Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Viele von euch kennen sicherlich das Spiel mit den kleinen, bunten Pappkarten, das heute nichtmehr von den Spieltischen in Jugendzentren oder Spielvereinen wegzudenken ist: Magic – The Gathering. Ich habe früher schon einmal Magic gespielt, da war ich ungefähr 15. Unser Teammitglied Roger hat von der Alpha Edition bis hin zur 4th Edition & Ice Age gespielt und war Wizards of the Coast Turnierschiedsrichter.

Der Reiz, der von diesen glitzernden Tütchen ausging und die Euphorie, die einen durchfloss, wenn man sie aufgerissen hat und die Ausbeute begutachtet hat – herrlich! Ich (und andere aus unserem Team auch) bin ja der Meinung, sie packen irgend eine geruchlose Substanz in die Tüten, die beim Aufreissen aktiviert wird und beim Öffner einen Rauschzustand hervorruft, während dem der Kunde den unbändigen Wunsch nach immer mehr Karten verspürt :) Aber das ist ein anderes Thema und auch nicht ganz ernst gemeint….

Meine Karten von damals habe ich verkauft vor einiger Zeit und seitdem habe ich auch kein Magic mehr gezockt, Weatherlight war meine letzte Edition. Aber wie es der vielleicht nicht ganz so zufällige Zufall will, sind wir durch eine Mail an Hasbro (in der wir uns eigentlich nur mal vorstellen wollten und nicht gezielt nach Rezi-Exemplaren gefragt haben) unerwartet an ein paar Decks gelangt und haben diese dann auch in ein paar Partien getestet. Das erste, was mir im Vergleich zu früher aufgefallen ist: es gibt offenbar keine Starter mehr (zumindest hab ich noch keine gesehen), aber dafür gibt es jetzt „Intro-Packs“ (ein vorgefertigtes 60-Karten Deck plus Boosterpackung). Das finde ich persönlich eine gute Entwicklung, weil man sofort drauf los spielen kann und nicht wie früher eine relativ hohe Startinvestition hatte, damit man sich ein Deck bauen konnte. Wer gerne bastelt, kann das natürlich immer noch tun.

Desweiteren gibt es eine Vielzahl neuer Kartenfertigkeiten, Interrupts sind nicht mehr existent als Kartentyp – Apropos Kartentyp: Bereits früher kannten wir Karten, die Effekte für einen speziellen Typ auslösen, so z. B . „Alle weiße Kreaturen bekommen +1/+1“. Diese Typenabhängigkeit ist deutlich stärker präsent geworden und ermöglicht so den Deckbau auf Basis eines ganz bestimmten Konzepts. Neu sind auch die Planeswalker, benannte Magier, die jedoch auch sehr heftig sind. Weitere neue, uns zuvor unbekannte Karten, waren z. B. Kreaturen, die leveln können, Kreaturen, die bei bestimmten Auslösern umgedreht werden und dann zu einer neuen Kreatur mutieren (so wird z. B. aus einem Streuner plötzlich ein reissender Werwolf). Vermisst haben wir Legenden, also Karten, die mit zwei oder mehr Manafarben gespielt werden müssen, aber vielleicht waren diese nicht in den uns vorliegenden Karten enthalten.

Nach der langen Spielpause kannten wir auch noch keine Foiled Karten, also solche mit Silberglanz im Druck. Es hat sich also einiges getan seit der Mitte der 90er Jahre, schauen wir uns doch mal die Decks an!

Getestet wurden die Decks jeweils in einem 1vs1 Duell. Folgende Decks haben wir getestet:

Magic 2012 Eventdecks

  • „Macht der Illusionen“ (blau)
  • „Aufmarsch der Vampire“ (schwarz)

Die beiden Eventdecks kamen in einer Kartenbox aus stabilerem Karton, inklusive eines W20 für die Lebenspunkte (praktisch, wenn man noch keinen eigenen besitzt).

Magic 2012 Intropacks

  • „Mystische Mächte“ (blau/weiß)
  • „Griff nach Macht“ (blau/schwarz)

Innistrad Intropacks

  • „Aufmarsch des Unheimlichen“ (rot/blau)
  • „Der Dunkelheit widerstehen“ (grün/weiß)

Vorweg sei gesagt, dass die Decks alle recht ausgeglichen schienen. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass eins der Decks übermächtig war. Es gab zwar Schwächen („Der Dunkelheit widerstehen“ hatte nach unserer Erfahrung ein wenig Probleme, sich gegen fliegende Kreaturen zu wehren), aber im Großen und Ganzen waren die Partien ausgeglichen.

Deckbetrachtung

Im Folgenden möchte ich die Decks ein wenig näher erläutern (ausführliche Decklisten erhaltet ihr, wenn ihr oben auf den Decknamen klickt, der Link führt auf die entsprechende Seite).

