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Der Alte Hase…

…spielt seit Ewigkeiten, war schon auf unzähligen Conventions und fährt eigentlich nur noch hin, um alte Freunde zu treffen, in der einem oder anderen Spielrunde etwas neues auszuprobieren oder vielleicht auch die eine oder andere Spielrunde zu leiten. Er ist gelassen und geht die Sache gemütlicher an — er lässt sich lieber über das Con treiben, anstatt sich zu Hettzen. Der Con ist für ihn „Urlaub bei Freunden“.

Freitagabend, 17:00: Hmm, in einer Stunde gehtâ s los. Ich sollte langsam mal packen, schließlich habe ich noch 40 Minuten Fahrt vor mir.
Freitagabend, 18:37: Anruf vom Bekannten, der mal mit auf eine Convention wollte. Er ist schon da. Nungut. Ich fahre ja auch gleich los.
Freitagabend, 19:40: So, das Auto ist beladen. Nur noch fix duschen, und dann gehtâ s los.
Freitagabend, 20:20: Beim Duschen ist mir eingefallen, was ich noch vergessen habe. Also fahre ich den Computer nochmal hoch und drucke mir noch eben 20 verschiedene Charakterbögen und ein PDF-Grundregelwerk aus.
Freitagabend, 20:40: Ein Papierstau hat dafür gesorgt, daß die Vorderseiten auf den falschen Rückseiten gelandet sind. Ich drucke den Kram also nochmal, diesmal in Teilstücken
Freitagabend, 20:50: Ich sollte langsam fahren. Nur noch schnell Mails checken.
Freitagabend, 21:20: Ich fahre los. Convention, ich komme.
Freitagabend, 21:40: Kleiner Zwischenstop am Supermarkt, Getränke und Knabberkram fürs Con kaufen.
Freitagabend, 22:15: Auf zur Convention!
Freitagabend, 23:08: Ich erreiche das Con-Gelände. Jetzt brauche ich nur noch einen Parkplatz.
Freitagabend, 23:27: Ich hoffe, ich kriege kein Knöllchen. Egal. Jetzt erstmal zur Kasse. Mein ganzes Zeugs lasse ich erstmal im Auto.
Freitagabend, 23:34: Die Kassenwärter freuen sich, mich zu sehen, durch gelegentliche Besucher wird die Nachtschicht weniger langweilig.
Freitagabend, 23:40: Hallo Convention. (Ich wollte schon vor Stunden hier sein!)
Freitagabend, 23:50: Ich statte der Cafeteria einen Besuch ab, um von dort aus meine Mal-Gucken-Wer-Schon-So-Da-Ist”-Runde zu starten.
Freitagnacht, 00:40: Ich bin einmal durchs Haus gelaufen und habe jeden begrüßt, den ich kannte. Ich wundere mich, wo mein Kollege ist.
Freitagnacht, 00:55: Ich überlege, etwas zu spielen oder selbst eine Runde anzubieten. Während ich am Infobrett stehe, sehe ich meinen Kollegen von den Klos kommen.
Er erzählt mir, daß er eine Runde World Of Darkness spielt und zeigt mir den Rundenzettel am Infobrett. Ich lese mit Erschrecken, daß XY leitet – und teile ihm dezent mit, was ich von XY als Spielleiter halte.
Freitagnacht, 01:00: Die ersten Runden gehen wohl gerade zuende, ich treffe zwei Bekannte, die ich bei meiner Begrüßungsrunde wohl übersehen habe. Sie fangen an, ihre gerade gelaufene Shadowrunrunde in allen Einzelheiten nachzuerzählen. Wir beschließen, uns dafür in die Cafeteria zu setzen.
Freitagnacht, 01:35: Das Shadowrun-Szenario hatte einiges an Potential, auch wenn mein Drohnenrigger an einigen Stellen wohl etwas effektiver vorgegangen wäre, so wie damals, als wir –
Freitagnacht, 02:30: Ich sehe meinen Kumpel aus der Vampire-Runde an der Theke und frage ihn, ob die Runde beendet ist. Es stellt sich heraus, daß sie nur Pause machen. Ich frage ihn, ob die Werwölfe schon aufgetaucht sind. Er guckt mich fragend an, weil sie ja Vampire spielen. Ich erkläre ihm, daß XY als Spielleiter grundsätzlich Plots mit Werwölfen baut. Das ist schon fast ein Running-Gag. Er verabschiedet sich wieder nach oben.
Freitagnacht, 02:40: Ich bin hochmotiviert, das extra noch ausgedruckte System zu leiten, gucke auf die Uhr, rechne sieben Stunden Schlaf plus Duschen drauf und hänge für morgen früh um zehn einen Rundenzettel aus.
Freitagnacht, 02:50: Ich fange langsam aber sicher mal an, mir einen Schlafplatz zu suchen. Ich will nicht in die Turnhalle – zu stickig und zu laut. Einen der oberen Räume finde ich leer vor und lade meinen Rucksack da ab. Jetzt nur noch das Schlafzeug aus dem Auto holen.
