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Willkommen, Sie sind im digitalen Zeitalter angekommen. Das bedeutet Internet auf dem Handy, Spielen vor der Glotze, Pornos auf dem Tablet, Filme aus dem Netz, Mails immer und überall und Zugriff auf so viel Wissen. Warum dann bitte malen wir unsere Dungeons immer noch per Hand?

Das geht doch nun wirklich nicht, wenn wir hip und trendy sein wollen! Und die Teilzeithelden, mir inklusive, wollen sich nicht nachsagen lassen, dass wir irgend einem Trend hinterher laufen! Von wegen, wir machen sie!

Also mache ich mich auf die Suche nach Möglichkeiten meine Dungeons nun auch digital zumindest mal zu zeichnen! Die heutige Station meiner Reise beschäftigt sich mit dem ersten Kandidaten.

Beschaffung / Erreichbarkeit

Pyromancers Dungeon Painter erreichen wir einfach im Internet via folgendem Link: http://www.pyromancers.com Das Programm ist kostenlos.

Erscheinungsbild

Die Seite begrüßt mich auf Englisch, aber hey, all jene, die Verwandtschaft in sibirischer Kriegsgefangenschaft haben und sich zwecks besserer Kommunikation mit den dortigen Behörden in Russisch weitergebildet haben, können hier endlich einmal die Sprache auch noch an anderer Stelle nutzen. Nämlich hier! Wir können also zwischen Englisch und Russisch wählen.

Das Design ist schlicht aber funktionell. Jeder, der eine gewisse IT-Affinität besitzt, wird sich hier wohl, so wie ich, recht schnell zurecht finden. Auch die Einarbeitung durch Durchklicken und Probieren wird einen recht schnell mit den grundlegenden Funktionen vertraut machen. Also eine intuitive Bedienbarkeit. Sehr schön! 

Auf der ersten Seite findet man zwei Auswahlmöglichkeiten. Einmal den Dungeon Painter, sowie einmal ein Mapping Tool für Forenspiele. Zweiteres möchte ich hier nicht betrachten. Ich konzentriere mich nur auf den Dungeon Painter.

Unter dem Dungeon Painter Tool finden wir neben einigen Beispielbildern gleich ein Video, das uns zeigt, welche Möglichkeiten der Dungeon Painter bietet. Es haut einen nicht unbedingt vom Hocker, scheint aber sehr einfach zu funktionieren und alles zu enthalten, was wir benötigen. Gut, denke ich mir, dann will ich mal probieren. Und zwar baue ich mir meinen persönlichen Harem, so wie ich ihn mir vorstelle, und in welchen ich dann Thilo einladen würde, damit er vor Neid auf das Gebäude und die Frauen vor Ehrfurcht erstarrt.

Bedienbarkeit / Funktionalität

Wie wir oben schon gesehen haben, gibt es einige Möglichkeiten. Die Auswahl steht von vorne herein auf „Buildings“. Also beginne ich mit dem Gebäude. Ich fange also an, mir mein Schlafzimmer nach meinen Träumen zu gestalten.

Mit der Maus platziere ich ausgewählte Elemente, die ich aus einem Fensterbereich unten auswählen kann, an einem Raster. Optional kann ich auch auf Hexfelder zur Positionierung umschalten oder ich positioniere ganz frei und schalte das Raster aus. Elemente können entweder rechteckig sein, ellipsoid oder ich kann die Kanten des Polygons, das mit dem ausgewählten Element gefüllt werden soll, frei bestimmen.

Zuerst wird der Boden gelegt. Ich habe die Möglichkeit aus verschiedenen Beschaffenheiten wie Stein und Holz zu wählen, was verschiedene Designs bietet. Grafisch sind auf den ersten Blick keine wirklichen Leckereien dabei, aber man kann Unterschiede erkennen. Ich entscheide mich für hier für Holzdielen. Passt.

