir absolut Recht geben, so sieht er aus, und habe ich vor vielen Jahren wohl auch ausgesehen. Durch Online- und Computerrollenspiele haben heute viel mehr Menschen eine konkrete Vorstellung, wenn man „Rollenspiel“ als eines seiner Hobbies aufzählt. Das man als Pen & Paper Rollenspieler tatsächlich etwas ganz anderes meint als Computerspiele.

    Pen & Paper Rollenspiel ist ein Phänomen unserer Generation (heute 30 bis 40 Jährige). Wir sind alle inzwischen erwachsen geworden und haben andere Schwerpunkte als in unserer Jugend, als wir mit dem Rollenspiel begonnenn haben. Wir sind dem Rollenspiel-Klischee entwachsen.

    Jetzt aber zu deiner Frage, welche Erfahrungen ich gemacht habe:

    Ich erinnere mich noch gut, wie ich als Kind im Bus saß und mich mit einem anderen Rollenspieler lautstark darüber unterhalten habe, dass ich am Vorabend diverse Orks erschlagen hätte. Die Reaktionen der anderen Businsassen waren nicht gerade positiv, wie man sich denken kann. Von solchen, eher selbstverschuldeten, Erfahrungen aber abgesehen, habe ich eigentlich nie irgendwelche negativen Erfahrungen gemacht. Wenn das Gespräch auf das Thema kam und ich gemerkt habe, das bei meinem Gesprächspartner kein Interesse vorhanden war, habe ich das Thema schnell wieder gewechselt und so wahrscheinlich negative Reaktionen unterbunden, schließlich habe ich noch andere interessante Hobbies.

    • Ja, das kann gut sein, dass wir jetzt einfach anders an das Rollenspiel herangehen, als zu unserer Jugendzeit. Ich muss aber auch sagen dass ich es manchmal merkwürdig finde, was die Computerspieleindustrie so als „Rollenspiel“ bezeichnet.

  2. Was die Reaktionen angeht, war diese mit die schönste:

    Um etwa 3.30 morgens löste sich unsere D&D-Runde auf und ich (SL) wackelte zusammen mit meinem Paladin, meinem Waldläufer und meinem Hexenmeister in Richtung Parkplatz, als unser Hexer sein Motorrad nicht finden konnte, begann Panik zu schieben und die Polizei rief.
    Wir unterhielten uns in der Zeit über die vorherige Sitzung, als irgendwann das Polizeiauto hielt und zwei Polizistinnen ausstiegen – genau zum richtigen Zeitpunkt um zu hören, wie der Hexer lauthals verkündete: „Ja, ich hätte die anderen ja auch noch abgemetzelt, aber ihr wolltet ja nur das Gold!“
    Die Blicke waren großartig… ^^

    Tja, ansonsten… die Reaktionen sind meistens eher die, als habe man komplett den Verstand verloren – mit die Beste ist noch, wenn sie fragen, ob sie mal zuschauen dürfen…

    • Die Blicke von den Poliszisten hätte ich auch gerne gesehen :) Ein Glück, dass sie euch nicht gleich mitgenommen haben. Ist das Motorrad denn wieder aufgetaucht?

  3. Ich erklähre Rollenspiel dann meist durch das spielerische Trainiren von Basicskills die einen auch beruflich nutzen. z.B. Rethorik, Teamwork die fähigkeit sich in andere Handlungsweisen und Motive hineinzudenken.

    So schafft man es auch, das Rollenspiel im Businesssmaltalk als seriöses Hobby anerkannt wird und schafft es erste skepsis schnell abzubauen.

    Zumindest hab ich damit immer recht gute Erfahrungen gemacht.

  4. Das Klischeebild, da schließe ich mich an.

    Was an dem Klischee-Rollenspieler aber wesentlicher schlimmer ist, als so auszusehen wie ich in der Freizeit, ist dieser Typ Mensch der über nichts anderes sprechen kann. Den man zu jeder lebenslage trifft, und der sich nur über das „Ingame Universum“ seiner letzten Runde, bzw. seiner letzten 7 Runden in 3 unterschiedlichen Systemen, unterhalten kann.

    Es gab, gerade als ich angefangen habe, auch eine Zeit, wo man so von den Welten eingespannt ist, wo die Begeisterung auf einem so hohen Niveau ist, dass man sich auch viel mit anderen Rollenspielern, vornehmlich seiner Gruppe, umgibt und viel und gerne darüber schwadroniert. Selbiges gilt für das Live Rollenspiel.