Freitagnacht, 03:15: Das Schlafzeug lag natürlich ganz unten. Egal, jetzt habe ich’s hier. Als ich wieder in – meinem – Raum ankomme, hat sich hier eine Runde eingefunden – mist. Glück im Unglück: Da spielen zwei andere Bekannte von mir mit, die ich erstmal kurz begrüße.
Freitagnacht, 03:50: Ich habe meinen Schlafplatz bezogen, unterhalte mich aber immer noch hier und da mit meinen Bekannten, wenn der Spielleiter sie gerade nicht braucht.
Freitagnacht, 04:20: Einer der beiden hat Met mit, da sage ich nicht nein.
Freitagnacht, 05:10: Ich wollte schon vor Stunden im Bett sein – schlagartig erinnere ich mich an den Rundenzettel.
Samstagmorgen, 06:20: Die Runde ist fertig und hat sich aufgelöst, meine Bekannten sind losgezogen, um sich Brötchen zu holen. Ich lege mich schlafen und stelle mir den Wecker auf 09:00.
Samstagmorgen, 09:00: Ich stelle den Wecker auf 09:20.
Samstagmorgen, 09:20: Ich erinnere mich an den Rundenzettel und marschiere zum Duschen in die Turnhalle.
Samstagmorgen, 09:50: Frühstück!
Samstagmorgen, 10:10: Ich gehe Zurück zum Spieltisch, in der Tür stehen ratlose Gesichter. – Bist Du der Spielleiter für Zehn? – – – Ja, bin ich! – – – Aha!.
Samstagmorgen, 10:15: Mein Kumpel erscheint am Spieltisch, er hat sich auch für die Runde eingetragen. Da ich vergessen habe, auf den Rundenzettel zu gucken, weiß ich gar nicht, wie viele Spieler ich eigentlich habe. Ich beschließe, anzufangen.
Samstagmorgen, 10:45: Ich habe die Regeln kurz zusammengefasst und lasse meinem Kumnpel von einem der anderen Spieler beim Charakterbauen helfen, während ich mir einen Plot ausdenke, der zu der Andeutung auf dem Rundenzettel passt.
Samstagmorgen, 11:40: Hmm. Mein Kumpel scheint wegzudösen. Haben die die ganze Nacht durchgespielt?
Samstagmittag, 12:20: Einer der anderen Spieler musste ihn anstupsen, damit er nicht so laut schnarcht. Schade eigentlich, dem Mechanikus hätten wir in der Ermittlungsphase gut brauchen können.
Samstagmittag, 14:55: Es geht auf den Endkampf zu. Wir brauchen dringend den Mechanikus und beschließen, meinen Kumpel sanft zu wecken.
Samstagmittag, 16:00: Mein Kumpel will etwas essen, und ich finde die Idee nicht schlecht. Da kann ich ihm auch noch ein wenig davon vorschwärmen, was er verpasst hat.
Irgendwann will er schlafengehen, weil die tatsächlich die Nacht durchgespielt haben. Ich empfehle ihm noch, nicht in die Turnhalle zu gehen, und beschreibe ihm den Raum, wo ich geschlafen habe.
Samstagmittag, 16:30: Ich trage mich für eine Tabletopvorstellung ein, die seit 16:00 läuft, und mache mich sogleich auf den Weg dorthin.
Samstagnachmittag, 16:40: Die Spieler haben noch nicht angefangen, sondern sind noch bei der Regelerklärung. Ich stimme zu, mir die Regeln nebenbei anzuhören, während wir schon spielen, weil der Spielleiter nicht von vorne beginnen möchte.
Samstagabend, 18:02: Ha, mein erster Abschuß. So langsam habe ich den Dreh raus.
Samstagabend, 20:14: Ich habe das Szenario zwar nicht gewonnen, aber trotzdem viel Spaß daran gehabt. Das Tabletop werde ich mir merken, mal gucken, ob ichâ s demnächst nochmal auf einem Con spiele oder so.
Samstagabend, 20:30: Ich pendele zwischen Infobrett, Cafete und Händlerständen auf der Suche nach neuen Aktivitäten. Hier und da treffe ich Leute und unterhalte mich kurz.
Samstagabend, 22:05: Ich studiere gerade mal wieder die Rundenzettel, als sich eine hübsches Mädel für eine D&D-Runde einträgt. Da noch ein Platz frei ist, beschließe ich, mich spontan auch da einzutragen. Ich mag zwar D&D nicht, aber – hmm.
Samstagabend, 22:10: Ich erscheine beim Konzert, daß ich eigentlich ganz sehen wollte. Naja, ein wenig was sehe ich ja noch.
Samstagabend, 22:35: Ich treffe XY auf dem Gang und unterhalte mich mit ihm über Rollenspiel-Filme. Er findet, man solle doch bitte echte Rollenspieler für die Hauptrollen einsetzen, damit die wenigstens wissen, wovon sie reden und was sie da nachspielen sollen. Einen W20 mit einem W30 zu verwechseln, sei einfach nur peinlich. Er versucht, mich für eine WOD-Runde anzuheuern, aber ich bin schon für D&D verabredet.
Samstagabend, 23:00: Meine D&D-Runde startet pünktlich. Die Spielerin hat sich allerdings wieder ausgetragen, ich sehe sie am Nebentisch. Schade, aber jetzt nochmal wechseln wäre sehr auffällig. Ich beschließe, in den sauren Apfel zu beißen und sie von hier aus zu beobachten.
Samstagabend, 23:15: Ich bin Halrik, menschlicher Krieger aus dem Norden. Meine Mitstreiter sind Leomir, Elfischer Walsläufer aus dem Wildforst, Alan, Priester der Heilung aus Serlim, ein Reisender Halbling aus den Ostlanden und Zarlarus, grauer Magier aus An’Katum.
Samstagabend, 23:30: – Unter den Ruinen der zerstörten Burganlage lauert etwas unsagbar Böses. Ihr müsst uns helfen, dieses ein für alle mal zu vertreiben.
Standardplot. Schön. Kann ich solange die Spielerin beobachten.
Samstagnacht, 23:45: Ruinen gefunden.
Samstagnacht, 02:20: Böses gefunden.
Samstagnacht, 03:20: Böses vertrieben.
Samstagnacht, 03:40: Vom Dorf gefeiert worden. Die Runde löst sich auf, ich sage dem Spielleiter, daß das ein hervorragendes Abenteuer war. Dann sehe ich mich um, was am Nebentisch gerade gespielt wird. Ich kenne das System noch nicht, und frage, ob ich noch etwas zugucken kann. Hach ja –
Samstagnacht, 04:20: Die Spielrunde ist fertig und löst sich auf. Das System scheint wirklich schön zu sein, so genau habe ich das nicht beachtet. Der Spielleiter fängt jetzt an, mir davon vorzuschwärmen. Ich versuche, aus dem Gespräch zu kommen, ehe die Spielerin den Raum verlässt – vergeblich.
Samstagnacht, 04:40: Ich habe dem Spielleiter versprochen, mir das System irgendwann mal genauer anzusehen. Er ist irgendwann in die Turnhalle gegangen. Ich finde, es ist noch zu früh zum Schlafen, darum beginne ich, durch die Räume zu wandern. Zum einen halte ich Ausschau nach einer interessanten Runde, bei der man sich dazusetzen könnte – zum anderen hoffe ich, die Spielerin wiederzufinden.
Samstagnacht, 05:10: Ich höre XY mitten in einem (zumindest für ihn) interessanten Werwolf-Kampf und mache einen Bogen um die entsprechende Tür.
Samstagnacht, 05:30: Ich marschiere in – meinen – Schlafraum. Hier löst sich gerade ein Runde auf, danach wird der Raum bis auf meinen schnarchenden Kumpel leer. Ich lege mich auf die andere Seite des Raumes und döse ein.
Sonntagmorgen, 08:00: Der Imperiale Marsch weckt mich. Sofort setze ich mich auf und salutiere korrekt, was der Inhaber des Handys aber wohl nicht versteht.
Sonntagmorgen, 09:00: Nach dem Duschen beschließe ich, eine Einsteigerrunde für das System, was ich mitgebracht habe, zu leiten. Ich hänge den Rundenzettel für 12:00 aus und gehe frühstücken.
Sonntagmorgen, 09:30: In der Cafeteria sammeln sich immer mehr Leute, die ich kenne. Ich komme mit dem begrüßen gar nicht mehr nach.
Zwischenzeitlich labert mich XY regelmäßig mit seinem Plot von gestern zu.
Sonntagmittag, 12:00: Ich finde mich an meinem Spieltisch ein. Hier wartet schon ein Spieler auf mich, dem ich ein wenig den Hintergrund erkläre, während wir auf die anderen warten.
Sonntagmittag, 15:40: Der Spieler, der schon um 12:00 hier war, hat sich in der Pause doch tatsächlich das große gedruckte Grundregelwerk gekauft. Es scheint ihm also zu gefallen. Und das, obwohl wir die Runde nur mit dem Lite-Regelwerk aus dem Internet spielen. Ich bin ein klein wenig stolz auf mich. Und ich freue mich, daß wir jetzt ein großes Regelwerk am Tisch haben, da kann ich gleich das eine oder andere nachgucken.
Sonntagnachmittag, 16:40: Der Plot ist gelöst, die EP sind vergeben. Ich lasse mich nochmal als Spielleiter loben, dann entlasse ich die Spieler.
Sonntagnachmittag, 16:55: Hier ist nicht mehr viel los. Ich beschließe, noch einmal zum Verabschieden rumzugehen und dann zu fahren. Bei der Runde finde ich meinen Kumpel nicht wieder, vielleicht ist der aber auch gerade im Haus unterwegs und wir haben uns verpasst?
Sonntagnachmittag, 18:40: Ich bin zuhause, und das ganze Zeugs ist wieder aus dem Auto geräumt. Wozu hatte ich das eigentlich alles mitgenommen?

8 Kommentare

  1. Ich erkenne mich nicht wieder, da ich kein Con Spieler bin, aber ich glaube, dass ich Personen 2-4 durchaus erkenne, bzw. erkenne, wen du als Vorbilder herangezogen hast ;)

    Warum hast du eigentlich einen Teil der Systeme unklar gelassen, WoD und D&D aber explizit erwähnt?

  2. Ich erkenne mich in der Tat wieder – lustigerweise in so gut wie allen von denen! :D
    Den alten Hasen fand ich besonders gut, auch wenn der Neuling doch sehr gnädig mit seiner Einschätzung war. ;)

  3. Hmm, lustig … ich bin mir eigentlich keiner genutzten Vorbilder bewusst … aber ich habe halt verwendet, was ich auf dem Con so aufgeschnappt habe ;-)

    @Holger: Naja, ich habe den Artikel Con-Unabhängig geschrieben … nur bei dem Con, das die Grundlage war, sollte das Haussystem klar sein ;-)

    Mir ist gerade aufgefallen, daß der Neuling viel zu viel schläft … Hmpf …

  4. Ach ja … @Stefan: Ich erkenne mich auch in jedem von denen wieder … sind gesammelte Erfahrungen aus über 15 Jahren Con-Spielen … und irgendwie habe ich auch jede der Rollen schonmal ausgefüllt … ;-)

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