Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Vor ein paar Tagen warf ich einen Blick auf die Statistiken unserer Facebookseite und stellte fest, dass diese bevorzugt von Männern zwischen 25 und 34 besucht wird: die machen satte 43% aus. Ich kann nicht sagen, dass ich überrascht war – dass Männer eher Rollenspiel spielen als Frauen ist auch für mich nicht neu. Aber aus welchem Grund ist das so?

Ich kenne in meinem Umkreis einige Frauen, die auch Rollenspiel spielen. Die hängen aber meist an ihrem Mann dran, der sie erst zum Rollenspiel gebracht hat. Das ich mit Rollenspiel angefangen habe, habe ich auch einem Mann (oder damals Jungen) zu verdanken – die Mädchen in meinem Alter hatten mit Rollenspiel nichts am Hut. Und in meiner ersten Runde war ich auch das einzige Mädchen, später habe ich meine Freundin noch angesteckt. Aber wenn ich so durchzähle, kenne ich mehr rollenspielende Männer, als Frauen.

Aber warum spielen nun mehr Männer als Frauen Rollenspiel ?

Vermutung 1: die Pubertät.

Viele fangen ja im Teenie-Alter mit Rollenspiel an und während die Mädels in der Pubertät einfach schon etwas reifer sind (Männer, das sag ich nicht, um euch zu ärgern, das ist einfach so…) und sich für Jungs interessieren, spielen jene lieber noch Spielchen mit ihren Kumpels. Mädchen interessieren sich in dem Alter mehr für die Liebe und Jungs oder hängen mit ihren Freundinnen ab, um über Jungs zu reden. Rollenspiel ist in der Zeit „uncool“, denn das spielen ja nur die „Freaks“. In der Zeit ist Anpassung alles und Mädchen wollen noch viel stärker als Jungs mit dazugehören, sind sehr auf die Bestätigung von anderen fixiert. Man würde sich ja freiwillig ins soziale Abseits begeben (überspitzt gesagt), wenn man mit Rollenspiel anfangen würde – und das will ja kein Mädchen. Jungs ticken da irgendwie anders, die haben ein dickeres Fell, glaube ich.

Vermutung 2: die Art der Einsteigersysteme.

Typische Einsteigersysteme (typische weil bekannt, viel gespielt oder als solches ausgezeichnet) spielen eher in einem Fantasy-/Mittelalter-Setting. Diese Systeme sind meist sehr… ich nenne es jetzt mal „roh“: es spielt oft in einer Welt, in der die Männer das Sagen haben, es wird viel gekämpft, Schwert und Rüstung sind die ständigen Begleiter. Das sind Klischees, ich weiss, aber ich denke auch, dass man Mädchen/Frauen den Zugang zum Rollenspiel leichter machen könnte. Frauen sind ja nunmal sehr soziale Wesen (*hust*) und regeln Auseinandersetzungen lieber anders, als mit den Fäusten. Wenn man dann in einer Runde mit Männern sitzt, die quasi nach einer Prügelei suchen, kommt man sich vielleicht auch etwas Fehl am Platz vor. Ich weiss, wie unsicher ich war, als mein Charakter das erste mal in einen Kampf verwickelt wurde. Damit will ich nicht sagen, dass Frauen nicht kämpfen können oder dass sie ein System bräuchten, welches nur für Frauen gedacht ist. Was ich aber weiss ist, dass viele Frauen einfach etwas Warmspielzeit am Anfang brauchen, zumindest war es bei mir so. Wie immer hängt natürlich viel vom Spielleiter und der Gruppe ab – die können es einem leicht oder auch unglaublich schwer machen.

Vermutung 3: eine Frau allein fühlt sich nicht wohl.

Stellen wir uns mal vor, ich würde mir eine Rollenspielrunde in meiner Gegend suchen. Dann komme ich den ersten Abend zum Spielen und stelle fest: ausser mir sind nur Männer in der Runde. Nein, ich hab keine Problem mit Männern, aber wenn ich irgendwo neu dazukomme und niemanden kenne, find ich es doch ganz angenehm, wenn noch eine Frau dabei ist – die versteht nämlich meine Scherze :) Ausserdem hat man dann in Streitfragen oft eine Verbündete („Nein, wir hauen die Orks jetzt nicht um, ihr durftet schon mit den Zwergen spielen.“). Was ich sagen will: die Runden sind nunmal oft dominiert von Männern, als Frau und Neuling im RP hat man da vielleicht ein wenig Hemmungen (ein guter Vergleich wäre ein Treffen der „Fleisch-ist-mein-Gemüse“ Fraktion und man selbst ist der einzige Vegetarier…). Allerdings glaube ich auch, dass es einem Mann andersrum ebenso gehen würde.

Das sind alles nur Vermutungen für Gründe, warum Frauen seltener den Zugang zum Rollenspiel finden, als Männer. Und wie immer gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich bin auch der Meinung, dass diese Gründe zum großen Teil entkräftet werden, sobald Frau erstmal routinierte Rollenspielerin ist.

Vielleicht seht ihr das ganz anders? Kennt ihr mehr Männer oder Frauen, die Rollenspiel spielen? Wie sind eure Erfahrungen aus weiblicher Sicht?

Artikelbild: depositphotos © Guru86

69 Kommentare

  1. Als ich in der Schulzeit angefangen habe waren wir eine Männer Runde. Einige Bekannte haben ab und an in die Runden mit hinein geschnuppert.

    Ab dem Studium hat sich das aber geändert. Von dort an waren die Frauen meist gleichauf in den Runden und ich habe sogar in einigen Runden gespielt in denen die Frauen in der Überzahl waren.

    Unser „Pool“ aus Rollenspielern besteht derzeit aus:
    7 Männer und 5 Frauen

  2. Ich als Frau fühle mich unter Männern weitaus wohler als unter Frauen, bin allerdings auch keine typische Frau.

    In meinem Bekanntenkreis gibt es nur 2 (zwei! Mein Bekanntenkreis ist riesig) Rollenspielerinnen. Ich vermute, dass es eher in der Erziehung und den erwartungen der Eltern liegt (das auszuführen würde Stunden in Anspruch nehmen), dass Eltern eher einem Jungen Rollenspiele schenken würden als einem Mädchen bspw.