Im oberen Bereich  des Arbeitsfensters kann ich die Themengebiete der Objekte auswählen:

Ich gehe vor, wie die Reiter angeordnet sind. Also kommt als nächstes die Wand. Zwecks Geräuschdämmung nach Außen verbaue ich eine schicke Steinwand. Auch hier verschiedene Möglichkeiten,  Holz wäre auch geboten. Ich ziehe also auf drei Seiten eine Steinwand, und die Vorderseite verbaue ich mit einer Holzwand. Ich lasse Platz für Türen und Fenster frei.

Als nächstes kommen Objekte. Unten bieten sich wieder verschiedene Kategorien, und ich möchte gerne zuerst einmal einen Thron.

Grundsätzlich findet man sich in den Kategorien zurecht. Was mir aber gleich von vornherein fehlt, sind die Beschriftungen der Gegenstände. Ich muss bei einigen raten, um was es sich handelt. Ist das nun ein Altar, auf dem ich eine Jungfrau dem Gott der Wolllust opfern kann, oder eine Statue? Ist es ein Sarg? Eine Beschriftung hätte es hier deutlich einfacher gemacht. Vor allem: wer braucht all diese Truhen? Ich platziere erst einmal den Altar, auf dem ich mir nun selber Opfer darbringen kann. Die Selbstverständlichkeit, Dinge drehen zu können, ist vorhanden. Gut so. Was mir dann aber auffällt, schmälert mein ersten positiven Endruck weiter.

Die Tooltips sind auf Russisch. Gut, dass die meisten selbsterklärend sind. Was jedoch die beiden Pfeile und das x2 bedeuten, weiß ich noch nicht genau. Ich denke, dass der Pfeil die Ebenen in der Grafik sind, und das x2 verdoppelt.

Ich lasse mich nicht entmutigen und verteile weiter Dekoration. Vor allem einige Betten, um Platz für das ganze Weibsvolk zu schaffen, das mir dienen möchte. Ich habe immer noch mit der Identifikation der Gegenständen Schwierigkeiten. Einige sind wirklich leicht zu erkennen, bei anderen muss ich raten, und bei einigen habe ich gar keine Ahnung. Es bietet sich aber eine rechte Fülle an Material. Wir könnten anstatt eines Tempels sicher auch eine Kneipe oder einen klassischen Dungeon mit allerhand Dekomaterial basteln. Hier muss man einfach mal ausprobieren.

Dekor möchte ich keines, denn die Steinhaufen machen mich hier nicht an. Ich will ja keine Bruchbude basteln …

Um die Natur um den Tempel herum zu basteln, ändere ich im Dropdown von Buildings auf Nature und fange auch hier wieder mit dem Boden an. Erstmal Gras. Als guter Deutscher habe ich einen gepflegten Vorgarten mit einer Grasbasis. Gras in Hülle und Fülle, jeder Kiffer wäre erfreut. Ich ziehe das Gras einmal über das komplette Bild, und ändere den Layer des Grases einfach einen nach unten. So steht der Tempel nun auf einer grünen Grundfläche. Wir könnten aber auch Stein, Sumpf oder andere Vorlagen nutzen. Die Auswahl ist ausreichend.

Auch hier können wir wieder Objekte verteilen, einige Zelte, Hängematten, verschiedene Feuerstellen und Baumstämme. Schaut einfach selber mal. Ich würde sagen eine solide Grundlage. Trotzdem vermisse ich das ein oder andere. Wiederum weiß ich manchmal nicht genau, was es sein soll…

Die Auswahl an Wegen ist nicht ganz so groß, dafür überzeugt das Grünzeug. Bedenkt man, dass man hier auch Hexfelder als Grundlage nutzen kann, so muss ich mir überlegen, wie ich hier Battletech-Karten basteln kann.

Das Speichern und Laden klappt Prima. Achtet darauf, dass die Datei immer die Endung .rdm hat. Sonst findet ihr sie nach dem Speichern nicht mehr so einfach.

Ich probiere gleich einmal, aus meinem kleinen Tempel ein JPG zu machen. Das ganze funktioniert hier auch wunderbar, ebenso als PNG. Hier wieder wichtig: achtet beim Speichern darauf, dass die Endung stimmt.

Der Export in ein PDF ist ebenfalls problemlos möglich. Hier stellt er mir meine Konstruktion jedoch auf 16 Seiten dar, und ich weiß nicht genau warum. Möglicherweise sollen das die einzelnen Teile sein, die ich ausschneiden kann, um das ganze dann stückchenweise zu legen, aber das folgt irgendwie keiner genauen Logik.

Ich führe nun noch einen zweiten Test durch, und baue auf die Schnelle einen Dungeon. Das funktioniert grundsätzlich gut. Was mir hier nun auffällt: mir fehlt die Möglichkeit, einige Stellen zu kennzeichnen. Sei es mit einem Buchstaben, einer Zahl oder einem Zeichen.

Als Hinweis möchte ich noch hinzufügen, dass User ihre eigenen Collection hochladen können, dieses wird hier erklärt: Klick.

Galerie

Hier einige Eindrücke der erzeugten Karten. Dies sind Karten vom Hersteller, wie auch selbst erstellte.

Weiterführende Links

  1. Die Website des Dungeon Painters: Klick
  2. Eine Diskussion im Tanelorn: Klick
  3. Eine Diskussion bei rptools.net: Klick
  4. Eine Diskussion bei Cartographers Guild: Klick
  5. Eine Diskussion bei Steve Jackson Games: Klick 

 

Fazit

Pyromancers Dungeon Painter bietet alles was man braucht. Aber auch nicht viel mehr. Man hat sich relativ schnell eingearbeitet und bekommt einige einfache Dungeons hin, die man problemlos speichern kann, und die sich in JPG, PNG und auch PDF exportieren lassen. Der Druck sieht gut aus und genügt mir. Hier fehlt mir allerdings die Beschriftung, die ich über Umwege zwar hinbekomme, mir aber in der Software wünschen würde. Die eingeschränkte Funktionalität macht der Preis von 0 Euro wieder wett. Ein guter Einstieg.

Ich werde mir nächstes Mal anschauen, was man mit VISARD anstellen kann, was allerdings bezahlt werden will.

Daumen3maennlich

 

Artikelbilder: © Dungeon Painter Online

18 Kommentare

  1. Ein schöner Test, dennoch habe ich zwei Anmerkungen: Ich wünsche mir noch eine Gesamtbewertung der Bibliothek der Kartenobjekte, am bestem als Punktzahl. Mit der Bib steht und fällt hält meist das ganze Programm. Als zweites noch die Frage, wie gut oder schlecht man die Karte in der passenden Skalierung für Miniaturen (1 inch pro Kästchen) ausgedruckt bekommt. Könnte hinter der PDF-Funktion stecken, wird aber nicht näher betrachtet. Aber alles in allem trotzdem ein guter Test. Jetzt wünsche ich mir noch weitere Test von Euch vergleichbarer Werkzeuge für einen guten Überblick und vergleichbare Bewertungen :)

  2. Passend zum Thema würde mich interessieren wie andere Gruppen das mit Dungeonplänen im Spiel handhaben?

    Bei uns läuft das bisher so ab, das der SL den Raum/Gang beschreibt und einer der Spieler „meistens grob“ mit zeichnet, damit die Spieler auch eine Karte haben und man sich besser Orientieren kann.

    Das ist nicht ganz Optimal.
    Ohne Karte fehlt oft eine Stütze zur Orientierung.
    Wen ein Spieler „mit zeichnet“ leidet oft der Spielfluss darunter.

    Aufgefallen ist mir auch das Spieler die Karten nicht mit zeichnen, sich die Gänge und Räume sogar besser/bildlicher Vorstellen als mit Karte.
    Der Nachteil ist halt, das ihnen der Überblick fehlt.

    In Kampfsituationen sind Karten/Pläne praktisch.
    Aber oft leidet auch hier das Rollenspiel darunter und wird zu einem Taktik Spiel.

