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Okay, diese Frage stelle ich mir seit einiger Zeit. Denn so wie ich es in den letzten 2-3 Jahren wahrgenommen habe, sind diese Multiplayer-Online-Games nichts anderes mehr als – CPGs. – Class-Playing-Games.

Denn seit dieses Hobby massentauglich geworden ist, ist der rollenspielerische Aspekt so gut wie nicht mehr vorhanden. Es sei denn man reduziert ihn ausschließlich auf die Rolle des Spielers innerhalb der Gruppe, der Gilde und des Raids. Also den Damage-Dealer, der Healer, den Tank usw. Und natürlich den Fakt, dass man zum Teil eine – Rasse – spielt, die nicht menschlich ist.

Mal ehrlich, was meint ihr, wie viel Prozent der Spieler eines Online- – Rollenspiels – überhaupt noch darüber nachdenken, ob ihr Charakter einen Hintergrund haben soll, oder eben einfach nur eine Ansammlung von Buchstaben verpasst bekommt, um mit ihm virtuelle Erfahrung in Form von Levels zu sammeln? Und natürlich noch ein bisschen Gold. Ich bin sicher es ist eine sehr, sehr geringe Zahl. Dass es tatsächlich sog. – Levelservices – gibt, bei denen man als Spieler einen Anderen dafür bezahlt, dass der eigene Toon möglichst schnell das Maximallevel erreicht in einem Spiel, das Ersterer bezahlt, ist doch schon ein Indiz dafür. Ganz zu schweigen vom E-Bay-Handel mit hochgelevelten Figuren und virtuellem Gold gegen Realgeld. Eine – wirkliche – Figur zu schaffen, die in der jeweiligen Spielwelt existiert, lebt und schafft und auch so etwas wie Persönlichkeit besitzt, das geht über den Horizont der meisten Spieler hinaus. Es wird eher als albern und kindisch verlacht, wenn nicht gar vollkommen fehlinterpretiert und dann von der Person am anderen Monitor als Beleidigung aufgefasst. Worauf sich der durchschnittliche Spieler Heutzutage konzentriert sind Werte, die für die Klasse, die er spielt wichtig sind. Sonst nichts. Oder höchstens vielleicht noch der – Gearscore.

Echtes – Rollenspiel – ist nur noch innerhalb von Gilden möglich, die sich explizit darauf spezialisieren. Wie dadurch eine Welt entstehen soll, in der ein Charakter – leben – kann, ist mir schleierhaft. 90% der Serverbevölkerung auf Dauer zu ignorieren ist keine Lösung. Wenn man Glück hat gibt es 2 Gilden, die dieses Hobby teilen und sich sogar auf eine gemeinsame Einstellung dazu einigen können. Denn wir wissen es ja alle: Meinungen, wie Rollenspiel stattzufinden hat, gibt es so viele wie Spiele. Jeder hat seine Eigene. Man kann sich zusammenraufen, das wars aber schon. Viele sog. – Rollenspiel-Gilden – spielen sogar nicht einmal mehr, wenn sich ihre Charaktere gemeinsam auf dem Server befinden, sondern ausschließlich in ihrem Gildenforum. Denn auf dem Server ist es wichtiger, sich das richtige Equipment zu besorgen. Das heißt vorgeplante Raids, vorausgeplante Quest-Touren und diverse Add-Ons die das Spielen leichter machen.Und dabei im Grunde dem Spieler auch noch das letzte bisschen Eigenständigkeit abnehmen und das Risiko sowie den Glücksfaktor im Spiel praktisch ausschalten. Das Spielen an sich wird zum Zweitjob. Denn wer nicht an X Raids pro Woche teilnimmt, der fliegt aus der Gilde. Oder wer nicht regelmäßig an Tag X online ist, zum Gildenkonvent bei dem Raids geplant werden, nicht um Rollenspiel zu betreiben, der fliegt. Wohlgemerkt, aus der – Rollenspielgilde.

Wenn es in einem Spiel dann auch noch darum geht Gebiete zu erobern und zu halten und wenn dadurch sogar der – anderen – Partei auch noch beneidenswerte Vorteile entstehen, dann wird aus dem Spiel schnell bitterer Ernst. Da wird geschimpft und gemobbt, was das Zeug hält. Da wird beleidigt und gedroht und zum Teil sogar real ausgeführt. Und dann, oh Wunder, wird mit einem Male doch wieder – Rollenspiel – betrieben. Denn man hat ja mit – blöder Wi***er – gar nicht den Spieler am Monitor gemeint, sondern den Charakter. Wieso regt der GM sich denn darüber so auf?

