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Es ist geschafft: Der frisch erschaffene Charakter liegt fertig ausgepunktet schwarz auf weiss vor einem, man hat einen stimmigen Hintergrund gefunden, der nicht zu normal und nicht zu irre ist – eigentlich kanns dann ja losgehen, oder? Naja, fast, jetzt braucht man „nur“ noch einen Namen für den frisch geschlüpften, potentiellen Weltenretter…

Jetzt werden einige gähnen und sagen: „Mei, mach doch nicht so ein Theater um den Namen, die heissen bei mir eh alle Hans Wurst“- ich persönlich seh das dann doch etwas anders. Schließlich muss man eine ganze Weile mit dem Namen des Charakters leben (entweder, bis die Runde zu Ende ist oder bis der Charakter abnippelt – was beides unter Umständen ziemlich lange dauern kann, wenn man sich nicht ganz blöde anstellt..). Deswegen finde ich es nicht verwunderlich, wenn sich mancher Spieler auch mal länger als 10 Minuten mit der Namensfindung beschäftigt.

Jeder hat da wohl so seine eigenen Wege, um zu einem guten Namen zu finden. Es kommt natürlich auf das Setting an. Spielt es in der realen Welt kann man sich natürlich an den Namen bedienen, die wir heute auch kennen. Klar, wenn es in der Vergangenheit spielt sollte man gucken, was für Namen damals gebräuchlich waren. Wählt man einen Charakter, der aus einer bedeutsamen Familie stammt kann es auch nicht schaden sich mal schlau zu machen, welche Familien zu der Zeit denn Rang und Namen hatten. Spielt man eher Sci-Fi hilft oft ein Blick ins Regelwerk (oder ins Spielerhandbuch), dort findet man oft im Teil über die Charaktererschaffung ein paar Hinweise oder man bedient sich auch hier der heutigen Namen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in Sci-Fi Settings die Namen etwas exotischer klingen.

Wenn es ein Setting ist, was mit unserer realen Welt nichts zu tun hat hilft auch hier als erstes ein Blick ins Regelwerk, oft existieren schon Namensvorschläge oder man kann anhand von aufgelisteten NSCs erkennen, in welche Richtung sich die Namen bewegen. Wenn ich einen Charakter für ein solches Setting erschaffe bin ich immer recht frei, d.h. ich versuche mir möglichst einen Vornamen selber auszudenken und schaue bei den Nachnamen dann, welche am gebräuchlichsten sind.

Gibt es ein festes Raster für Namen einer bestimmten Klasse/Rasse (ähnlich wie dem „…Sohn/Tochter des…“ der Araber) dann sollte man sich auch daran halten, schließlich verschafft das dem Charakter zusätzliche Identität und es wirkt weitaus glaubwürdiger, wenn der stolze Krieger aus der Wüste „Faruk, Sohn des Nehazad“ heisst als „Hans Böckler“ :)

Auch wenn heutzutage (und vermutlich auch in der Zukunft) jeder heissen kann, wie er will, versuche ich immer möglichst eindeutige Namen zu finden. Ist mein Charakter eine Deutsche/Engländerin/Französin, wird sie auch einen entsprechenden Namen erhalten, der zu ihrer Nationalität passt. Sicher, man kann sich auch die französische Halbjapanerin machen, deren Eltern ursprünglich aus London kommen und sie dann Michelle-Natzumi Smith nennen – das sorgt aber nur für Verwirrung und Fragen unter den Mitspielern und sollte (wenn man diesen Weg trotzdem wählt) im Hintergrund gut begründet sein.

Ebenso versuche ich einen Namen zu finden, der zu der Rolle des Charakters passt, also für einen Kämpfer einen recht „aggressiven“ Namen, für einen Vermittler eher was „weiches“. Wenn der Charakter noch andere Eigenschaften hat, die man namentlich unterstüzten kann, versuche ich auch dem irgendwie gerecht zu werden. Ein Beispiel: meine Pilotin und Ex-Legionärin   in Trintiy heisst Jade Archer. Der Name ist meiner Meinung nach ausreichend kurz und unkompliziert, man kann ihn sich also leicht merken. Der Nachname Archer passt gut zu ihrem Berufsbild, Jade habe ich gewählt, weil dieser Charakter grüne Augen hat. Das ist natürlich totaler Blödsinn, weil ihre Eltern nicht wissen konnten, was sie später mal beruflich machen wird noch wussten sie, dass sie mal grüne Augen haben wird, aber das sei mal dahingestellt :) Was ich verdeutlichen möchte: ein Name, der die Rolle/das Verhalten des Charakters wiederspiegelt und unterstützt, macht es euch leichter, eurem Charakter Leben einzuhauchen. Oder würdet ihr euch einem Arzt anvertrauen, der Derek Butcher heisst? Ich nicht.

Ihr seht also, man kann sich selbst um Kleinigkeiten wie den Charakternamen viele Gedanken machen. Wer ein wenig Hilfe braucht bei seiner Namensfindung, für den ist ja vielleicht so ein Namensgenerator eine Hilfe: auf www.schreibwerkstatt.de gibt es eine Liste mit unterschiedlichen Generatoren, einfach mal ausprobieren. Auf dem Rollenspielblog Edalon habe ich noch zwei Namenslisten gefunden, eine mit Fantasynamen, eine mit deutschen Namen aus den 20ern (beide als PDF), vielleicht ist da was dabei. Wer einen japanischen oder italienischen Namen sucht, für den könnte die Tabelle auf www.shadowhaven.de nützlich sein. Und wer es bodenständiger mag, der guckt sich einfach auf www.beliebte-vornamen.de um.

Wie sucht ihr euch die Namen eurer Charaktere aus? Macht ihr euch viele Gedanken oder ist es euch im Grunde egal? Habt ihr noch andere Seiten im Internet, auf denen ihr euch eure Ideen holt?

Artikelbild: johnkwan © Fotolia

15 Kommentare

  1. Also mir ist die Namenswahl sehr wichtig, auch wenn man mir das bei meinen Namen nicht glaubt *g*

    Ich mache das immer so: ich suche mir etwas, was gut zum Char passt: bei Adsiniliya war es „Absinth“. Das forme ich solange um, bis sich ein Namenskonstrukt entwickelt, das mir gefällt und dessen Klang ich mag.

    Meine namen sind meistens eher speziell und lang, gelten als unaussprechlich („adsiniliya Wüstenschnee“ ist da nun die Ausnahme ;) ), aber das ist nur meine persönliche Vorliebe und ich mache das nicht, um irgendjemanden zu ärgern, das ist dann einfach Geschmacksache ;)

  2. Jaja, der Name …

    Auf Spielertreffen im Essener Raum war die „Everyone Everywhere List“ eine zeitlang sehr verbreitet. Als Spielleiter benutze ich diese Liste teilweise heute noch.
    Die Hersteller haben sich die Mühe gemacht, authentische Namen aus allen Teilen der Welt und aus verschiedenen Zeiten zusammenzutragen, dazu noch Fantasy- und Science-Fiction-Namen, und diese dann in Würfeltabellen zu organisieren, für die ganz unentschlossenen. Naja, die Liste ist auch wirklich eher als Spielleiter-Tool gedacht.
    (Ein Review findet Ihr hier:

    Was ich gerne mache, ist den Namen noch einen Beinamen verpassen. Das muß ja nicht gleich sowas sein wie „Der Zerstörer“, aber gerade in Fantasy-Settings kann man Leute auch stimmig benennen als beispielsweise „Torben der Bettler“.

    Wenn man das noch einen Schritt weiterführt, hat man auch einen guten Ansatz für „Nachnamen“ (Die gibt es ja noch gar nicht sooo lange). Nachnamen haben sich aus genau diesen Beschreibungen entwickelt: Aus Chritian, dem Müller wurde irgendwann halt Christian Müller. Mit dem Wissen kann man jetzt Pseudo-Nachnamen wie „Schmiedekind“ oder „Bettelsohn“ basteln, je nachdem, was man beschreiben möchte — nur für den Fall, daß der wirkliche Beiname zu hochgestochen ist.

    Und wo wir gerade dabeisind: ein „von“ im Namen klingt für die meisten sofort adlig. Muß es zwar nicht sein, ist aber ein Clisché. Wenn Ihr trotzdem angeben wollt, wo der Charakter herkommt — nehmt doch einfach ein „aus“ ;-)

  3. Wir hatten auch früher eine Mitspielern, die sich gerne lange, mehrteilige und komplexe Vornamen ausgedacht hat. Klang toll, wenn man es aussprach, aber ihr Charakter hatte recht schnell einen verkürzenden Spitznamen weg, auch inChar.

  4. Spitznamen sind ja nun auch bei kurzen Namen kaum mehr wegzudenken, ob im RL, oder im Spiel. Man muss sich nur überlegen, wie der Char – der ja nun auch bereits seit einigen Jahren Erfahrungen mit seinem eigenen Namen gesammelt hat – darauf reagiert. Vielleicht schon bei der Vorstellung soetwas einstreuen wie „(…) aber ich weiß, der klingt etwas kompliziert, nennt mich einfach XY statt XYGGHFDHGGVHGH“ oder aber Spitznamen fast gänzlich abgeneigt und entsprechend vorgetragen, wird man sich auch daran halten.
    Ist im wahren Leben ja genauso.

  5. Bei mir ist es völlig unterschiedliche. Elfische Namen Namen sind meist relativ zufällig Aneinanderreihungen von Silben. Bei Halblingen muss es immer irgendwie besonders bzw. in Richtung albern klingen. Letztes Beispiel: „Osborn Schwarzmüller“, Warlock und Barde. Derzeit kommen bei mir oft deutsche Namen vor, da ich eine Kampagne vorbereite, die komplett ans Deutsche angelegt ist. Die erste Entscheidung ist auch oft: Deutsch oder englisch? Bei weniger RP-lastigen Runden darf’s auch gerne mal ins Alberne oder Überzeichnete gehen. Aber irgendwie ist bei mir jede Namensfindung anders. Aber zum Char muss es natürlich passen. „Tok, der Barbar“.

  6. @Zeitzeugin: Ich wär nie drauf gekommen, dass Du ne Vorliebe für lange und komplizierte Namen hast *Ironie aus* Kannst Du Dir vorstellen, wiesehr ich mir einen abgebrochen habe, um den Namen Deines Charakters im Dornenreich richtig zu tippen? Ich musste immer zweimal hingucken. Letztendlich hab ich dann einfach Zrasi genommen, das war wesentlich einfacher :)

    @Jan: elfische Namen lassen ja viel Freiraum, die können oft jeden erdenklichen Namen haben (zumindest in den Systemen, die ich bisher spielte). Aber Du hast schon recht, letzten Endes muss der Name immer passen, da sind wir einer Meinung.

  7. Ich finde den Namen aber gar nicht schwer! *g* Ich glaube ich nehme die mal als Audioformate auf. ;) Gerade Zrasi kann man ja schreiben, wie man ihn auch spricht, da gibt es immerhin keine merkwürdigen Buchstabendreher o.ä. Einmal gehört/ausgesprochen und es ist machbar :)

  8. „Everchanging Book of Names“ kann da sehr hilfreich sein. Oder man borgt sich einfach Charakternamen (und ändert ggf. die Schreibweise) aus „Magic the Gathering“, und nennt dann NSC-Chronomanten bei D&D „Teferi“, die NSC-Schiffskapitänin „Sisay“ oder seinen DSA-Charakter „Arkum Daggson“…

  9. hehe, schöner Artikel!

    Ich bin der Meinung, dass der Name beinahe das Wichtigste an einem Charakter ist (Wenn der Rest schon Schrott ist, kommts auf den Namen natürlich auch nicht mehr an, aber wer will sowas spielen?)

    Gerade als Spielleiter habe ich immer besonders empfindlich reagiert, wenn sich jemand keine Mühe bei der Namensfindung gemacht hat, bzw. so gar nicht erklären konnte, warum sein Char so hieß wie er hieß.

    Da die meisten Spieler Ihre Chars immer recht sparsam äußerlich beschreiben, bzw. die Erinnerung daran sich bald verflüchtigt hat, und auch durch das eigentliche „Rollenspiel“ der Charakter nicht immer unbedingt eindeutig in eine erinnerungswürdige Form gegossen wird, ist der Name als lebeneinflößendes Aushängeschild für einen Charakter äußerst wichtig.

    Wenn man „Gronk Blutnase, Liliana Trübschimmer und Torin Glutofen“ hört, dann weiß man eben schneller wer der Halborkbarbar und wer die elfische Magierin ist… ^^ Es trägt einfach die Atmosphäre besser und hilft der Fantasie der Spieler auf die Sprünge…

    Ich bin mal fast ausgetickt, als ein anderer Spielleiter den Bürgermeister einer Stadt „Legolas“ genannt hat, nur weil ihm nicht schnell genug was Besseres eingefallen ist. Dafür lohnen sich wirklich griffbereite Listen mit NPC-Namen. Ist ja keine Schande, wenn man nicht schnell genug improvisieren kann, aber zu bedeutungsschwangere Namen zu benutzen geht garnicht klar. Wer mir mit Aragorn oder Drizzt ankommt wird ausgelacht, verprügelt und dann wieder von vorn… ;-)

  10. @NerdWiki: Ich finde den Namen auch sehr wichtig, schließlich hört man ihn ja die ganze Zeit. Und ich glaube, bei einem Bürgermeister namens „Legolas“ hätt ich auch seeehr sparsam geguckt, das geht gar nicht. Grade solche bekannten Namen verbindet man schnell mit einer Person, und wenn der Bürgermeister dann ein dickbäuchiger Schnauzbartträger ist ….nunja.

  11. Ich nehme meist irgendwelche Namen, die ich kürzlich gehört habe und ändere sie um. Kürzlich kann heißen im Gespräch direkt vor der Runde oder zwei Wochen vorher in einem Zeitungsbericht gelesen.
    Beispiel:
    Ein guter Freund meines Vaters heißt Ralf und da das nicht so wirklich passt (ein Assassine namens Ralf?) versuchte ich noch ein paar Kanten in den Namen zu bringen. Letzendlich wurde daraus einer meiner Lieblingsnamen: Rathos.

    Beispiel 2:
    CoC-Runde. Das Gespräch davor ging um Kindheitsgeschichten und später dann noch um Filme. Es fielen die Begriffe Tom Sawyer und Per Anhalter durch die Galaxis. Daraus wurde dann halt Arthur Soy.

    Hat mich bisher nie im Stich gelassen, dieses System.

  12. Sowas klappt immer gut, ich lasse mich auch gern von Namen aus Romanen und Filmen oder er Mythologie beeinflussen. Mein Charakter in WoW hieß zum Beispiel Ishtal Bloodfist, wobei ich mich beim Vornamen von der Göttin Ishtar habe beeinflusst lassen habe (Göttin des Sturms u.a.) und der Charakter ein Elementarschamane war. Der Nachname sollte einfach archaisch klingen und inspirierte mich zu einer Geschichte, bei der er bei seiner ersten Tötung einem Feind das Herz aus der Brust riss.

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