Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

… oder „Als Pirat durch die Galaxis“

Auf Space Pirates bin ich vor gut einem Jahr aufmerksam geworden. Ich habe mich im Rollenspielverein Biberach nach einer Runde im Forum umgeschaut, und da die Runden der bekanntesten Systeme schon recht gut besucht waren bin ich auf Space Pirates aufmerksam geworden. Also habe ich mich in dieses Independent System eingetragen, ich kannte weder Mitspieler noch den Meister. Aber da der Meister ja auch der der Autor war, war ich schon ein wenig neugierig. Tja, und was soll ich sagen. Ich habe viel gelacht, und von Space Pirates kommt man auch nur schlecht wieder weg. Nun spiele ich Space Pirates immer noch und habe mich auch mit Jürgen ein wenig angefreundet. Deswegen ist dieser Artikel der erste von dreien. Im zweiten werde ich ihn in seiner Rolle als Autor interviewen und im dritten wird es eine Anleitung geben wie man ein Rollenspiel eigentlich schreibt, veröffentlicht und betreut. Aber fangen wir mal mit Jürgens Space Pirates an.

Erscheinungsbild

Space Pirates kommt in Din A 5 daher, im schwarzen Softcover, verziert mit dem Logo von jcgames und einem Space Pirates Raumschiff . Auf der Rückseite findet man eine Beschreibung des Rollenspiels. Das Spiel präsentiert sich dem Leser auf knapp 120 Seiten. Es ist leicht und kann sicher überall gut verstaut und mitgenommen werden, um bei jeder Gelegenheit gelesen zu werden. Der erste Eindruck, den ich erhalten habe war durchweg positiv, auch wenn mein erstes Exemplar das PDF des Spiels war, das es kostenlos auf der Webseite von jcgames zum herunterladen gibt.

Im Regelwerk selber findet man sich aufgrund des Index und den Kapitelbeschreibungen am oberen Seitenrand sehr gut zurecht. Ich halte hier die zweite Edition in den Händen, die in dieser Form nicht mehr gedruckt wird, sagt Jürgen (der Autor). Sie ist von November 2010 und wird wahrscheinlich in der nächsten Ausgabe um aktuelle Regeländerungen erweitert.

Die Spielwelt

Space Pirates möchte nicht ernst genommen werden, das merkt man bereits von den ersten Zeilen an. Space Pirates beschreibt sich selber als ein freies und abgedrehtes Space-Opera Rollenspiel im Stil der 80er Zeichentrickserien und Comics.

Die Charaktere sind, wie es es der Name schon vermuten lässt, Piraten im Weltall. Wir befinden uns im 40. Jahrhundert und die Piraten treiben sich in den zwielichtigen Bars und Kneipen des Universums herum, knüpfen Kontakte und jagen mit ihrem Raumschiff voller Macken auf der Suche nach Ruhm und Reichtum durch die Freihandelszone um Raumschlachten und Feuergefechte zu bestreiten. Das übliche Piratenleben eben.

Das Setting insgesamt ist sehr stimmig, es gibt eine einfache kurze Zeitlinie, die die wichtigsten Ereignisse auf dem Weg ins Jetzt widerspiegelt. Das Universum wird mit seinen wichtigsten Orten und Planeten beschrieben, natürlich auch jenen, an denen sich Piraten herumtreiben. Ganz vorne muss man „Bobs Imbiss“ erwähnen, der Ort wo Geschäfte gemacht werden, oder aber Piratenbay, der Ort an dem man seine Beute auch wieder verhökert. Kenner von Ulm werden auch sehr schmunzeln müssen, wenn sie vom Trödler Abraham lesen.

Als nächstes werden die gängigen Fraktionen beschrieben sowie wichtige Persönlichkeiten. Natürlich gibt es eine Föderation, Rebellen und auch verschiedene andere Weltraummächte. Genug um ein Geflecht aus verschiedenen Parteien zu basteln, das ein stimmiges und lustiges weltraumpolitisches Bild ergibt.

Natürlich fehlen auch die verschiedenen Rassen nicht, die im Spiel vorhanden sind, sei es etwa die Khahadrier, die Zwerge des Weltalls oder aber die Samnesen, Cyborgs, die eine eigene Fraktion sind. Nicht wählbar und überaus Böse sind die Glukorianer, tintenfischartige Wesen mit nur einem Auge.

Das Spiel wird ständig um Themenhefte erweitert, jüngst erschienen ist Space Ninjas. Im Moment arbeitet der Autor an „Big Bong Theorie“, einer orientalisch, esotherisch angehauchten Raumstation, in Form einer Wasserpfeife, im Niemansland des Universums. Ebenso findet man zahlreiche Apps und auch das gesamte Regelwerk auf der Homepage als PDF frei erhältlich.

Die Regeln

Die Regeln sind mehr als kurz und knapp gehalten. Das ganze basiert auf eine 50 Prozentchance pro eingesetztem Würfel beim Wurf. Das wären auf einem zehn Seitigen Würfel also 6 bis 10. Man muss eine Anzahl an Erfolgen erbringen um bestimmte Proben zu bestehen.

Wir unterscheiden lediglich zwischen 4 Werten / Attributen, auf denen wir geprüft werden. Hier handelt es sich um Tech, Söldner, Pilot und Händler. Dies ergibt einen sehr schnellen Spielfluß, weil es einfach ist. Realistikfans kommen hier natürlich etwas kurz, aber um diese bemüht sich Space Pirates nicht.

Auch Raumkämpfe werden sehr einfach und schnell abgehandelt da es Space Pirates einem sehr einfach macht das System zu verstehen. Trotzdem sind die Proben mitunter sehr spannend, vor allem wenn der Pilot oder der Bordschütze an der Reihe ist.

