Geschätzte Lesezeit: 11 Minuten

Oder: Was, wenn jemand das „falsche“ Geschlecht spielt?

Rollenspiel lebt von zwei Dingen: Vorstellungskraft und Kreativität. Jede Aktion im Spiel bedarf der Kreativität des beschreibenden Spielers und der Vorstellungskraft aller anderen Rundenmitglieder. Eine Rollenspielrunde kann nur vernünftig funktionieren, wenn die Kreativität und die Vorstellungskraft aller Rundenmitglieder halbwegs kompatibel sind. Und gerade dann, wenn ein Spieler das „falsche“ Geschlecht spielt, kommt es hier zu den meisten Kompatiblitätsproblemen.

Eine Anmerkung vorweg: Wenn ich in diesem Artikel von einem „Spieler“ rede, dann ist das grundsätzlich geschlechtsneutral gemeint, es sei denn natürlich, ich setze ein entsprechendes Adjektiv davor.

„Visuelle Verwechslung“

Das gängigste Problem ist die „Visuelle Verwechslung“ des Geschlechtes durch die Runde. Gerade wenn die Immersion ins Spiel nicht allzu tief ist, tendieren die Spieler samt Spielleiter gerne dazu, das Geschlecht des Charakters mit dem Geschlecht des Spielers gleichzusetzen. Wenn also ein weiblicher Spieler einen männlichen Charakter spielt, kann es durchaus vorkommen, dass der Charakter in der Taverne von anderen männlichen (N)SC eindeutige Angebote bekommt – bis die entsprechenden Mitspieler wieder an das Geschlecht des Charakters erinnert werden.

In den meisten Fällen sorgt diese Verwechslung allerdings nur für einen kleinen Lacher am Rande, und spätestens nachdem die Runde zwei, drei Abende gespielt hat, nimmt die Häufigkeit der Verwechslungen ab.

Wenn allerdings in einer längerfristig gespielten Tischrunde die Verwechslungen anhalten, ist dies ein Indikator dafür, dass die betreffenden Spieler entweder nicht ganz bei der Sache sind (siehe nächster Punkt) oder aber ein ernsthaftes Problem mit der Darstellung haben (siehe übernächster Punkt)

Auf Conventions allerdings muss man bei Charakteren mit abweichendem Geschlecht damit rechnen, dass es in jeder Runde passieren wird – schlicht und einfach, weil man es immer mit neuen Runden zu tun hat.

Fehlende Immersion

Spieler tauchen unterschiedlich tief in die Spielwelt ein. Einige Spieler versetzen sich wie Schauspieler in ihren Charakter hinein und sehen die Spielwelt durch dessen Augen. Andere Spieler tauchen nicht so tief ein und überlegen sich bei jeder Handlung aufs neue „Was würde mein Charakter jetzt tun?“. Und dann gibt es noch die Spieler, für die ein Charakter wirklich nur eine Spielfigur ist, die man braucht, um dieses Spiel zu gewinnen.

Gerade letztere Spieler neigen leider dazu, die Darstellung der eigenen Charaktere zu vernachlässigen und sich im Zuge dessen auch nicht allzu sehr für die Darstellung der anderen Charaktere der Gruppe zu interessieren. Gerade für diese Leute wird die Kriegerin der Gruppe, gespielt von einem männlichen Spieler, auf „Nahkämpfer“, „Frontliner“ oder „Tank“ reduziert, denn die Bereiche außerhalb der Kämpfe interessieren eh nicht. Und so wird dann schnell aus dem Tank „der Tank“ – mit dem Effekt, daß diese Spieler regelmäßig an das tatsächliche Geschlecht des Charakters erinnert werden müssen

Die Frage ist, wer jetzt eigentlich störend heraussticht. Ist es dieser Spieler, während der Rest der Runde eigentlich tieferes Rollenspiel betreiben möchte? Dann spricht nichts gegen den Charakter, und der Spieler muss halt lernen, damit umzugehen. Ist aber die ganze Gruppe nicht auf Tiefgang im Charakterspiel ausgelegt, muss man selbst lernen, damit umzugehen, oder notfalls den Charakter wechseln. Es kommt immer auf den Gruppenkonsens an.

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf!

Es gibt auch Menschen, die aus ethischen, religiösen oder sonstigen weltanschaulichen Gründen die Darstellung des „falschen“ Geschlechtes in ihren Runden grundsätzlich ablehnen. Ich möchte diese Gründe an dieser Stelle nicht zerreden, da jeder Mensch das Recht auf eine eigene Meinung hat. In den meisten Fällen kann man sich in einem Gespräch mit den entsprechenden Spielern auf einen Konsens einigen, wahlweise indem man einen anderen Charakter spielt oder seine Darstellung mäßigt, oder halt, im schlimmsten Fall, aus der Runde austritt.

Das klingt zwar drastisch, aber im Grunde genommen passiert das gleiche, wenn in einer in der Oberschicht angesetzten gesellschaftlichen Shadowrun-Runde ein hochoptimierter Straßensamurai mitspielen möchte, der nur für Kämpfe zu gebrauchen ist. Hier bleibt auch nur die Wahl, den Charakter anzupassen, einen anderen Charakter zu spielen oder die Runde zu verlassen.

Männer können keine Frauen spielen!

Ein weit verbreitetes Argument ist, dass Männer einfach keine Frauen spielen können, weil sie nicht das Einfühlungsvermögen dafür hätten. Ähnliche Argumentationen gibt es auch über Frauen, die Männer spielen möchten. In beiden Fällen wird den Spielern vorgeworfen, einfach nur die gängigen Clichées zu bedienen.

Hierzu sollten wir uns mal vor Augen halten, das Rollenspiel im Grunde von genau diesen Clichées lebt!

Um einen Charakter glaubhaft darzustellen, achtet man, bewusst oder unterbewusst, darauf, wichtige Punkte, die andere Spieler (und man selbst) einfach erwarten würden, zu erfüllen.

Ein Beispiel aus dem Live-Rollenspiel: Wenn ich einen Charakter in Plattenrüstung mit einem großen Schwert sehe, dann gehe ich davon aus, daß das ein Krieger ist – alle gängigen Clichèes sind erfüllt. Wenn dieser Spieler mir erzählen würde, er wäre ein Elfenmagier, würde ich das nicht glauben. Da stimmt einfach etwas nicht an dem Bild.

Genau das gleiche trifft auch beim Tischrollenspiel auf: Wenn man den elfischen Bogenschützen beschreibt, dann dürfen weder die spitzen Ohren, noch der schlanke Körperbau, noch der kunstvoll gearbeitete Bogen fehlen. Es gibt hier interessante Abweichungen, wie beispielsweise den fetten Elfen, aber im Grunde ist selbst dies ein Spiel mit einem gängigen Clichée, während die restlichen Clichées erhalten bleiben.

Diese Chlichées treten immer wieder auf: Magier tragen Roben, Barbaren große Zweihandschwerter, Diebe sind flink, athletisch und meist dunkel gekleidet, Geweihte/Priester schreiten, anstatt zu gehen, Adlige sind hochnäsig etc.

Um wieder auf die Ausgangs-Unterstellung zurückzukommen: Ich als Mann kann mich natürlich nicht in eine Frau hineinversetzen und die Gefühlswelt völlig korrekt abbilden. Aber Hand aufs Herz: Ich kann mich auch nicht in einen Barbaren im Lendenschurz mit Zweihandschwert hineinversetzen, um die Gefühlswelt korrekt abzubilden. Oder in einen akademischen Magier. Oder gar in einen Elfen. Das heißt: Alle diese Darstellungen sind gleich falsch.

Wenn ich von dieser Prämisse ausgehe, dürfte ich eigentlich nur Menschen spielen, die ungefähr Mitte 30 sind, wahlweise Mediengestalter, Demoscener, Musiker, Schaukämpfer oder Blogautoren sind – und mit einem gewissen Übergewicht zu kämpfen haben. Das schränkt die Charakterauswahl schon enorm ein, finde ich.

