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Heute werde ich mal einige meiner alten Favoriten und Neuentdeckungen zum Besten geben.  Es gibt Film-Scores, die wahre Klassiker sind und die ich immer wieder gern verwende, oder auch einfach immer wieder gern höre. Im Gegensatz zu vielen der moderneren Werke, wie z.B. die von Hans Zimmer, die sich meist ein bestimmtes Thema auf die Fahnen schreiben und dieses in jedem Stück, aus dem sie sich zusammensetzen, oft und gern variieren, ist dies bei älteren Werken oft nicht der Fall. Wer kennt heutzutage nicht das „Piraten der Karibik“ Thema?

Viele, weniger bekannte, Filme verfügen ebenfalls über grandiose und zum Teil gar unvergleichlich schöne Begleitmusik, die es dennoch nicht nötig haben ein Thema sozusagen „durchzunudeln“ bis man es auswendig pfeifen kann.  

Zusätzlich können wir uns glücklich schätzen, dass die Spiele-Industrie ebenfalls mittlerweile gemerkt hat, dass orchestrale Soundtracks rein digitalen Werken weit überlegen sind. Was nicht heißen soll, dass digitale Scores schlecht sind, sie sind nur nicht so „lebendig“ wie live eingespielte, grandiose Stücke eines 90-Köpfigen Orchesters.

Achja, und um noch schnell etwas klarzustellen, ich unterscheide, wie die Macher selbst auch, zwischen „Soundtrack“ und „Score„. Soundtracks sind aus diversen Musikstücken diverser Künstler zusammengestellte „Alben zum Film“, deren Titel meist auch im Radio laufen und von bekannten, oder weniger bekannten Bands stammen.  Film-Scores hingegen sind eben extra für Film, oder Spiel komponierte, heutzutage oft orchestrale, Suiten von unterschiedlicher Länge.

 Ich möchte mit einem Werk beginnen, das mich schon mein halbes Leben begleitet und dem ich lange nachjagen musste, bis ich es endlich in meinen Händen hielt.  Damals gab’s noch kein Amazon ;)

 The last Temptation of Christ

von Peter Gabriel, Original von 1988  

  • Audio CD  (12. August 2011)
  • Anzahl Disks/Tonträger:  1
  • Format:  Original Recording Remastered
  • Label:  Real World (Indigo)
  • ASIN:  B003ZZAXEK
  • Link

 Wer ein episch, leidenschaftliches Setting im nahen, oder fernen Osten plant, in den Dünen einer Wüste, ob auf der Erde, oder im All, dem sei dieses Meisterwerk ans Herz gelegt.

Mittels traditioneller und moderner Instrumente, der unglaublich ausdrucksstarken Stimmen von Nusrat Fateh Ali Khan und Youssou N’Dour und einiger anderer, nicht minder begabter Vokalisten, gelingt es Peter Gabriel hier den Zuhörer wahrlich auf eine Reise durch die Zeit und Raum zu führen. Man fühlt sich versetzt an einen Ort, der von Sand umweht wird und von exotischen Gerüchen erfüllt ist, an dem die Sonne unbarmherzig, aber zugleich auch lebensspendend ist. Wünsche und Träume werden wahr und Helden treten aus den kühlenden Schatten.

Die Melodien sind oft ungewohnt und fremdartig, aber schmeicheln dem Gehör dadurch nicht weniger. Sie kommen teils still und leise daher, aber auch kraftvoll und voller Leidenschaft. Live gespielte Trommeln untermalen Streicher, Duduks und elektronische Klänge gleichermaßen, geben einen Rythmus vor dem man sich nur schwer entziehen kann. Wenn dann die grandiosen Stimmen erklingen verfällt man dem Zauber vollends. Allein das namensgebende, wunderschöne Stück „Passion“ ist den Kauf wert.

