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Jeder, der schon mal LARP gespielt hat, steht Eingangs vor dem selben Problem. Wie soll mein Charakter aussehen und wie bekomme ich das vernünftig hin? Zunächst mal benötigt man eine genaue Vorstellung davon, wie der Charakter aussehen soll. Was meistens von seinem/ihrem Kulturkreis bestimmt ist, bzw. dem System geschuldet ist aus dem er/sie stammt. Hier empfiehlt es sich, ein wenig Regelwerke zu wälzen, bzw. etwas online zu stöbern, um sich vom Artwork inspirieren zu lassen. Auch sollte klar sein, was der Charakter repräsentiert, bzw. wie er/sie auftritt und welchen ersten Eindruck er/sie vermitteln soll.

  • Ist er/sie von Adel, oder ein Herumtreiber?
  • Ist er/sie eher düster, oder der lichten Seite zugetan?
  • Gibt es bestimmte Dinge die wichtig sind, damit der Charakter als das erkannt wird, was er sein soll?

All dies muss beantwortet werden, bevor man dazu übergehen kann, seinen Charakter einzukleiden.

Viele Spieler legen hohen Wert darauf, dass die Kleidung möglichst – unmodern – erscheint und in die jeweilige Welt, Periode, oder eben das Setting des Cons passt. Da es aber davon so derart viele gibt, empfiehlt es sich, es einfach jedem ein bisschen recht zu machen indem man einen Look – zwischen – den Extremen anstrebt. In der englischsprachigen Szene hat sich dafür das Wort – Coolthentik – eingebürger, also – cooler Look – in Verbindung mit – Authentizität. Das Eine darf das Andere nicht ausschließen, sondern muss es unterstützen. Die meisten LARPs sind ja nun mal auf einem fantastischen Hintergrund aufgebaut, da fällt es relativ leicht dies zu erreichen, denn – Fantasy – erlaubt sehr viel, so es nicht vollkommen nach Science-Fiction aussieht. Auf einem Endzeit-LARP ist so ziemlich alles erlaubt.

Einen LARP Charakter auszurüsten ist meist eine recht kostspielige Angelegenheit, zumindest wenn man nicht selbst mit einem Talent fürs Schneidern gesegnet ist oder über jemanden im Freundeskreis verfügt, der so etwas kann. Lederbearbeitung wäre auch nicht schlecht.

Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von Onlineshops, die Gewandungen von der Stange verkaufen und dort kann man mit Sicherheit auch etwas einigermaßen passendes erstehen. Nur sollte dies nicht alles sein. Eine Gewandung von der Stange kann hervorragend als Basis für alles Weitere dienen. Nehmen wir einfach mal eine Standard Baumwoll-, oder Leinen-Tunika vom 0815-Larpwebshop.

Wer nicht in der Lage ist, diese selbst zu besticken oder Aufnäher daran zu befestigen, kann ganz wunderbar auf Beflockung ausweichen. Das ist ein Verfahren, bei dem Stoff mittels einer klebenden Folie, hohem Druck und hoher Hitze auf das Kleidungsstück aufgebracht wird und welches üblicherweise in jedem T-Shirt Shop in der Innenstadt erhältlich ist.

Dort kann man nun hingehen und das Design seiner Wünsche von den Mitarbeitern dort entsprechend bearbeiten lassen, so das es auf das Kleidungsstück aufgebracht werden kann. Den genauen Prozess erkläre ich hier nun nicht, das würde zu weit führen, aber es sei gesagt, das sich die Leutchen dort mit Sicherheit freuen, wenn ihr bereits mit einer fertigen Vektorgrafik dort auftaucht. Beflockung ist in beinahe jeder Farbe möglich und sieht im Endergebnis aus – als ob es aufgenäht – wäre. Es fällt wirklich kaum auf, dass keine Nähte zu sehen sind. Die meisten Betrachter werden annehmen dass der Faden die selbe Farbe hat wie das Muster, bzw. sehr dünn ist. Lediglich weißer Flock ist zu vermeiden, da viele gefärbte Baumwoll-, oder Leinen-Kleidungsstücke dazu tendieren beim Waschen abzufärben. Wie ich bei meiner eigenen, ersten, blauen Tunika feststellen konnte, deren aufgeflockte Applikationen nun hellblau statt weiß sind. Aber das schaut auch nicht schlecht aus. (s. rechts, rechte Person) ;)

Achtung! Flockdruck Kleidung am besten auf Links bügeln und nicht in der Trockner schmeißen, da sich evtl. unter der Hitze der Kleber lösen könnte und sich dort drinn auch gern mal Fusseln am Flock festsetzen.