    Ich habe in den folgenden Jahren, und nach Schreckmomenten wie dem folgenden, rein meinen Umgang mit den Tisch-, bzw. Liverunden geändert ohne es wirklich selbst zu merken.

    Man treffe einen alten Rollenspielbekannten, den man seit 2 Jahren nicht mehr gesehen hat, und mit dem man da schon kaum noch Kontakt hatte, grüßt sich, fragt wie es einem so geht und dann fällt folgender Satz: „Ey, in meiner letzten Vampire Runde rennt da so ein Giovanni rum,…“ Ok. Man möchte also nicht über „normale“ Dinge reden. Also wird lächeln und nicken eingeschaltet…..und so vergehen die nächsten 120 Minuten (!) in einem Monolog von diversen Szenarien und Begebenheiten.

    Mittlerweile rede ich viel intensiver über das Spiel auf abstrakter Ebene. Wie verhält sich der Spieler? Wie wird gespielt? Es geht um das „wie“ in der realen Welt, nicht um die erzählten und gespielten Geschichten.

    Beim Umgang mit der Außenwelt muss ich meinen Vorrednern recht geben. Es gibt aufgeschlossene Personen mit denen man locker über das Hobby „Rollenspiele“ reden kann. Andere, jene, die auch Videospieler in die Ecke der pickeligen Sozialversager schieben, sollte man mit einem solchen Gesprächsthema erst gar nicht behelligen.

    Ich denke aber, dass dieses Klischeedenken auf viele Personengruppen anwendbar ist. Es gibt lediglich einen Pool von Hobbys, die durch gesellschaftliche Dogmen eher angenommen werden als andere. Siehe der Schützenverein (alles Säufer), der Kegelverein (alles alte Säufer), der Fussballfan (alles gewalttätige Säufer) oder der New Age Jünger (wie? die saufen nicht?). Es kommt auf die Sichtweise der betrachtenden Person an.

    So habe ich lieber eine gemütliche Tischrunde, oder setze mich für ein gutes Videospiel vor den PC, statt mich an einem verregneten Tag 12 Stunden auf die Couch zu hauen und ein TV Programm zu „genießen“, besser gesagt zu „erleiden“, bei dem man spürt wie die Gehirnzellen platzen.

  5. Ich kenne auch solche Rollenspielbekanntschaften ;) Das ist schon manchmal echt erschreckend. Ich mein,ich quatsche ja auch gerne über die letzten Erlebnisse, aber dann nur mit meiner Runde und nicht mit irgendwelchen Leuten, die gar nicht wissen können, worum es geht.

  6. Ich finde das Thema sehr Interessant und habe mich auch schon öfter damit auseinander gesetzt.

    Mit dem aktiven Spielen habe ich erst wieder seit kurzem begonnen, aus ähnlichen Gründen wie Sebastian schon erwähnt hat.
    Anstatt das bisschen freizeit am Wochenende vor dem TV zu verbringen wo meist eh nichts vernünftiges läuft oder alleine vor dem PC zu zocken ist das gemeinsame Spielen in einer gemütlichen Runde am Tisch viel unterhaltsamer.

    Über die Jahre hinweg in denen ich Rollenspiele gespielt habe, konnte ich feststellen, das um so stressiger ich es im „wahren Leben“ habe und um so mehr gerade schief geht, desto mehr Spaß und Freude macht mir das Rollenspiel.

    Realitätsflucht ?

    Vielleicht ein bisschen, ich verwende lieber das Wort „Erholung“.

    Andere geben dafür viel Geld aus, Fahren in den Urlaub (und brauchen danach meist Urlaub vom Urlaub), gehen in den Sport (mach ich auch), schauen sich ein Fussbalspiel an, gehen zum Saufen (mach ich nicht mehr so oft), oder machen eine Tour mit ihrem Motorrad usw…

    Eben all die Dinge bei denen man mal vom Alltag abschalten kann, auf andere Gedanken kommt und sich vom Altgasstress Erholt!