    Da ich schon früher mehr mit Jungs, denn mit Mädchen rumhing und der Freundeskreis meines Bruders teilweise auch mein eigener war, kam ich gut in die Rollenspielszene hinein.
    Das Einstiegsalter liegt beim RS soweit ich weiß ja im Teenageralter, zu einem Zeitpunkt, in dem Mädchen und Jungs nicht _unbedingt_ dick befreundet sind, vor allen Dingen nicht, Vorsicht: Klischee! – bei der Zielgruppe. Somit mischt es sich nicht wirklich gut; im Erwachsenenalter werden denke ich nicht allzu viele Leute plötzlich zu Rollenspielern (laut meiner persönlichen Erfahrung)

  3. Aha. Also ich hab mit Shadowrun angefangen. Von wegen „rohe“ Einsteigerspiele. In einer Gruppe mit 3 Männern. Die Quote Mann/Frau ist in meinem Bekanntenkreis was Rollenspiel angeht tatsächlich 50/50. Und die wenigstens von diesen Frauen spielen Elfen-Heiler…

  4. Ich denke, die Teilzeithelden können sich da auch nicht beschweren, ich habe meist 2 Frauen in meinen Runden, die selten größer als 4 Spieler sind. Und gerade Annika spielt auch eher keine Elfen-Heilerinnen, sondern meist Kämpfer mit Herz

  5. 43% ist aber ziemlich wenig.Ich hätte mit 80%+ gerechnet.

    Der Grund: Frauen werden erwachsen, Männer einfach nur alt (Frauen, daß sag‘ ich jetzt nicht, um euch zu ärgern, das ist einfach so…:rolleyes:)

    positive Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.

  6. Meine Gruppe besteht zur Hälfe aus Frauen. Einige wurden „mitgebracht“, ein Paar hat sich am Tisch gefunden, aber wir haben auch ungebundene. Von daher kann ich im Speziellen die These nicht bestätigen, auch wenn ich ihr im Allgemeinen nicht widersprechen wollte.

  7. Komisch. Immer wenn man es anspricht ploppen von überall Leute auf, die viele Rollenspielerinnen kennen, aber treffen tut man die sonst nie. Bei mir überwiegen auch deutlich die Männer und die von Annika angeführten Gründe klingen für mich nachvollziehbar. Wenn man als Mann das erste Mal (die ersten Male…) in einen Reitstall kommt, ist das ähnlich komisch.

  8. Bei uns im Verein ist das Verhältnis, vorsichtig geschätzt 2/3 Männer, 1/3 Frauen, wobei letztere wohl meistens durch erstere zum Hobby geführt wurden.

    Vielleicht liegts wirklich an den Einstiegssystemen wie D20, die eher kampflastig getrimmt sind und den sozialen Aspekt etwas hintenanstellen.

    Und jetzt lehne ich mich mal weit aus dem Fenster: Meine ganz persönliche und stark subjektive Vermutung aufgrund vielfältiger Beobachtungen auf dem Schulhof (ich war an einem ehemaligen Mädchengymnasium: 4 Jungs, 60 Mädels) ist folgende:

    Jungen und Mädchen bilden beide Gruppen.
    In einer Jungsgruppe wird meistens, oft stillschweigend, ein Individuum als Alphatier akzeptiert. Ist das geregelt, agiert die Gruppe homogen und zielorientiert (andere Gruppe verprügeln, Komasaufen, den Orkboss umhauen und seinen Schatz plündern, etc.)
    In einer Mädchengruppe gibt es keine offizielles Alphatier. Jedes Individuum achtet sehr darauf, wie es von anderen Individuen innerhalb der Gruppe eingeschätzt wird und ist, auch gruppenintern, sehr auf seinen Ruf und „Status“ bedacht. Daher agieren Mädchengruppen weniger homogen als Jungsgruppen. Und das überträgt sich auch aufs Rollenspiel. Eine Männerrunde organisiert sich selber und spielt auf Sieg (typische Gamisten eben). Reine Frauengruppen kann ich als Mann nicht miterleben, ich habe aber schon mal mitbekommen, wie es bei zwei Mädels in einer gemischten Gruppe zu Stutenbeißereien gekommen ist – keine schöne Geschichte.

    Ob das eine kulturelle oder genetische Prägung ist, kann ich nicht sagen, die Schilderung entsprang nur meinem persönlichen Erfahrungshorizont.

    Ein positives Erlegnis hatte ich mal mit einer Einsteigerrunde, die ich als AG in der Schule angeboten hatte, da hatte ich nur Mädels, und alles Neulinge. Die haben im Abenteuer erstaunlich natürlich agiert, sich nicht groß ums Regelwerk gekümmert und auch schon Ansätze von gutem Rollenspiel erkennen lassen.

  9. Ich lehne mich jetzt auch mal aus dem Fenster: Was ich wahrnehme, wenn man das Thema „Frauen und xyz“ (sei es RPG, sei es Mannschaftssport, sei es Arbeit usw.) auf die Art und Weise anpackt, wie in obigem Artikel und der Mehrheit der Kommentare, ist das weitere Verfestigen und Bestätigen eingefahrener weiblicher Rollenbilder. Ich halte das schlicht für kontraproduktiv.
    Was die Autorin beschreibt, wenn Sie sagt, Frauen seien „soziale Wesen“ und möchten lieber nicht kämpfen, sind – IMHO – größtenteils gesellschaftliche Prägungen, die durch ständiges Wiederholen erhalten bleiben und als Erwartungshaltung von Männern und auch (zu meinem besonderen Leidwesen) Frauen dazu abgespeichert sind, wie Frau „zu sein hat“ .
    Mal ganz ehrlich: Wer würde sich denn als Frau nach einem solchen Artikel motiviert fühlen, doch einmal Rollenspiel auszuprobieren? Was bei mir hängen bleibt ist: Rollenspiel ist was für naive Typen, die sich kloppen wollen. Hm.

    PS an die Autorin: Sorry, Reizthema. ;)

  10. @Jaffa: kein Problem, jeder hat halt seine Sicht der Dinge :) Ich wollte mit dem Artikel oben keineswegs Klischeerollenbilder untermauern – ich selber bin ebensowenig Fan von eingefahrener Rollenverteilung. Ich habe lediglich vermutet, dass die Gründe oben Frauen abhalten könnten, mit Rollenspiel anzufangen. Dass das nicht auf jede Frau zutrifft, ist klar. Es gibt sicherlich Frauen, auf die diese Vermutungen zutreffen, ebenso wird es aber auch Frauen geben, die sich oben wiederfinden. Ich gebe nur wieder, was ich in den Jahren beobachtet habe – das heisst nicht, dass ich Rollenbilder prägen möchte oder jemandem sagen möchte, wie er zu sein hat. Und die Aussage „Rollenspiel ist was für naive Typen, die sich kloppen wollen“ sehe ich in meinem Artikel ehrlich gesagt nicht.