„Macht der Illusionen“ (ohne Sideboard)

Diese Deck arbeitet mit einer Mischung aus Kontrolle gegnerischer Kreaturen, Hellsicht (Karten ziehen) und blockieren gegnerischer Zaubersprüche. Es enthält viele Illusionskreaturen die durch die Karte „Herr des Irrealen“ eine massive Verstärkung erfahren. Dieses Deck ermöglicht es einem, da Spieltempo selber zu bestimmen, indem man seinen Gegner klein hält.  Link: Informationen

„Aufmarsch der Vampire“ (ohne Sideboard)

Diese Deck hat ganz klar eine Vampirthematik. Es arbeitet viel mit Opfern und Markern, so dass die Vampire im Deck schnell beachtliche Größe erreichen und sie zu einer schlagkräfigen Armee macht. Ausserdem haben ein paar der Vampire die Eigenschaft „Lebensverknüpfung“, wodurch der Spieler des Decks Lebenspunkte in Höhe des Schadens erhält, den die Kreatur angerichtet hat. Link: Informationen

„Mystische Mächte“

Ein blau-weisses Wheenie-Deck, dass ebenso wie „Macht der Illusionen“ mit Illusionskreaturen arbeitet. Mit Karten wie „Rückruf“ schafft man gegnerische Kreaturen vom Feld, so dass die eigenen Armee ungeblockt durchkommen kann. Die Kreaturen kosten fast alle wenig Mana, so dass man schon währen des ersten Zuges oft eine Kreatur draussen hat.. Link: Kartenliste

„Griff nach Macht“

Der blaue Teil des Decks ist überwiegend fürs Ziehen neuer Karten verantwortlich, bei den schwarzen Karten geht es primär um halbwegs günstige Kreaturen. Das eigentliche Herz des Decks besteht aus den drei „Kaiserreichs“-Artefakten (die aber unserer Erfahrung nach zu wenig im Deck vorhanden sind).  Es gibt zwar durch die Ruinen eine Möglichkeit zerstörte Artefakte wieder ins Spiel zu bringen, da aber alle drei gleichzeitig im Spiel sein sollten ist hier die Synergie des Decks leicht zu brechen. Unserer Meinung nach fehlen ein paar Karten mit mehr „Punch“. Link: Kartenliste

„Aufmarsch des Unheimlichen“

Das ist ein interessantes Deck, das viel mit Rückblende-Zaubern arbeitet (man kann die Zauber einmalig zusätzlich aus dem Friedhof wirken). Mit der Karte „Brennende Rache“ fügt man jedesmal, wenn man einen Zauber aus dem Friedhof wirkt einer Kreatur oder Spieler zwei Schadenspunkte zu – ein super Weg, um die Armee des Gegners klein zu halten. Allerdings ist diese Verzauberung meiner Meinung nach zu wenig im Deck vorkommend. Die blauen Zauber zwingen den Gegner, Kreaturen auf die Hand zurückzunehmen oder Karten von der Bibiliothek auf den Friedhof zu legen. Link: Kartenliste

„Der Dunkelheit widerstehen“

Ein grün-weisses Menschen Wheenie-Deck. Viele Karten geben Menschen einen Bonus, wodurch diese schnell ernstzunehmende Gegner werden. Die Kreaturen kosten nicht viel Mana, so hat man schnell eine große Anzahl zusammen, mit der man den Gegner einfach überrennt. Dass manche Kreaturen beim Angriff noch einen Bonus erhalten, ist ein weiterer Vorteil. Link: Kartenliste

Fazit

Mir persönlich hat das Spiel mit dem Deck „Aufmarsch des Unheimlichen“ am besten gefallen.Ich fand die Strategie sehr reizvoll, weil sie nicht unbedingt auf Kreaturen setzt und weil die „Rückblende“-Fähigkeit für mich ganz neu war. Überhaupt gab es viele neue Fähigkeiten in den Editionen, die ich so nicht kannte und mir erstmal durchlesen musste. 

In unserem Freundeskreis haben einige wieder mit Magic angefangen. Zwar längst nicht so intensiv wie früher und auch nicht so ehrgeizig, aber so hat man auch genug Spielpartner – ich freu mich schon auf die erste Mehrspieler-Partie nach dem „Two Headed Giant“-Modus oder auch nach „Emperor“ :)

Selbst nach so langer Pause waren wir sofort wieder im Magic-Fieber und hatten viel Spaß dabei, an zukünftigen Deck-Strategien zu tüfteln. Die Regeln sind schnell zu lernen, was einen zügigen Einstieg erlaubt und ein besonderer Augenschmaus sind die wirklich guten Artworks auf den Karten, die bekannte Künstler beigesteuert haben.

Bilder: © Wizards of the coast

28 Kommentare

  1. oh ja, die MTG-Zeit…in der Schule auf dem Pausenhof Karten gekloppt, nachmittagelang im Comicladen abgehangen und gezockt und auch sonst zu jeder Gelegenheit. Mein „HIghlander“-Deck war damals über 1000 DM (<–damals noch ja…) wert. Crazy. ;-)

  2. So ähnlich ging es mir auch – jeden Donnerstag haben wir uns im Jugendzentrum getroffen um zu zocken und ich war chronisch pleite, weil ich mein Taschengeld immer für Karten ausgegeben habe:) Aber 1000 DM ist echt ne Hausnummer!

  3. allein die 40 revised Doppelländer und 4 Arabian Nights-City of Brass… man wollte ja auch immer alle Farben parat haben ^^

    Man war ich irre!

    Aber ultra neidisch war ich immer auf den Typen, dessen Fast-Deck einige tausend DM wert war: Arabian Night-only Deck mit 4x Juzam Djinn…

  4. Was glaubst Du, was ich mich geärgert habe, als ich mir mühselig 4 Killer Bees und 4 Carrion Ants zusammengetauscht und gekauft habe aus Legends und dann das erste 4th Ed Display öffnete und direkt im ersten Booster von beiden Reprints drin waren.. das hat mich damals so gefrustet, dass ich aufgehört hatte ;)

  5. Ich habe Magic damals nicht gespielt, habe erst angefangen, als ich beruflich damit zu tun bekam, also im Mirrodin Block. Das ist laaange nach all dem was ihr so geschrieben hat. Magic ist ja eigentlich erst mit der 6ten Edition „erwachsen“ geworden. Da sind die riesigen Lücken in den Regeln geschlossen worden und Magic wurde zum Turnierspiel ausgebaut. Ich wünsche euch aber viel Spaß beim entdecken des neuen Magics, ich persönlich finde es super.

    Kennt ihr eigentlich Duels of the Planeswalker? Das kann man sich im Steam Shop kaufen, ist recht preiswert und nett für zwischendurch.

  6. @Mathias:

    drei Kampagnen durch, bei der vierten fehlen noch zwei Kämpfe.

    Ich finde das Spiel ist sehr gelungen um mit dem Thema wieder warm zu werden und Ideen für eigene Decks zu entwickeln.

  7. Schön das es nun auch einen Magic Artikel gibt, kann ja eigentlich bei den ganzen Rollenspielthemen nicht fehlen, schließlich nimmt man doch selbst die Rolle eines Magiers ein, beschwört Kreaturen und nutzt die Winde der Magie um den Gegner zu bezwingen. Dabei ist Magic ja schon recht alt, doch die Spielerzahlen steigen und gerade in Übersee werden teils große Preisgelder ausgegeben, was sich natürlich auch auf die Kartenpreise für die Pappdinger auswirkt. Aber schön zu wissen das Roger & Annika nun bei einem Besuch auch bereit für eine Runde „Küchentisch-Magic“ sind, wie reines Casual spielen oft genannt wird. Entspannt ein paar Karten legen in gemütlicher Runde (inkl. Getränk) hat doch was für sich :)

  8. „Meine Karten verkaufte weil ich Geld für ein neues Auto brauchte.“ Das ist ein sehr schönes Zitat zu dem Thema allgemein. :)

  9. P.s. Annika, „Legends“ gibt es natürlich noch, zu meist als Legendäre Kreatur anzutreffen, z.B. die gute Vampirdame: Olivia Voldaren aus dem aktuellen Innistrad Set.

    Für die Karten/Preis Suche und auch zum ausdruck von Proxy/Testkarten empfehle ich:

    http://magiccards.info/

  10. Ach ja, was waren das für Zeiten… zwei Mal habe ich Magic angefangen und dann wieder aufgehört!

    Aber das m.E. beste Kartenspiel aller Zeiten ist ein anderes aus dem gleichen Haus: Vampire – The Eternal Struggle (früher mal unter anderem, nun politisch belegtem Namen)…

  11. @Sebastian K.: „Küchentisch-Magic“ – schöner Begriff :) Das gute ist ja, dass die Decks auf Reisen nur wenig Platz wegnehmen. Die passen also sicherlich noch in unser Gepäck, wenn wir mal wieder vorbei kommen.

  12. Wir spielen auch eher unregelmäßig, halt immer dann wenn Zeit und Lust da sind. Mit dem online spielen muss ich ehrlich sagen werd ich nicht so warm, ich mag lieber Pappkarten über den Tisch schieben (auch wenn die online Variante sicher günstiger ist,,,)

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein