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Ich habe Rollenspiel schon auf viele erdenkliche Weisen betrieben. Natürlich fängt es an mit einer Tischrunde, ganz normal, Menschen sitzen auf Stühlen, schauen sich an, betreiben Rollenspiel und fressen dabei viel Pizza und Chips, damit sie für Frauen unattraktiv werden. Dann kam das Live Rollenspiel, man zwängt sich in enge Kleider, die vor den vielen Tischrunden noch gepasst haben, verkleidet sich gemäß seiner Rolle und haut mit Latexwaffen feste auf sich herum, behauptet als beleibter Mensch, dass man eigentlich ein Elf ist und zudem ein mächtiger Zauberer.

Später, ich war durch das LARP-Rumgerenne wieder schlank und entdeckte die Frauenwelt, stand ich nackt, die Peitsche schwingend, am Fußende des Bettes….OK. Das gehört jetzt nicht in diese Art von Rollenspielblog. Ich entdeckte Computer für mich und auch dort chattete ich, dass ich die Peitsche schwingend….nein, ich betrieb ernsthaft Rollenspiel via Forum und Chat. Die MMOs, bei mir DAoC, brachten mich auch dem Grafischen Online Rollenspiel näher. In WoW war ich lange Zeiten in Rollenspielgilden und auf Rollenspielservern, bis ich auf die Nerds und Besserwisser kein Bock mehr hatte. Dann lernte ich via der Spielerzentrale den Alexander kennen.

Auch er ein Nerd und Freak, aber einer den ich mochte. Er lud mich ein in seiner Pathfinder-Kingmaker Kampagne mitzuspielen. Klar, aber ich war ja nur an den Wochenenden in Mosbach, und da wollte mich ja eine Frau sehen und….ach was? Ihr spielt über TeamSpeak? Interessant. Nach dem Ende des Studiums war es soweit. Meine Neugier war geweckt, Zeit war vorhanden, und ich war wirklich motiviert.

TeamSpeak ist eine Sprachkonferenzsoftware, welche den Benutzern ermöglicht, über das Internet oder ein LAN miteinander zu kommunizieren. TeamSpeak ist für die Nutzung in Online-Spielen optimiert, es hat eine geringe Prozessorauslastung und niedrige Datentransferraten. Es ist für die nicht kommerzielle Nutzung kostenfrei. Optional existieren noch andere Konferenzsoftwarelösungen wie zB Skype oder Ventrilo.

Wir erstellten den Charakter in einem Gespräch, natürlich via TeamSpeak. Ich, Tjoste der Paladin, Streiter der Sarenrae ward geboren! Mir fällt auf, dass das Ganze etwas schwierig ist. Ich kenne Pathfinder nur von meinem kleinen Goblin-Exkurs und tue mich schwer mit all den Regeln, Fähigkeiten und Dingen, die Pathfinder eben zu Pathfinder machen. Aber, wir wollen ja hier auch nicht über Pathfinder sprechen, sondern über TeamSpeak Rollenspiel. Ich fieberte also meinem ersten Abend entgegen. Am nächsten Montag war es pünktlich um 19.00 Uhr soweit.

Die Gruppe selber spielte die Kingmaker Kampagne von Pathfinder, also eine Kampagne in der es darum, geht ein Königreich aufzubauen. Ich passte mit meinem Paladin noch sehr gut in die Runde. Ich wurde etwas befremdlich in die Runde geworfen, indem ich ins Bett ging, und im Wald aufwachte, aber sei es drum. Die Wege der Götter sind unergründlich. Dort spielte ich an dem Abend nur mit dem Magier Humphrey. Zusammen erkundeten wir einen Turm. Was mir sehr gut gefiel, war die Tatsache dass jederzeit Karten bereit standen. Neben dem Programm TeamSpeak nutzten wir noch Map-Tool, das es dem Spielleiter erlaubte immer eine Karte auf unsere Rechner zu zaubern, auf der wir uns bewegen konnten wie in einem Table Top. Hier kamen noch Fog of War und Sichtschatten hinzu. Man musste die schwarzen Wolken also tatsächlich erkunden.

Fog of War/Nebel des Krieges – ein Begriff, der aus dem Strategiespiel-Bereich stammt und nicht entdeckte/erkundete Bereiche einer Karte mit einem schwarzen Nebel verdeckt.

