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Ich sitze also zu Hause und sortiere meine ganzen Charakterbögen und muss dann feststellen: ich spiele nur gute Charaktere. Also nette Typen – .und fang an mich zu fragen: wann habe ich mal wirklich einen fiesen Bösewicht gespielt? Das einzige Mal – fällt mir ein – war beim Vampire Live, der gute alte Dr. Tobias Kosmos. Der hat dem ein oder anderen Spieler schon wirklich bösartige Aktionen untergejubelt. Aber sonst? Ich blättere…Paladin…Mönch…Jedi…Moha…Zwerg…Space Marine…Rigger…allesamt eigentlich echt nette Typen. Das musste sich nun mal ändern. Ich schaue auf den Thread im Forum des Rollenspielvereins Biberach. Floki lädt ein zu einer Runde – We be Goblins! – was er mit – Wir sein Goblins! – übersetzt.

Hierbei handelt es sich um ein Abenteuer aus dem Pathfinder Universum. Man kann das PDF kostenlos bei paizo.com herunterladen oder aber die Print Version für 5 Dollar erwerben. Es ist kompatibel mit der Pathfinder Version 3.5, für 4 Level 1 Goblins gedacht und spielt außerhalb des Ortes Sandpoint, kann aber an jedem anderen Ort in einer Fantasywelt gebastelt werden. Es soll einen Vorgeschmack auf das kommende Pathfinder Spielerhandbuch – Goblins von Golarion – geben.   Geschrieben wurde es von Richard Pett.

Schon bei der Charakterbeschreibung, denn hier erhält man die vorgefertigten Charaktere, muss ich lachen. Hier gibt es wirklich eine nette Auswahl bei denen vor allem die Beschreibungen wirklich super sind.  Ria Großgraus, die Kämpferin, die Hunde hasst, Chuffy Wundleck der pyromanische Schurke, Pug von Zarongel, der sich selbst überschätzende Kleriker Zarongels und Mogmurch, der verrückte Alchimist. Ich trage mich also ein, und Ende Juli ist es dann soweit. Ich stürze mich mit Juliane, Petra und Daniel in diesen ungewöhnlichen Abend mit Floki. Die Charaktere werden verteilt, Juliane bekommt Pug von Zarongel, Daniel Mogmurch, Petra wird Rita und ich werde zu Chuffy Wundleck dem Schurken. Allein der Teil, wer welchen Charakter bekommt, hat uns einen Riesenspaß gemacht.

Zu Anfang mussten wir erstmal das Lied unseres Stamm üben. Der Schleckkröts. Und auch wenn Juliane sich erst zierte, so sang jeder seine Strophe, und da wir ja Goblins waren tat es keinen Abbruch das man im wahren Leben gar nicht singen können musste.

 Wir sein Schleckkröts! Wir mach Beute!
Ziehn den Langbein ab die Häute!
Braten sie von Fuß bis Kopf,
Mach sie kreisch, dann in den Topf!

 Die Mamies wern zu Schinken,
dazu Babyblut zu trinken,
den Rest zu Brei zerstampf.
Wir sein Schleckkröts – du sein Mampf!

Sehr witzig sind auch die einzelnen Lieder der Charaktere. Aber die möchte ich euch nun nicht auch noch erläutern, hier gilt dann doch das Entdecken :)

