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Wenn ich mich zurückerinnere an meine Zeit vor dem Rollenspiel fallen mir vor allem zwei Dinge ein: Barbie und Pferde. Ich hatte eine Barbie-Sammlung, die jede Freundin von mir vor Neid erblassen ließ und meine Tapete war vor lauter Pferdepostern nicht mehr zu sehen. Als ich dann älter wurde, waren Barbie und Pferde out (hauptsächlich weil die anderen Mädchen in meinem Alter das auch uncool fanden…) und ich musste mir etwas anderes suchen, eine „Ersatzdroge“ musste also her.

Zu dieser Zeit gab es zwei Schlüsselerlebnisse: mein bereits oft erwähnter Besuch im Konfirmandenunterricht, durch den ich zum Rollenspiel gekommen bin und die Ausstrahlung der TV-Serie Star Trek – The next Generation auf Sat1. Beides waren Ereignisse, die den Grundstein meines „Niedergangs“ gelegt haben, ein Zeitpunkt, zu dem meine Sucht ihren Anfang nahm und aus der ich nie wieder entkommen sollte – heute muss ich mir eingestehen: ich bin ein Phantastik-Junkie!

Falls es für euch nicht auch schon zu spät ist möchte ich nachfolgend meine Einstiegsdrogen auflisten in der Hoffnung, dass ich noch ein paar naive Seelen bewahren kann vor dem Sog, den die Phantastikdroge ausüben kann. Wenn auch nicht mehr up to date, sind diese Drogen teilweise echte Klassiker und man sollte sie auch heute nicht unterschätzen!

Fangen wir mit den TV-Serien an: Star Trek – Next Generation, Akte X und Babylon 5. Als ich mit Star Trek anfing, war ich quasi sofort abhängig. Ich war angefixt von der Idee, dass Menschen den Weltraum erkunden und dass wir nicht allein sind im Universum. Ich fand Riker scharf und Deanna nervig aber vor allem fand ich es toll, dass so viele andere Leute ebenfalls Star Trek guckten. Wegen Star Trek habe ich mir ein Teleskop zum Geburtstag gewünscht und wollte Astronomie studieren (bei dem Wunsch ist es dann auch geblieben…).

 Wenig später kam Akte X im Fernsehen – die Serie war in meinen Augen „näher“ an der Realität als Star Trek, es ging viel um Verschwörungstheorien und manchmal waren die Folgen schon gruselig – ich erinnere mich an eine Folge, in der es um einen Mann ging, der andere Menschen aufaß, sie so von ihren Krankheiten reinigte und hinterher hat er sie wieder ausgekotzt. Als sie wieder auferstanden, waren sie von ihren Krankheiten geheilt. Ich weiß noch, dass meine Mutter diese Folge auch geguckt hat und sie es nicht so lustig fand, was ich mir da für einen Kram ansah. Ich glaube, sie war geschockter als ich :) Ich habe oft mit meinen Freunden über die Folgen geredet, vor allem weil ich die Verschwörungstheorien interessant fand, die ja durchaus glaubwürdig (aus meiner Sicht) inszeniert wurden – Area 51 und die UFO-Entführungen sind ja ein zentraler Bestandteil der Serie.

Babylon 5 ging dann wieder mehr in die Richtung von Star Trek, Weltraum, unendliche Weiten… ihr wisst schon. Ich fand Babylon 5 spannend, weil es einen durchgängigen Plot gab und sich teilweise wirklich überraschende Wendungen ergaben. Auch wenn ich mit der Computergrafik-Optik nicht so ganz warm wurde, habe ich Babylon 5 immer gerne geguckt.

Kommen wir zu den Filmen: hier habe ich zwei, die mir sehr lebhaft im Kopf geblieben sind – Matrix und Interview mit einem Vampir. Ich fand die Welt von Matrix verstörend interessant, die Theorie, dass unsere Welt nur eine Lüge ist, ein Käfig, in dem wir gefangen sind, ohne es zu wissen hat mich fasziniert. Ich weiß noch, dass ich mit meinen Freunden viel über diesen Film spekuliert habe. Ich glaube nach dem ersten Teil war noch nicht klar, dass es zwei weitere Teile geben wird und ich war so maßlos enttäuscht, dass der erste Teil mit sehr vielen unbeantworteten Fragen endete. Auch die Action-Szenen fand ich grandios und die „Matrix-Moves“ konnte man in vielen Filmen, die danach kamen, wiederfinden.