Die Spieler wurden, ebenso wie auch all das böse Gewürm, mit Tokens dargestellt, die der Spieler, bzw. der Spielleiter ziehen konnte. Ebenso hatte Alexander die Möglichkeit uns immer Grafiken zu zeigen. Das Würfeln wurde auch über Map-Tool erledigt, indem man einen einfachen Befehl eingibt und sagt mit welchen Würfeln man würfelt. So gibt es kein bescheißen vor dem Keyboard (Ja, ich hab tatsächlich schon das dritte Mal die 20 bei einer Fertigkeitenprobe gewürfelt!). Genauso kann man aber auch über die Chatbox mit der Gruppe chatten oder sich gegenseitig anflüstern. Zu späterer Stunde habe ich dann auch das ein oder andere Makro dafür schreiben können, was es noch um einiges vereinfacht hat. Jegliche Konversation passierte ganz normal über das Mikrofon und TeamSpeak. In den späteren Sitzungen habe ich dann auch die anderen Spieler kennen gelernt. Zusammen begleitete ich sie einige Tage in der Welt und half ihnen dabei, ihr Königreich zu gründen.

Generell gefiel es mir ganz gut. Die Sprechdisziplin war im Gegensatz zu einer Tischrunde etwas höher, da über so ein Sprachchatprogramm ja nur einer sprechen konnte, sonst verstand man kein Wort. Man konnte aber auch die Chatboxen benutzen, um weniger wichtige Nachrichten den anderen Spielern zu übermitteln, wie etwa das man sich am Kinn kratzt. So muss man den Spielleiter nicht unterbrechen, wenn er gerade etwas einem anderen Spieler erzählt. Ich konnte mir über die Karten immer ein genaues Bild über unsere Lage machen, und auch die zwischendurch eingeblendeten Bilder halfen mir mir innerlich mein eigenes Bild zu machen (Danke auch für die Möpse).

Die Krankheiten einer Rollenspielrunde sind auch in einer TeamSpeak Runde genau so wie am Tisch. Die Leute diskutieren Regeln, oder noch schlimmer, diskutieren OOC (out of character, also ausserhalb der Rolle), wie man eine Problematik angeht. Wie am Tisch fordert der eine Spieler mehr Aufmerksamkeit als der andere, und auch hier gibt es den stillen Mitspieler, der einfach nur dabei ist und ab und zu mal auf   einen Schädel hackt.

Ich habe die Runde nun 4 Montage begleitet, jeweils 4 Stunden am Stück, und ich mochte die Entwicklung, die Welt wächst immer weiter, und die Spieler haben die Möglichkeit via Epic Words, einer Art Blog und Kampangenverwaltungstool, eine Planung durchzuführen. Gerade da Kingmaker die Besonderheit mitbringt, dass größere Zeitspannen zwischen den Sitzungen vergehen, und das Königreich wächst, ist dies ein echter Vorteil.   Ein Nachteil für mich war, dass ich einfach echt schnell abgelenkt war in Phasen, wo ich grade nicht gefordert wurde. Einfach mal bisserl was anderes machen an einem Computer ist eben sehr einfach. Aber das mag auch an meiner mangelnden Fähigkeit liegen, mich in langweiligen Zeiten auf etwas grade langweiliges zu konzentrieren.

Ob man nun also lieber am Tisch mit seinen Freunden sitzt, oder sich im Sprachchat trifft, bleibt jedem selber überlassen. Mein Fazit ist positiver ausgefallen, als ich zuerst dachte. Ihr könnt dem Ganzen also eine Chance geben. Die Resonanz wird auch wie im wahren Tischrollenspielleben am Meister, der Runde und den Abenteuern gemessen. Grade wer in inzuchtdurchtriebenen Bergdörfern lebt, wird es so um einiges Einfacher haben eine Runde zu finden, ist man doch regional einfach nicht gebunden. Wer also Montags Abends vielleicht mal bei Alexander mitspielen möchte, kann sich bei mir melden, ich vermittle dann gerne weiter.

Und wir werden in einem der nächsten Artikel noch über ein großes Portal berichten, in dem sich die Rollenspieler zu Das schwarze Auge und Shadowrun verabreden. Ich für meinen Teil werde weiter machen, und mir für euch mal Map-Tool und die Möglichkeiten, die man als Team-Speak SL hat, genauer unter die Lupe nehmen.