Das Abenteuer beginnt im Dorfe der Schleckkröts. Wir sind sowas wie die großen Goblinhelden. Und im Ort ist was los. Ein gewisser Kritzelfresse konnte schreiben, hat es auch getan und man munkelte, er begann  die Geschichte des Dorfes nieder zu schreiben. Dafür wurde er aus dem Dorf vertrieben, natürlich nicht bevor man ihm seine Zeichen mit dem glühenden Eisen ins Gesicht brannte. Aufschreiben, das weiß jeder Goblin, bringt Unglück, denn die Worte werden aus dem Geist der anderen Goblins gestohlen und sind weg.   Nachdem Kritzelfresse aus dem Ort gejagt wurde, plünderte man seine Hütte und steckte diese in Brand. Was der Häuptling dabei allerdings gefunden hat war Feuerwerk und eine Karte. Mit dem Feuerwerk wurde natürlich sofort seine Hütte beschossen, aber Häuptling Donnerrülps möchte, dass man zum X auf der Karte geht und ganz viel Feuerwerk beschafft, damit man zum mächtigsten Goblinstamm im Salzmorast des Surzmoores aufsteigt! Bevor dies allerdings geschehen kann gilt es noch im Dorf 4 Prüfungen zu bestehen. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber auch dies war schon eine Riesengaudi, und eine Menge Spaß für uns als Spieler.

Nach den Prüfungen zogen wir also los, sangen die Lieder unserer Charaktere und unseres Stamms und uns erwarteten einige sehr nette, klassische Situationen die man eben so hat in einem Fantasy Rollenspiel. Das witzige daran war: wir waren eben die Goblins. Wir versuchten anders zu denken und anders zu reden. Daniel schrie eigentlich permanent – Bombeeee – dazwischen, und er warf diese natürlich auch noch auf alles Mögliche. Mein Charakter Chuffy schrie immer das letzte Wort in den Raum mit dem ein anderer seinen Satz beendete, und wir stritten uns um Banalitäten oder auch erbeutete Schätze, belogen uns wo es nur ging und prügelten uns um magische Artefakte.

Für mich zum Erlebnis gemacht hat diesen Abend nicht nur das wirklich gelungene Abenteuer sondern auch die tolle Vorbereitung, das ins-Deutsch-übersetzen und leiten von Floki. Und ohne die Gruppe wäre es auch lange nicht so gut geworden. Ein Riesenspaß, den ich jedem nur empfehlen kann. Dieses kurze One-Shot-Szenario spielten wir mit viel Geplapper und Geplauder drumherum in ca. 5 Stunden. Also ideal für einen Abend, wo man vor allem die Zeit zum Charaktere bauen nicht aufbringen möchte.

Meine Wertung:

Daumen5maennlich

Artikelbild: © Paizo Publishing LLC

21 Kommentare

  1. Ich habs auch zu Hause liegen vom Free RPG Day und hab geplant es mal zu leiten. Klang so schon sehr interessant. Dazu noch Eure Übersetzung, die sich prima anhört. Sollte für jede Gruppe einen spaßigen Abend ergeben. Gibt es eine Chance an die Übersetzungen Eures SL zu kommen?

    • Hallo TheClone,

      ich frage mal unseren Spielleiter. Er wird sicher nix dagegen haben. Er hat eben alle wichtigen Wörter ins deutsche übersetzt, und es ist sehr lustig geworden.

  2. An der Übersetzung wäre ich auch interessiert. Mir fehlt einfach die Zeit dafür die Texte selbst ins Deutsche zu übertragen.
    Was das Abenteuer angeht gewinnt es nochmal gehörig an Tiefe wenn man sich „Goblins of Golarion“ von Paizo dazu leistet und das Ganze etwas ausweitet.
    Außerdem stellt es einen recht ungewöhnlichen Einstieg in eine große Kampagne dar und ist somit nicht nur als One Shot sondern auch tatsächlich als Startschuss für eine längere Kampagne benutzbar.

  3. Eidolon,

    ich werde das prüfen. Ja ich schrieb ja, es gibt den Zusatzband, und das ist eben der Einstieg. Die Gruppe ist auch sehr gespannt, und hofft das Floki das ganze ausweitet. Eine Steilvorlage haben wir ihm ja gegeben ;-)

  4. Sehr coole Geschichte,

    allerdings wirkt es So als wenn die Idee/Runde doch eher humoristisch als „richtig böse“ angelegt sei?!

    Was das spielen von „bösen“ Charakteren/Geschichten angeht, so habe ich mir als SL angewöhnt wenn ich eine neue Runde Starte den Spielern freie Hand zu lassen ob und in wie weit Sie evtl. auch böse Charaktere spielen möchten.
    Wichtig für mich ist dabei allerdings das die Gruppe dann noch immer ein „geschlossenes“ Auftreten hat. Einen oder mehrere richtig böse Charaktere in einer eigentlich „guten“ Runde ist nicht so mein Fall, denn die Runde soll ja noch immer miteinander Spielen und nicht gegeneinander.

    Allerdings kann man Veränderungen bei den Charakteren im Spiel natürlich nicht ausschließen. So hat sich doch meine manchmal etwas unbedarfte Earthdawn Gruppe bei der Erforschung einer Verfallenen Ruinenstadt dazu hinreißen lassen, einen „sehr seltsamen Tempel“ zu erforschen der einer der Passionen(Götter) von Earthdawn(ED) geweiht war.
    Da die Passionen in ED auch mal dazu neigen sich zu materialisieren, ist dieses auch in dem Tempel Geschen um sich persönlich bei den Charakteren zu bedanken das Sie Ihr einen Besuch in Ihrem Tempel abgestattet haben.
    Beeindruckt von dieser Erscheinung haben dann auch fast Alle Charaktere dankend den Segen der Passion „Vestrial“ angenommen. Also den Segen einer Passion von der man sagt das Sie über die Zeit dem „Wahnsinn“ anheim gefallen ist.
    Mindestens einer der Charaktere scheint auch inzwischen auf dem besten Wege zu sein ein „Questor(Priester)“ dieser Passion zu werden und der Rest der Runde wehrt sich jetzt nicht gerade mit Händen und Füßen dagegen, also lasse ich als SL die Geschichte erstmal so weiter laufen. Ich als SL habe einen riesigen Spaß daran zu zuschauen wie sich die Charaktere langsam aber sicher verändern.

    Also so viel von mir zu dem Thema
    Grüße Euer
    NIEDUKNIEDER

  5. Danke für den schönen Spielbericht, Andy.

    Die Übersetzungen waren ein sehr spaßiger Teil der Vorbereitung. Ich möchte sie allerdings nicht jedermann öffentlich zugänglich machen, da ich nicht weiß, wie es da mit Copyright steht. Wer möchte, kann aber über Andy bei mir anfragen.

    Böse oder humoristisch: Das Abenteuer ist vom Schreibstil und Inhalt definitiv als lustiges Bier&Bretzel-Abenteuer gedacht, in dem man mal den fiesen kleinen Goblin in sich herauslassen kann.

    CU
    FLo

  6. LOL, ist das geil!

    Wir zocken auch Pathfinder. Das Modul muss ich mir mal näher ansehen. Auch genial für einen one shot an Halloween. Bisher wollte ich da eigentlich mal ne Runde Cthulhu einlegen, aber das ist auch nice!

    @NIEDUKNIE­DER: Stimmt die Gobos müssen nicht böse sein. Einfach mal nice aus der Perspektive der quirrligen Grünlinge zu spielen. Ich habe einmal eine Runde von Dunkelelfen gemeistert. Leider hat jeder das als Aufforderung verstanden möglichst böse zu spielen, weil keiner der typische Drizzt-Klon sein wollte…^^ Nur leider kam die Story durch die absolute Anarchie innerhalb der Gruppe immer wieder ins straucheln…

  7. Die Übersetzung des Goblinlieds hat mich voll überzeugt. Falls noch die Möglichkeit besteht, die Aufzeichnungen von Flocki zu diesem Abenteuer zu bekommen, würde ich mich wahnsinnig freuen :-)

    Alles Gute
    David

  8. Sehr schöner Artikel und tolle Übersetzung des Liedes, wäre es möglich die Übersetzung noch zu bekommen? Bitte, bitte, wir wollen das Mitte Dezember spielen.

    LG Kiviren

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