  11. @Annika: Was wäre denn die Konsequenz aus deinem Artikel für das Thema Frau und Rollenspiel? So wie ich es verstehe, sagst Du, man könnte Rollenspiel für Frauen dadurch attraktiver machen, in dem man dem Spiel insgesamt eine sozialere Note gibt oder Frauen als Einstieg nur Regelsysteme anbietet, die nicht kampflastig sind. Klingt für mich leider schon wie Verfestigen alter Rollenverteilung…

  12. @Desmond: eine Frauenüberzahl hatte ich noch in keiner meiner Runden, aber die Frauenquote in Runden hat mit dem Alter zugenommen, das stimmt schon.

    @Zeitzeugin: Womit mir wieder bei der typischen Rollenverteilung und den Erwartungen wären :) Aber ist schon richtig, im „Alter“ wird man vermutlich eher seltener zum Rollenspieler, bei den meisten liegen die Wurzeln im Teeniealter.

    @Laivindil: Ähnlich verhält es sich auch bei uns. Es ist durchwachsen. Ich denke einfach, es gibt sowohl ein dafür als auch ein dagegen zu meinen Vermutungen.

    @Jan: Komisches Phänomen, was? :) Sprichst Du aus Erfahrung, wenn Du vom Reitstall sprichst oder ist das nur vom „Hörensagen“? :)

    @Falk: die 43% waren ja auch nur die zwischen 25 und 34. Wenn ich alle Männer zusammenzähle komme ich auf 77%.

    @Porta Stellaris: deine These mit der Gruppenbildung kann ich aber durchaus nachvollziehen und sie greift zu Teilen ja auch meine Vermutung mit der Pubertät wieder auf.

    @jaffa: so wie Du das schreibst, liest sich das irgendwie so negativ :) Ich will nicht behaupten, dass Frauen die armen Wesen sind, die nicht kämpfen wollen und die lieber Reden als Orks zu verdreschen – wie man gelesen hat, gibts da ja durchaus auch andere. Aber um Frauen zum Rollenspiel zu kriegen, muss man ihre Neigungen vielleicht etwas mehr ansprechen. Das ist von Frau zu Frau ja unterschiedlich, einige freuen sich aufs Kämpfen, andere nicht. Aber das kristallisiert sich ja erst später raus, woran man Freude hat. Das ist also vermutlich weniger vom System als vom Spielleiter abhängig.

  13. Meiner Empirie (Sinneserfahrung) nach haben viele Frauen keine solche Ausdifferenzierung eines Hobbys im engeren Wortsinne, aber adaptieren dafür dann entsprechend, wenn der Partner dementsprechend gelagert ist.
    Keine Ahnung, woran das liegen mag.

  14. Aktuell bin ich in drei Spielrunden, die regelmäßig spielen. Bei einer ist das Verhätlnis 3:3, in einer anderen sind nur Männer (7) und in der letzten sind 5 Männer und eine Frau.
    Eine Gruppe mit Frauenüberhang hatte ich noch nie, so dass ich auf jeden Fall die Beobachtung bestätigen kann, dass mehr Männer als Frauen Rollenspiele spielen. Zumindest am Tisch!

    Im LARP sind es hingegen fast immer recht ausgeglichene Verhältnisse… und da Spielen sowohl Frauen als auch Männer das komplette Spektrum an Rollen, also vom Elfenheiler bis zum fiesen Orkschläger… Klischees gibt es im LARP genug, aber die sind nicht immer an Geschlechter gebunden :)

  15. @Heretic: vielleicht weil sie auf der Suche nach einem gemeinsamen Hobby sind? Ist ja nicht nur beim RP so, wenn der Mann zum Beispiel Motorrad-Fan ist, geht die Frau auch ab und an mit auf Messen etc. Das macht sie zwar nicht zum Fan, aber so verbringt sie mehr Zeit mit ihrem Liebsten :)

    @Holger: Stimmt, im Larp war der Frauenanteil größer, das konnten wir ja schon im Vampire-Larp gut beobachten.

  16. Ich hab da ja meine eigene „simple“ Theorie weshalb es im Rollenspiel durchschnittlich mehr Männer als Frauen gibt: „Männer sind eben die besseren RPG’ler!“

    *in Deckung geh*

  17. @PayThan *g*, hüte dich vor Annika, die würfelt schon ihre Attacke aus.

    Ich glaube es ist ein Mix aus vielen Gründen, warum tendenziell weniger Frauen mitspielen, was ich auch so nur bestätigen kann. Vielleicht liegt es auch einfach in der Rekrutierung, die klassischen Rollenspiele scheinen (mir) eh langsam auszusterben.

    Mittlerweile verlagert sich die Spielwelt Richtung LARP oder MMORPG und da ist der Frauenanteil vielleicht nicht prozentual, aber absolut deutlich höher. Mal sehen wohin wir damit wandern.

  18. Ich kann Annikas Erfahrungen zumindest zum Teil bestätigen. Als ich mit Rollenspiel anfing gab es kaum Frauen, die daran Interesse hatten. Erst mit Systemen wie PP&P (Witz und Niedlichkeitsfaktor) und Vampire (Romantik) wurde der Frauenanteil unter den Rollenspielern (zumindest in meinem Umfeld) deutlich erhöht.

    @jaffa: Männer und Frauen sind unterschiedlich und das liegt nicht nur an der unterschiedlichen Sozialisation. Ich mag es zwar auch nicht, wenn man Menschen immer wieder einfach in Schubladen steckt, aber das gilt nur, wenn man mit Individuen zu tun hat. Sobald ich über große Gruppen spreche helfen Rollenmuster und Archetypen schon enorm und die Erfahrung zeigt, dass man das bei einem großen Teil der Menschen auch kann. Jemand der bestehende Verhaltensweisen analysiert ist ja noch lange niemand, der diese Verhaltensweisen auch gut findet oder der alle Menschen nur noch in Schubladen steckt.

    • Was heute ja auch niemand mehr hören will ist das diese Klischees und Archetypen irgendwo herkommen. Niemand behauptet das sich jeder in eine Schublade stecken lässt, aber zu behaupten es gebe gar keine Schubladen ist genauso falsch.

