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Der Veteran…

…hat sich schon durch unendlich viele Conventions geschlagen. Er ist abgehärtet, gut vorbereitet, mit allem ausgestattet und gewillt, diese 96 Stunden voll auszukosten, egal, welche Opfer er dafür bringen muß. Man könnte sagen, er seie mit allen Wassern gewaschen, allerdings würde dies die Wahrheit unter Umständen stark strapazieren.

Freitagabend, 17:30: Ich komme am Ort der Convention an. Am Eingang stehen schon ein paar Leute, aber noch hat hier nichts offen. Ich bitte die Leute, auf die beiden Trolleys aufzupassen, die ich hinter mir herziehe, und gehe in die Innenstadt, mir noch etwas zu Essen kaufen.
Freitagabend, 17:59: Ich erscheine wieder am Eingang und erlöse die Gruppe von meinen Trolleys. Dabei spreche ich sie auch gleich noch darauf an, ob sie mit mir World Of Darkness spielen möchten. Möchten sie nicht. Schade. Aber ich finde sicher noch Spieler.
Freitagabend, 18:10: Die Kassen sind passiert, nächster Anlaufpunkt: Infobrett. Während die anderen Spielleiter noch am Infostand Zettel ausfüllen, hänge ich meinen mitgebrachten   Spielrundenzettel aus. Erster!
Freitagabend, 18:30: Die Schlange am Infostand hat sich gelegt. Ich lasse mir einen Raum und einen Tisch zuweisen und trage die Informationen auf meinem Rundenzettel nach. Dann stelle ich mich in sichere Entfernung und beobachte den Zettel.
Freitagabend, 18:50: Das Warten hat sich gelohnt. Ein Grüppchen Spieler liest unschlüssig die Rundenzettel und bleibt dabei auch an meinem hängen. Ich schlage zu und spreche die drei an, um ihnen das Konzept meiner Runde zu erklären — erfolgreich: Sie tragen sich in meine Runde ein. Es kann losgehen.
Freitagabend, 19:15: Am Infobrett sehe ich einen Spieler, der offensichtlich noch eine Spielrunde sucht. Ich spreche ihn direkt mal auf meine Runde an.
Freitagabend, 19:20: Der Spieler kennt zwar kein WOD, aber ich überrede ihn, es sich einmal anzuschauen. Damit habe ich meine erste Spielrunde zusammen.
Freitagabend, 19:30: Offizieller Start meiner Runde. Alle Spieler sind pünktlich am Spieltisch, und wir beginnen eine schnelle Charaktererschaffung
Freitagabend, 20:10: Alle vier Charaktere sind fertiggebaut, jetzt können die Preludien (Anmerkung: Individuelle Charaktervorgeschichten in World-Of-Darkness-Runden) beginnen. Einer der Spieler möchte sich etwas zu essen holen – kein Problem, dann mache ich sein Preludium halt als letztes.
Freitagabend, 20:40: Ich habe mir bei den Preludien etwas mehr Zeit gelassen, schließlich zählt da die Qualität. Ich beschließe, die Runde mit einem einfachen Plot zusammenzuführen: Der Prinz möchte, daß sie in ein paar Mordfällen ermitteln. Vielleicht kann ich so ja auch noch ein paar Werwölfe mit ins Spiel einbauen.
Freitagabend, 22:10: Die Spieler haben den ersten Schauplatz untersucht. Das hat etwas gedauert, weil ich mi rmit den detaillierten Beschreibungen etwas Zeit gelassen habe, um die richtige Athmosphäre aufzubauen.
Freitagabend, 00:30: Nachdem die Spieler zwei Zeugen ausführlich kennengelernt und danach kurz befragt haben, bitten die Spieler um eine Pause, um eine Raucherpause. Da einer noch aufs Klo will und ich mir etwas zu Essen holen möchte, beschließen wir, eine halbe Stunde Pause zu machen.
Freitagnacht, 01:20: Meine Spieler sind wieder vollzählig am Spieltisch eingetroffen. Eine Spielerin hat noch mit einem Freund geredet, ich hoffe, er hat ihr nicht zuviel über die World Of Darkness erzählt, sonst ist gleich bei den Werwölfen die Überraschung hin.
Freitagnacht, 02:20: Die Spieler möchten schon wieder eine Kaffeepause. Hatten wir doch gerade erst!
Freitagnacht, 02:40: Weiter gehtâ s!
Freitagnacht, 04:10: Die Spieler wollen wissen, wie weit sie schon sind. Ich sage ihnen, daß wir bald durch sind. Sie wissen zwar noch nicht, wer der Endgegner ist und worum es geht, aber ich will sie bei der Stange halten und motivieren.
Samstagmorgen, 06:00: So langsam kommen die Spieler hinter den Werwolf-Plot, den ich die ganze Zeit kryptisch angedeutet habe.
Samstagmorgen, 08:00: Ein spannender Kampf! Die Werwölfe haben sich richtig heroisch geschlagen und waren würdige Gegner für die Gruppe!
Samstagmorgen, 09:30: Die Gruppe war wieder beim Prinzen. Ich hätte hier gerne noch etwas weitergespielt und den einen oder anderen NSC genauer vorgestellt, aber die Spieler haben nach EP gefragt – schade eigentlich. Ich vergebe 5 EP, schließlich waren die Werwölfe nicht allzu gefährlich, und man hätte auch genug über sie rausfinden können.
Samstagmorgen, 09:50: Frühstück in der Cafeteria. Nebenbei sehe ich mich schon nach neuen Spielern um.
Samstagmorgen, 10:12: Ich erstehe beim anwesenden Händler einen neuen Satz W10.
Samstagmorgen, 10:46: In einer der Grabbelkiste des Händlers finde ich ein WOD-Buch, welches mir noch fehlt. Gut, daß ich die Kisten gründlich durchgeguckt habe.
Samstagmorgen, 11:02: Ich hänge den Rundenzettel für meine nächste Spielrunde aus und verziehe mich wieder in meine Ecke, um auf Spieler zu lauern.
Samstagmorgen, 11:50: Ich habe die Spielrunde mit fünf Spielern besetzt. Einer davon hat auch schon die letzte Runde mitgespielt, also kann ich sie mit den Werwölfen nicht überraschen. Ich beschließe, nahtlos an die letzte Runde anzuknüpfen, mal sehen, wie ich die neuen Spieler da reinbekomme.
Samstagmittag, 13:10: Ich habe die Runde zusammengeführt. Der Prinz hat den, der schon mitgespielt hat, zum Anführer ernannt, weil er den Gegner schon kennt. Jetzt brauche ich nur noch einen Plot. Ich rufe eine Kaffeepause aus.
Samstagmittag, 13:30: Ich habe eine Plotidee, und die Spieler sind auch wieder mit am Tisch. Es kann losgehen.
Samstagabend, 18:20:   Diese Runde ist reibungsloser gelaufen, wahrscheinlich, weil sie schon   wussten, daß es gegen Werwölfe geht. Gut, mit der Steckdosen-Aktion habe ich sie doch noch etwas überrascht, aber das haben sie auch schnell aufgedeckt. Die Spieler wollen los, und ich vergebe 6 EP.
Samstagabend, 18:40: Sie zeigen einen Rollenspiel-Film im Kino, den gehe ich mir angucken.
Samstagabend, 20:30: Der Film war ok. Mit den Hauptdarstellern war nich nicht so einverstanden, aber da bin ich auch kritisch. Ich werde jetzt noch etwas essen, und dann den nächsten Rundenzettel aushängen.
Samstagabend, 22:15: Ich habe meine Jagdtaktik geändert: Damit sich potentielle Spieler nicht in andere Runden eintragen können, streife ich durchs Haus und achte auf sich auflösende Spielrunden. Dort schlage ich zu und spreche die freigewordenen Spieler direkt an.
Samstagabend, 22:35: Ich treffe ein weiteres bekanntes Gesicht und unterhalte mich mit ihm über die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Rollenspiel-Verfilmungen. Leider hat er schon eine Spielrunde und spielt deshalb nicht bei mir mit.
Samstagabend, 23:30: Ich habe sechs Spieler zusammen und lasse mir einen Tisch zuweisen.
Samstagnacht, 23:45: Mein Tisch ist belegt. Wörtlich. Da schläft jemand drauf. Ich ziehe an einen freien Nebentisch um, soll sich doch der nächste mit dem Problem herumschlagen.
Samstagnacht, 00:50: Diesmal sind sie schneller auf die Werwölfe gekommen.
Samstagnacht, 02:10: Ha! Voll in die Falle! Das hat gesessen! Ich feiere innerlich und äußerlich.
Samstagnacht, 05:26: Der Plot ist durch. Ich überzeuge die Spieler aber davon, daß sie um die Zeit eh nichts vernünftiges mehr finden, und daß es sich nicht lohnt, jetzt noch ins Bett zu gehen – mit Erfolg, wir hängen ein weiteres Szenario an.
Sonntagmorgen, 09:20: Das zweite Szenario ist auch durch. Diesmal war es etwas weniger kampflastig und ich habe endlich mal meine ganzen NSC vorstellen können. Wir lösen die Runde auf, und ich gehe frühstücken.
Sonntagmorgen, 09:40: Ich treffe den Spieler, der gestern wegen seiner D&D-Runde leider nicht mitspielen konnte, und erzähle ihm, was er verpasst hat.
Sonntagmorgen, 10:30: Nach dem Frühstück hänge ich meinen nächsten Rundenzettel auf. Diesmal füllt er sich ganz ohne Lauern oder Jagen, mit einer Gruppe WOD-Profis, mit denen ich schon öfter gespielt habe. Schön!
Sonntagmorgen, 11:30: Der Tisch ist reserviert, die Charaktere sind ausgepackt, lasset die Spiele beginnen.
Sonntagabend, 17:50: Ein Mitarbeiter des Conventions weist uns daraufhin, daß das Con in 10 Minuten schließt und man gerne mit Aufräumen anfangen würde. Wir brechen die Runde ab und packen unsere Sachen, um draußen weiterzuspielen.
Sonntagabend, 18:40: Während die Reinigungs- und Aufräumtrupps der Orga schon das Haus in Beschlag nehmen, sitzen wir draußen auf den Bänken und spielen weiter.
Sonntagabend, 19:10: Der Plot ist durch, aber wir diskutieren wir noch ein wenig, welche alternativen Lösungsmöglichkeiten des Szenarios gehabt hätte.
Sonntagabend, 19:30: Auf zum Bahnhof.