    Um diesen Altgasstress zu entkommen gibt es sicherlich wie oben schon kurz angeschnitten eine ganze menge Hobbys und Möglichkeiten, aber jeder Rollenspieler weiß, das es kaum etwas besseres gibt als in die Rolle eines erdachten Fantasie-Helden zu schlüpfen um ein paar Stunden komplett abzuschalten und einen unterhaltsamen Spielabend lang den Altgassorgen zu entkommen.

    Spielt man nun ein wenig Hobby Psychologe, dann ist es natürlich nicht verwunderlich, das dieses Hobby so viele Leute anzieht, die im Rl-liefe nicht an der spitze der Nahrungskette stehen, oder irgend welche Probleme haben.
    Das Klischeee vom Fettsack mit dem Pickelgesicht der nicht sonderlich beliebt ist, trifft vermutlich deswegen so oft zu, weil er eben kein Fettsack mit Pickelgesicht sein möchte sondern lieber Xoron der Barbar, der von allen angejubelt wird, den seine Feinde fürchten und der jede Frau haben könnte…

    In diesem Fall ist Rollenspiel ja ok, um seinen Altgasdämonen, eben die Problemchen die man so als Fettsack hat für eine weile zu entkommen, besser wäre es aber wenn man gleichzeitig auch anfängt Sport zu treiben und etwas auf die Ernährung achtet etc…
    Dem Beispielhaften Klischee Fettsack muss eben klar sein, das er durch Rollenspiel vielleicht nur seinen Altgasstress abbaut, aber nichts an der gegebenen Situation ändert, ansonsten entstehen solche Spielertypen wie sie oben in anderen Kommentaren schon erwähnt wurden.

    Dieses Problem kann man nicht nur bei Rollenspielern beobachten sondern z.B auch bei:
    Religionen → Fanatiker
    Alkohol → Sucht
    usw…

    Aber genug über die Schattenseite des Rollenspiels geredet, für mich persönlich ist es eben eine gute Möglichkeit meine Freizeit mit Freunden zu verbringen und einen unterhaltsamen, gemütlichen Abend zu verbringen, dabei vom Altgasstress abzuschalten und Spaß zu haben.

    Eine weitere positive Eigenschaft die ich mir einbilde an mir festgestellt zu heben ist das Gefühl das man wenn man regelmäßig Spiele-Leitet (also SL), Wortgewandter und schlagfertiger wird.

    • Ich sehe es wie Du: Rollenspiel ist einfach eine nette Möglichkeit einen guten Abend mit Freunden bei einer Tischrunde zu verbringen. Solange man die Verbindung zu seinem realen Leben nicht verliert, ist auch alles gut. Aber oft ist es ja so, dass die von Dir beschriebenen Personen nichts oder wenig haben im Leben, woran sie sich erfreuen können – dass sie da lieber ein Held wären, kann ich gut nachvollziehen. Gut zu beobachten war dieses Phänomen ja auch beim vielfach in der Kritik stehenden Spiel „World of Warcraft“.

  7. Mich würde auch mal Interessieren wie viele, Ehen, Freundschaften, Familien, Karrieren, und Schullaufbahnen WoW zerstört hat…

    Gut zu diesem Thema passt vielleicht ein ähnlicher Gedankengang:

    Ist die Urlaubsreise oder der Rollenspielabend erst einmal beendet, bleibt davon unterm strich nur eines zurück: Erinnerungen!

    …ich las das jetzt einfach mal so im Raum stehen ;)

  8. Achja, der stetige Kampf gegen Vorurteile.
    Eines muss ich zum ersten Kommentar sagen.
    Jene Eltern, die Heutzutage auf der SPIEL und anderen Messen RPGs aussuschen, sind meist jene die früher belächelt wurden. ;) Eben, wie jemand anderes sagte, „unsere Generation“.
    Mit uns wird auch das Rollenspiel erwachsen.
    Und, wie der Zufall es will, haben Gary Gygax und Freunde das Ganze in 1974 erfunden, meinem Geburtsjahr ^^
    Also, kann ich mit Fug und Recht behaubten, das ich so alt wie mein Hobby bin.

