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Heute kommen wir zu einer der sehr beliebten Superhelden-Verfilmungen, namentlich Green Lantern. Als Kind habe ich in den 70ern und 80er die Comics geliebt, da musste ich natürlich auch sofort den Soundtrack haben. Im Kino habe ich leider den Film verpasst, aber wofür gibt es Verleihservices? Here we go!

Der Soundtrack geht ungewohnte Wege, so ist z.B. die meist tragende Hauptmelodie eher nur ein kleiner Klangbogen, den man hier und da wieder findet. Dennoch wird dieser recht subtil eingesetzt und die Wiedererkennbarkeit ist gewährleistet. Ruhige Stellen findet man wenige – der Großteil ist eher ein wuchtiges „Aufs Maul!“. Nachteilig ist in meinen Augen die kurze Songlänge, die, beim Abspielen in einer Schleife, dafür sorgen wird, dass viele Spieler genervt sind.

Erscheinungsbild

Das Frontcover wird geziert von dem Motiv, welches man auch von dem Filmplakat kennt. Ein Booklet oder ähnliches kann ich nicht bewerten, da diese Rezension auf Basis der MP3 Songs gemacht wurde.

Die harten Fakten

  • Komponist: James Newton Howard
  • Format : Audio CD (22. Juli 2011)
  • Label: Sony Classical
  • ASIN: B004XK4OL4
  • Preis : 10,97 EUR (CD) / 9,89 EUR (MP3)
  • Bezugsquelle : Amazon (CD / MP3)

 

Die Stücke

Green Lantern OST Cover

Nr 1 – Prologue/Parallax Unbound
Erst beginnt es ganz leise mit von Mysterien kündenden Klängen, dann wird ein militärischer Druck aufgebaut. Die kurze führende Hauptlinie des ganzen OST hört man bei 1:14 zum allerersten Mal. Prolog als Titel passt sehr gut, denn dieser Titel baut Spannung auf und sollte genau dafür eingesetzt werden. Der Rhythmus spricht von Tatendrang und Aktivität. Ab 2:30 wird es dissonant und bedrohlich. Ideal geeignet für eine neue Kampagne oder ein neues Kapitel, in welchem es heiß hergehen wird und Gefahren an allen Ecken lauern.

Nr 2 – Abin Sur attacked
Wie der Titel vermuten lässt, ist der Track ein guter Action-Untermaler. Hektische, wirre Klänge mit kurzen Pausen. Die genutzten Klangbögen sind zu groß, als dass ich das Lied für ein kleines Nebengefecht nutzen würde. Das klingt nach etwas Großem, was sich gerade mit riesigen Hauern einen Weg durch Mauern bahnt.

Nr 3 – Carol scolds Hal
Das Lied ist recht ruhig, verliert zwar nie den leicht bedrohlichen subtilen Unterton, den wir im gesamten Soundtrack finden, aber ließe sich vermutlich am Besten für ein verschwörerisches Gespräch einsetzen.

Nr 4 – Drone Dogfight
„Los Los Los“ ist das, was mir am ehesten in den Sinn kommt bei dem Track. Der Titel ließe Action vermuten, da würde ich jedoch vorsichtig sein. Er hat durchaus ein treibendes Element, aber nicht so, wie ich mir Action vorstelle. Einsetzen werde ich ihn zu Szenen, in denen aufgebrochen wird, sicher steht man unter Zeitdruck, aber vor allem geht es los. Und es wird aufregend werden!

Nr 5 – Did Adam Put You Up To This?
Schönes Hintergrundgeplänkel für das Erkunden eines dunklen Stollens, eine verfallene Industrie-Ruine oder ähnliches. Überall dort geeignet, wo ein Spielleiter eine fortwährend leicht unheimliche Atmosphäre aufbauen will.

Nr 6 – The Ring Chooses Hal
Bislang war der OST recht gewöhnlich, doch hier kommen nun elektronische Beats von kurzer Dauer auf, verwirrende, nervenzerrüttende Geigeneinsätze und Frequenzen, die schwer nur zu hören sind. Der Track hat etwas unirdisches, nicht menschliches – also ideal zu dem Ring passend. Diese Visualisierung aufnehmend könnte das Lied zu einer Szene passen, in welcher die Charaktere ein Artefakt zweifelhafter Macht und Herkunft finden.

Nr 7 – Genesis of Good and Evil
Ein leiser behutsamer Rhythmus, wohl hörbar, elektronische Klänge, schrille Frequenzen, bei 2:00 holt uns die Führungslinie zurück ins Geschehen. Davor war das Ganze mehr als bedrohlich, schon fast greifbar finster. Die Führungsmelodie rettet uns – vielleicht unerwartete Hilfe in der Not, nachdem etwas schief ging?