Aber glücklicherweise geht es im Rollenspiel nicht darum, die Gefühlswelt eines Charakters korrekt darzustellen – es geht darum, sie glaubhaft darzustellen!

Suspension Of Disbelief

An dieser Stelle muss ich einen kleinen Exkurs machen und ein Fachwort erklären, welches hauptsächlich im Zusammenhang mit Animationsfilmen geprägt wurde: Suspension Of Disbelief.

Das Gehirn hat die Angewohnheit, Dinge, die nur geringfügig von der eigenen Wahrnehmungswelt abweichen, zu korrigieren und als „noch realistisch“ einzustufen. Das heißt, es erkennt zwar, dass es hier um etwas künstliches geht, aber das Künstliche wird als glaubhaft eingestuft. Hier wird also der Zweifel unterdrückt – und genau das meint Suspension Of Disbelief.

Wenn man ein Diagramm malt, in dem man auf einer Achse den Grad des Realismus aufträgt und auf der anderen den Grad der Glaubhaftigkeit, würde man erwarten, dass in diesem Diagramm eine gerade zu Zeichnen ist, die mit zunehmendem Realismus auch zunehmende Glaubhaftigkeit anzeigt. In der Realität wird man aber von einem ziemlich starken Einbruch der Kurve in der Nähe der realistischen Darstellungen überrascht.

Das liegt daran, dass es im Gehirn irgendwann zu einem krassen Umschwung kommt: Von „Das ist zwar nicht menschlich, aber ich akzeptiere es als menschlich“ geht es abrupt über zu „Mit diesem Menschen stimmt etwas nicht!“.

Auf Animationsfilme bezogen liegt die Grenze irgendwo zwischen „Monsters, Inc“ und „Avatar“: Während die animierten Figuren bei Avatar so realistisch sind, dass man sie als Menschen durchgehen lässt, sind die Monster bei Monster-AG zwar sehr unrealistisch, aber so menschlich, dass man sie auch als menschlich durchgehen lässt. Aber: Die wenigen Menschen, die in „Monsters, Inc“ vorkommen, nimmt beinahe niemand als menschlich wahr, hier schlägt der Knick in der Kurve zu.

Dabei ist der Grad der Suspension von der Vorbildung des Betrachters abhängig. Wenn ein langjähriger Anime-Fan einen Anime schaut, wird er die Darstellungen für realistischer halten als derjenige, der an Disney-Filme gewöhnt ist. Andersherum funktioniert das auch: Der Anime-Fan wird die Disney-Figuren für weniger menschlich halten.

Was hat das jetzt mit Rollenspiel zu tun?

Der Vorwurf, dass Männer Frauen nicht realistisch darstellen können, hängt recht stark mit diesem Knick in der Darstellung zusammen. Je realistischer ein männlicher Spieler versucht, die völlig andere Gefühlswelt einer Frau nachzustellen, desto unglaubhafter wird er dabei. Aus dem Charakter, der als Frau durchgehen könnte, wird schnell eine Darstellung, bei der einem eher die Fehler auffallen. Gerade, wenn Spielerinnen in der Runde sind, kann sowas schnell dazu führen, dass diese sich unwohl fühlen oder über das „falsche Frauenbild“ meckern. Andersherum passiert sowas übrigens seltener: Männer beschweren sich weitaus seltener über durch Frauen falsch dargestellte Männer.

Was kann man aber in diesem Fall tun? Eine Idee wäre, die Darstellungsqualität zu reduzieren, um aus diesem Tal herauszukommen und wieder in die Suspension Of Disbelief zu fallen, also in den Bereich, wo klar ist, dass man nur spielt und nicht simuliert, und das Spiel dann wieder als glaubhaft eingestuft wird.

Erweiterter Horizont

Spieler, die gerne Charaktere mit anderem Geschlecht spielen, argumentieren häufig damit, sich bei der Charaktererschaffung nicht einschränken zu wollen.

Wenn beispielsweise ein männlicher Spieler Serien wie Alias oder Dark Angel gut findet und die entsprechenden Hauptdarstellerinnen als Vorlage für Shadowrun-Charaktere nutzen möchte, fühlt er sich eingeschränkt, wenn er die Konzepte auf männliche Charaktere umdichten müsste. Ähnlich geht es einer Spielerin, die vom Konzept eines James Bond oder eines Sherlock Holmes für eine Cthulhu-Kampagne begeistert ist, und die diese Konzepte nicht ohne Verluste von wichtigen Charaktereigenschaften auf weibliche Charaktere übertragen kann.

Versucht einfach selbst einmal, die katzenhafte Art einer Max Guevara in einen männlichen Charakter zu verpacken, ohne dass dieser komisch wirkt. Oder versucht mal, Euch Geheimagentin und Playgirl Jane Bond vorzustellen.

Wenn ich in meiner Pathfinder-Runde sage, dass ich nur Rassen aus dem Grundbuch zulasse (Also Menschen, Zwerge, Elfen, Gnome, Halblinge), gibt es auch Spieler*innen, die sich in ihren möglichen Charakterkonzepten sehr eingeschränkt fühlen. Trotzdem ist das „meine“ Runde, und der Konsens in der Runde ist: Wir spielen in einer Art Wikinger-Gegend, da gibt es nicht so viel „buntes Zeugs“. Das ist ein Konsens, der für die Runde gilt. Diese Einschränkung ist allerdings in der Spielwelt begründet (da gibt es einfach nicht genug Genasi, Tengu und wie sie alle heißen), und sie ist darin begründet, dass wir Anfänger dabeihaben, die ich erstmal nur mit „normalen“ Charakteren konfrontieren möchte.

Ich persönlich könnte eine Einschränkung wie „bitte nur das gleiche Geschlecht“ schlecht durchsetzen, einfach weil ich dafür keine vernünftige Begründung innerhalb der Spielwelt finde. Aber das ist wie gesagt meine persönliche Meinung.

Wenn der Spielleiter einer Runde das Spielen des anderen Geschlechtes verbietet, warum auch immer, ist das eine Entscheidung, die für die Runde gilt. Vielleicht kann man kurz diskutieren, oder aber man passt sich an und schränkt den Entscheidungshorizont bei der Charaktererschaffung ein. Das ist nichts anderes, als hätte er die zur Verfügung stehenden Berufe eingeschränkt oder die Spieler auf einen bestimmten Landstrich festgelegt.

Die Rolle der Frau

Ein Argument, welches ich oft von Spielerinnen höre, die lieber Männer spielen, ist geschichtlich begründet: Die Rolle der Frau im Mittelalter ist nicht gerade das, was sie für heroisch und spielenswert halten. Auch, wenn die meisten Fantasy-Welten inzwischen die Gleichberechtigung eingesetzt haben, heißt das noch lange nicht, dass dies auch in den Köpfen aller Spieler angekommen ist.

Deshalb neigen diese Spielerinnen eher Darstellung eines männlichen Ritters oder Kriegers, weil sie glauben, dass eine Ritterin oder Kriegerin weniger Beachtung in der Gesellschaft der Spielwelt findet. Und je nach Spielwelt kann das tatsächlich auch so sein – wie gesagt: viele Fantasy-Welten haben Gleichberechtigung, aber noch lange nicht alle.

Interessanterweise wird dieser Weg auch gerne von männlichen Spielern gewählt, die nicht die Verantwortung einer Erbfolge oder die Verteidigung ihres Hauses übernehmen wollen, sondern versuchen, einen „einfachen Charakter“ in einer mittelalterlichen Welt zu spielen. Viele Versuche, einen „Einfachen Dörfler“ zu erschaffen, enden aus dem selben historischen Denken heraus mit einem weiblichen Charakter.