P.S. Nochmal Danke für die Möpse!!! Ein Bild sagt doch manchmal mehr wie tausend Worte ;-)

Weiterführende Links

Pathfinder Grundregeln
Kingmaker Kampagne   I, Stolen Land
Kingmaker Kampagne II, Rivers Run Red
Kingmaker Kampagne III, The Varnhold Vanishing
Kingmaker Kampagne IV, Blood for Blood
Kingmaker Kampagne V, War of the River Kings

Kingmaker Kampagne VI, Sound of a thousand Screams

Teamspeak
Map Tool
Epic Words

Artikelbild: © Paizo LLC

18 Kommentare

  1. All diese Bilder in meinem Kopf!! *wipp*

    Wir nutzen nach Skype jetzt Google Hangout. Benötigt zwar ein Google+-Konto, ist aber deutlich besser, da man auch Bildverbindung hat. Die Qualität ist gut und es läuft auch bei fast jedem problemlos. Durch das Bild ist man auch nicht ganz so leicht abgelenkt. Als Kartensoftware haben wir nach Gametable jetzt auch MapTool in Gebrauch. Da war die einzige „Schwierigkeit“, dass man genau die gleiche Version haben muss. Ansonsten kann ich mich Deiner Meinung anschließen. Wir spielen schon seit ein paar Jahren einmal die Woche und es macht Riesenspaß.

  2. Da sind wir ja gerade noch einmal heil davongekommen.
    Sehr positiv finde ich, dass du das aktuelle Spielgeschehen erfolgreich von der verwendeten Technik bzw dem Medium trennen konntest.
    Danke auch für die OOC-Schelte. ;) Das ist zur Kenntnis genommen.
    Wenn du einmal selbst online leiten möchtest, haben wir ja unser Ziel bereits erreicht. Schön, dass Alex dir einen neue Spielart zeigen konnte. :)

    Liebe Grüße
    Humphrey der Magier

  3. Wieder ein sehr schöner Artikel!

    Spiele auch Pathfinder und habe schon Teamspeak genutzt. Trotzdem tue ich mich schwer bei der Vorstellung mit den Leuten nicht in einem Raum zu sein. Denn was Pen&Paper für mich nach wie vor über alle MMORPGs stellt, ist der Fun, den ich mit ein paar Freunden an einem Abend LIVE in einem Raum mit minimalem Equipment haben kann.

    Also wenn ich dem Ganzen mal eine Chance gäbe, dann vielleicht mit dem Google Hangout-Kram, damit man die anderen wenigstens andauernd sehen kann.

    • Danke Nerd-Man!
      Stell dir vor, du jetzt in Polen und Bock auf Rollenspiel…mit deinem Rechner, TeamSpeak, MapTool und deinen Freunden in Deutschland könntest du auch ohne „Weretiger-Blood“ zum Held werden und müsstest nicht die fette polnische Prinzessin erschlagen!
      Ich konnte es mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, und dachte ich würde immer eine feste Runde mit realen Leuten vorziehen, überdenke das aber lieber. Sicher kommt meine Lieblingsrunde vor dem TS Spiel, aber es ist echt so Nett das ich lieber dies, wie manch andere Runden habe.

  4. Rollenspiel via Voice Chat wollte ich auch schon immer mal ausprobiert haben, aber bisher ist meine frei Zeit eigentlich noch voll und ganz mit Rollenspiel am gemeinsamen Tisch belegt, so dass bisher keine Chance / Notwendigeit dazu bestand ;)

    Die Kampagne kenne und leite ich ebenfalls. Vermutlich ist sie auf Grund des Aufbaus tatsächlich recht gut geeignet für diese Art Spiel, ebenso wie Pathfinder als System gut geeignet scheint, da es von den abstrakten Karten von vornherein ausgeht und so keine großen Anpassung nötig sind

    • Ich hätte gern mal den Vergleich Holger, zwischen Tisch und TeamSpeak. Ich persönlich würde mich manchmal über ein System über mit weniger Regeln freuen, aber ich bin glaube eh nicht der große Pathfinder Fan. Aber vielleicht ändert sich auch das nochmal :-)

      • Ja, Pathfinder entstammt halt der D&D Linie (wird auch manchmal D&D 3,75 genannt) und ist damit in den Regeln recht facettenreich. Das kann man auch als Regellastig bezeichnen, das ist dann eine Sache der Grundeinstellung ;)
        Ich persönlich mag das System extrem gerne und ziehe regellastige Systeme den einfacheren wie Savage Worlds vor, da es meinem Spielstil einfach mehr entspricht.
        Der direkte Vergleich Tisch und TS ist recht schwer, da, wie du im Artikel völlig korrekt schreibst, eine ganze Menge von den Leuten abhängt, mit denen man spielt. Auch die jeweilige Situation trägt eine Menge zur Stimmung bei. Beide Variablen lassen sich aber schlecht in den beiden nötigen Versuchsszenarien auch Werte bringen, die so ähnlich sind, dass man wirklich einen Vergleich anstellen könnte :(

  5. Ich gehör hier ja eher zur still lesenden Kategorie hier, aber ausnahmsweise meld ich mich zu Wort :-)

    Die Links zu Map Tool und Epic Words sind nicht richtig verlinkt und zielen derzeit auf das Pathfinder GRW bei Amazon ^^

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