    Mit Plan: „Ich laufe die 5 Kästchen zum Ork und schlage zu“
    Ohne Plan: „Ich stürme auf den dreckigen Ork zu und verpasse ihm meine Kriegsaxt“

    wie läuft das in euren Runden ab?

  3. Natürlich eine nette Spielerei, aber das Ganze bringt mir nur was, wenn ich das auch in passender Grüße als Battlemap für taktische Kämpfe ausdrucken kann.

    Bin eher ein Freund davon alles möglichst genau zu beschreiben, also in den Köpfen der Spieler zu bauen, und nur wichtige Kämpfe auf einem Battlegrid austragen zu lassen. Dafür hat sich meine alte D&D Miniature Battelmap mit einer Plastikfolie darüber und abwaschbarer Folienstift bewährt. so kann ich alles fix und „on the fly“ aufzeichen. Mit so einem Programm zu basteln würde mir viel zu viel Zeit fressen, die ich auch in gute story, NPCs etc. stecken könnte. ;-)

    Geil wäre das Teil natürlich, wenn man zumindest für den epischen Bosskampf eine ansehnliche Map ausrcuekn könnte. Um die richtige Kästchengröße für die Minis zu haben, müsste das dann aber in Teilstücken möglich sein. Geht das damit?

  4. @Jabraxel: bei uns läuft es eigentlich recht ähnlich ab. Unsere SL beschreibt allerdings erst meist komplett erstmal erzählerisch, bevor er anfängt Karten zu malen. Eigentlich kriegen wir aber auch nur Karten, wenn es sich um Kampfsituationen handelt oder um Orte, die irgendwie wichtig sind. Der Rest wird erzählerisch beschrieben. Wir haben aber auch keine Karten mit Kästchen oder so, alles ist „freihand“ :) Bei uns zeichnet eigentlich auch immer nur die SL.

    @Andreas: die Beschreibung find ich gut, aber wie Jan schon schrieb finde ich die Bibliothek auch wichtig. Vielleicht magst Du das ja noch im Wertungskasten / im Text nachtragen? Auch wenn Du es schon gesagt hast.

  5. @Jabraxel:
    Kommt sehr drauf an, wie die Runde spielt. Ich habe schon gespielt in dem der SL die Gänge beschrieben hat und ein Spieler mitgezeichnet hat. Bei kampf- & dungeonzentrierten Runden funktioniert das sehr gut und gibt den Spieler prima die Möglichkeit den Dungeon nach eigenem Gutdünken zu erkunden und zu schauen, wo man schon war usw. Mehr Entscheidungsmöglichkeiten für Spieler und Fokus auf deren Fähigkeiten. In anderen Runden zeige ich nur die Kampfszenen, weil die „Dungeonnavigation“ nicht entscheidend ist, weil die Dungeons klein sind oder man sie sozusagen per Plotpunkten navigiert. Online habe ich auch mal komplette Pläne der Dungeons, denn da macht mitzeichnen wenig Sinn, meist hat man eh den ganzen Dungeon als Karte. Grundsätzlich finde ich in Dungeons Karten relativ wichtig, weil sie Teil des Erlebnisses sind.

  6. @Jabraxel:

    Meine Runden laufen wie Sonjas ab. Wenn ich eine Karte zeichne, dann nur für wirklich wichtige Orte oder das große End-Showdown. Mehr mache ich da nicht

  7. @Andreas: Was istn aus dem Test für Battlemap-Skalierung geworden?

    Mir ist noch ein Punkt eingefallen: Für welche Settings eignet sich die Bibliothek? Nur Fantasy oder auch Moderne?

  8. Andreas ist grad zwei Wochen auf Fortbildung, daher wird da noch nicht viel gelaufen sein.

    Zur Bib kann ich was schreiben: 80% sind Fantasy/Mittelalter, es gibt jedoch auch einen Satz namens „Industrial“, der eher überschaubar ist, aber für manche Karten zureichend.

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