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Ich werde Euch in den nächsten Monaten immer mal wieder Soundtracks vorstellen, die ich als Spielleiter zur Untermalung von Szenen gezielt einsetze. Da Musik in meinen Augen ein ganz wertvolles und auch nötiges Mittel ist, die Spielerfahrung zu verbessern, erscheint dieser Artikel in der Kategorie Spielleitertips. In dieser werde ich neben der Betrachtung der Musik auch immer wieder anderes zum Besten geben, was ich in den bislang 15 Jahren Spielleiter-Erfahrung lernen haben durfte. Ich hoffe, ihr werdet davon profitieren können.

Den Anfang der Soundtrack Betrachtung macht Illuminati von Hans Zimmer und Joshua Bell. Im Englischen lautet der Titel Angels and Demons.

Komponist:  Hans Zimmer
Audio CD  (15. Mai 2009)
Anzahl Disks/Tonträger:  1
Label:  Sony Classical (Sony Music)
ASIN:  B002330RL4

Die Stücke

Nr 1 – 160 BPM

Der Titel lässt bereits etwas treibendes vermuten, denn BPM steht für Beats per Minute. So ist der Song in der Tat ein wuchtiger schneller Titel, der durch seine Streichereinlagen und die Chöre eine epische Basis-Stimmung erzeugt, ohne jedoch den ecclesialen Touch zu verlieren. Ich würde ihn für Action-Szenen empfehlen, die einen kirchlichen Hauch haben, vielleicht Kämpfe mit Kreuzrittern oder vergleichbares. Eine andere Anwendung wäre vielleicht eine Hetzjagd. Auf jeden Fall ist der Song gut aufgehoben bei hektischen Szenen.

Nr 2 – God Particle

Das Lied greift die Basismelodie des ersten Teils auf und erzeugt so Wiedererkennbarkeit. Etwas düsteres drohendes von schrecklichen Ausmaßen liegt in den Melodiebögen, die sich abwechseln mit Momenten trügerischer Ruhe, welche dann wiederum doch ihre Finsternis nach außen kehrt. Ich würde das Lied einsetzen bei „Oh verdammt“ Momenten, wenn z.B. eine Verschwörung erkannt wurde, die wirklich große Ausmaße hat und dementsprechend gefährlich ist. Auf jeden Fall in einem Moment der Erkenntis, daß düstere Dinge drohen.

Nr 3 -Air

Der Song ist recht ruhig, hat aber eine greifbare stilistische Atmosphäre. Für meine Hörart ist das die Ruhe vor dem Sturm, das letzte Durchatmen. Der Eindruck ist jedoch ein trügerischer, denn bei der dritten Minute beginnt Wucht in die Melodien zu treten. Der Moment kurz vor einem unerwarteten Angriff mag also durchaus passend sein. Vielleicht richtet sich der Angriff gegen etwas, was den Charakteren lieb gewonnen ist, was sie bemerken, wo es Ihnen zu Herzen geht, was passiert. Das Lied ist sehr lang mit 9 Minuten und hat wechselnde Momente zwischen schnell und langsam. Optional könnte ich mir auch das Stellungnehmen von Schlachtreihen, welche die Charaktere befehligen, vorstellen.

Nr 4 – Fire

„Fire“ hat etwas perfides. Zuerst ist es recht ruhig, fast süß, dann, ab der zweiten Minute rollt etwas an. Ab   2:30  dann knallt das Lied los, baut immer wieder eine täuschende Ruhe auf, um dann wieder direkt loszubrechen. Eine Art Katz und Maus Spiel würde mir dazu einfallen, vielleicht eine Raumjagd zwischen Asteroiden, wo man den Feind immer wieder sieht, dann wieder nicht und er vom Sensor verschwindet. Oder die Verfolgung eines Assassinen durch dunkle Marktgassen. Und irgendwo her haben die Charaktere erfahren, dass diese Assassine im Bund mit düsteren Mächten ist…

Nr 5 – Black Smoke

Das Lied kündet eine neue Ära an, spricht von Hoffnungen. Es mag kurz vor einer wichtigen Erkenntnis eingesetzt werden, vielleicht auch bei einer Krönung oder vergleichbarem. Es ist recht percussionlastig, ich könnte mir auch ein großes Ritual dazu vorstellen, eine Anrufung von etwas Mächtigen. Auf jeden Fall ist eine Form von Bedrohung vorhanden oder auch eine weitere Offenbarung, die nur durch die Hilfe der Charaktere erzeugt werden kann.

