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Oder: Warum man den Spielleiter nicht herausfordern sollte – Aus unserer Kategorie „Neulich…“ und ganz und gar passend zu der Untersuchung, ob Würfel karmisch geladen sein müssen oder doch nur Opfer der Mathematik sind und wie wahrscheinlich Ergebnisse sind.

Folgende Situation ereignete sich Shadowrun 3 vor knapp einem Jahrzehnt: Lumberjack (Name nicht  von der Redaktion verfremdet), seines Zeichens Troll, groß, breit, KI-Adept und mit einer Axt mit Dicote-Beschichtung und Monofilament-Schneide bewaffnet, bahnt sich seinen Weg durch ein paar verschlossene Türen. Hinter der nächsten Tür wartet eine Wache mit einem Sturmgewehr, die er mit einem gewaltigen Tritt mitsamt Tür weit in den Flur befördert.

Entscheidung als Spielleiter: „Die Wache fliegt gut vier Meter zurück und landet, halb unter der Tür begraben, am der gegenüberliegenden Wand. Sie reagiert in Panik, richtet das Sturmgewehr grob in Richtung des Trolls und macht einfach nur ungezielt das Magazin leer, ohne groß irgendetwas zu treffen.“

Die Spieler wollten den Schuß aus Spaß dann doch durchrechnen, und ich habe ihnen noch angedroht: „Wenn Ihr das jetzt ausrechnet, dann würfel ich das auch!“. SIe haben also angefangen zu rechnen … 10 Rückstoß für ’ne 10er-Salve, Schütze liegt und ist desorientiert, feuert ungezielt auf den Troll, hat Verletzungsabzüge, blah, blub. Sie kamen auf einen Mindestwurf weit jenseits der 20. Und wollten den Wurf tatsächlich sehen.

Die Wache hatte Feuerwaffen 3. Keine Spezialisierung. Nichts besonderes.

Das habe ich dann auch gewürfelt: 3W6, bei einer 6 wie üblich weitergewürfelt. Sechser-Trippel. Also weiter … und während die Augen der Spieler immer größer wurden, kam ich so auf ein Endergebnis von 41, 47 und 53. Ich hätte beim Mindestwurf stoppen können, aber ich wollte wissen, wie lange das noch so weitergeht.

Was eigentlich sowohl logisch als auch spielerisch in die Wand hätte gehen sollen, ging so durch „Forcieren des Wurfes“ in den Troll … und mit 3 Erfolgen bei bei 8S Grundschaden und 10 Kugeln in der Salve waren dann recht schnell recht tödlich samt überzähligem Schaden.

Artikelbild: © Pegasus Spiele, via DeviantArt mit freundlicher Genehmigung von raaben-aas (Ausschnitt)

8 Kommentare

  1. Respekt, das ist wahrlich beeindruckend.
    Ich kenne das mehr aus der anderen Richtung (hab in SR 3 mal mit 48 Würfeln [dank massivem Karmapooleinsatz] keinen MW von 10 geschafft), aber ein Argument mehr, warum das MW-System damals nicht das Gelbe vom Ei war.
    Und warum ich auch ‚explodierende Würfel‘ nicht sonderlich mag.

  2. Ein ähnliches Erlebnis mit explodierenden Würfeln hatte ich mal in Earthdawn…das Regelsystem fand und finde ich auch recht ungelenk, aber explodierende Würfel (oder vielmehr Würfe) fand ich immer gut :) Da sind die merkwürdigsten Sachen bei raus gekommen.

  3. Oh ja, ich erinnere mich an den Windling Beastmaster, der mit einem Dolch offenbar einem Drachen durch das Auge bis ins tiefste Gehirn gestochen hat und Ihn damit auch getötet. Danach haben wir eine Hausregel eingeführt, die besagte, dass ein Würfel nur so oft hochgewürfelt werden darf, wie der dazugehörige Skill beträgt…

  4. Ich finde, explodierende Würfel sind ein nettes Feature für bestimmte Situationen (Explosionen, eh schon kritische Treffer, Verfolgungsjagden), das aber auf keinen Fall fest im Regelsystem verankert werden sollte. Abgesehen von den extremen Ausreißern hat man da immer das Problem, daß an der „Nahtstelle“ die Mindestwürfe „gleich“ sind. Beispiel Shadowrun 3: Ob ich ’ne 6 oder ’ne 7 brauche, macht keinen Unterschied. Oben nochmal das gleiche: Wenn ich eh schon ’ne 12 brauche, kann ich auch gleich ’ne Kugel mehr nehmen und auf die 13 schießen, macht keinen Unterschied.

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