    Wenn ich einer „neuen“ Person gegenüberstehe, die nicht weiß was Rollenspiel ist, was ich übrigens immer weniger erlebe, dann sage meist zunächst:
    „Ich bin LARPer.“
    Und erkläre, auf den fragenden Blick hin, das ich sozusagen, „mit Anderen zusammen den Herr der Ringe spiele und darstelle.“
    Denn diese Filme haben verdammt viele Leute gesehen und es gibt ihnen einen Rahmen in dem sie denken können. Meist erntet man danach auch ein verstehendes aufhellen der Miene.
    Erklärungen, das wir natürlich nicht jedes Mal die selbe Geschichte spielen/darstellen, folgen.
    Was meist auch mit „Ja, das wäre ja auch langweilg.“ quittiert wird.
    Dann kann man näher auf das Hobby eingehen und Details verraten.
    Den Begriff „Freak“ habe ich schon lange nicht mehr gehört. Höchstens im Zusammenhang mit Computerspielen, die ja in den Medien die RPGs als „Feindbild“ abgelöst haben und von manchen noch immer als Ausbildungsstelle für Amokläufer gesehen werden. *seufz*
    Selbst wenn man nichtmal „Shooter“ spielt.
    Aber, es gibt auch viel positive Berichterstattung über unsere Hobbys, da eben diejenigen die als Jugendliche angefangen haben sie zu spielen, in entsprechende Berufe nachrücken und den Ruf ihres Hobbies verbessern wollen.

    CU
    SaM

  9. Ich sehe das Ganze eigentlich relativ entspannt.

    Immerhin, dann sind wir halt „Freaks“, ich kann mich gut damit abfinden, denn ich möchte kein Max Mustermann sein, der eine Frau hat, die nur Mode, Make-Up und VIP-News im Kopf hat, und jeden Abend mit seinem Hund und seinen 2,6 Kindern vor dem Fernseher sitzt und Aussagen tätigt wie z.B.: Shooter machen unsere Kinder zu Amok-Läufern!“

    In der Tat höre ich den Begriff „Freak“ ziemlich häufig und am Anfang hat mich das zugegebener Maßen verunsichert, einfach weil ich nicht wusste, ob ich persönlich es positiv oder negativ finden soll, dass Menschen mich so sehen.
    Mittlerweile bin ich an dem Punkt an dem ich sage: „Ich kann mir meine Freunde aussuchen – wenn ihr so ein großes Problem damit habt, dass ich mich mit Freunden zum P&P (und evtl. demnächst LARP) treffe, dann tut es mir Leid, aber dort ist die Tür und schönes Leben noch!“

    Ich sehe Freak-Sein viel mehr unter dem Gesichtspunkt, dass ich Charakter habe. Denn es ist etwas, was mich von der breiten Maße abhebt und dafür nehme ich schiefe Blicke gerne in Kauf. Andere Leute rennen in einem Kleid aus rohem Fleisch auf eine Bühne, andere klettern mit bloßen Hände ungesichert einen Wolkenkratzer hoch – da finde ich mein/unser Hobby zum einen weniger gefährlich und zum anderen viel sozial-verträglicher. Denn seien wir ehrlich, die meisten Rollenspieler sind ziemlich umgänglich und tolerant gegenüber anderen.

    Und was die Realitätsflucht angeht:
    Ich habe mich letztens mit einer Dame am Ende der 50er unterhalten, die scheinbar mit Tochter und Enkelin in der Bahn unterwegs war. Enkelkind las gerade „Biss zum Morgengrauen“ bzw. „Twilight“. Das Gespräch kommt auf das Buch und Oma sagt zu Mutter: „So einen Mann wie Edward würde ich mir ja auch für dich wünschen!“
    Daraufhin Tochter zur Oma: „Ja, er ist toll – es wäre auch ein super Freund für Name-des-Enkelkindes-einfügen!“
    Ich: ???
    Gedanke: Das heißt also, ihr wollt einen Kerl, der explizit sagt: „Ich will dich durch den Wald jagen, dein Blut trinken bis du tot bist und dann deine Leiche vergewaltigen?!“
    Und das wollt ihr, weil ein drittklassiger Roman gerade der Gesellschaft suggeriert, dass das ROMANTISCH sei?!
    Ja, aus dieser Realität möchte ich gerne flüchten!

    by the way: das Motorrad stand nur ein Straßenschild weiter… ^.^“

  10. Zum Thema Freak habe ich in einem amerikanischenn Artikel mal einen netten Witz gelesen, leider weiß ich nicht mehr genau wo, daher hier nur kurz die grobe Übersetzung:

    Was sagt der Coole zu dem Freak 30 Jahre später?

    „Ja, Chef!“

    Scheinbar ist es also gar nicht so schlecht ein Freak zu sein.

  11. Mit das schlimmste Erlebnis in der Hinsicht war eine Begegnung, bei der ich feststellen musste, dass sich da wer unter „Rollenspiel“ prompt nur sexuelle Spielchen vorstellen konnte…. D’oh.

    In der Zeit danach hab ich dann erstmal immer erst mit „Improvisationstheater“ angefangen um dann zu erklären, warum wir das nicht vor Publikum machen, sondern nur für uns, das war dann doch deutlich unverfänglicher. ^^

    Ansonsten war die negativste Erkenntis, dass meine eigene Mutter da lange Zeit völlig überreagiert hat, nachdem ich feststellen musste, dass sie generell schon zwecks „das ist ja so fürchterlich unrealistisch“ und von wegen „erfundenes Zeug = irgendwie widersinnig/unnatürlich/…“ jedwede Fantasy/SF massiv ablehnte.. wozu ich mir nur an den Kopf klatschen kann angesichts aller möglichen anderen Stories, Filme etc.pp. die genauso „erfunden“ sind… Aber ich schätze sie meinte dann wohl eher das Mythologische/Märchenhafte daran. ^^

    Inzwischen hat sich das deutlich gebessert hat.
    Den Hobbit-Kinofilm hat sie endlich mal gezwungenermaßen mitangeschaut – und dann erstaunt feststellen müssen, das sie den sogar schön fand. XD

    Ebenso kennen mittlerweile auch generell die meisten Menschen, denen ich begegne, LARP bzw. Reenactment (mind. Mittelaltermärkte, wo es erstaunlicherweise dann oft plötzlich als toll empfunden wird, selbst wenn RP/LARP weiterhin abgelehnt wird) und man kann damit ansetzen – oder eben doch gleich vom Geschichtenerzählen her á la Schriftstellerzirkel, nur halt (üblicherweise) nicht niedergeschrieben…
    Meiner Erfahrung nach verlagern sich die Reaktionen mittlerweile auch deutlich öfter zum „darf man da mal zuschauen / reinschnuppern?“ bzw. zumindest genauer nachhaken (und damit meist auch gar keine aufkommende Ablehnung) anstelle sofortiger Extremgegenreaktion á la „igitt“ rein ob des Begriffes und irgendwelcher falscher Vorstellungen dazu.

    —–
    Thema Entspannung / Ausspannen vom Alltag:
    Kann ich auch nur unterschreiben.

    [Deswegen empfinde ich es dann immer als deutlich negativ, wenn in einer Runde plötzlich Alltagsthemen zum (background/personal) plot erhoben werden bzw. zu sehr als stete Randbegleiter auftreten. So Dinge wie wenn die eigene ingame-Familie plötzlich anfängt den Helden (der ja dauernd rumreist als Held) zu nerven, warum er nicht endlich Kinder kriegt und sich als Familienheld betätigt. Oder auch noch bei Lvl xx ständig ausgespielte Einkaufssituationen, bei denen keinerlei relevante Infos (oder wenigstens was Neues zu Besonderheiten der aktuellen Umgebung o.ä.) auftauchen. Oder zu realistisch werden was mittelalterliche Hygienefragen auf Reisen angeht oder dauernd würfeln lassen; Helden dauernd mit Alltagskrankheiten á la Schnupfen, Grippe etc. belasten.. ehm ja.)
    Da bin ich doch mehr für mal Fünfe gerade sein lassen, um sich auf das Abenteuer konzentrieren zu können. Ab und zu brauchbar angewendet kann es mal ein nettes Gimmick sein, wenn sich der Held bei einer ausnahmsweise mal echt aggressiven Grippe in nem Dorf angesteckt hat, was gewisse Probleme bei Kampf oder Wahrnehmung berieten kann. Aber eben mit Betonung auf ‚ab und zu‘, sprich *selten*. Nicht als Dauerwegbegleiter weil wir ja ganz doll realistisch sein müssen. Hallo, wir spielen in einer Fantasywelt mit Magie. Aber dort dann plötzlich knallharter Realismus? Mannomann..
    Selbes Prinzip, weshalb in Filmen und Büchern nie Toiletten auftauchen, außer es ist gerade plotrelevant als Flucht- oder Einstiegsweg..]

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