Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Die Einsamer Wolf Reihe von Joe Dever ist ja bereits seit etwas längerer Zeit unter Lizenz des Mantikore Verlags. Während jüngst Band 9 veröffentlicht werden wird, widmet sich diese Rezension dem achten Band „Der Dschungel des Grauens“.

Erscheinungsbild

Auf 430 Seiten finden wir ein durchweg solides Solo-Abenteuer des Kai-Lords, des letzten Überlebenden seiner Art. Cover und Papier bestechen durch eine gute Qualität, der Druck ist scharf und gut lesbar.

Mit seiner Seitenanzahl ist das Buch kein Leichtgewicht, wird aber auch beim abendlichen Lesen und Spielen nicht zu schwer auf Dauer in der Hand. Während des Lesens wird man sich angewöhnen, mit zwei Lesezeichen zu arbeiten (und seien es nur die dazwischen geklemmten Finger). Eines für die Stelle, bei welcher man gerade war, eines für die Stelle zu der man springt. Leider ist nicht mal eines vorhanden.

Die Illustrationen im Inneren wissen durch ihren Malstil zu bestechen, nur selten fand ich Bilder, in denen die Proportionen oder die Perspektive fremdartig anmutete. Auch das voll farbige Cover besticht durch eine gut in Szene gesetzte Kampfszene im weiteren Verlauf der Ereignisse. Blättere ich das Buch auf, begrüßt mich eine Karte der Zone, in welcher die Geschichte stattfindet. Sehr schön!

Die harten Fakten:

  • Broschiert: 431 Seiten
  • Verlag: Mantikore Verlag; Auflage: 1 (7. Dezember 2011)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3939212121
  • ISBN-13: 978-3939212126
  • Größe und/oder Gewicht: 20,6 x 13,6 x 2,2 cm
  • Preis: 14,85 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

Handlung

Der Dschungel des Grauens Cover

Im Rahmen der endgültigen Bekämpfung der Erzfeindes, der schwarze Lord, muss der Kai-Lord tief in den sumpfigen Dschungel des Danarg eindringen und einen Tempel finden, der dem Weisheitsstein als Ruhestätte dient. Einst waren Sumpf, Dschungel und auch Tempel Orte großer Reinheit, doch sie wurden verdorben und so ist nun das ganze Gebiet eine riesige Todesfalle.

Auf dieser Reise wird er begleitet von Paido, einem Vakeros-Ritter und somit Magier. Paido ist eine grosse Hilfe, macht aber auch gern dumme Dinge. So zum Beispiel gelangte ich auf meinen Reisen, durchnässt von einem Sturm, in ein Gasthaus. Was macht mein guter Freund? Packt sein eigenes Essen aus – ich hatte die Wahl vor dem erbosten Wirt zu fliehen oder mit Worten die Situation zu klären. Leider aber, und da beginnt auch die kritische Stimme über das Abenteuer, blieb mir hier nur die Möglichkeit zu kämpfen und den Sohn des Wirts zu töten. Was danach los war, könnt ihr Euch vorstellen…

Mir ist an sich klar, dass ein Solo-Abenteuer jedweder Art immer Railroading ist, schon alleine durch die pure Art des Machwerks. An einigen Stellen jedoch hätte ich mir noch eine Abzweigungsmöglichkeit gewünscht und wäre lieber nicht in einen ganzen vorgefertigten Handlungsstrang gerutscht.

Die Möglichkeiten, die einem das Buch bietet, sind vielfältig, ich habe aber nicht jede Abzweigung genommen. So blieb zum Beispiel eine Mine unerforscht.

 Es passieren wirklich viele spannende Dinge, die ganze Welt scheint einem feindlich gesonnen zu sein, an jeder Ecke lauern Bedrohungen und überall muss ich mit Verrat rechnen. Mir gefiel, was ich erlebt habe, sehr gut, das kann ich nicht anders sagen.

Lediglich vom Ende war ich etwas enttäuscht. Ja, es ist furios und wahrhaft episch, aber im Vergleich zu der Vielfalt der Ereignisse vorher war es verhältnismäßig schnell herum.

Nach Abschluss des Abenteuers mit einem partiellen Cliffhanger, den ich auch offenbar nicht abwenden konnte, hat man noch die Möglichkeit, ein kleineres Abenteuer von Paido zu spielen. Das war klein, kurz, aber sehr unterhaltsam.

Da ich nichts verraten möchte, endet auch hier meine Abhandlung über die Handlung.

Regeln

Die Regeln von Einsamer Wolf sind sehr einfach und schnell gehalten. Der Charakter hat nur zwei führende Werte. Das eine ist seine Ausdauer, also die Menge an Erschöpfung oder Schaden, die er erleiden kann, das andere ist Kampfstärke. Auf letzte wirken sich Waffen aus.

Kommt es zum Kampf, die einzige Situation, die einen Wertvergleich benötigt, wird auf einer Tabelle der sogenannte Kampfquotient ermittelt. Dieser bestimmt dann mit Hilfe einer ermittelten Zufallszahl von Null bis Neun Treffer und auch Schaden.

Als Kai-Lord beherrscht der Spielercharakter auch einige Spezialfähigkeiten, die sogenannten Disziplinen. Diese helfen im Kampf oder bei anderen Situationen. Das Kampfsystem ist übrigens sehr schnell sehr tödlich. Also überschätzt Eure Chancen nicht…

Ausrüstung wird sehr klassisch im Rucksack getragen und ist auf 8 Gegenstände, zwei Waffen und sogenannte Spezialgegenstände beschränkt.

Die Regeln behindern den Spielfluß in keinster Art und wer keinen D10 zur Hand hat, kann eine Zufallstabelle am Ende des Buches nutzen.

Hat man die vorherigen Bücher gespielt, kann man den Charakter weiterführen und bekommt eine neue Disziplin.

Schreibstil

Eines muss ich dem Buch zugestehen. Die Texte sind wirklich gut geschrieben. Sie erzeugen binnen Bruchteilen einer Sekunde bei mir plastische Bilder der Szenen und Umgebungen. Auch die Atmosphäre des Dschungels ist sehr gut eingefangen. Hier tut sich eine wahre Stärke der guten Übersetzungen auf.

Anzumäkeln, weil nicht zeitgemäß, sind die Namen von Personen und Orten. Sie mutmaßen sehr altbacken und nach ’80er Jahre des letzten Jahrhunderts an. Aber: Das ist auch der avisierte Stil der Spielbücher und passt somit ins Konzept. Vermutlich wirkt begünstigend auch die gerade aktive Welle der sogenannten Old School Rollenspiele.

Die Namen stören nicht sonderlich, aber ich stolperte immer wieder darüber. Immerhin finden wir keine Lächerlichkeiten wir Vampiro del Mar (aus John Sinclair).

Preis-/Leistungsverhältnis

14,95 EUR kostet das Spielbuch im preisgebundenen deutschen Druckwerkhandel. Dafür war ich einige Stunden beschäftigt und habe nicht jede kleine Chance wahrgenommen. Bedenke ich, dass ich bis zu 60 EUR heutzutage für ein Computerspiel ausgebe, welches ich in 6 Stunden durchgespielt habe, ist der Preis fair.

Natürlich kann man das Buch auch zu zweit spielen – einer liest vor, der/die andere entscheidet, was getan wird.

Bonus/Downloadcontent

In der Downloadkategorie der Seite des Mantikore Verlages kann man den Charakterbogen, wie auch das Aktionsblatt herunterladen. Ebenso findet man dort auch die Karte.

Fazit

Ich habe die Reise zum Tempel im Dschungel des Grauens sehr genossen. Ein wenig genervt war ich zwischenzeitlich vom starken Hin- und Herblättern.

Vermutlich hätte man mit dem Vorsatz, die Kapitel so anzuordnen, dass man nicht direkt sieht, was als nächstes passiert, aber nicht zu viel Blättern muss, noch etwas Komfort gewonnen. Aber – wer sich schon einmal mit komplexen geordneten Systemen beschäftigt hat, weiß, wie schwer das ist.

Der Schreibstil ist gut, die Regeln sind schnell, lediglich ein wenig mehr Entscheidungspunkte hätten dem Buch gut getan. Gefallen hat es mir auf jeden Fall und genau genommen bin ich schon sehr gespannt, wie es weitergeht.

Daumen4Maennlich

Artikelbild: © Mantikore Verlag

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