Nr 8 – The Induction Process
Wieder schrille Frequenzen, man fühlt sich an Aliens und Event Horizon erinnert, mehr digitale Klänge, noch mehr schrille Klänge. Immer mehr gewinne ich den Eindruck, dass viele der Stücke und besonders dieses gut geeignet sind für eine Charaktergruppe, die jenseits der Gesetze wandelt, aber dennoch für das Richtige einsteht. Immer wieder kommen heroische Melodien-Linien hervor, dann wieder die beunruhigenden Elemente, beides im steten Wechsel. Ein schweres Schicksal, ein großes Schicksal?

Nr 9 – Welcome to Oa
Das erste Mal den Haupttempel einer Gottheit betreten? Zum ersten Mal die Erde aus dem All gesehen? Dieses Lied passt durch seinen Aufbau mit wunderschönen beeindruckenden Klängen sehr gut zu jeder Erfahrung, die Charaktere das erste Mal erleben. Erfahrungen, wozu Ihnen die Kinnlade herabhängen wird.

Nr 10 – We’re going to fly now
Noch eine zauberhafte Erfahrung, aufbauend auf der vorherigen vielleicht. Die Charaktere empfinden Freude bei dem, was sie tun, sie lachen aus vollem Herzen, ihre Augen glänzen. Vielleicht ist es wirklich der erste Flug, z.B. auf dem Rücken einer Reitechse?

Nr 11 – You reek of fear
Vorbei ist aller Zauber, herbei kommt wieder die Finsternis – und wie sie kommt: Irgendetwas verfolgt die Charaktere, etwas, was sie nicht sehen können, aber spüren? Etwas hat Witterung aufgenommen? Die Füße der Protagonisten laufen schneller und schneller, das „Etwas“, was Ihnen folgt, kommt immer näher? Mollklänge und elektronische Rhythmen dominieren diesen Song. Lediglich die letzten 30 Sekunden passen nicht mehr zu dem vorherigen Tenor und sollten dann ausgeblendet werden.

Nr 12 – The Origin of Parallax
Zu den Rhythmen der vorherigen Tracks gesellen sich nun Chöre und die Klangwand, die auf einen zurast, wird wahrlich gewaltig. Leider ist der Sound recht ungleichmäßig, erdrückende Kompositionen wechseln sich mit ruhigen Stellen ab, die jedoch auch den beißenden Geruch der Gefahr in sich haben. Am ehesten muss ich an Verhandlungen mit dem Feind denken. Dieser Feind sollte jedoch wahrlich gefürchtet sein und wahrlich perfides getan haben.

Nr 13 – Run
Den Drachen geweckt? Zufällig einen Dämonen aus einem Gefängnis befreit oder einen großen Alten angerufen (mit Erfolg!) ? Dann ist das hier das Brett, was ihr braucht, sofern Eure Runde nicht das böse Ding aus einer anderen Welt ohne Gefahr umklatscht. Wenn sie sich dem Ding zuwenden, dann sollten sie ihre echten Probleme damit haben. Der ganze Aufbau des Tracks sagt uns, dass das, was wir da geweckt haben und nun vielleicht bekämpfen, uns um Längen überlegen ist. Der Track ist mit 5:50 auch von angenehmer Länge, hat zwar Tempowechsel, aber wechselt nie das Thema. Als interessanter Audio-Effekt wurden hier Atemgeräusche und auch Schreie (4:32) benutzt. Rennt, rennt was Eure Beine hergeben!

Nr 14 – You have to be chosen
Mit 7:29 finden wir hier das längste Lied des Albums. Die unterstützte Atmosphärenfärbung ist anfangs sicher ein Moment der Ruhe, eine Chance zum durchatmen. Ab 1:20 wird uns bewusst, dass unser Problem mitnichten gelöst ist. Vor uns liegt nun der entbehrungsreiche Weg, den wir in The Induction Process bislang erspürt haben. Ab 4:50 wird die Gefahr wieder greifbarer. Wir sind uns bewusst, dass wir zu krasseren Aktionen greifen werden müssen, um unser Ziel zu erreichen. Wir schließen ab mit unseren bisherigen Moralvorstellungen und richten uns entschlossen auf… Die Angstschreie der Bedrohten hängen uns noch gut in der Erinnerung. Bei 6:20 haben wir mit allem abgeschlossen und stürzen ins Gefecht.

Nr 15 – Hector’s Analysis
Wieder eines der kurzen Stücke, vermutlich am Besten eingesetzt, wenn die Runde zusammentrifft, um die Fakten aufzubereiten. Optional auch in Szenen, die eine Reise zusammenfassend beschreiben. So gut wie ich mir dazu Karten und Informations-Hologramme vorstellen kann, so gut kann ich mir eine Gruppe von Reitern über einen Bergrücken visualisieren.

Nr 16 – Hal battles Parallax
Das furiose Ende des Soundtracks, der Höhepunkt, brandet uns als zweitlängster Song mit 7:19 entgegen. Und was für ein Ende das ist! Im Film ist es der epische Kampf der Kontrahenten und genau darauf ist er ausgelegt. Verzerrte Gitarren, digitale Klänge, Percussion, Chöre – alles wird benutzt, was zeitgenössische Soundtrack-Komponisten nutzen, um eine dichte Klangwand zu erzeugen, die kaum zu durchbrechen ist. Wenn ich die Vielzahl der musikalischen Elemente, die häufigen kurzen Brüche, die Tempowechsel (jedoch nie zu krass) greifbar in meiner Vorstellung verdichte, sehe ich einen großen Kampf, der abwechslungsreich ist, der schnell ist, wo jeder der Kontrahenten zu seinen fiesesten Tricks greift und nie klar ist, wer die Überhand hat. Ob das nun das Zusammenprallen von Schlachtschiffen in einem Sturm oder auch ein mit Laserschüssen und Martial Arts gewürztes Gefecht mit Außerirdischen ist, ist egal. Benutzt diesen Track dann, wenn ihr einen wirklich wichtigen und aufregenden Kampf vor Euch habt.

Emotionalität/Verwendbarkeit

Wie bereits beschrieben, dominieren die finsteren Melodiebögen, hier angewürzt mit stark Moll-lastigen Elementen. Jedesmal, wenn es zu finster, zu schrecklich und vernichtend wird, holt uns die Führungslinie wieder zurück auf die Seite der Hoffnung. Ich würde diesen Soundtrack hauptsächlich in Science-Fiction Systemen einsetzen, die nicht zu clean sind, nicht zu „schön“. Sicher gibt es einige andere Anwendungsbereiche, ich habe zB „We’re going to fly“ zu einer Atlantiküberquerung in den 20er Jahren eingesetzt.

Preis/Leistungsverhältnis

Gepresste CDs sind generell nicht günstig und der Unterschied zwischen einer CD und dem MP3 Download sind hier fast satte 7 EUR. Für 7 EUR kriegt man schon ein gutes Mittagessen. Alleine diese Erkenntnis ist etwas erschreckend. Wer etwas im Schrank stehen haben will, kann sicher zum Silberling greifen. Ich für meinen Teil greife zum MP3 Download. Kaufe ich alle Tracks im Album zusammen, zahle ich knapp über 60 Cent pro Lied. Das ist fair.

Bonus/Downloadcontent

Es gibt keinen weiteren uns bekannten Content, der kostenlos zur Verfügung wäre.

Fazit

Der Soundtrack hat, wie oben angemerkt, ein, nein zwei Mankos. Zum einen sind die Lieder sehr kurz, zum anderen muss man sich die Songs vorher genau anhören, da doch der eine oder andere Tempo-Wechsel vorkommt. Angenehmerweise wird das Thema nicht innerhalb eines Tracks gewechselt. Was dann aber in einem Lied geschieht, haut mich stellenweise von den Socken. Die Melodien sind eingängig, bauen sofort Bilder im Geiste auf und werden Euch gut unterstützen im tagtäglichen Spielleiter-Handwerk.

Daumen4Maennlich

Artikelbild: © Sony Audio

6 Kommentare

  1. Bitte, bitte, nicht „Lied“ oder „Song“ verwenden.

    „Der Begriff Lied (v. althochdt.: liod Gesungenes) bezeichnet eine sangbare lyrische oder epische Kurzform, die sich in allen Kulturen findet. Es ist die ursprünglichste und schlichteste Form der Lyrik, in der das menschliche Gefühl in seinen Stimmungen und Beziehungen eine reine und intensive Ausdrucksmöglichkeit findet.“

    Und bei „Song“ sieht es nicht viel anders aus.

  2. Danke für den Hinweis, TheShadow. Ich hatte in der Tat nicht verankert, dass das Wort „Lied“ auch ganz gezielt den Aspekt des Gesangs beinhaltet.

    Dann muss ich mir noch andere Alternativen zu Track und Stück suchen, wenn Lied und Song ausfallen.

  3. Also, ich finde, dass zwei Begriffe eigentlich genug sind.
    Aber falls du wirklich noch andere brauchst:

    Titel würde mir noch einfallen

  4. […] – Die Helden von Magnamund  Magic the Gathering – Dunkles Erwachen  Green Lantern – Score  Angeschaut: Iron Sky Angeschaut: Zorn der […]

  5. […] Genau wie bei Erdenstern kann ich die getragenen Geigenmelodien irgendwann nicht mehr hören. Das Stück vermittelt die Leichtigkeit, die ich von so einer Reise weit oben in der Luft, über Seen, Meere und Felder erwarten würde. Es macht auch klar, dass so eine Reise nicht ohne Gefahr ist. Aber anstatt Glanzpunkte zu schaffen, bleibt es leider Einheitsbrei. Um klar zu machen, was ich meine, verweise ich auf We’re going to fly now vom Soundtrack zu Green Lantern. […]

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