Preislich sollte eine vernünftige Beflockung so um die 10-15 Euro liegen. Je nach Aufwand und Größe des Musters, das ihr benötigt.

Lederteile, also z.B. Armschienen, Schultzerpanzer, Gürtel und dergleichen, kann man aus sog. – Spaltleder – recht günstig und gut selbst basteln. Diese sehen dann natürlich nicht so massiv aus wie die Ware eines echten Profis, sind aber eine nette und vor allem günstige Alternative, gegenüber 250 Euro für ein Lederwams. Man kann Spaltleder Meterware in allen möglichen Farben bei E-Bay sehr günstig ersteigern. Um sich daraus etwas zu basteln benötigt man im Grunde nur eine kräftige Schere, eine Lochzange und Nieten (gibtâ s alles im Baumarkt). Im Netz finden sich sogar Bauanleitungen für ganze Rüstungen, zum Beispiel auf www.karinskorner.de

Man sollte auf jeden Fall das Maßnehmen nicht vergessen und sehr genau sein, denn nichts ist ärgerlicher, als lang an etwas zu bauen, das dann nicht passt. Die Stücke werden im Grunde nur zusammengenietet, was erstens cool aussieht und zweitens weit günstiger und einfacher ist als nähen, bzw. kleben.

Was ebenfalls ungemein wichtig ist, sind Details! Ein Krieger in voller Lederrüstung schaut sicherlich beeindruckend aus. Wenn aber an dieser Rüstung noch Talismane einer Gottheit hängen, oder Beutel und Taschen für eventuelle Beute, dann – erwacht er zum Leben. – Kleinigkeiten und Krimskrams sind Dinge, die nicht wirklich ins Auge fallen, aber aus einem 08/15 Abziehbild einen individuellen und vor allem glaubwürdigen – Charakter – machen. Sie verleihen der Person, die man spielt erst Tiefe. Der erste Eindruck zählt auch im LARP und so würde ich z.B. jemandem, der diverse kleine Fläschchen und Beutelchen mit sich führt und vielleicht noch ein paar Brandflecken im Hemd hat, den Alchemisten eher abnehmen, als einem Typen in einer Standardrobe ohne sonstiges Zubehör.

Brandflecken sind aber eh ein gutes Stichwort.Scheut euch nicht auch mal ein Kleidungsstück zu zerreißen oder ein Loch hinein zu schneiden oder zu brennen! Man wird euch den erfahrenen, weit herum gekommenen Krieger eher abnehmen, wenn der Mantel etwas verranzt und dreckig ist, das Leder der Armschienen etwas brüchig erscheint und das Hemd verschwitzt und speckig. Gebrauchsspuren lassen eine Gewandung viel glaubwürdiger erscheinen. Natürlich sollten ein Adliger oder ein Hochelf nicht speckig und abgerissen daher kommen, solang es keinen Grund gibt, aber auch dort können ein leicht ausgefranster Saum oder ein paar – Rotweinflecken – der Gewandung das gewisse Etwas verleihen, das sie einfach ehrlicher und authentischer erscheinen lässt.

Eine hervorragende Adresse für allerlei Kleinigkeiten und Krimskrams ist www.lederkram.de. Dort kann man nach Herzenslust stöbern und auch wenn die Seite etwas unübersichtlich aufgebaut ist, findet man immer wieder Inspiration für noch mehr – cooles Zeug, das man seinem Charakter ans Wams schnüren kann.

Viel Spaß beim Basteln :)

Weitere Links

Larp-Bastel-Blog (Bastelanleitungen und Tipps für Larp-Zubehör)
Dein Larp-Shop   (Shop für Larp-Zubehör)
Andracor (Shop für Gewandungen, Rüstungen, Waffen etc.)
Larp-Life (Shop für Kleidung, Waffen und Zubehör)
Erlkönig (Shop für Gewandungen, allerdings keine Bestellung per Internet möglich)
Ritterladen (Shop für Mittelalter- und Larpzubehör)

Artikelbild: depositphotos © gornostaj

3 Kommentare

  1. Hallo,

    ich bin gerade über diesen Blogbeitrag gestolpert und wollte nur eine Kleinigkeit korrigieren: die verlinkte Lederrüstung ist aus Volleder, nicht aus Spaltleder, auch wenn der Textzusammenhang das nahe legen würde. Das Leder hat dabei eine bessere Qualität wie die Pressware einiger verlinkter Händler, aber sicherlich eine schlechtere Optik als das Ergebnis ausgebildeter Sattler mangels professioneller Verarbeitungstechniken.

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