Charaktererschaffung

 Zuerst wählt man eine Rasse, dann verteilt man seine Punkte zwischen den 4 Attributen/Fertigkeiten Pilot, Söldner, Händler und Tech, die eben als Grundlage für alle Proben dienen, die man zu vollführen hat. Man rüstet sich noch aus, wodurch man auf manche Fertigkeiten noch einen Bonus erhält.

Aber fast wichtiger als die Werte sind bei der Charaktererschaffung die Macken, die man erhalten kann. Zum Beispiel kann man vernarrt in seinen Piratenpapagei sein, oder aber dauernd Kautabak in die Ecke spucken. Hier bietet sich viel Potential für lustiges Rollenspiel innerhalb der Gruppe.

Raumschiffe und ihre Werte sind ähnlich knapp wie die Charaktere erstellt, es reicht aber aus um Raumkämpfe durchzuführen. Natürlich dürfen auch hier die Macken nicht fehlen, sie machen das Schiff und somit das Spiel erst richtig interessant. Die Crew stellt natürlich ihr Raumschiff zusammen fertig, und am schwierigsten ist immer die Namensfindung.

Der Charakter und der Schiffsbogen sind sehr einfach gehalten, ihr könnt euch ja im PDF selber ein Bild davon machen.

Spielbarkeit aus Spielleitersicht

Man muss sich nicht lange vorbereiten um ein Space Pirates Abenteuer zu leiten. Natürlich sollte man einmal das Regelwerk gelesen haben, aber dann ist alles sehr einfach. Man nimmt entweder das fertige Abenteuer aus dem Buch, oder generiert sich eines mit der Zufallstabelle mit der man Abenteuer erstellen kann. Auch eine App ist über die Webseite zu erhalten.

Man hat es als Spielleiter auch oft sehr einfach, da die Gruppe sich mit all dem Quatsch selbst bespaßt. Und vor allem muss man seinem Humor keine Grenzen aufsetzen, je mehr Satire desto besser.

Spielbarkeit aus Spielersicht

Wie schon beschrieben, Space Pirates ist ein einfaches Rollenspiel, und anstatt sich auf Regeln zu konzentrieren, kann man sich hier auf den Spaß und das Rollenspiel konzentrieren. Wenn Würfe vom Spielleiter gefordert werden gehen diese sehr schnell von der Hand. Es kommt ein tolles Piratenfeeling auf.

Spielbericht

Ich hatte immer sehr viel Spaß bei Space Pirates, hier steht der Spielspaß im Vordergrund. Da die Charaktere sehr schnell gemacht sind, geht es auch immer sehr fix los. Die Runden haben sich immer prächtig amüsiert, und oftmals kam Jürgen mit seinen Abenteuern gar nicht durch, da die Gruppe zu sehr mit internen Rollenspiel zu tun, als sich um das Abenteuer kümmern zu können. Ich möchte hier nur kurz den Toaster erwähnen, der Captain wurde. Jedoch schafft es das Spiel trotz seiner minimalistischen Regel sehr spannend zu sein.

Fazit

Betrachtet man Space Pirates als das, was es ist – und möchte es nicht mit großen ernsten Vertretern vergleichen – erhält man ein Spiel, dass einem sehr viel Spaß bietet, und für kurze Sessions alles bietet um zu spielen. Für so ein humoristisches System kann ich hier nur 5 Sterne verteilen.

Wer sich das Spiel gerne selber angucken möchte, kann es sich hier runterladen: Space Pirates. Neben dem Grundregelwerk gibt es dort auch noch massenhaft andere Dinge zum Runterladen (Pläne, Abenteuer etc.) Aber natürlich freut sich Jürgen Mang auch über jedes verkaufte Exemplar. Entweder direkt bei ihm, jcgames oder Sphärenmeister 

Daumen4Maennlich

 

Artikelbild: © JCMang

13 Kommentare

  1. Wir arbeiten sogar an einem todschicken Wertungskasten zur Zeit, der dann auch noch Preis/Leistung reinnimmt ;) FB Kommentare werden bei uns über „Facebook Comments Importer“ geholt

  2. Eure etwas breiter aufgestellten Bewertungskriterien beginnen mir zu gefallen. Aber eine ganz andere Frage habe ich noch: Welches Facebook-Plugin benutzt Ihr denn, dass die Kommentare hier gleich einfügt?

  3. Macht ihr auch noch einen Bericht zu Lite, dem Universalrollenspielsystem, das sich aus den Regeln zu „Space Pirates“ entstanden ist?

    Ich finde, es hat das Zeug dazu DAS Einsteigerrollenspiel zu werden, das man kompletten Neulingen innerhalb von 5-10 Minuten erklärt hat und trotzdem Spaß macht.

    Fate ist vielen Veteranen und auch Neulingen zu abstrakt, denn obwohl es einfach und genial ist, braucht man eine gehörige Ladung Kreativität, in einem Maße, wie wenn man einen, der nicht regelmäßig Fitness macht, Klimmzüge machen soll.
    Alle anderen freien mit weniger Kreativität und mehr Simulation und Crunch, die haben halt systemimmanent natürlich auch mehr Regeln und Zeugs zum auswändig lernen.

    Lite sorgt dafür, das das, was einem an FATE erstmal schwer fällt, außen vor bleibt, und mit einigen sehr einfachen Softcrunch wie Ausrüstung und den vier Attributen, es jedem einfach macht einzusteigen.

    Also, ich würde hier gerne die Werbetrommel dafür rühren Lite anzuschauen :)

    UPDATE: Nicht gerade jetzt, da die Seite gerade nicht funktioniert. Aber wenn sie dann mal tut wäre das klasse :)

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein