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Einführung: Über diese Artikelserie

Viele Spielleiter, die mit einiger Erfahrung aus ihren Tischrunden den Schritt wagen, auch einmal auf Conventions ein Szenario zu leiten, finden sich dort schnell in einem wenig vertrautem Umfeld wieder. Es sieht zwar einfach aus, aber eine Runde für eine Convention erfordert etwas mehr Arbeit und Konzentration als eine heimische Tischrunde. Diese Artikelserie soll die Unterschiede zwischen beiden Rundentypen beleuchten und Tips für Eure nächste Con-Runde geben. Die Serie steht unter CC BY-NC-ND 3.0 Lizenzschutz.

Dieser Artikel ist Teil der Artikelserie „Leiten auf Conventions„. Abschnitt 1 beschäftigt sich mit den nötigen Vorüberlegungen.

Vorüberlegungen zum Con

Die Artikel in diesem Abschnit kümmern sich um alles, was man schon vor dem Con durchdenken kann. Sie werden im Abschnitt zwei komplettiert durch Artikel, die Tipps und Anregungen geben, um die hier gemachten Überlegungen auf dem Con anwenden bzw. durchsetzen zu können.


Die Zeit

Die Zeit ist der am stärksten limitierende Faktor für eine Convention-Runde. Es ist für alle Beteiligten von Vorteil, den gesteckten Zeitrahmen nicht zu überschreiten. Gute Planung des Szenarios und der Verfügung stehenden Zeit ist hier das A und O. Um die Zeit kümmern wir uns jetzt, um die Szenarios in Teil 3 der Serie.

In Abschnitt 2 der Gesamtserie wird ein Artikel über das effektive Zeitmanagement auf dem Con selbst zu lesen sein.

Du hast nicht ewig Zeit

Die meisten Besucher auf Conventions haben einen engen Zeitplan, in dem sie zwischen Spielrunden, Vorträgen und anderen Angeboten hin- und herhetzen. Diesen Zeitplan weiter zu strapazieren, schafft doppelten Frust: Die Spieler werden gegen Ende unruhig, je näher ihr nächster Termin rückt, oder sie verlassen die Runde und fallen damit für das Finale aus.

Um dererlei Unannehmlichkeiten zu verhindern, sollte sich der Spielleiter also schon im Vorfeld Gedanken darüber machen, wie viel Zeit er für sein Szenario brauchen wird.

Plane mit maximal 5 Stunden

Es gibt keine feste Regel zu diesem Thema, dennoch rechnen die meisten Spieler mit Rundendauern von vier bis fünf Stunden. Diese Zeitspanne hat sich als Quasi-Standard herausgebildet.

Wer also für sein Szenario maximal fünf Stunden einplant, ist schonmal auf der sicheren Seite.

Dabei enthalten die fünf Stunden im Ernstfall alles, was zu der Runde gehört, also Absprache der Charaktere, Zusammenführung der Runde, das eigentliche Szenario, Kaffee- und Raucherpausen etc.

Ich gebe in einem späteren Teil der Serie Tips und Anregungen zum Zeitsparen auf dem Con selbst.

Plane mit Sicherheitsreserve

Ich empfehle, ein Con-Szenario von vornherein nicht auf 5, sondern nur auf 4 Stunden auszulegen.

Dadurch schafft man sich eine Reserve, die man in der Regel auch zumindest teilweise brauchen wird, beispielsweise wenn die Schlangen beim Kaffee wieder länger waren, als erwartet.

Die wenigsten Spieler nehmen dem Spielleiter übel, wenn er VOR der erwarteten Endzeit aufhört. Das ist auf jeden Fall besser, als zu überziehen.

Die Wahl der richtigen Startzeit

Die Wahl des Startzeitpunktes kann einen entscheidenden Einfluß auf dein Szenario haben, auch wenn Dir das vielleicht noch nicht so bewusst ist.

Eine gute Zeit für Dich

Wähle für Deine Runde einen Startzeitpunkt, der es Dir ermöglichst, ausgeruht und pünktlich zu erscheinen.

Eine Runde zu leiten, nachdem man früher aus dem Büro gehetzt ist, eine Stunde Bahn gefahren ist und dann abgekämpft auf dem Con erscheint, ist nicht jedermans Sache.

Wähle lieber eine spätere Zeit, die Dir eine entspannte Anreise ermöglicht. Weiche notfalls auf einen anderen Tag aus, wenn der Con über mehrere Tage geht.

Eine gute Zeit für die Spieler

Schaue Dir auch die “Standard-Zeitblöcke” des Cons an. Sowas pendelt sich immer irgendwann ein, beispielsweise fangen auf einigen Cons viele Runden gegen 1900 an, und viele Runden enden auch da. Das heißt, wenn auch Du den Rundenstart auf 1900 legst, wirst Du zwar viel “Konkurrenz” haben, aber auch viele verfügbare Spieler, die da um den Dreh rum mit ihrer Runde fertig sind.

(Wahlweise kannst Du auch hoffen, daß noch nicht alle die Tips zum Zeitmanagement (später in dieser Serie) gelesen haben, und deshalb versuchen, Spieler verspätet endender Runden um acht zu ködern…)

Wenn Du die Runde zu spät ansetzt, werden die Spieler mitunter schon müde sein. Setzt du Sie zu früh an, ist vielleicht noch kein Spieler da.

Das gleiche gilt übrigens auch für die Sonntage von 3-Tages-Cons: Hier sind viele Spieler bereits übernächtigt und/oder müde, weshalb Du immer damit rechnen musst, daß Leute aussteigen, um sich schlafen zu legen – oder das direkt bei Dir am Tisch tun.

Einige Runden verlangen auch fürs Ambiente nach bestimmten Tageszeiten. Beispielsweise werden auf Cons die besseren Vampire-Runden immer noch nachts gespielt. Ob es daran liegt, daß es da leiser ist, oder daran, daß es eine “natürliche Zeit” für Vampire ist, oder vielleicht auch an weiteren Ambiente-Tricks – man weiß es nicht. Aber die Erfahrung zeigt: Es ist so ;-)

Beachte andere Veranstaltungen

Je größer eine Convention, desto mehr Veranstaltungen laufen zwangsläufig parallel.

Verschaffe Dir einen groben Überblick über die laufenden Veranstaltungen, streiche alle Zeitblöcke, in denen Du vielleicht selbst an einer Veranstaltung teilnehmen möchtest.

Dann schaue Dir an, was zu verschiedenen Zeiten parallel zu Deiner Runde laufen würde, was Einfluß auf Dich haben könnte. Beispielsweise habe ich mal den Fehler gemacht, ein DSA-Abenteuer zu leiten, bei dem für die Lösung des Plots die Anwesenheit eines magiebegabten Charakters vorgesehen war (Anmerkung: Die Wahrscheinlichkeit ist normalerweise recht hoch.)

Dummerweise war exakt zu dem Zeitpunkt des Rundenstarts eine Podiumsdiskussion über das neue Magiesystem. Das bedeutete, daß alle Spieler, die sich intensiv mit der Materie beschäftigen, nicht zur Verfügung standen. Im Endeffekt hatte ich zwar dann doch einen magiebegabten Charakter in der Runde, aber der hatte nicht die Hälfte von dem Wissen, was er hätte haben sollen. Ich musste die Situation mit Improvisation lösen (dazu siehe ebenfalls ein späterer Artikel), den Faux-Pas hätte ich aber auch vermeiden können.

Artikelbild: depositphotos | © spaxiax

7 Kommentare

  1. Normalerweise neigt man ja dazu den einer Runde zu unterschätzen. Darum Pläne ich Conrunden sogar lieber mit nur 3 Stunden, damit ich rechtzeitig fertig werde. Da schafft man dann echt nicht mehr viel leider :(

  2. Ich für meinen Teil bin immer gerne am Abend angefangen, weil man dann Open End spielen konnte zumeist. Um 2 Uhr nachts starten wenige Runden, also kann ich da auch durchaus bis 4 Uhr ziehen

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