Interview mit einem Vampir war da ja ganz anders – sehr getragen vom persönlichen Drama des Hauptdarstellers, voller Schmerz und Philosophie. Zu der Zeit war ich grade mitten im Vampir-Fieber. Hätte mich ein Vampir nachts besucht, hätte ich ihn vermutlich angefleht, mich zu beißen :) Jaja, Teenager und so (hust). Diese romantisierte Darstellung von Vampiren fand ich damals einfach besser. Aus dem Grund entsprach zum Beispiel Bram Stoker´s Dracula nicht meinem Geschmack – dort war die Darstellung von Vampiren weitaus weniger romantisch, manchmal brutal und hässlich, was irgendwie nicht zu meiner Vorstellung der Blutsauger passte.

Jetzt kommt der harte Stoff: die Rollenspiele (Achtung: Davon kommt man ganz schwer bis gar nicht mehr los!). Auch wenn mit DSA alles anfing, gab es durchaus andere Rollenspiele, die mich mehr geprägt und fasziniert haben. Da wäre zum einen Shadowrun (auch wenn das Spiel genau genommen nicht in den 90ern herauskam erwähne ich es hier, weil ich es in den 90ern für mich entdeckte), dessen Welt ich unheimlich mag, da sie Fantasy und Science-Fiction so wunderbar miteinander kombiniert. Mit Shadowrun entdeckte ich meine Vorliebe für die Sci-Fi Settings. Und dann gab es da noch Vampire: The Masquerade. Dieses Rollenspiel erwischte mich mitten in meiner Begeisterung für Vampire, der Sprung dahin war also nur minimal. Das System war so anders im Vergleich zu den Systemen, die ich davor gespielt hatte, da in Vampire mehr Wert auf die erzählerischen Aspekte gelegt wurde – das persönliche Drama und die eigenen Bemühungen, dass Tier in sich unter Kontrolle zu halten spielten eine zentrale Rolle. Diese ganzen Aspekte kamen in meiner ersten Vampire-Runde nicht so richtig zum Tragen, da unser Spielleiter Vampire wie DSA geleitet hat,– und das hat nicht so wirklich funktioniert. Erst Jahre später habe ich Vampire in einer Art und Weise gespielt von der ich der Meinung bin, dass man es so gut spielen kann.

Eine weitere, nicht zu unterschätzende, Droge sind die Konsolenspiele. Hier gibt es eigentlich nur einen Titel, der es geschafft hat, mich über Jahre hinweg zu beschäftigen: Final Fantasy. Angefangen habe ich mit Final Fantasy 7 und bis heute habe ich fast jeden Titel aus dieser Serie gespielt (wenn auch nicht jeden bis zum Ende…) außer dem ganz aktuellen. Mein persönlicher Favorit ist Teil 10, dicht gefolgt von Teil 7. Ich finde die Welten einfach klasse, denn mit jedem Teil kann man so viel entdecken. Wenn man wirklich alles bis in den letzten Winkel erkunden möchte ist man sehr viele Stunden beschäftigt – und ohne Spieleberater geht’s nicht, zumindest nicht bei mir, weil ich Angst hätte, etwas zu verpassen.

Bücherseitig ist mir nur eine Trilogie im Gedächtnis geblieben: Der Tanz der Rose, Die Ränke des Raben, Das Reich der Rache – zusammengefasst zu Drei Nächte in Fasar. Dabei handelt es sich um eine DSA-Trilogie von Bernhard Hennen. Jaja, ich weiß, über die Qualität der Bücher dieses Autors lässt sich streiten, aber ich fand die Reihe damals wirklich spannend und schön geschrieben, vor allem das 1001-Nacht-Flair hatte es mir angetan. Insgesamt haben die Bücher über 900 Seiten, die ich schnell verschlungen hatte. Ich glaube es ist die erste und einzige Buchreihe, bei der ich am Ende in Tränen ausgebrochen bin, weil sie kein Happy End hat – das hat mich emotional doch sehr bewegt. Wahrscheinlich kann ich mich deshalb noch so gut daran erinnern.

Wie ihr seht, es gab so einige Dinge, die mich nachhaltig verdorben haben. Ehrlich gesagt habe ich aber auch nie einen Versuch unternommen, wieder clean zu werden – zu schön waren die Verlockungen, zu intensiv die Erlebnisse. Wenn ich euch also einen Tipp geben darf (für die unter euch, bei denen es eh zu spät ist, so von Junkie zu Junkie) – versucht es gar nicht erst, es wird euch nicht gelingen :)

Und weils so schön ist, hier das Intro von Star Trek; hachja damals…:)

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An welche „Einstiegsdrogen“ aus den 90ern könnt ihr euch denn noch erinnern?