Konklusion

Ich habe versucht, die gängigsten Argumente für und gegen Crossgendering in einem neutralen Licht zu betrachten, und ich hoffe, mir ist dies gelungen. Ich persönlich habe nichts gegen Charaktere mit unterschiedlichem Geschlecht – ich habe nur etwas gegen das Wort „Crossgendering“, weil hier ein Kunstwort für einen Eintrag unter vielen auf dem Charakterbogen geschaffen wurde ;-)

Wie seht Ihr das? Habt Ihr noch etwas hinzuzufügen? Oder liege ich Eurer Meinung nach irgendwo völlig daneben?

LARP

Im Live-Action-Rollenspiel muss man seinen Charakter selbst darstellen. Dies schließt die realistische Darstellung des anderen Geschlechtes in den meisten Fällen von vornherein aus. Aber auch hier gibt es einige Darsteller, die einen enormen Aufwand treiben, um eine glaubwürdige Darstellung des anderen Geschlechtes zu erreichen.

Das entscheidende Wort hier ist „glaubwürdig“. Auch wenn man sich durch Details wie beispielsweise die Stimme leicht verrät, ist es möglich, diese Punkte durch eine generelle glaubhafte Darstellung zu überspielen. Hierfür ist jedoch ein höherer Aufwand für Gewandung, Schminke, Accessoires etc. notwendig als etwa für „Durchschnittscharaktere“, aber es gibt einige „prominente“ Beispiele dafür, dass es funktionieren kann.

Auch hier gilt natürlich auch das für Pen&Paper-Charaktere Gesagte.

Artikelbidl: depositphotos © yacobchuk1

16 Kommentare

  1. Mir wird bei solchen Punkten, wie „Männer können nicht überzeugend Frauen-Charaktere darstellen“ und umgekehrt, immer viel zu sehr die SPIELER-Perspektive eingenommen.

    Als SPIELLEITER muß man als „Nicht-Mann“ Männer-NSCs darstellen können, als „Nicht-Frau“ Frauen-NSCs, als „Nicht-Mutter“ Mutter-NSCs, als „Nicht-Großvater“ Großvater-NSCs, als „Nicht-Polizist“ Polizisten-NSCs, als „Nicht-Elf“ Elfen-NSCs, usw.

    Wer also mit der Argumentation der glaubwürdigen Darstellung bzw. der „Unmöglichkeit“ diese geschlechterübergreifend vorzunehmen kommt, für den müßte ja im Prinzip – je nach Geschlecht des SLs – die HALBE SPIELWELT-BEVÖLKERUNG grundsätzlich unglaubwürdig dargestellt sein!

    Ist das so?

    Nimmt man einem typischen, übergewichtigen, fusselbärtigen, langhaarigen Metal-Shirt-Träger an SL die von ihm dargestellte Priesterin, die Femme Fatale, die Polizistin NICHT ab?

    Spielleiter müssen sowieso die GESAMTE Spielwelt glaubwürdig genug für die Spieler darstellen können. Warum sollte es also für einen Spieler eine besondere Erschwernis, ja geradezu eine „Unmöglichkeit“ sein eine glaubwürdige Darstellung eines Charakters anderen Geschlechts abzuliefern?

    Klar, da kommen Klischee-Darstellungen zum Tragen. Aber das Rollenspiel LEBT von Klischees! Diese erleichtern ja gerade das Wiedererkennen!

    Somit halte ich solche „Unmöglichkeitserklärungen“ oder das Rumzicken aus Gründen des „Realismus“ für BESCHEUERT.

    Es gibt ja auch Rollenspiele, bei denen die Geschlechter vorgegeben sind. ALLE Space Marines in WH40K sind (ehemals) männlich. ALLE Magiebegabten in Wheel of Time sind weiblich. Nur weibliche Charaktere und Kastraten können in Glorantha manchen Kulten beitreten, Frauen, die bestimmten männlichen Kulten beitreten, werden in JEDER Beziehung wie Männer behandelt und hören de facto auf eine Frau zu sein. (Glorantha hat sowieso sehr interessantes Geschlechterspiel zu bieten – wer es noch nicht kennt, sollte mal einen Blick reinwerfen.)