Nr 6 – Science and Religion

Ungewohnt ruhig für diesen Soundtrack. Gut geeignet für stille Szenen voller Nähe, Zuneigung. Allerdings ist es 12 Minuten lang, was auf eine Änderung im Tenor hoffen lässt. Diese kommt in der vierten Minute, ab hier werden die harmonischen Melodiebögen von Dissonanzen und Moll-Klängen „verdorben“. Dann schlagen die Trommeln ein, Bedrohung baut sich wieder auf. Anders gehört mag es das Ende der Ruhe sein, á la „Wir müssen etwas tun! Rafft Eure Sachen zusammen! Erhebt Euch mit stolzgeschwollener Brust!“

Nr 7 – Immolation

Hier springt uns ein düsteres Vermächtnis direkt frontal an. Die Melodielinie eröffnet Vorahnungen, dass etwas ganz und gar nicht geheuer ist. Das Lied ist an sich sehr ruhig und gleichartig gehalten, hat ein niedriges Tempo und besticht durch eine stetig ansteigende Lautstärke, die jedoch nie unangenehm wird. Eure Spieler entdecken etwas wahrhaft bedrohliches und alles ist noch viel schlimmer als gedacht? Das ist das Lied der Wahl!

Nr 8 – Election by Adoration

Dieser Song ist wieder ein ruhigerer, der durch verspielte Klangbögen besticht. Die bedrohlichen Klänge, die man sonst in diesem Soundtrack hört, findet man hier selten. Dieser Song  besticht durch Hoffnung, durch das flackernde ewige Licht, dass alles doch nicht so finster ist, wie zuvor gedacht. Es gibt immer noch eine Chance!

Nr 9 – 503

Das Endstück greift die bekannte Basismelodie auf, die man auch bereits im ersten Teil hören durfte und versetzt diese mit kirchlichen Orgelklängen. Das Stück baut sich nach und nach auf, es kommen immer mehr Instrumente dazu und die Klangfläche wird breiter. Durch die tragende Melodie, die zugleich schwermütig aber auch jubilierend ist, eignet sich das Stück gut als Auftakt eines neuen Kapitels oder als Endstück eines gespielten.

Fazit

Durch die vielen kirchlichen Klänge mögen Teile des Soundtracks eine sehr spezielle Anwendung haben, die man nicht in jeder Runde finden kann. Gut finde ich die immer wiederkehrende Benutzung der Hauptmelodie-Linie, die Wiedererkennbarkeit schafft. Ein wenig störend, aber auszugleichen, ist das Wechseln des Grundthemas in den besonders langen Stücken. Ich werde diesen Soundtrack gerne akzentuiert für bestimmte Szenen einsetzen, denke aber, dass er nicht allgemeintauglich ist.

Wer sich diesen Soundtrack auch zulegen möchte, findet Ihn hier: Illuminati

Artikelbild: © Sony Entertainment

2 Kommentare

  1. Danke für die ausführliche Vorstellung! Freu mich auf mehr aus dem CD-Schrank. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit unbekannteren Filmen aus der Wühlkiste meist sehr gute Erfahrungen machen kann. Vor allem sind die Leute am Spieltisch dann nicht immer abgelenkt davon, die besten Szenen aus dem Blockbuster nach zu erzählen ;-)

    • Gern geschehen! Zur Zeit arbeite ich an einer Rezension eines in meinen Augen/Ohren eher ungewöhnlicheren Soundtracks, namentlich Green Lantern. Ungewöhnlich deswegen, weil er ungewohnte Elemente aus einem Superheldenfilm verarbeitet. Stay tuned for more!

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