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Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges hat es ein Teil der Nazis geschafft, die Erde zu verlassen und sich auf der dunklen Seite des Mondes anzusiedeln. Von dort aus planen sie die Eroberung der Erde und so den Endsieg des vierten Reiches. Dazu haben sie schon das größte Kriegsgerät aller Zeiten gebaut: die „Götterdämmerung“.

Dummerweise sind die Rechner der Nazis nicht leistungsstark genug, das Dingen auch zu steuern. Unfreiwillige Hilfe erreicht sie aber im Jahr 2018 in Form eines amerikanischen Astronauten. Dieser stolpert quasi über die Nazis und wird gefangen genommen. Sein Smartphone scheint die Lösung der Probleme zu sein, fatalerweise ist aber der Akku leer, so dass ein Team der Nazis auf die Erde entsandt wird, um mehr von diesen Telefonen zu beschaffen und somit den Endsieg einleiten zu können.

Klingt grotesk? Ist es auch!

Mein Eindruck

iron_sky posterBereits die Teaser / Trailer des Films (Links siehe unten) lassen vermuten, dass sich das Machwerk absolut nicht erst nimmt und eher alberne, seichte Unterhaltung darstellt. Entsprechend waren meine Erwartungen an den Film.

Ich wurde enttäuscht – aber im positiven Sinne!

Der Film ist bei weitem nicht so dumm und flach, wie ich vermutet hatte, sondern hat eine ordentliche, wenn auch absolut groteske, Story, die teils mit guten schauspielerischen Leistungen gespickt ist. Die Antagonisten Obernachrichtenführer Adler (Götz Otto) und Führer Krotzfleisch (Udo Kier) beweisen einmal mehr, dass deutsche Schauspieler am besten Bösewichte spielen können.

Leider erheblich farbloser besetzt ist die Protagonistin Renate Richter (Julia Dietze, die sich bedauerlicherweise selber synchronisiert, was bei all den geübten Sprechern um sie herum negativ auffällt). Der männliche Protagonist James Washington (Christopher Kirby) liefert eine solide, aber nicht überragende Leistung.

Musikalisch sehr passend untermalt wird der Film von der slowenischen EBM Band Laibach. Die Musik erzeugt eine sehr schöne, finstere Stimmung. Für die Rollenspieler unter uns sicherlich ein Soundtrack, den man in Cyberpunk-Settings gut verwenden kann. Für Fantasy ist der Klang vermutlich zu technisch. Wer reinhören will: Link

Was den Film aber erst wirklich gut macht, ist die Bissigkeit, die er an den Tag legt. Gerade die Sitzungen der internationalen Anführer sind voll von Kritik an momentaner Politik, Wahlkämpfen, Ressourcenkriegen und ähnlichem.

Ich vermute, dass der Film bei den meisten Menschen jüngerer Generation eher mit dem Effekt „Öh, geil, Spacenazis!“ ankommen wird, aber vielleicht spricht da mein Pessimismus. Realisten sind übrigens nur Pessimisten, die noch nicht alle Informationen haben! :P

Aber mal weg vom Inhalt. Der Film ist nicht nur auf Grund seines grotesken Humors eine Besonderheit, sondern auch wegen der Art, wie er finanziert wurde: Von dem Budget von 7,5 Mio. USD stammt ein nicht unerheblicher Anteil aus dem so genannten Crowd Funding, wurde also online als Spenden eingesammelt. Auch durften die Fans aktiv den Film mitgestalten und wurden aufgerufen, Ideen einzureichen. Wie viele von diesen Vorschlägen es in den Film geschafft haben konnte ich allerdings nicht herausfinden.

Fans hatten die Macher des Films, Regisseur Timo Vuorensola und Produzent Samuli Torssonen, im Internet bereits vor diesem Werk eine Menge, allen voran durch ihre Reihe „Star Wreck“ und deren Höhepunkt „Star Wreck – In the Pirkening“ der unter der Creative Commons Lizenz online verfügbar ist.

Tricktechnisch muss der Film sich nicht hinter aktuellen Produktionen verstecken. Die Qualität, wenn auch nicht die Anzahl, der Spezialeffekte ist wirklich erstaunlich für das vorhandene Budget. Glücklicherweise muss man auch keinen Aufschlag dafür zahlen, sinnloses 3D zu bekommen, der Film ist komplett 2D!

Wenn ihr Filme wie „Wag the Dog“, „Idiocracy“ oder „Star Wreck – In the Pirkening“ mochtet oder einfach in der Lage seid, euer Gehirn auf den Modus „Grotesk“ zu stellen, dann geht ins Kino und bewundert diese Perle der unabhängigen Filmkunst. Ihr werdet es nicht bereuen!

 Daumen5maennlich

Trailer

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Artikelbilder:  © Blind Spot Pictures © Energia Productions © 27 Films Production © New Holland Pictures 

3 Kommentare

  1. Ich habe den Film auch gesehen und fand ihn großartig! Grade diese skurile Mischung der ganzen Elemente hattte einen ganz eigenen Charme und ich habe noch keinen getroffen, der diesen Film schlecht fand. Für mich war der Film auch eine riesen Überraschung.

  2. Ganz großer dicker Daumen nach oben. Die teils stark gespaltenen Kritiken machten mich im Vorfeld skeptisch, aber meinen Gang ins Kino habe ich dann letztlich keine Sekunde bereut. Besonders schön: Originalversion (mit den unvermeidlichen Untertiteln).

    Wunderbare Politsatire und herrliche Blödelei. Hier wird alles und jeder durch den Kakao gezogen und gipfelt dann in einem wunderbar zynischen Abspann.

    Den Soundtrack kann ich auch nur wärmstens empfehlen.

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