    • Lol, in welchem Vampire-Setting ist denn Romantik ein relevantes Thema? Gibt es jetzt ein Twilight-P&P-System? Gerade die World of Darkness-Vampire (was in dem Kontext mit „Vampire“ ja meistens gemeint ist) sind Vampire doch ziemlich aromantische Wesen, oder? Nen Setting in dem abgefahrener BDSM-Kram passt, absolut (ich mag das Setting unter anderem deshalb), aber Romantik?

      -Eine Rollenspielerin der auf die Nerven geht, was der Twilight-Scheiß mit dem Vampirbild gemacht hat-

  19. @PayThan: pfrz… diese Theorie kann ich absolut nicht unterstützen! Gut oder schlecht liegt im Auge des Betrachters. Aber wenn Du mit „bessere Rpgler“ meinst, dass sie besser Machowitze über dickbusige Bardamen machen, magst Du Recht haben :P

    @Nicolas: Ja, leider bemerken wir auch ein wenig die Abnahme der Leute, die Rollenspiel im klassischen Sinn spielen. Sehr schade.

    @Matthias: Ich glaube ja dass grade die Vampirthematik viele Frauen unheimlich reizt – auch bei Büchern. Das könnte also für viele ein Grund gewesen sein, damit anzufangen. Und dann gab es ja noch so Filme wie „Interview mit einem Vampir“. Die haben sicherlich auch ihr übriges dazu beigetragen.

  20. In meinem Wahlpflichtbereich Rollenspiel an der Schule habe ich von 15 Schülern drei Mädchen. So what? Rollenspiel ist eine Beschäftigung, die Jungen mehr anspricht. In der Kosmetik AG sind die allerdings in der Minderheit.
    Wo ist das Problem? Muss oder soll ich mich nun darum kümmern, dass mehr Jungs sich für Schminke, Hautpflege und Haarspüllungen interessieren (täte denen und ihrer Haut ja auch gut – oder sie könnten ihre Freundinnen beraten)? Boxen ist auch eher ein Männersport – oha: PROBLEM! Fraue fühlen sich zurückgesetzt, weil sie sich zu wenig für Schlage ins Gesicht begeistern! Komisch: Beim Ballet gibt es wenig Jungs/ Männer, bei der rythmischen Sportgymnastik auch. Scheint allerdings für niemanden ein Problem darzustellen. Für die Jungs eh nicht.

    Mein Fazit: Man kann sich über alles Gedanken machen und es kann auch möglichweise ganz aufschlussreich sein bestimmten Phänomenen nachzuspüren. Aber das macht diese Phänomene noch lange nicht zu einem Problem. Ich könnte auch fragen, wieso Mittelschichtsjungen eher Rollenspiele spielen als Jungs aus der Arbeiterklasse. Oder wieso der Anteil türkischstämmiger Mädchen beim Reiten so gering ist. Deutsche Jugendliche lernen übrigens weniger häufig Sass-Spielen als Türken. Vielleicht sollte man das mal alles untersuchen und gesetzlich Quoten einführen.
    Oder einfach achselzuckend weiterspielen …

  21. @Thorsten: Ich habe kein Problem damit, dass mehr Jungen als Mädchen Rollenspiel spielen. Das wollte ich mit meinem Artikel auch nicht sagen. Mich hat nur interessiert, warum das so sein könnte, weil ich das manchmal ganz aufschlussreich finde, nach den Ursachen zu forschen. Es war also lediglich eine Äusserung von Vermutungen und nicht das Darstellen eines (nicht vorhandenen) Problems. Wieviele Mädchen oder Jungs jetzt welches Hobby betreiben ist mir im Grunde egal, jeder soll das machen, woran er Spaß hat, und wenn ein Junge für sein Leben gerne strickt, ist das wunderbar :)

    • @Annika: Stimmt, hast du nicht. Ist aber eine Tendenz die man heutzutage überall antrifft. Und ironischerweise wird dieses „Problem“ häufiger von Außenstehenden diagnostiziert, als von „Betroffenenden“.

  22. Rollenspiel war in den 80ern noch ein totales Nerd-Hobby, dem Vorurteil nach für Mathematik-Studenten, Physik-Studenten, deren Freunde und noch ein paar Leute, die gerne mit Zahlen jonglieren. Powergaming und Minmaximg war (und ist teilweise heute noch) Teil des Spiels, was den Nerd-Faktor noch erhöht hat.

    Richtig geändert hat das erst Vampire, was in der Reihenfolge Gothics, Romantiker und schließlich auch Frauen zum Rollenspiel gebracht hat. Wahlweise aber Personen, die zu allen drei Gruppen gehören.

    Das ganze ging nicht etwas langsam, sondern es ging ein Ruck durch die Szene … ich kann mich noch an die Gesichter einiger Battletech-Spieler erinnern, denen die Kinnlade bis zum Boden hing, während sie rechts und links ihre Koffer abstellten, um zu begutachten, was für fremdartiges Volk da an „ihren“ Tischen saß.
    Das war auch der Zeitpunkt, wo wir Spieler uns auch außerhalb der Cons immer häufiger getraut haben, mal eine oder die Freundin zum Spielen einzuladen, vorher war das nicht „verboten“ … es war nur irgendwie einfach kein Thema.

    Und das war auch der Punkt, wo „romantisches“ Rollenspiel, Storytelling etc ihren Aufschwung fanden und aus ihrer Nische kriechen konnten. Die gab’s auch schon vorher, aber sie waren einfach nicht präsent … und kein Faktor, auf den Verlage sich einstellen mussten.

    Eines der besten Beispiele ist DSA, was sich vom simplen System mit Hack’n’Slay-Kaufabenteuern zu einem anspruchsvollen Erzählspiel mit komplexen sozialen Verwicklungen gemausert hat. Und gerade bei DSA wage ich fast zu behaupten, daß es mehr Spielerinnen als Spieler hat.

    Und außerdem fange ich zu viele Sätze mit „und“ oder „außerdem“ an.