    In vielen Rollenspielen herrscht (leider) eine totale Gleichmacherei von Frauen und Männern. Das stößt insbesondere da auf, wo die SCs – egal ob Frauen oder Männer – gleiche Spielwerte haben, gleiche Eigenschaften erwerben können, und nur eben andere Kleidung (wenn überhaupt) tragen. Diese SCs „wirft“ man dann in eine Spielwelt, die in sich aber durchaus Geschlechterrollen kennt! Da gibt es im „fäntelalterlichen“ Bauern-Idyll natürlich die Frau, die sich um Kinder, Küche, Kleinvieh kümmert, während der Mann Feld, Wald und Wiesen beackert. Nur die SCs passen da KEIN STÜCK in diese Geschlechterrollen der dargebotenen Spielwelt hinein. – Das finde ICH nun wieder unglaubwürdig.

    Glorantha oder auch Deadlands machen das anders. Hier sind die Kulturen durchaus mit unterschiedlichen TYPISCHEN, für die Kultur üblichen, normalen Geschlechterrollen versehen. Aber: Die SCs bekommen die Möglichkeit sich als AUSSENSEITER bewußt entgegen ihrer typischen Rolle zu plazieren. In Glorantha sind dies die Kulte, welche explizit für andersgeschlechtliche Mitglieder einen Weg öffnen, der auch vom Rest der Gesellschaft ANERKANNT wird. In Deadlands wird die auch historisch im Alten Westen bekannte Pionier-Pragmatik – nicht zuletzt aufgrund des ins 20. Jahr gehenden Bürgerkriegs – für deutlich selbständigere Frauenrollen herangezogen. Gab es historisch schon Großrancherinnen und Unternehmerinnen im Alten Westen, so sind in Deadlands weibliche Gunslinger zwar immer noch etwas BESONDERES, aber etwas, das man akzeptiert, weil die Frauen eh die Lücken der in den Kriegshandlungen im Osten verheizten Männer ausfüllen müssen. Damit umschifft Deadlands elegant all die Probleme, die man bekommt, wenn man in einer „realistischen“ viktorianisch angesiedelten Spielwelt eine Frau spielen möchte.

    Ich finde nur eben die allzu gedankenlose, es sich zu einfach machende Gleichmacherei öde und langweilig.

    Es GIBT unterschiedliche Geschlechter. Und die SIND nun einmal anders. – Sie haben ihre eigenen Stärken und Schwächen und – in funktionierenden Kulturen – ihre eigenen Rollen und den RESPEKT, der mit diesen Rollen einhergeht.

    Und das macht es dann auch wieder interessant für einen Mann z.B. in Glorantha oder Hellfrost oder Engel eine Frau zu spielen. Keine Gleichmacherei, sondern interessante UNTERSCHIEDE!

    • “ Es GIBT unter­schied­li­che Geschlech­ter. Und die SIND nun ein­mal anders. — Sie haben ihre eige­nen Stär­ken und Schwä­chen und — in funk­tio­nie­ren­den Kul­tu­ren — ihre eige­nen Rol­len und den RESPEKT, der mit die­sen Rol­len einhergeht. “

      Das ist so der Satz, den ich dann eindeutig NICHT mehr unterschreiben kann. Meine Wahrnehmung ist da eindeutig mit der von Arduinna kompatibel – das ist viel zu oft aufoktroyiert von außen.

      Da ist zum Einen mal meine Eigenerfahrung als weiblicher Körper, was man diverse Leute an mich rangetragen haben und leider immer wieder tun, das mir als Mensch völlig gegen den Strich geht. Sei es dass Mutter mir Puppen aufdrängen wollte, als ich viel lieber mit Autos, v.a. aber mit neutraler: Legos spielen wollte. Sei es dass man mir zur Schulzeit die EDV ausgeredet hat, zu der es mich hinzog. Sei es dass man von mir erwartet, dass ich gefälligst meine ersten grauen Haare färben soll, die ich viel zu früh bekommen habe. Sei es……… die Liste ist endlos.

      Absolut beschissen ist dann aber, wenn mir am RP-Tisch eine Runde begegnet, bei der die absolute Geschlechter-Stereotypie im Extrem herrscht – und mein Charakter das natürlich *auch noch* VOLL abbekommt, dass jeder erwartet in dem Alter Kinder, sich dem Mann unterordnen, Klappe halten.. moment mal.. ich dachte ich darf einen Abenteurer, einen Helden spielen?? Ja, kann man ganz toll, wenn dann selbst dort auch noch dauernd die ganze beknackte Umwelt mit den drei K ankommt, die absoluter Quark sind. 1) Schonmal beobachtet wie viele der Berufs-Köche Männer sind? Aber daheim müssen Frauen kochen, weil sie dafür angeblich geboren wären (wo man eben keine Kohle für kriegt). Ja nee, is klar. 2) Kirche: .. lassen wir das. Nicht jeder ist religiös.. auch nicht die ‚andere‘ Hälfte der Menschheit. 3) Und Kinder? HAH! Die brauchen erwiesenermaßen (nach wissenschaftlicher Methode, männererwiesen, ftw) BEIDE Eltern, damit es ihnen richtig gutgeht. Siekste ma.
      Tja und im RP? Nun, wie gesagt. Hallohooo…. HELDEN. Dazu ist es zwingend notwendig, dass die Welt deutlich egalitärer oder wenigstens noch so modern-westlich ist im Denken wie wir halt ot. (Lieber aber Ersteres.)

      Sonst bleibt mir als Frau nämlich gar nix über als die Männerrolle zu nehmen, um überhaupt spielkompatibel zu sein. Was sagt mir das? Es gibt einfach Runden, die keine Frauen dabeihaben wollen – außer als OBJEKT für was auch immer *sie* wollen. Nee nee, Kinners, ohne mich. Und tschüß.

      Und die SL-Erfahrung: wurde ja schon gesagt – wobei ich tatsächlich betonen würde, dass mir dabei erst so richtig persönlich klar geworden ist, dass es überhaupt keinen (wirklichen) Unterschied macht, so von INNEN besehen (und das wie man von außen anders behandelt wird und was an Erwartungen von außen rangetragen wird mal außen vorgelassen). Vorher hab ich aus demselben blöden Gedanken raus (wie sollte ich mich je in einen Mann reinversetzen) immer nur Frauen gespielt, weil ich mich nie getraut hab von wegen kann ja keine Gedanken lesen.
      Eigentlich steckte dahinter aber: wie soll ich einen anderen MENSCHEN spielen – wenn man es mal genau besieht. Von wegen reinversetzen. Moment.. genau darum geht es doch?!

      Siekste ma. Hatte dich die unterschwellige Kulturmacht doch mal wieder ergriffen… Persönlicher Hintergrund, die Erfahrungen während des Lebens, die den Charakter formten: das ist wichtig ja.
      Das Geschlecht dabei: nur wenn es die (Spiel)Welt/Umgebung dazu macht – dann kann es sein, dass das eben Reaktion hervorruft, ob als Anpassung oder aktive Ablehnung (wenn es sich in Grenzen hält, dass es überhaupt die Spielwelt noch annehmbar erscheinen lässt). Als Kind hast du auch bis zu einem gewissen Alter nicht begriffen, dass es da nen Unterschied gibt. Dann kam irgendwann das: oh da baumelt was und da nicht. Und dann haben die Erwachsenen alles versaut mit dem was daraus so alles an den Haaren herbeigezogen wird an angeblich ‚Typischem‘ – lies: wie man sich zu verhalten hat als Mann/Frau.
      Oder: wenn es die Spielsituation dazu macht (falls man entsprechende social / relationship / family Plotlines reinbringt).
      Ansonsten: öhm .. sorry. Aber Rätsel lösen, Bösewichte entlarven (oder schonmal vorher: Entscheidung was man als gut und böse sieht und was dazwischen), Gegner metzeln, Spuren verfolgen, Leuten helfen… dazu ist Geschlecht sowas von absolut irrelevant.

      Man sollte endlich mal aufhören das Geschlecht so derart überzubetonen und anfangen mehr das Menschliche rauszukehren.