Und, erkennt ihr euch wieder in einem unserer Convention-Stereotypen? :)

Artikelbild: Adisa © Fotolia

8 Kommentare

  1. Ich erkenne mich nicht wieder, da ich kein Con Spieler bin, aber ich glaube, dass ich Personen 2-4 durchaus erkenne, bzw. erkenne, wen du als Vorbilder herangezogen hast ;)

    Warum hast du eigentlich einen Teil der Systeme unklar gelassen, WoD und D&D aber explizit erwähnt?

  2. Ich erkenne mich in der Tat wieder – lustigerweise in so gut wie allen von denen! :D
    Den alten Hasen fand ich besonders gut, auch wenn der Neuling doch sehr gnädig mit seiner Einschätzung war. ;)

  3. Hmm, lustig … ich bin mir eigentlich keiner genutzten Vorbilder bewusst … aber ich habe halt verwendet, was ich auf dem Con so aufgeschnappt habe ;-)

    @Holger: Naja, ich habe den Artikel Con-Unabhängig geschrieben … nur bei dem Con, das die Grundlage war, sollte das Haussystem klar sein ;-)

    Mir ist gerade aufgefallen, daß der Neuling viel zu viel schläft … Hmpf …

  4. Ach ja … @Stefan: Ich erkenne mich auch in jedem von denen wieder … sind gesammelte Erfahrungen aus über 15 Jahren Con-Spielen … und irgendwie habe ich auch jede der Rollen schonmal ausgefüllt … ;-)

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