  23. Also meine persönliche Erfahrung ist da doch eher konträr…
    Das Einzige was mich im gemutmaßten Einstiegsalter davon abgehalten hat RP zu spielen, war schlichtweg, das ich absolut niemanden kannte, der das gemacht hätte – von Computer-RPGs abgesehen, die mich sofort angesprochen haben (obacht, ich habe zu der Zeit genauso CS gezockt, mit ansonsten tatsächlich nur Männern – hier auch ein Fall von kam häufiger mit Jungs klar als mit Mädels).In der Theatergruppe war ich damals auch. Zum RP kam ich dann Anfang des Studiums über eine Kommilitonin, die mich einfach mal zum VampireLive mitgeschleppt habt, von wegen ‚denk an Impro-Theater‘. Weiter ging’s mit Larp und Conventions zum Tischrollenspiel, was sich schließlich als meine Präferenz rauskristallisiert hat, da man beim Live/Larp sich meist genausoviel an Location/Aussehen dazudenken muss wie am Tisch und ich das dann am Tisch besser kann, als wenn ich auch noch störende visuelle Umgebung habe, in der ich körperlich agiere (wenn ich sitze kann ich das eher ausblenden).

    Die Erfahrung von Live/Larp und Cons spricht eindeutig für den geringeren Frauenprozentsatz, auch die vieler früherer Runden. Meine aktuelle Hauptrunde hat tatsächlich mehr Frauen als Männer, das war schon so, als ich einstieg. *shrugs
    Und fast jeder meiner Mitspieler spielt mind. gelegentlich das andere Geschlecht.. ob da nun höheres Alter mit reinspielt?
    Wir haben üblicherweise mehr Erzählspiel als Regelwerk, vielleicht macht das auch nen Unterschied. Aber das reine Kampf versus Sozial ist es nicht, eher mehr Beschreibung versus Würfelorgien/’von zuviel Theorie erschlagen‘. Aber das war auch vorher in ‚Männerrunden‘ schon so, also….

    Einen Punkt kann ich aber voll unterstützen: es hilft, insbesondere beim Einstieg, aber eigentlich auch später, wenn die Fantasiewelt(en) nicht +auch noch+ derart sexistisch sind wie unsere reale es immer wieder ist, wegen all der Erwartungen/Verhaltensweisen, die da mitunter an einen rangetragen werden, nur weil man ne andre Körperausstattung hat… wenn ich eines nicht leiden kann sind es Chauvi-Fantasywelten, in denen Frauen nur dazu da sind, am Herd zu stehen, das Thema Sexualität nahe an Missbrauch ranschrammt und zwar nicht nur als villain-Fall, sondern dauerhaft oder Frauen gemäß mancher MMORPGs keine gescheite Rüstung bekommen sondern nur den Bikini…. und du immer und überall das Gefühl hast, dass jeder dich wie ein Alien anglotzt, wenn man ingame dasselbe Geschlecht nimmt, das man real nunmal hat, weil sofort alles dich anschreit „du kannst dies nicht, du kannst jenes nicht, ne Frau darf sowas nicht, ne Frau hat zu folgen, wenn du nicht spurst, dann…. und außerdem, ja genau, DU hast natürlich die Gefahr Kinder zu kriegen, auch ungewollt und damit zwangsweise Abenteurerleben ig wieder an den Nagel hängen zu müssen“… ähm hallo?
    …. gut, man kann das +mal+ auch ganz gut nutzen, gerade entgegen den ot-Stereotypen – den dass endet bei mir dann regelmäßig mit der Kriegerin, die sich verdammt nochmal durchsetzt und dem Bras auf all den Scheiß Taten folgen lässt, wenn mal wieder wer mit so nem Dreck daherkommt…. aber generell… hat eine Welt, die da noch extremer zu neigt von wegen ‚realistisches MA‘ (ja klar, aber nur da? geht’s noch?) auf mich v.a. einen negativen +OT+_Effekt. Bäh. Bleib mir weg damit. Wenigstens im RP kann man doch endlich mal die Kategorie ‚Geschlecht‘ beiseitelassen, wenn es darum geht, wer Abenteurer sein darf/kann…

    Interessanterweise fällt mir so spontan aber nichts ein, da Spieler im Tisch-RP meinem Char ungewollte Zudringlichkeit (insbesondere über längeren Zeitraum) zugewendet hätten – anders als im Live (minus die Rollen, die aktiv drauf angesetzt waren, solcherlei männliche Reaktion schlichtweg auszunutzen für andere Zwecke)..

  24. Addit: Das Sexismusproblem wird abrupt schonmal deutlich besser, wenn zwar nicht die Fantasiewelt Gleichberechtigung per se anbietet, aber dies zumindest für die Helden generell tut und/oder die Mitspieler die Heldin ebenso unkommentiert einfach als solche hinnehmen wie den Helden.

    Es hat m.E. also v.a. etwas mit der Inklusionsbereitschaft der spielenden Herren zu tun, ob ‚frau‘ in der Herrenrunde ‚ankommen‘, ‚Heimat finden‘ kann oder nicht – v.a. OT, aber eben auch was das Verhalten der Charaktere zumindest in diesem Punkt angeht. (Kurz gesagt, stell dir vor, die Gruppe reagiert auf den neuen Char eben sehr abweisend – warum sollte der Char bei denen mitwollen? Selbes Prinzip.)

    Nicht unbedingt mit Spielwelt oder gar den angebotenen Themen. Hallo, ich mag auch Action.
    Ja okay, ich will nicht die ganze Kampagne nur in dungeons crawlen und kenne bisher auch keine Spielerin, die das wollen würde – allerdings auch keinen Spieler… und dass ein mühsam ausgearbeiteter Char mit viel Hintergrund (vs. die mal eben Zusammengewürfelten für reine Fun-Action-Proberunden) vielleicht nicht *ganz* so einfach sofort wieder abkratzen soll, stimmt auch und ja, ich habe davon tatsächlich mehr, ebenso die ot-Damen, die ich kenne. Aber.. auch die Herren, also…. hm.