Das ist doch schließlich ein – Rollenspielserver. Der ist nicht so überlaufen, wie die anderen Server und man hat bessere Möglichkeiten an das Zeug zu kommen, das man für seinen Score braucht und die Idioten, die herumrennen und seltsames Zeug brabbeln, die kann man doch ignorieren. Oder sich ein bisschen über sie lustig machen. Was wollen diese Vollnoobs eigentlich von einem? Die sind doch alle bescheuert und haben keine Ahnung vom Spiel. Sollen gefälligst lernen wie man’s macht!

Rollenspiel in MMOs ist eine sterbende Kunst. Man zieht sich freiwillig in selbst kreierte Reservate zurück, damit man in Ruhe in seiner kleinen Blase vor sich hin daddeln kann. Der Rest der Online- Welt ist böse und gemein. Und man selbst gehört zur Elite, denn man spielt ja schließlich eine Rolle. Auch wenn’s nur eine kleine ist, die niemanden außer einem selbst wirklich interessiert.

Wie sind eure Erfahrungen mit Rollenspiel in MMOs?

Annika meint: Die Beobachtungen, die Sebastian gemacht hat, habe ich auch bemerkt – auch schon, als ich damals World of Warcraft noch aktiv gespielt habe. In den Anfängen von WoW gab es relativ viele Rollenspieler in meinem „Dunstkreis“, die dann aber nach und nach entnervt das Handtuch geworfen haben. Der Begriff Rollenspiel wird einfach sehr unterschiedlich von verschiedenen Gruppen definiert – für einige macht die bloße Tatsache, dass man Skillpunkte verteilen kann ein Spiel schon zu einem Rollenspiel, anderen alten „RP-Hasen“ entlockt das nichtmal ein müdes Lächeln. Man muss einfach wissen, worauf man sich bei solchen Spielen einlässt und dann entscheiden, ob man sich damit arrangieren kann, oder eben nicht. Aber nur dann hat man auch Spaß an der Sache.

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19 Kommentare

  1. Grundsätzlich gilt: „Rolle“ ungleich „Charakter“!
    Nebenbei gesagt waren MMORPGs schon immer so: Wo gegrindet wird, da fallen solche Sachen wie „Rollenspiel“ hinten runter.
    Ich hab damals ne Zeit lang Diablo 2 gespielt, ab und an auch im Battlenet, aber RPG hab ich da nie gemacht, weil ein Computerspiel halt ein Computerspiel ist und bleibt.
    WoW und all die ganzen Krücken sind halt Computerspiele, die RPG-Mechanismen benutzen, aber darüber hinaus nichts mit der Ausgangsmaterie zu tun haben, was ich aber nicht schlimm finde, abseits des Suchtfaktors.

    • Ich gehe auf jeden Fall mit Dir konform, dass die Bedeutung hinter dem Wort „Rollenspiel“ im digitalen Sektor eine gänzlich andere ist als im Pen’n paper.

      Digital sprechen wir eher von einer Rollenentwicklung, im besten Fall von einer kleinen Möglichkeit die Story zu verändern (siehe Mass Effect, Dragon Age).

      Beim Pen ’n Paper stellen wir eine Rolle dar. EP sind da zwar auch nett, aber nicht das wichtigste.

  2. Sehr netter Artikel.

    Ich sehe das ähnlich wie mein Vor-Schreiber. Entweder das Rollenspiel findet nur in sehr kleinem Rahmen statt, also Gilde, Bande, Gruppe, Clan usw.. oder man muss im Zweifel mit den Kommentaren und evtl. sogar „Anfeindungen“ der Nicht-Rollenspieler leben wenn man den „Inneren Kreis“ der Mitspieler verlässt und das Rollenspiel in die „Welt“ trägt.

    Ich möchte aber hier auch ein wenig Kritik üben, denn ich habe Euren Blog so verstanden, dass Er auch Personen ansprechen soll die noch keine Erfahrung mit dem Hobby gemacht haben?!

