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Die modernen Medien bescheren uns immer öfter alternative Ansätze, eine Idee zu realisieren. Eine dieser Ideen ist das Buch „Die Sinistra“ vom Autoren Tom Daut.

„Die Sinistra“ unterscheidet sich derart von bekannten Buchpublikationen, dass es nicht nur kostenlos ist, sondern auch noch nicht fertig. Die Neuartigkeit des Projektes besteht darin, dass sich der Autor das Schreiben weiterer Kapitel durch Klicks bezahlen lässt. Diese Klicks bringen ihm kein Geld, sondern sollen die Begeisterung der Leserschaft aufzeigen. Für eine vorgegebene Zahl an Klicks wird an einem weiteren Kapitel geschrieben. Gesammelt werden die Klicks als Likes auf dem sozialen Netzwerk Facebook oder per E-Mail. Das Projekt und der Download sind somit vollständig kostenlos. Zurzeit arbeitet Tom Daut an Kapitel 5.

Diese Vision an sich reizt mich genug, mich doch einmal genauer damit zu beschäftigen.

Worum geht es in „Die Sinistra“?

Eine Kommandoeinheit, die sich nur vor dem Dynasten, dem Alleinherrscher des Sektors Trentagon zu verantworten hat. Während die Herrschaft des Dynasten von einem schrecklichen Krieg im Norden und ständigen Machtkämpfen in den eigenen Reihen bedroht ist, sorgt die Sinistra dafür, dass in den dunklen Straßenschluchten des Landes jede Art der Volksaufhetzung in Form von Magie oder Religion sofort im Keim erstickt wird.

Als Caron Salvador, der junge Sohn des Dynasten, der Sinistra beitritt, müssen er und seine Freunde erkennen, dass ein Rivale um die Herrschaft über Trentagon kurz davor steht, seinen Vater zu stürzen. Mit okkulten Kräften und Intrigen trachtet er danach, dem Dynasten und der Sinistra selbst den Untergang zu bringen. Und noch eine weitere Macht, der niemand gewachsen zu sein scheint, zieht im Hintergrund an den Fäden.

Kann Caron Salvador das Netz der finsteren Machenschaften zerschlagen und die Katastrophe noch abwenden?

(Text entliehen von der Website des Autoren) 

Das Projekt

Klassischerweise ordnet sich das Buch somit in die Genres „Urban Fantasy“ & „Science-Fiction“ ein. Leseproben können auf der Seite des Autors heruntergeladen werden, den Prolog und die Kapitel 1 bis 4 gibt es auf Facebook zum Download. Um an die Dateien zu kommen, benötigt es oben genannten „Like“-Klick oder eine E-Mail mit dem Betreff „Gefällt mir“ in Tom Dauts Postfach. Als Downloadformate gibt es die klassischen Word-Dateien, pdf-Dateien, aber auch gängige Ebook-Reader-Formate, wie zB epub. Neben den Varianten zum Lesen arbeitet er gerade an einem Hörbuch, welches sicherlich in meinen MP3 Player im Wagen laden wird und mich so morgens zur Arbeit begleitet (und die Stunden im Stau versüßt).

  • Facebook-Seite von „Die Sinistra“:Klick 
  • Website des Autors: Klick

Wie sorgt Tom nun dafür, dass man überhaupt von seinem Projekt erfährt? Durch den direkten Kontakt zum Leser/Hörer. Immer wieder tritt Tom Daut als Sprecher auf diversen Phantastik- und Buchtreffen auf. Dort lädt er ein zu öffentlichen Lesungen, die er gekonnt durch Stimme und Spezialeffekte umzusetzen weiß, wenn er in die Rollen der verschiedenen Darsteller schlüpft, seine Stimme dabei verstellt und sonst auch durch verschiedene Arten des Sprechens, mal leise, mal laut, mal heftig, mal sanft den Zuhörer begeistert. Auch diese Veranstaltungen sind komplett kostenlos, den Eintritt zu dem Event mal außen vor. Darunter waren bislang der Morpheus 25 (wir berichteten), das Spaceritter Festival, aber auch Lesungen im Cafe Stilbruch in Gladbeck, die Vier Winde in Bochum (wir stellten vor), FedCon XXI und auch andere Orte.

Die bisherigen Werke und Audiokapitel werden durch die Musik von Hartwig Media verfeinert, welche die Stimmung gut unterlegt und für Gänsehaut sorgt.

Der Autor

Tom Daut, ein Künstlername, wurde bereits als Kind von seinem Vater in das Kino mitgenommen, wo ihn fantastische Filme stark begeisterten. Der gebürtige Iserlohner war also schon früh Feuer und Flamme für das phantastische Genre. Nach einer schulischen Laufbahn vollendete er eine Ausbildung zum Siebdrucker und nachher zum Ergotherapeuten. Vermutlich rührt von der Nähe zu den kreativen Berufen seine eigene Kreativität, die Ihm dann und wann den Schlaf raubt, wie auch das Einfühlungsvermögen, eine Geschichte gut zu erzählen. Tom Daut lebt heutzutage in Hemer und ist Anfang 40.

2007 sollte sich das schreiberische Talent melden und er begann zu schreiben. Zuerst Lyrik, dann Kurzgeschichten und letztendlich seit 2011 „Die Sinistra“. Auf seiner Website sind zwei seiner ersten Kurzgeschichten nachzulesen. Mit akribischer Widmung schreibt er fast jeden Tag gute 8 Stunden, manchmal sogar mehr.

Die Presse & das Internet

Ein so ungewöhnliches Projekt bleibt nicht unbemerkt und so hat die WAZ Mediengruppe bereits zweimal über ihn online berichtet.

  • In den Strassenschluchen von Tentragon: Klick
  • Imposantes Kopfkino per Klick 

Auch die Bloggosphäre, wie auch Foren,  wurden aufmerksam:

  • Tausend Worte: Lesung: Tom Daut liest aus „Die Sinistra“: Klick 
  • Die Autoren-Ecke des Leser-Welt-Forums: Klick 
  • Euregio Jazz: Urban Fantasy – Tommy Daut liest im Gladbecker Café Stilbruch: Klick

 


Interview

Nach all diesen Informationen bin ich natürlich neugierig geworden, den Autor und sein Projekt näher kennenzulernen. Also wurde er von uns interviewt.

Roger:  Hallo Tom, danke, dass Du Zeit für uns fandest. Dein Projekt schlägt ja trotz des fortwährenden „In Arbeit“-Status schon hohe Wellen in der Presse, berücksichtigt man den bisherigen Umfang. Was brachte Dich eigentlich auf diese Idee?

Tom: Hallo Roger, sehr gern. Ehrlich gesagt, ist die Idee zur Sinistra aus der Not geboren. Ich hatte vorher zwei Jahre mit meinem ersten Romanmanuskript im Arbeitszimmer verbracht. Nachdem ich an der Zusage eines Verlages knapp vorbeigeschlittert war, wurde mir dringend geraten zu netzwerken und mich als Autor bekannt zu machen. Da weder meine handvoll Kurzgeschichten noch das Romanmanuskript dafür taugten, musste ich mir etwas überlegen, was den Anforderungen gerecht wurde. Mein Romanmanuskript ist ebenfalls Urban Fantasy und ich wollte mich nicht zu weit vom Genre entfernen. Da fiel mir „Die Sinistra“ ein.

Roger:  Ist das Schreiben bei Dir denn ein Grundtalent oder hast Du Schulungen dazu besucht?

Tom: Muss wohl Talent sein. Kurse oder Workshops habe ich nie besucht. Wie schon im Artikel beschrieben, war der Start erst zögerlich, dann ging es recht schnell zur Sache: an die zehn Gedichte, vier Kurzgeschichten, erster Roman, schließlich „Die Sinistra“. In der Reihenfolge. Allerdings redigiert meine Freundin alle Texte. Das Endergebnis ist somit in jedem Fall Teamwork.

Roger: Du schreibst ja sozusagen on Demand. Gibt es denn ein festes Plotboard, wohin die Geschichte sich entwickeln wird oder lässt Du dich selbst treiben? Bei der Recherche las ich, dass in Kapitel 5 eine Szene durch die Musik von Hartwig Media beeinflusst wurde.

Tom: Ja und nein. „Die Sinistra“ soll ja kein Endlosroman werden. Deswegen ist die Geschichte für meine Verhältnisse recht streng geplottet. Das Finale ist bereits in meinem Kopf. Außerdem weiß ich im Vorhinein um das Schicksal aller Beteiligten und die Stationen, die sie bis zum Schluss durchlaufen werden. Das Skelett der Geschichte steht also. Beim Füllen mit Fleisch, da lasse ich mich spontan beeinflussen. Sonst wäre mir das zu langweilig. Die Musik von Kai ist beispielsweise aktuell ein steter Fluss an Inspiration. Da seine Stücke meistens wirklich großes Kino sind und ich gerade dieses Feeling für Kapitel 5 brauche, lade ich seine Musik in die Playlist, setze mich vor den Rechner und auf geht´s. Eine kleine Szene ist mir speziell bei seinem Exklusivtrack für „Die Sinistra“ eingefallen. Ich weiß aber nicht, ob das jemand merken wird.

Roger: Wie viele Kapitel wird es insgesamt geben?

Tom: Das wiederum weiß ich noch nicht. Mir sind zwar das Ziel und alle Etappen bekannt, aber wie viele Schritte es dahin werden, das lasse ich auf mich zukommen. So viele, wie es braucht, um eine hoffentlich gute und in sich abgeschlossenen Geschichte zu erzählen. Wünschenswert wäre, wenn der Roman in der zweiten Hälfte von 2013 seinen Abschluss fände.

Roger: Dafür, dass es ein noch nicht fertiger Roman ist, gibt es schon eine kleine, aber feine Fanbase. Dein Konzept sieht einen weiteren Ausbau aus, immerhin gibt es je 25 Likes ein Kapitel. Was hast Du vor zu machen, damit es stetig mehr und mehr Likes werden?

Tom: Zunächst muss ich sagen, dass ich von dem Prinzip der strengen 25-Likes-Schritte abgekommen bin. Ich mache die Zahl der Likes jetzt davon abhängig, wie lang ein Kapitel ist. Kapitel 1 war sehr kurz, dafür wollte ich nur zehn neue Fans. Kapitel 5 wird sehr lang, dafür möchte ich dann auch wesentlich mehr Likes. Orientierungsgröße ist der Prolog. Der hat 25 Likes gekostet.

Um den Bekanntheitsgrad meines Projekts zu steigern, veranstalte ich Lesungen und/oder besuche Conventions. Dabei springen erfahrungsgemäß die meisten Leute an Bord. Oder ich mache das, was wir hier gerade tun. Ich lasse mich interviewen. Darüber hinaus treibe mich in der Fantastikszene Deutschland herum und zeige Präsenz. Als nächstes werde ich den Prolog zum Reinschnuppern bei YouTube einstellen. Es gibt noch ein paar weitere Ideen, die mir im Kopf rumschweben. Darüber rede ich aber erst, sobald etwas Konkretes dabei rumgekommen ist.

Roger: Rein theoretisch angenommen, die Likes kommen schneller rein, als Du schreiben kannst – Würde Dich das mit innerer Zufriedenheit und Tatendrang erfüllen oder würdest Du dich unter Druck gesetzt fühlen?

Tom: Bei Kapitel 4 ist das bereits passiert. Ein wünschenswerter Zustand. Ich würde es Motivationserhöhung nennen. Unter Druck setzen lasse ich mich davon nicht. Am Anfang des Projekts habe ich mir geschworen, dass Qualität immer vor Geschwindigkeit geht, und da „Die Sinistra“ unabhängig von jedem Verlag ist, kann ich mir diesen Luxus leisten. Sprich: Egal wie viele Likes auf mich warten, ich veröffentliche ein Kapitel immer erst dann, wenn ich damit rundum zufrieden bin. Das ist sowohl für die Leser als auch für mich das Optimum. Auch wenn mein Roman kostenlos ist, soll er ja alle Kriterien eines echten, verlegten Buches erfüllen. In Kapitel 3 musste ich diesen hehren Ansatz leider schon runterschrauben. Bei den Vorbereitungen zu einer Lesung stellte ich unlängst fest, dass es voller stilistischer Dellen und Rechtschreibfehler war. Da entschuldige ich mich in aller Form für. Leider bedeutet dies, dass ich in Zukunft noch sorgfältiger arbeiten muss und es noch etwas länger dauert, bis ein Kapitel wirklich veröffentlichungsfertig ist.

Roger: Was würdest Du sagen, was bisher deine größte Inspirationsquelle und wieso?

Tom: Kinofilme. Ganz eindeutig. Ich denke meine Szenen praktisch in Filmausschnitten. Immer wenn ich eine bestimmte Atmosphäre heraufbeschwören will, lasse ich eine entsprechende Filmszene beim Schreiben vor meinem inneren Auge Revue passieren. Dann versuche ich diesen Eindruck in Sätze zu packen. Und wie schon angesprochen, spielt Musik ebenfalls eine große Rolle. Bei der Sinistra ist das soweit alles. Meine Romanmanuskripte sind noch etwas düsterer und haben mehr Hintergrund. Da lasse ich zusätzlich Missstände einfließen, die mir schon lange auf den Sack gehen. In gewisser Weise kann ich sie mir so von der Seele schreiben.

Roger: Das Schreiben nimmt ja einen großen Platz in deinem Leben ein. Wie verträgt sich das mit den Dingen, die Du sonst tust oder würdest Du sagen, dass Dich „Die Sinistra“ ganz einnimmt und du darin aufgehst?

Tom: Es gibt praktisch keine anderen Dinge. Das Schreiben und die Promotion-Arbeit für mein Projekt nimmt fast hundert Prozent des Tages ein. Da ich mich aber als Überzeugungstäter im Dienst einer guten Geschichte sehe und einfach möchte, dass die Leser so viel Spaß an meiner Arbeit haben wie ich, ist das erst mal ok so. In dem Zusammenhang ist die Unterstützung durch meine Freundin sehr wichtig. Natürlich weiß ich auch, dass man mit seinen Kräften haushalten sollte. Deswegen baue ich zwischendurch bewusst Auszeiten ein.

Roger: Das alles macht einen sehr guten Eindruck. Wann kann man Dich das nächste Mal hören und sehen und wo wird das sein? 

Tom: Als nächstes wird man meinen Metallschädel Blechheimer und mich auf der „Bücherbuhrg“ in Oberhausen am 25. März live erleben können. Dort werde ich ab 11.00 Uhr am Theater an der Niebuhrg, Niebuhrstraße 61, an meinem Stand anzutreffen sein. Eine Lesung wird auch stattfinden. Allerdings nur zwanzig Minuten. Also abgespecktes Programm und ich weiß leider auch noch nicht genau die Uhrzeit.

Roger: Ich würde allen unseren Lesern empfehlen, dorthin zu gehen und Dir zuzuhören. Damit kommen wir dann auch zum Ende dieses kurzen Interviews und wünschen Dir und deinem Projekt alles Gute und viel Erfolg!  Wir freuen uns schon auf die nächsten Kapitel! Hast Du noch ein Wort an unsere Leserschaft?

Tom: Schönen Dank, Roger. Dasselbe wünsche ich dir und den Teilzeithelden natürlich auch. Oha. Ich hasse ja Kalenderweisheiten. Aber trotzdem: „Liebt das, was ihr tut!“ und natürlich „Viel Spaß!“ Bis dann.

Roger: Besten Dank und bis bald, Tom!

Artikelbilder: © Tom Daut, mit freundlicher Genehmigung

4 Kommentare

  1. Über die Sinistra bin ich in letzter Zeit auch öfter mal gestolpert, ich habe mir die Kapitel bisher nur noch nicht durchgelesen, da mich die Story nicht so reizt. Aber vielleicht sollte ich doch mal einen Blick riskieren. Ich finde das Konzept mit den likes klasse.

  2. […] “Die Sinistra” – ein Roman der etwas anderen Art von Tom Daut […]

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