  25. Jetzt erst stoße ich auf das Thema, aber ich mag mich als Frau dazu mal äußern.
    Ja, es war bei mir so – als Teenager wollte ich mich anpassen, was aber nicht geklappt hatte. ;) Als ich dann nach der 10. Klasse vom piefigen Dorf zur Schule in der Stadt wechselte, änderte sich das aber zum Glück. Ich begann mich ein wenig auszuprobieren und so wurde ich allmählich zum Nerd. Star Wars, Fantasy, Computerspiele, Computerrollenspiele … eines Tages hielt ich dann eine Art „Katalog“ (mehr ein Heft) von FanPro in den Händen. Eigentlich wegen dem Star Wars Kram, der dort angeboten wurde, aber auch Produkte von „Das Schwarze Auge“ (damals noch bei Schmidt Spiele) wurden angeboten. Einer aus meiner Klasse sagte, er hatte das auch mal gespielt und ich war auch schon seit einer Weile neugierig, aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie das funktioniert. Ich kannte ja bisher nur Zelda und Co. Ein anderer aus unserer Klasse erwähnte dann noch, dass er das auch mal früher gespielt hatte und dann zog ich noch eine Freundin aus der Klasse mit rein, die ebenso ein wenig „verschroben“ war wie ich. :D Im Grunde ging die Initiative also von mir und dem anderen, den ich den Katalog gezeigt hatte, aus und so entstand meine erste Rollenspielrunde.
    Was ich bisher gespielt habe? Auch Elfen, ja. ;) Aber vor allem Diebe, Streuner, Halunken, Kopfgeldjäger, Entdeckerinnen, Kriegerinnen … wenn man noch Onlinespiele hinzu nimmt, dann diverse Magierchars, wie z. B. Schamanen und immer wieder Diebe, aber auch Mörder und sogar männliche Chars. Ich spielte offenbar sehr überzeugend einen männlichen Kriegsveteranen mit Alkoholproblem, jede Menge Alpträume und Machoverhalten, dass manche dachten, ich wäre ein Mann (wie gesagt – online eben).
    Ich mag all die Erfahrungen, die ich mit dem Hobby gemacht habe, niemals missen. Gute, wie auch schlechte und hätte ich eine Tochter, würde ich ihr das Hobby früher oder später mal nahelegen, weil man da auch mal etwas anderes ausprobieren kann und es genießen kann, mal in ein ganz anderes Geschlecht zu schlüpfen und versuchen, einen anderen Blickwinkeln anzunehmen. Ich denke, gerade das letzte hat mir sehr viel im Leben geholfen bisher.

  26. Hm. Ich habe zwar recht spät angefangen mit dem RPG, aber ich war regelmäßig in Gruppen, in denen ich nicht die einzige Frau war. Und jetzt spiele ich seit 20 Jahren, seit 12 in meiner aktuellen Gruppe – und hier ist das Verhältnis sehr ausgeglichen. Ich glaube ganz zu Beginn war ich mal die einzige Frau. Hm. Also so ganz kann ich nicht mitreden beim Thema wieso Frauen nicht so gerne RPG spielen :-D!

  27. Ich spiele seit ca. 17-18 Jahren und schätze das Verhältnis auf 65% Männer und 35% Frauen ein. Also wir haben fast immer mindestens eine Frau dabei gehabt und in den meisten Fällen mehr als eine. Ich habe auch öfters in einer Gruppe gespielt, wo ich der einzige männliche Spieler war und alle anderen inkl. SL weiblich waren… Empfand ich jetzt auch nicht als ungewöhnlich.

  28. inzwischen denke ich nicht mehr. Wenn ich meinen Bekanntenkreis durchgehe, überwiegt zwar der männliche Anteil (ca. 2:1), aber es ist kein reines Männerhobby (mehr?). Die beschriebenen Zugangsschwierigkeiten hatte ich persönlich nie, ich bin umgeben von einem großen Jungenanteil mit vielen jungsdominierten Hobbies (Gaming, Rollenspiel) aufgewachsen und empfand es nie als störend, die einzige Frau in der Gruppe zu sein. Ich glaube, es haben einfach alle vergessen, mir zu sagen, dass Mädchen sowas nicht machen ; verdammt, jetzt bin ich nerdige Wissenschaftlerin anstatt shoppender Beauty-Queen

  29. Ich spiele seit ich 7 bin PlayStation. Seit ich 16 bin LARP und seit ich 23 bin auch Pen and Paper. Ich habe in all den Jahren festgestellt das Männer im Pen and Paper riesige Zicken sind. Im Übrigen bin ich die einzige Frau in der Truppe aus 6 Leuten, inkl. Meister. Wir kennen uns alle persönlich, aber so ein gezeter wie zwischen denen habe ich bei Frauen nie erlebt.

  30. Ich spiele P’n’P seit ich 11 bin. Meine Parterschaften habe ich fast alles in der Szene gefunden, einen habe ich erst zum RPG gebracht. Früher war ich oft einziges Mädel in der Runde, so dass es mich anfänglich irritiert hat, wenn ein zweites Mädchen mit dabei war. Inzwischen ist es normal. Vielleicht liegt es daran, dass ich mit Brüdern aufgewachsen bin, aber ich habe mich nie in einer reinen Jungsrunde unwohl gefühlt.
    Der Artikel strotzt vor Klischees und reduziert Mädchen und Frauen zum Beiwerk, die nur ihre Freunde begleiten. Das lässt es so klingen, als seien sie keine „intrinsischen Rollenspieler“, die das Hobby aus eigenem Antrieb betreiben. Natürlich mag es diese reinen Begleiterinnen geben, die dann meistens auch aufhören, sobald die Partnerschaft zerbricht, aber das ist doch nicht die Regel!
    Kurz: selten etwas über RPG gelesen, dem ich so wenig zustimmen konnte. Vielleicht schließt da jemand von sich auf andere?

    • In dem Artikel geht es ja nicht darum, dass ich diese Einteilung vornehme. Es sind Vermutungen, woran es liegen könnte, dass es (in meiner subjektiven Wahrnehmung) weniger Frauen gibt, die Rollenspiel spielen bzw. mittlerweile hat sich das Bild in meinem Umfeld ja etwas gewandelt (der Artikel ist immerhin auch schon ein paar Jahre alt). Ich bin von alleine zum Rollenspiel bekommen und war nie „das Anhängsel“. Ich stehe auch nicht auf die Einteilung „für Mädchen“, bzw. „für Jungs“, danach habe ich nie meine Freizeitaktivitäten gestaltet. Soviel zu „von sich auf andere schließen“ ;) Ich kann immer nur das wiedergeben, was ich selber beobachtet habe, Aussagen auf Hörensagen zu bauen ist ein wackeliges Konstrukt. Ich weiß auch nicht, wie man aus dem Artikel „RPG ist was für Männer!“ herauslesen kann. Damit würde ich mir ja ins eigene Knie schießen…^annika

    • Auch Frauen/Mädchen, die selbst nicht diesem Bild entsprechen, können der Ansicht sein „Frauen sind X“, „Mädchen wollen Y“. Diese Generalisierung ist noch nie schlüssig gewesen und engt Individuen (Männer wie Frauen) nur ein. Es sind nicht die Eigenschaften von RPG, die Mädchen von diesem Hobby abhalten mögen (oder Jungs glauben machen, sie könnten keine soziale, emotionale Ader zeigen), sondern die wiederholte Ansicht der Gesellschaft, dass „x typisch weiblich“ sei. Gerade Teenager, die sich selbst und ihren Platz in der Welt suchen, sind extrem empfänglich für solche Sätze. Beweis dafür, dass das nicht nur ideologisch verbrämtes Post-Gender-Geschwurbel ist, gefällig? Die Noten in naturwissenschaftlichen Fächern und die Beteiligung im naturwissenschaftlichen Unterricht sinkt bei Mädchen in gemischtgeschlechtlichen Klassen signifikant, sobald die Pubertät einsetzt. Vorher gibt es keinen Unterschied in Leistung und Interesse bei Jungen und Mädchen. Du hast Argumente dafür genannt, warum das Hobby vielleicht mehr ansprechend für Jungs sein könnte. Ich könnte genauso spielend Argumente dafür aufzählen, warum es ein „typisch weibliches“ Hobby ist: es findet üblicherweise in einer Gruppe statt (das „weibliche“ Interesse an sozialer Interaktion, es basiert stark auf Kommunikation (die „typisch weibliche“ kommunikative Begabung), und es ist weniger aktivitätsgesteuert (Jungen wollen sich doch „typischerweise“ bewegen). Siehst du? Ich kann die Argumentation beliebig umdrehen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die These, die durch die Argumente bewiesen werden soll, rein konstruiert ist, keine Tatsachenbeschreibung. Daher: wenn Mädchen im typischen Anfängeralter tatsächlich von RPGs abgehalten werden, dann nicht durch die Eigenschaften oder Umstände von RPGs selbst, sondern durch die immer wieder wiederholte Annahme, „dass das nichts für Mädchen“ sei. Insofern sehe ich die Zunahme weiblicher Rollenspieler als Zeichen dafür, dass die Szene zunehmend in einem mittleren Alter post-pubertät liegt, wo gesellschaftliche Gendernormen weniger wichtig werden, und dafür, dass ohnehin diese Normen für Mädchen und Frauen in den letzten 15-20 Jahren weicher geworden sind. Die These, dass dies ein Hobby ist, dass in sich mehr ansprechend für irgendein Geschlecht ist, finde ich durch keines der genannten Argumente bestätigt.

    • Und warum ich darauf komme, die Aussage „RPGs sind was für Männer“ herauszulesen? Naja, es mag an der Überschrift liegen. Oder daran, dass du lauter Argumente dafür nennst, warum Mädchen sich nicht dafür interessieren könnten. Hmm…

    • Hannah Gemenzel Sie treffen / trafen nicht auf mich zu, aber auf Mädchen / Frauen, mit denen ich zu tun hatte und mit denen ich mich unterhalten habe und die mir ihre Sicht der Dinge wiedergegeben haben. Aber Du hast Recht, an der Stelle ist wohl doch Hörensagen, nur halt aus direkter Quelle. Ich war eine zeitlang als Jugendbetreuerin tätig, auch da habe ich ähnliche Szenen mitbekommen. Insofern war ich nie direkt betroffen, habe aber direkten Kontakt zu „Betroffenen“ gehabt.^annika

    • Und diese Aussagen entspringen doch den verinnerlichten gesellschaftlichen Erwartungen. Das bestätigt doch nur meine Argumentation: wenn wir oft genug sagen, dass sich (die meisten) Mädchen dafür nicht interessieren, wird es wahr. Wie oben angeführt, wir können genauso leicht Argumente finden, warum sich Jungs nicht für dieses Hobby intetessieren sollen, weil es in seinen Eigenschaften eher weibliche Interessen trifft. Das entspricht aber nicht den Tatsachen. Also sind beide Arhumentationslinien gleichermaßen unzutreffend. Wenn es (heute immer noch) eine unterschiedliche Verteilung Jungen/Mädchen bei den Rollenspielanfängern geben sollte, müssen die Gründe in anderen Ursachen liegen.

    • Ok, ich nehme mit, ich hätte damals anders formulieren müssen. Im Grunde glaube ich, haben wir eine ähnliche Haltung zu diesem Thema, zumindest was ich so bei Dir lese. Als ich mit 12 Jahren mit RP anfing fand ich es schwer, mich gegen eine gesellschaftliche Erwartungshaltung zu wehren. Ich war unsicher und habe nach meinem Platz in der Welt gesucht. Ich wollte dazugehören, zu den coolen Mädels, die jeder mag. Insofern spielt die gesellschaftliche Erwartungshaltung für Jugendliche sicher auch eine Rolle. Klar, nicht für alle (gibt ja auch die, die darauf scheißen), für mich und viele andere war es damals aber so. Erst mit der Zeit habe ich gelernt, dass ich die gesellschaftliche Erwartungshaltung auch einfach ignorieren kann und deswegen trotzdem nicht die Welt untergeht. Wie war es denn bei Dir? ^annika

    • Ich war immer uncool, daher bestand keine Gefahr, dass ich durch das Hobby meinen Status verliere. ;) Später, mit Anfang 20 war ich unter den gleichaltrigen Jungs der Szene eher beliebt, weil man mit mir leicht ein gemeinsames Gesprächsthema finden konnte und ich eher nicht die „Frauen-Filme“ im Kino gucken wollte. Da wurde aus dem gesellschaftlichen „Stigma“ plötzlich ein Alleinstellungsmerkmal. Heute ist mein soziales Umfeld so sehr durch Rollenspieler besetzt, dass ich in diesem Umfeld eine Quote von nahezu 50/50 wahrnehme. Aber das ist sicherlich nur ein Ausschnitt, der meiner Filterblase geschuldet ist.