Artikelbild: © X n‘ Y hate Z © Fotolia

11 Kommentare

  1. Ja, ich sehe vieke Parallelrn ;)
    Mittlerweile kommt der Phantastik-Wahn sind ohnehin schon frueher. Die Barbi-Filme sind zum Teil richtig schoen in Klein-Maedchen-Disney-Manir und ueberhaupt. Die neue „My Little Pony“-Serie finde ich toll, diese Ponys waren damals meine Kindbegleiter; Ponys und Woelfe – seltsame Kombination ;).
    Dann kamen Star Trek, Akte X und Co. Am meisten Nachdruck hat aber eindeutig Buffy hinterlassen ;D
    Mit den Rollenspielen habe ich zu spaet angefangen, mehr als DSA habe ich nie gespielt – unter anderem aber auch, weil ich fuer Vampire und Shadowrun nicht skrupellos genug war.

  2. Ja, ganz ähnlich bei mir…abgesehen von Barbie ^^
    Das war bei mir dann eher der He-Man und etwa zur gleichen Zeit die ersten StarWars Filme bzw natürlich die Ewoks.

    Dann gings weiter mit Star Trek, Babylon 5, Deep Space Nine usw.. ach ja und vorher war noch die alte Serie von Shaka Zulu die ich verschlungen hab.

    Konsole war nie so meins, da gings so richtig erst mit dem C64 los und ab Wing Commander bzw Monkey Island 1 musste dann der erste PC her :P

  3. @Drachenelfe: stimmt, Buffy gabs auch noch, allerdings hat mich die Serie nie so richtig gefesselt (auch wenn ich mir hab sagen lassen, dass sie in den späteren Staffeln wohl ziemlich rockt). Vielleicht sollte ich sie mir doch nochmal ganz angucken.

    @Andreas: Einen C 64 hatte wir auch zu Hause, der gehörte nur dummerweise meinem älteren Bruder. Der hat mich zwar spielen lassen, aber oft blockierte er selber den Computer :) Allerdings hab ich auf dem C64 nur so Spiele wie „Giana Sisters“ oder „Bubble Bobbel“ gezockt, von Phantastik also keine Spur.

  4. Einstiegsdrogen gab’s bei mir in den 90ern nicht — da war ich schon voll abhängig. Bei mir fing es eher in den frühen 80ern an. Kann mich daran erinnern, dass ich immer Star Trek (TOS!) mit meinem Vater geguckt habe. Dann kam — klischeehaft(?) — Tolkiens „Herr der Ringe“ und David Eddings „Saga vom Auge Aldurs“, und natürlich Star Wars. Voll erwischt hat mich dann die D&D Red Box, und auf dem C64 die Bard’s Tale Trilogie — kennt die noch jemand?

  5. Also ich kenne die Trilogie nicht, da müsste ich erstmal googlen. Tolkien kam bei mir auch, aber erst sehr viel später – und ich muss zugeben, ich hab mich da teilweise ganz schön durchgequält. Manche Abschnitte sind einfach unheimlich langatmig geschrieben. Aber ich hab bis zum Ende durchgehalten :) Ich fand es an sich ganz gut, aber ich glaube, ich würds nicht nochmal lesen.

  6. Eure 90er Serie gefällt mir vor allem wegen ihrer schonungslosen Offenheit…. ;-)
    Als gediegener Herr waren es bei mir auch eher die 80er mit Filme wie Willow, Bladerunner oder Tron, aber auch die 90er und hier insbesondere AKTE X. Rollenspiel-angefixt wurde ich durch „Midgard“, „Traveller“ und insbesondere „Auf Cthulhus Spur“ (damals noch von „Verlag für F & SF-Spiele“, „Fantasy Productions“ bzw. „Hobby Products“).
    PS: Falls Eure Begeisterung für Pferde und Barbies noch ein bisschen erhalten geblieben ist, schaut doch mal bei „Unknown Ponies“ ‚rein:
    http://www.unknown-armies.de/artikel/unknown-ponies/

  7. Aaalso, als Kind hatte ich keinen Fernseher, daher fallen die ganzen Serien als Einstiegsdroge weg.
    Leider konnten meine Eltern die Sucht verhindern, ihr wisst ja, kriminelle Energie und Kleinstadt führen oft zu persönlichen Problemen ; )
    Und überhaupt sind die Eltern an allem schuld, die haben mir eine DSA Einsteigerbox zu Weihnachten geschenkt.
    An einem Kiosk, der lieber ungenannt bleiben möchte, kaufte ich mir damals „Abenteuer in der Elfenwelt“ und zack war ich „drauf“.

  8. Das ist immer toll, wenn man den Eltern die Schuld an Allem geben kann ! Oder Michael Ende (Tocotronic)…neee, meine Eltern sind ziemlich in Ordnung und ich bin froh, dass ich trotz 10 Jahren Spielpause jetzt immer angeben kann mit meiner DSA 1 Erfahung : )

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