    Wenn dem so ist, solltet Ihr aber auch darauf achten nicht zu Viele „Fachbegriffe und/oder Abkürzungen“ zu verwenden, bzw. evtl. diese dann zu erläutern. Denn jemand der das Hobby nicht kennt wird sich bei der einen oder anderen Bezeichnung wohl schon fragen was Es denn heißen soll.
    Für jemanden der das Hobby kennt stellt das natürlich kein Problem dar, für jeden der es nicht kennt sind unerklärte Abkürzungen wie z.B. GM, Tank, Toon, usw. aber Böhmische Dörfer.

    Wollte keinem auf die Füße treten, sondern nur mal daran Erinnern das es evtl. Leute verschrecken könnte, wenn Sie nur die Hälfte des Textes verstehen. ;-)

    Liebe Grüße
    Euer NIEDUKNIEDER

    • Hm, okay Timo.
      Allerdings sind grade die „Fachbegriffe“ in diesem Text eben deshalb gewählt, weil sie verdeutlichen wie wenig diese sogenannten „Rollenspiele“ eben mit der Grundmaterie zu tun haben.

      Ich finde es halt grundsätzlich nur sehr schade, das dort sozusagen mit etwas geworben wird, das nicht wirklich da ist. Eben „Rollenspiel“.

  3. Mein erstes Online Game war damals Ultima Online, was ich zwar mittlerweile nicht mehr spiele, aber was doch immer noch eine Faszination auf mich ausübt und ich gerne in Erinnerungen schwelge…

    Angefangen habe ich auf dem Server Drachenfels, das war glaube ich 1998, damals brauchte man noch ein Modem um Online gehen zu können und es gab noch keine Flatraten…war also noch recht teuer.

    Es gibt allerdings auch heute noch recht viele freeshards von Rollenspielern für Rollenspieler welche die UO engine benutzen und auf denen man ausschließlich nur Rollenspieler trifft.

    Um auch mal ein „pro“ für Online-Games loszuwerden:

    Mir hat immer sehr gut gefallen unabhängig zu sein vom Zeitplan meines SL und anderen Mitspielern, ich habe immer die Möglichkeit genossen rund um die Uhr einloggen und los spielenn zu können, was ja beim Pen&Paper nicht möglich ist.

  4. >>Ich finde es halt grund­sätz­lich nur sehr schade, das >>dort sozu­sa­gen mit etwas gewor­ben wird, das nicht >>wirk­lich da ist. Eben „Rollenspiel“.

    Oh, der Kern von Rollenspielen ist durchaus da, nämlich die wertetechnische Entwicklung eines Charakters von seinen bescheidenen Anfängen bis hin zum Superheldenstatus. Was (meistens) fehlt ist das Charakterspiel, aber da das Genre nicht als MMOCPG bezeichnet wird, kann man ihm da kaum einen Etikettenschwindel vorwerfen.

    Das Problem sehe ich vor allem darin, dass Charakterspieler in den meisten MMORPGS keinen Schutz genießen (wozu WoW wieder als schlagendes Beispiel dienen mag). Also geben sie es auf oder verstecken sich in ihrem Clan.
    Bei LOTRO wiederum hatte ich den Eindruck, dass dort das Charakterspiel viel aktiver betrieben wurde, was ich auch darauf zurückführte, dass die Moderation durch die GMs recht charakterspielfreundlich war.

    • Hm, da liegt glaube ich ein kleines Missverständniss vor.
      Meiner Meinung nach ist „Punktesammeln“ eben nicht der „Kern des Rollenspiels“.
      Meine Definition von „Rollenspiel“ deckt sich da eher mit dem was Du als „Charakterspiel“ bezeichnest. Sogesehen liegt dort sehr wohl ein gewisser „Ettikettenschwindel“ vor.

      Denn man bedenkt bitte, das das Spiel das Gary Gygax und seine Freunde 1974 erfanden sich eben nicht nur ausschließlich um die Punkte drehte.
      Okay Dungeaons & Dragons ist sehr Punktelastig, aber ich kann mir nicht vorstellen, das es an diesen Abenden ausschließlich nur um die Punkte ging. Und man muss bedenken, das diese Form von Unterhaltung sich ja nunmal auch aus den Tisch-Rollenspielen entwickelte. Und diese heißen ja nunmal „Rollenspiele“ da man dort eine „Rolle“ spielt. Sonst hätte man sie eben auch gleich „Charakterspiele“ nennen können ;)
      Man kann dieses Argument also wunderbar umdrehen.
      Es ist eben grundsätzlich eine Definitiosfrage, was man unter „Rollenspiel“ versteht.
      Und dieser Begriff ist eben leider im Hinblick auf Online und Offline-Rollenspiele sehr zum ausschließlichen Punktesammeln verkommen. Leider. :(

    • Also, auch ohne zu Googlen weiß ich das die Inspiration für die Games bei Gary Gygax und Konsorten aus den alten Wargames entstand.
      Aber, warum sollten sie ausschließlich auf Regeln pochen?
      Meinst Du wirklich das die keinerlei Interesse daran hatten auch mal nen Charakter „darzustellen“?
      Und ich selbst hatte das Glück über 6 Jahre in einem MMO aktiv zu sein, in dem auch aktiv „Rollenspiel“ nach meiner Definition stattfand. Es war eine tolle Zeit, bis wir sozusagen von Punktejägern „überrant“ wurden.
      Naja, schade drumm, Fantasie ist eben nicht jedermanns Sache. Dann geht’s halt nur um schnöde Punkte. Wo’s doch so viel mehr sein könnte.
      Was ihr hier schreibt macht Leuten wir mir zumindest wenig Mut, es irgendwo mal wieder auszuprobieren.
      Denn Punktesammeln macht mir ganz einfach keinerlei Spaß. Diese Art von „Belohnungssystem“ gibt mir persönlich nichts.
      Warum sollte ich es also noch einmal probieren?
      MMOs sind für mich so gut wie gestorben.

  5. @Sebastian: Um meinerseits kein Missverständnis zu verursachen: Für mich persönlich liegt der Kern von Rollenspielen auch ganz woanders. Aber wenn man (und im Rahmen meines eigenen Blogs tue ich das ja in gewissem Maße über die Besprechungen der alten Dragon Magazines) sich mit der Historie des Spiels von seinen Anfängen her beschäftigt, stellt man eben fest, dass Charakterspiel und Storytelling erst nach und nach Einzug ins Spiel gehalten haben und nicht schon von Anfang an im Fokus des Spiels standen (tun sie ja heute noch nicht überall). Da kloppte man sich lustig durch gefährliche Dungeons, die Welt drumherum spielte zunächst mal nicht die allergrößte Rolle.

    Man müsste also bereits den Erschaffern des Pen & Paper-Rollenspiels Etikettenschwindel vorwerfen, wenn man Rollenspiel als Charakterspiel definiert. Persönlich halte ich an der Stelle aber die Trennung der Begriffe für sinnvoller, weil sie nicht so ausschließend ist. und eine Rolle zu spielen ist eben etwas anderes, als einen Charakter zu spielen. Ersteres ist schon erfüllt, wenn ich einen Tank, einen Heiler oder den Damage Dealer spiele, das Charakterspiel kommt hinzu, wenn ich diese Rolle noch mit Details ausschmücke und damit meinem Charakter eine zusätzliche Dimension verleihe.

    Desungeachtet entspricht das reine „Punktesammeln“ allerdings auch nicht meinem Geschmack. Persönlich bin ich allerdings der Meinung, dass die Misere bei MMORPGs teilweise auch selbstverschuldet ist. Ich hab die Entwicklung bei WoW ja von Anfang mitgemacht (Silberne Hand, Mithrilorden, Die Aldor) und wenn ich ehrlich bin, waren das größte Problem nie die OOCler sondern die Intoleranz, Arroganz und Aggressivität vieler Rollenspieler, die damit dummerweise nie das Ziel erreichten, die OOCler zu vertreiben, es aber durchaus schafften, interessierte Neulinge, Teilzeit- oder Ganzzeitrollenspieler zu vergraulen.

  6. Wie viele Vorredner es schon sagten, liegt die Frage, ob MMO“RPG“s wirklich Rollenspiele heissen dürften in der Definition was ein Rollenspiel eigentlich ausmacht.

    Für die Tischrollenspieler, ebenso wie für die LARPer ist es eben das Entwickeln und Ausspielen einer Hintergrundgeschichte.

    In der digitalen Welt gab es so etwas noch nie in der Form. Selbst die Spiele, die als die früheren „Bomber“ im rollenspielbereich galten hatten das nicht. Die „guten Alten“ DSA Spiele wie „Schatten über Riva“ oder „Sternenschweif“ boten lediglich die Möglichkeit in einer eigentlich starren Welt mit Charakteren einzusteigen. Eine wirkliche Charakterentwicklung in der Tiefe einer Tischrunde gab es dort nicht.

    Auch bei heutigen, digitalen, Rollenspielen wie Mass Effect oder The Witcher, Dragon Age, The Elder Scrolls oder oder oder bieten dies nicht. Dort hat man bedingte Einflussmöglichkeiten mittels seines Charakters die Story zu lenken. Dennoch bleibt das Gerüst starr.

    Woran liegt das? Rollenspiel auf dem PC, oder den Konsolen, wird bereits anders definiert als sich das unsereins als klassischer Tischrollenspieler vorstellt.

    Rollenspiel bedeutet hier, weshalb auch das starre Final Fantasy dazu gehört, dass man in einer Story spielt, die bedingt durch Spielerentscheidungen mitbeeinflußt werden kann (aber nicht muss), welche primär auf Story setzt und mittels Punkten (oder diversen exotischen Alternativen) einen Ausbau der gespielten Charaktere ermöglicht.

    Oder kurz gefasst: Ich spiele sich im Laufe des Spiels durch Wahl des Spielers entwickelbare Charaktere.

    Mit dieser Definition im Hinterkopf ist jedes MMORPG berechtigt die Betitelung „Rollenspiel“ zu tragen.

    Das man nun durch „World of Warcraft“ nun mit seinem Ork Schamanen nicht dasselbe klassische Tischrollenspiel-Feeling entwickeln wird, wie in einer „World of Warcraft“-Tischrunde ist schon alleine aufgrund der Tatsache natürlich, dass NPCs nicht dynamisch agieren und das Fähigkeiten primär auf Spielmechanik ausgelegt sind.

    Wirkliches Rollenspiel ist nur in einem abgetrennten Raum möglich. Einer Niesche. Diese kann eine Gilde, oder eine Übereinkunft von rollenspielinteressierten Spielern sein. Von einem massentauglichen MMO eine adäquate Stimmungsalternative zu einer Tischrunde zu erwarten halte ich für naiv. Das wird es nie geben.

    „Per­sön­lich bin ich aller­dings der Mei­nung, dass die Misere bei MMOR­PGs teil­weise auch selbst­ver­schul­det ist. Ich hab die Ent­wick­lung bei WoW ja von Anfang mit­ge­macht (Sil­berne Hand, Mithril­or­den, Die Aldor) und wenn ich ehr­lich bin, waren das größte Pro­blem nie die OOCler son­dern die Into­le­ranz, Arro­ganz und Aggres­si­vi­tät vie­ler Rol­len­spie­ler, die damit dum­mer­weise nie das Ziel erreich­ten, die OOCler zu ver­trei­ben, es aber durch­aus schaff­ten, inter­es­sierte Neu­linge, Teil­zeit– oder Ganz­zeitrol­len­spie­ler zu vergraulen.“

    Dem stimme ich zusätzlich zu. Gerade in WoW haben sich die Rollenspieler, aus Angst vor OOC, in eine Art „OOC-Paranoia“ geflüchtet, die es potentiell Rollenspielinteressierten gar unmöglich machte wirklich einzusteigen. Sei es durch die Tatsache, dass man sich in X RP-Foren anmelden musste, oder dass bestimmte RP-Addons, wie „RSP-FLAG“ bei Spielern aktiv sein „mussten“ um überhaupt als potentieller Rollenspieler wahrgenommen zu werden. Ansonsten konnte man andere Rollenspieler selbst direkt anspielen, wurde aber ignoriert.

    Zumindest die Rollenspieler auf dem Server „Zirkel des Cenarius“ haben ihren oft herbeigeredeten Untergang schlussendlich selbst eingeläutet und durchgeführt. Achja: Herzlichen Glückwunsch dazu ;)

    • In TESO ist es viel einfacher. Dort gibt es für die maximal 500 Rollenspieler der Fraktion und des Mega-Server eine eigene Gilde und wenn man dort drinnen ist muss man nur sagen, dass man Lust auf eine bestimmte Art von RP hat und man hat eines. Ich vermute das liegt daran, dass es halt keine dezidierte RP Bereiche gibt, wo man als Arsch die beleidigen kann sondern jeder grundsätzlich außer er macht es aktiv OOC ist und deshalb jeder mit ein bisschen Höflichkeit und Respekt ein und Aussteigen kann wie es ihm passt. So ähnlich habe ich es auch auf dem WoW Classic Server Nefarian erlebt, nur mit dem Unterschied, da dort zum einen eine so kleine Community ist, dass dort automatisch höflicher Umgang ist und so wenige RPler, dass über Forum organisieren faktisch ein muss ist.

  7. Hallo zusammen

    Ich bin erst heute auf diesen Artikel aufmerksam geworden, daher entschuldigt den durchaus verspäteten, längeren Kommentar dazu.

    Generell stimme ich dem allgemeinen Tenor zu, das die MMORPGs in den allermeisten Fällen den Zusatz RP nicht verdienen, jedenfalls aus der Sicht derjenigen, die in ihrem Leben mal ein Pen &Paper RPG oder LARP betrieben haben, in dem Charakterplay wichtiger war, als sich dumm mit der Pomfe umzuhauen :-)

    Die Aussage, dass es kein RP in MMORPGs gibt, oder sich dies nur innerhalb einer Gilde oder eines Clans abspielt, kann ich so definitiv nicht unterschreiben. Ich bin seit 1995 Pen&Paper Spieler und seit der Jahrtausendwende sehr engagiert für unser Hobby, zeitgleich spiele ich aber auch seit 2002 MMORPGs.

    Es steht außer Frage, dass die besten RP-Erlebnisse am Tisch geschehen und eine Online-Session nie eine solches Erlebnis sein kann, wie es das in gemeinsamer Runde ist. Dennoch erlebe ich seit Jahren schon (tendenziell sogar steigend!), dass es mehr und mehr Spieler gibt, die sich auch in MMORPGs verstärkt oder ausschließlich auf das Rollenspiel konzentrieren. Spieler, denen das Charakterplay und dessen Entwicklung wichtiger sind, als Ausrüstung oder Werte.

    Die Problematik ist hierbei nicht, dass es keine Rollenspieler in einem MMO gibt, sondern das diese in einigen Fällen unorganisiert und verstreut auf vielen Server herumlungern und dort, angesichts des Nichtvorhandensein von Anspielstellen, resignieren.
    Die Lösung erfordert aber auch hier ein gewisses Maß an Eigeninitiative. Im echten Leben findet man auch keine Pen & Paper Runde auf der Straße, sondern sucht im Internet oder hängt einen Flyer im örtlichen Rollenspielladen oder in der Mensa aus. Warum sollte dies in einem MMORPG anders sein?
    Auch hier müssen sich die Spieler organisieren, denn sonst gehen die Rollenspieler in der erdrückenden Masse der Non-RPler einfach unter und niemand findet zum RP.

    Das Stichwort sind zentral organisierte RP-Communities für die jeweiligen MMOs.
    Die gibt es durchaus und wenn man sich da ein wenig mit beschäftigt, kann man auch tolle RP-Erlebnise und Anspielstationen ingame finden.

    Grüße,
    Angram

    p.s.: bzgl. des obigen Kommentars zu Gygax und Chainmail: diesen Kurzartikel habe ich Mitte der 90er Jahre als Jugendlicher geschrieben, der kurz aber direkt die Entwicklung bis in die 90er hinein beschreibt: http://www.wuerfelmeister.de/www/docs.php?id=10

  8. Die Unterscheidung ist am ehesten tatsächlich zwischen Charakterspiel und Rollenspiel. Die meisten MMORPGs sind zu statisch in der Umwelt, um echte Entwicklung darzustellen. Ich habe selbst auch viel Darstellung in MMORPGs geführt, muss aber sagen, dass das, was ich erlebt habe, meist Auenland 90/210 oder Orgrimmar 90/210 war.

    Wirkliche Tiefe wurde selten erreicht.

  9. Als das Thema hier verfasst wurde habe ich selber noch MMORPGs aktiv gespielt. Aber ohne mich um „echtes“ Rollenspiel zu bemühen; das hatte ich schon zu Beginn von WoW begraben. Wenn ich immer nur mit den selben fünf Leuten Rollenspiel im MMORPG mache, dann kann ich mich mit denen auch gleich an einen Tisch setzen. Um die Frage also zu beantworten: MMORPGs sind keine echten Rollenspiele – man kann sie als Plattform nutzen die meisten Spieler sind aber in der Regel nicht dazu in der Lage. Am Pen&Paper Tisch habe ich mehr davon, deshalb habe ich MMORPGs auch komplett den Rücken gekehrt und nach 10 Jahren Abstinenz wieder mit P&P Rollenspiel angefangen.

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