    • Hannah Gemenzel Ja, mittlerweile habe ich eigentlich auch nur Leute in meinem Umfeld, die entweder Rollenspiele spielen oder Brettspiele oder die der ganzen Sachen zumindest nicht abgeneigt gegenüberstehen. So richtig hat das bei mir aber erst angefangen, als ich mit dem VampireLarp angefangen habe (das war mit 18). Da habe ich dann auf einmal viele Leute auf einem Haufen gehabt, die das gleiche Hobby hatten und ich habe auch mal über meine kleine Stadt hinausblicken können. ^annika

    • Zum Larp und zu weiterreichenden Kontakten bin ich auch mit 17 über VampireLive gekommen. Plötzlich kannte man zig Leute, die genauso „Freak“ waren, wie man selbst. Vor dem Internet war es ja gar nicht so einfach Gleichgesinnte zu finden.
      Alles in allem nehme ich das Hobby inzwischen relativ gut in der Mitte der Gesellschaft angekommen ein. Die meisten haben mindestens schon mal davon gehört oder finden es nach meiner Erläuterung sehr spannend. Vor allem die pädagogische Überlegungen dazu finde ich hoch spannend. Wäre ich Lehrerin an einer Schule, würde ich es versuchen didaktisch zu nutzen.

  31. wie alles andere im Leben hängt es davon ab wo/wie man schaut und in welchen kreisen man sich bewegt. meine wöchentliche gruppe hat nur einen männlichen mitspieler. Ich Netzwerke aber hauptsächlich online.

    In Zeiten von Critical Role, High Rollers und Co. ist der Gedanke aber ohnehin überholt. wie bei Comics und Videospielen… wer uns nicht sieht sollte sich fragen warum statt anzunehmen dass es uns nicht gibt.

  32. Hm, ich weiß, der Artikel ist von 2011, aber auch nach den Maßstäben finde ich ihn ein bisschen fragwürdig und er strotzt nur so von sexistischen Klischees, ehrlich gesagt war ich sehr überrascht darunter zu lesen, dass er von einer Frau geschrieben wurde. Ich halte die Aussagen, dass Mädchen/Frauen „natürlicherweise“ früher Angst davor haben „uncool“ oder „kindisch“ zu sein (ich hab sogar das Gefühl, solcher Gruppendruck ist in Jungs-Cliquen mindestens genauso stark, auch wenn ich das natürlich nicht mit eigenen Erfahrungen belegen kann) oder sozialer sind und mehr Warmspielzeit brauchen für nicht haltbar. Ist echt nicht böse gemeint oder so. Meine These warum das Hobby nach wie vor eher Männerdominiert ist:

    1.: Jungs und Mädchen wird von klein auf beigebracht, dass sie unterschiedliche Hobbys zu pflegen haben.

    2.: Sexismus in den Gruppen selber. Ich habe das Gefühl in vielen nerdigen Gruppen, werden Frauen schnell wieder vergrault, entweder dadurch, dass sich in der Gruppe überproportional viele sexuell erfolglose Hetero-Typen befinden, die es nicht hinkriegen die Mitspielerin einfach wie alle anderen als coole Nerd-Freundschaft betrachten können, sondern man als Frau als die ganze Zeit komisch angeflirtet wird. Richtig unangenehm wird es, wenn die IC/OC-Trennung dabei auf der Strecke bleibt und Mitspieler für OC-Ziele Dinge IC machen, oder nicht begreifen, dass nur weil mein Charakter Interesse an ihren Charaktern zeigt (was halt spannendes Rollenspiel ist) oder generell flirty und sexuell aufgeschlossen ist, das nicht auch für die Spielerin gelten muss. IC/OC-Trennung ist generell super wichtig. Oder durch ständige sexistische Witze (wenn ein männlicher Char IC ne impulsive Handlung macht ist die cool, bei nem weiblichen Char werden Witze darüber gemacht, dass sie mal wieder ihre Tage hat). Oder durch absolut unsensiblen Umgang mit Themen wie sexueller Gewalt und Vergewaltigung. Im Worst-Case wird die Bitte ignoriert, dass diese Themen nicht zu sehr ausgespielt werden sollten. Ein anderes Worst-Case ist, dass sexistische Vorstellungen in Hausregeln gebettet werden. A „weibliche Chars können aber nicht gleichzeitig einen hohen Charisma-Wert und einen hohen Stärke-Wert haben“.

    Noch ein Punkt zu einem Punkt aus dem Artikel:
    „Typische Einsteigersysteme (typische weil bekannt, viel gespielt oder als solches ausgezeichnet) spielen eher in einem Fantasy-/Mittelalter-Setting. Diese Systeme sind meist sehr… ich nenne es jetzt mal „roh“: es spielt oft in einer Welt, in der die Männer das Sagen haben“
    In welchem der großen P&P-Settings, haben Männer das sagen? Shadowrun und die World of Darkness sind Gegenwarts/Zukunfts-Settings in denen Gleichberechtigung ähnlich ausgeprägt ist, wie in unserer Welt in der Gegenwart. Klar, es gibt Sexismus und Ungleichbehandlung, aber nicht in nem größeren Ausmaß, als in unserer Gegenwart. DSA spielt in einer Fantasy-Welt, in der seit Jahren die Geschlechter gleichberechtigt sind. Es gibt einige, von der restlichen Welt als rückständig betrachtete, Regionen, in denen das nicht so ist, da gibt es aber sowohl welche in denen Männer klar das sagen haben, als auch welche in denen Frauen klar das sagen haben.

    Zu der abschließenden Frage zu eigenen Erfahrungen: Ich habe mir, die Regel 0 befolgend, eine Gruppe gesucht in der Sexismus und co keine große Rolle spielen. Mein rollenspielendes Umfeld ist geschlechtermäßig relativ ausgewogen, aber mit einem deutlich überproportionalen (im Verhältnis zur Gesamtgesellschaft) Anteil an nicht-Heterosexuellen. Ich halte uns auch für recht un-Klischeehaft. Wir haben zb einen Char, der immer versucht alle Probleme anders zu lösen bevor Gewalt eine Möglichkeit ist, sowohl der Char als auch der Spieler sind männlich. Die leicht übersexuellen Chars, die sich in jedem Abenteuer mindestens einen One-Night-Stand suchen, werden tendenziell von Frauen gespielt, die krasseste Regelcheckerin ist ebenfalls eine Frau. Klischeehaft sind wir allerdings darin, dass es tendenziell eher die Frauen sind, die sich viel Charakterspiel und zwischenmenschliche Themen wünschen, aber lange nicht ausschließlich. Ach ja, unser Haupt-System war bisher Shadowrun, aktuell bereite ich eine DSA-Kampange vor.

    • Ach ja, kleine Ergänzung, fast vergessen, ist ja auch so ein Klischee: Wir haben auch zwei Leute die gelegentlich mitspielen/mitgespielt haben die eher von ihren Partner:innen mitgeschleppt wurden. Einmal in einer schwulen und einmal in einer Hetero-Beziehung.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein