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Am gestrigen Abend war ich mit Freunden im Kino, die Entscheidung fiel bei der Auswahl zwischen John Carter und Tribute von Panem auf letzteren Film. Da ich zuvor weder einen Trailer gesehen hatte, noch das Buch gelesen habe, war ich entsprechend neugierig.

Der Untertitel „The Hunger Games“ zusammen mit der Vermutung, dass das Wort „Panem“ durchaus aus Panem et circenses (lat. Brot und Spiele – ein geflügeltes Wort für die Gladiatorenkämpfe) entliehen ist, sorgte für eine gewisse Grundhaltung.

Mein Eindruck

Tribute von Panem PosterWorum geht’s es in dem Film? Um Gladiatorenkämpfe unter teils zu Skrupellosigkeit herangezüchteten Jugendlichen. Nicht römisch, aber postmodern in einem abgesteckten Gebiet im Wald. Natürlich geht es auch um zwischenmenschliche Beziehungen.

Und ab da wird es lückenhaft.. offenbar existieren in der fernen Zukunft 12 Distrikte, die sich einst gegen die Regierung erhoben haben und seit dem als Strafe einen Tribut opfern müssen. Dieser Tribut sind zwei Jugendliche (Junge und Mädchen) im Alter zwischen 12 und 18 Jahren, deren Name wird öffentlich ausgelost. Alle, deren Namen nicht gezogen wird, finden ihren Namen im kommenden Jahr wieder in der Auslosung. Die ausgelosten Tribute werden in die Hauptstadt gebracht und dort in Kampftechniken geschult. Während einer multimedial übertragenen mehrtägigen Arena-Show werden sie gegeneinander angesetzt. Der letzte Überlebende ist der Gewinner, der seinem Distrikt Ehre bringt.

Die Protagonistin aus dem ärmsten Distrikt 12 springt für ihre jüngere Schwester ein, deren Namen gezogen wurde und meldet sich freiwillig. Mit dem anderen männlichen Tribut ungefähr gleichen Alters reist sie in die unbenannte Hauptstadt und wird dort ausgebildet. Als es letztendlich losgeht, mögen sie bereits viele der unterstützenden Konzerne und Reichen. Dieses ist im Verlauf des Kampfes später insofern wichtig, als dass diese Sponsoren durch abgeworfene Hilfsgüter in Momenten der Not den Kombattanten zur Seite stehen. 

Lückenhaft geht es auch weiter – im Laufe der Handlung taucht immer wieder ein Zeichen auf, das mit drei Fingern gedeutet wird. Was es heißt, welche Historie es hat, das erfährt wohl nur der Zuschauer, der das Buch gelesen hat.

In der Wildnis der Arena kommt es zu unerwarteten Wendungen, kurzzeitigen Allianzen und auch emotionalen Veränderungen. Aus der Sicht des Zuschauers jedoch, der nur den Film kennt, erscheinen mindestens zwei Stellen unlogisch oder lieblos übers Kreuz gebrochen. Zum einen wird eine bestimmte Gefühlsrichtung durch Eingreifen der Organisatoren verstärkt, zum anderen gibt es einen kurzen Monolog beim Showdown. Beide Szenen wirken unglaubhaft – ich gehe fest davon aus, dass sie deutlich stärker im Buch erklärt werden, der Zuschauer jedoch kriegt nur Happen und muss sich den Rest selbst zusammenreimen.

Der Film an sich ist wahrlich nicht schlecht und gut inszeniert – vor allem der krasse Bruch zwischen den teils sehr armen Distrikten und der herrschenden parlamentsnahen Klasse gefiel mir gut. Die Actionszenen sind meist sehr hektisch geschnitten, hektischer als man es von anderen Filmen kennt. So hektisch, dass ich kurz wegschauen musste, um meine Pupillen wieder einzurenken. Die Kostüme passen gut in die beschriebene Welt, auch die Hauptdarsteller Jennifer Lawrence und Josh Hutcherson machen einen guten Job und ich konnte mich gut in die dargestellten Alter Ego hineinversetzen – wenn nicht obige Schwächen vorhanden gewesen wären.

Besonders brutal fand ich ihn nicht, daher finde ich die Altersfreigabe ab 12 durchaus angemessen.

Daumen4Maennlich

Jan sagt: Bei mir hinterließ dieses Kino-Erlebnis ein Gefühl der Enttäuschung, „Tribute von Panem“ versuchte scheinbar mehrere durchaus kombinierbare Themen miteinander zu verbinden, scheitert dabei meiner Ansicht nach aber kläglich.
Annika sagt: So schlecht wie Jan fand ich den Film jetzt nicht. Es war sicherlich kein Highlight, aber auch nicht so schlecht, dass ich am Liebsten aus dem Kino gegangen wäre. An einigen Stellen erschien mir die Story ein wenig übers Knie gebrochen und auch das Lückenhafte, das Roger schon beschrieb ist mir an einigen Stellen etwas sauer aufgestoßen – wenn man einen Kinofilm von einem Buch macht sollte man ihn auch für die Nichtleser verständlich erzählen.

Trailer

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Artikelbilder & Trailer: © Studiocanal

13 Kommentare

  1. Ohne das Buch zu kennen…irgendwie kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, hier eine weichgespülte und pseudo-anspruchsvolle Variation von „Battle Royale“ vorgesetzt zu bekommen.

  2. Also ich habe ja grundsätzlich schon mal Vorurteile vor jedem Kinder/Jugendliche Fokus im Sci-Fi oder Fantasyhintergrund. Leider machen sich das Schreiberlinge und Filmemacher immer mehr zur Mode um eine möglichst große Zielgruppe anzusprechen und auf Erfolge wie Harry und das Twillightzeugs aufzuspringen. Vor diesem Hintergrund hätte ich mich eh schon nicht in „The Hunger Games“ gewagt, auch wenn der Titel und Teile der Grundidee zu gefallen wissen. Die Adaption vom alten John C. ist zwar sicherlich auch keine hohe Filmkunst, hat aber relativ brauchbare Kritiken bekommen und soll einen für die Leinwand gedachten „Schauwert“ bezüglich der Effekte besitzten – wäre also für euch sicherlich die bessere Wahl gewesen.

    Mich zieht es die Woche dann in Zorn der Götter, der gewinnt natürlich auch keine Filmpreise, konnte aber in Teil 1 schon mit passenden Charakteren und „Abenteuer/Helden“Szenen überzeugen, wobei die Nebendarsteller oft die besseren sind. Mal sehen wie es wird, wobei auch wie Teil 1 sicherlich auf den 3D Kram verzichtet werden kann.

  3. Ich schaue ihn mir erstmal an und dann schreibe ich dir am Wochenende mal, ob es sich lohnt, ein paar Worte zu verlieren ;)

  4. Zuerst einmal: Roger’s Vermutung, daß der Name der Nation aus „panem et circenses“ entliehen ist, stimmt.

    Ich habe die Bücher gelesen, bevor der Film in die Kinos kam und fand sie ok – die Geschichte hätte an einigen Stellen gerne in eine andere Richtung gehen können, aber das ist mein persönlicher Geschmack.

    Mit diesem Wissen im Hinterkopf war ich bereit, veränderte sowie fehlende Szenen zu zählen und mich später (jetzt) über den Film auszulassen. Was soll ich sagen…nichtmal das läuft wie geplant. Ich vermisse so viele Szenen, die zum Verständnis der Geschichte wichtig sind, daß ich mich fragen muß, wie jemand die Handlung sowie die Reaktionen der Figuren nachvollziehen soll, der das Buch nicht gelesen hat.
    Bestes Beispiel ist hier das von Roger bereits angesprochene Handzeichen, welches den Bestattungsriten von Distrikt 12 entstammt, mit den mittleren drei Fingern der linken Hand (ja, linke Hand, nein, kein verkümmerter Hitlergruß, argh!) und der letzte Abschied von einer geliebten Person ist. Mit diesem Wissen hat die Auslosungs-Szene, wie ich finde, eine wesentlich stärkere emotionale Stimmung. Ohne wird man mit einem mittelgroßen Fragezeichen sitzen gelassen.
    Auch muß sich der spontane Kinobesucher wohl fragen, warum Sponsoren und ihre Hilfsgüter so wichtig sein sollen…wenn der Film nicht richtig vermittelt, daß sich die Tribute etwas über eine Woche in einer mehrere Quadratkilometer großen Arena aufhalten und zum Teil tatsächlich kurz davor sind, zu verhungern oder zu verdursten. Ein wenig durch den Wald pirschen mit Voice-Over hätte da schon helfen können.

    Ich habe immernoch den Eindruck, daß ein gutes Drittel – wenn nicht sogar die Hälfte – der Geschichte bzw des Hintergrunds fehlt, wodurch der Film wie eine Aneinanderreihung irgendwie zusammenhängender Ereignisse wirkt.

    Optisch machte der Film einen soliden Eindruck. Die Kostüme und Kulissen/Drehorte/CGIs entsprachen dem, was ich mir unter Panem vorgestellt habe…bis auf die Kostüme bei der Parade im Kapitol. Tut mir leid, aber ich denke da war mit der heutigen CGI-Technik mehr zu machen.
    Außerdem hat mir die ShakyCam in Transformers schon nicht gefallen, hier war sie einfach nur übertrieben.

    TL;DR

    Es soll Siebe geben, die weniger Lücken haben. Ich kann dem Film nur abraten.

  5. @Micha: ah, danke schonmal für die Aufklärung bezüglich des Handzeichens :) Wenn man das gewusst hätte hätten ein paar Szenen durchaus eine emotionalere Bedeutung gehabt, das stimmt.

  6. Ich fand die Verfilmung gar nicht mal so schlecht (gut, die ewig ruckelnde Kameraführung z.B. bei der Rehjagd zu Beginn hätte auf eine Szene minimiert werden können….). Viele Bilder, die im Buch erzeugt werden, finden eine großartige Umsetzung (für die, die das Buch gelesen haben ein schöner Effekt). Aber ich muss der Kritik, die hier mehrfach geäußert wurde, zustimmen. Der Film ist eine Weichspülervariante des Buches. Die (erstaunlicherweise nicht nervenden) politischen Hintergründe, die im Buch eigentlich schärfer dargestellt werden als die vermeintliche Liebesgeschichte fehlt ein bisschen. Aber eine Liebesgeschichte lässt sich eben besser darstellen. Ich finde, wenn auch nicht perfekt, dass der Film durchaus würdig ist, ihn sich mal anzusehen! Und von der Umsetzung Buch – Film (was ja bei einigen Verfilmungen nicht unbedingt zusammenhängend sein msus) kann man auch nicht meckern.

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