Moderner, aber nicht weniger grandios und vor allem episch, ist:

LAIR, Original Game Score

 von John Debney, veröffentlicht 2007. Nach unseren Nachforschungen exklusiv über den iStore erhältlich: Link

John Debney ist eher für Filmmusik bekannt, aber hier hat er sich mal in den Game Sektor gewagt und meiner Meinung nach eines seiner besten Werke abgeliefert. Ein 90-Köpfiges Orchester, ein 30-Köpfiger gemischter Chor und eine hervorragende Solistin machen dieses Werk zu einem Meilenstein der Game-Score Geschichte.

Um es kurz zu machen, LAIR war/ist ein PS2 Game, um Ritter und Drachen. Die Technik noch etwas holprig, aber dennoch schön anzusehen, gab dem Spiel allerdings erst sein großartiger Score den letzten Schliff. So wurde dieser auch „erfolgreicher“ als das Spiel selbst.

Die Musik ist genau das was man sich für eine heldenhafte, cineastische Runde „Epic-Fantasy“ wünscht. Sie bringt alle Versatzstücke des Genres mit sich und jagt einem bisweilen wohlige Schauer über den Rücken. Man fühlt sich mitgerissen von den Streichern und Bläsern, die den Hörer wahrhaftig auf Drachenschwingen tragen. Zugegeben, streckenweise erinnern die Stücke im Arrangement recht deutlich an John Williams klassische „Star Wars“ Musik, aber grade das macht sie so mitreißend. Debney versteht es ebenso wie Williams, das Beste aus den Instrumenten und Stimmen herauszuholen und mit ihrer Hilfe die Spannung, die Wildheit und die gewaltige Macht einer Armee aus Drachen heraufzubeschwören.

Diviners Battle  lässt eure Helden jede Aufgabe meistern und jede Burg erstürmen!

Elegy untermalt unsagbare Trauer, den Verlust eines wichtigen NSCs zum Beispiel.

The Last Straw  –   ein übler Vertrauensbruch, die Gruppe wird betrogen.

In den „späteren“ Stücken gesellt sich noch die wunderbare Stimme von Tanya Tsarouska hinzu, die dem ganzen noch das I-Tüpfelchen aufsetzt.  Jedes der Stücke in diesem Score trägt unglaublich viel Gefühl in sich und kann einer Gruppe mit Sicherheit unvergessliche Szenen untermalen.

Das Parfum  

Wer Musik für ein weniger kampflastiges, eher geheimnisumwittertes Setting sucht, das jedoch auch durchaus „epische“ Momente aufweisen soll, der ist damit wunderbar beraten:

  • Komponist: Tom Tykwer (u.a.)
  • Audio CD  (1. September 2006)
  • Anzahl Disks/Tonträger:  1
  • Format:  Soundtrack
  • Label:  EMI Classics (EMI)
  • ASIN:  B000GYI3UE
  • Link

Chor, Streicher, Harfen und Klavier zaubern derart zarte Klänge in den Äther, das einem, wie vom Genuss eines hervorragenden Parfums, schwindlig werden kann.  Tom Tykwer sagte in einem Interview einmal sinngemäß: „Es gibt noch kein Geruchskino, also mussten wir diesen Effekt anders erzielen. Wir entschieden uns für die Musik.“ Und das ist ihnen gelungen.

Die Musik ist teils hauchzart und zerbrechlich, teils bedrohlich und brachial, sie bleibt mit geschmeidigen Stimmen im Hintergrund und donnert mit dumpfen Bässen und schrillen Blech-Instrumenten auf uns ein. Ihr Rhythmus gleicht oft einem Herzschlag, der sich je nach Szene verlangsamt oder beschleunigt. Highlight des Scores ist mit Sicherheit das träumerisch verklärte:

Meeting Laura  –  Ein herrlicher, weiblicher Sopran vermittelt einen Eindruck purer Schönheit.

Lauras Murder –    wiederum bringt eine schon beinahe zärtliche Komponente in einen solch grausamen Akt der Zerstörung, so dass es den Hörer kalt erschauert.

Mittels dieser Musik kann man Stimmungen erzeugen, die unheimlich und doch zugleich anheimelnd und berührend sind. Hervorragend geeignet auch für z.B. „Changeling: The Dreaming

Viel Spaß beim Hören und Leiten.

Artikelbild: © Kundra | Fotolia

6 Kommentare

  1. Hallo liebe Teilzeithelden,

    eure Rezensionen zu Musik gefallen mir immer sehr gut und bringen mich auch immer auf neue Idee Wie und Wo ich bestimmte Musik einsetzen kann.
    Aber eine Bitte hätte ich an Euch.

    Mögt Ihr evtl. mal so etwas wie ein Tutorial schreiben, wie Ihr den Einsatz eurer Musik plant und am Spielabend auch umsetzt. Ich selber habe nämlich häufig das Problem das sich einzelne Szenen am Abend länger gestalten als sie möglicherweise von mir geplant wurden. So wird ein kurzer Besuch in der Taverne/Kneipe auch schon mal schnell zu einer den halben Abend füllenden Aktion, weil meine Spieler dort dann noch dieses oder jenes tun und machen möchten. Ende vom Lied ist, das die Szene die nur ein paar Minuten dauern soll dann auch schon mal 1-2 Stunden lang wird und die von mir vorgesehene Musik in der Zeit dann in „Dauerschleife“ dudelt. ;-/
    Leider habe ich dann halt so während des Leitens auch so meine Problemchen immer schnell noch was an Musik-Stücken zu finden, die man dann noch ergänzend mit in die Szene einfließen lassen kann ohne den Spielfluss ins Stocken lassen zu kommen, weil man gerade in seiner Musik-Datenbank wühlt.

    Ich währe Euch also sehr dankbar, wenn Ihr Euch mal dieses Problems annehmen würdet, denn ich bin sicher nicht der einzige der diese Probleme hat und für andere SL´s scheint es auch ein Grund zu sein überhaupt keine Musik an Ihren Spielabenden zu nutzen.

    Schon mal vorweg Danke & Grüße Euer
    NIEDUKNIEDER

    PS: Ein Spiel, welches in meinen Augen auch sehr schöne Musik liefert die auch „Zeitlich“ einige Epochen abdeckt ist die Musik aus Zivilisation IV. Von klerikalen Chören über klassische „Hofmusik“ bis hin zu treibender Musik der „Moderne“ bietet dieses Spiel ein breites Spektrum an kurzen und langen Musikstücken.

  2. Hallo NIEDUKNIEDER, super, dass sie Dir gut gefallen! Deiner Bitte werde ich nachkommen in einem Artikel, hier aber schon mal ein paar erste Tipps:

    * Kenntnis deiner Musik: Wenn du mal in die Verlegenheit kommst, dass sich eine Szene streckt, dann kenne ein paar mehr Songs der gleichen Atmosphäre, die Du wechseln kannst

    * Wühlen in der Musik: Wie spielst du ab? Per CD ? oder MP3 ? Ich selbst nutze einen alten Laptop, der an die HiFi Anlage angeschlossen ist und habe meine Soundtracks in Ordnern sortiert und durch die Kenntnis kann ich schnell wechseln. Einfacher ist es noch, wenn Du Dir Themenordner dann erstellst, wie zB Horror, Action, Geplänkel etc – so hast Du die thematisch zusammengehörigen Stücke immer zur schnellen Hand. Wenn ich mal ein Song brauche, um einen speziellen Moment zu betonen, suche ich mir das Stück vorher heraus und lege eine Verknüpfung dazu auf dem Desktop an

    Aber das ganze Tutorial kommt, versprochen!

  3. Roger: „Dei­ner Bitte werde ich nach­kom­men in einem Arti­kel“

    … und das dritte Thema, das ich von meiner Ideenliste streichen kann, weil die Teilzeithelden drüber schreiben. Stört schon fast ;)

    Spaß bei Seite (es gibt im Rollenspiel zum Glück auch echt genug Themen über die man schreiben kann), danke für die Rezensionen, da werde ich mal reinhören!

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