      —————————
      Bsp. generell:
      Gib einem Kind – das noch ungeprägt ist !! (sprich: noch nicht andere Menschen mit entspr. Spielzeugen gesehen hat, nicht bestimmte von Erwachsenen hingelegt bekommen hat) – die ganze Auswahl an Spielzeugen und die hochbeschworenen Stereotypen der Geschlechter finden sich bei Weitem nicht so derart hochprozentig vertreten, wie man es annehmen sollte um etwas als „die Norm“, den wahrhaften Durchschnitt bzw. die absolut überwiegende Anzahl zu werten. Das Problem mit vielen Experimenten dazu ist vielmehr, dass sie erst in einem Alter durchgeführt wurden, wo die Prägung schon bestand oder das Gewünschte quasi schon vorgegeben wurde / die Auswahl entsprechend unstimmig war, die man überhaupt zuließ – tut man es aber mit ungeprägten Babies.. voilá. Und nein, ich bin leider mal wieder kein Lexikon, das nun direkt einen Link aus dem Hirn parat hätte *sigh
      Ich erinnere mich, wie so oft, nur an die groben Zusammenhänge, den plot dessen, was ich binnen Jahren hier und dort zusammengesammelt habe, mal als Video, als Text, in der Vorlesung.. und natürlich auch der Eigenerfahrung.

  2. Ich hatte den Komplex Crossgendering eigentlich nie wirklich wahrgenommen, bis ich vor der Entscheidung stand, einem (im Hobby fast gänzlich neuen) Spieler einen weiblichen Charakter zuzulassen. Ich hatte meine Zweifel, aber er kriegt das gut hin – was auch daran liegt, dass er zwar Klischees bedient (wie wir alle immer wieder im RPG), aber eher intelligente. Keine Charisma-21-Sexbombe, die alles flach legt. Das würde mich vermutlich am meisten stören: Wenn ich merke, dass ein Spieler durch den weiblichen Charakter irgendwas kompensiert. Das kann man mit 15 ausprobieren, aber nicht mehr in einer „erwachseneren“ Runde.

    Wir haben das Thema übrigens auch im aktuellen Plotsprenger gestreift – da geht es um „Wege der Vereinigung“ (http://cyclopeancitadels.wordpress.com/2012/06/07/plotsprenger-6-wege-der-vereinigung-unter-der-lupe/). Allgemein scheint Sex und Geschlechtlichkeit im Rollenspiel ja ein beliebtes Thema zu sein, da könnte man fast mal einen rsp-blogs Karneval dazu machen o.ä.

  3. Zornhau sagt das Wesentliche.
    Warum ich trotzdem keine gegengeschlechtlichen Charaktere von Spielern mag: wegen der Stimme. Die Sprache ist einfach immer das Medium des Rollenspiels, und während ich mit ohnehin die ganze Spielwelt visuell imaginieren muss, ist das gesprochene Wort des Spielers stets das, was den direkten Link zwischen in- und off-game. Heißt, ich kann mir Mitspieler gut anders im Spiel vorstellen, als sie aussehen und sich am Tisch bewegen, aber sobald jemand das Wort in direkter Rede seines Charakters erhebt, wird das Geschehen am Spieltisch 1:1 zum Geschehen in der Spielwelt. Und da passiert für mich der große Bruch, dass eine Männerstimme zu einem Frauencharakter und andersherum mich aus der Immersion reißt.
    Beim Spielleiter lässt sich das einfacher akzeptieren, aber man macht sich von NSCs meistens auch kein so genaues Bild wie von den Mitspielercharakteren, bzw. da zieht sich das als gängiges Muster durch das ganze Spiel, und man muss es halt einfach akzeptieren. Das fällt mir allerdings bei unserer Spielleiterin auch leichter als bei männlichen SLs, wenn es jeweils um die Darstellung andersgeschlechtlicher Figuren geht.
    Aber wie gesagt, für mich ist der entscheidende Punkt das gesprochene Wort als Verbindung zwischen Spiel und Wirklichkeit. Hier findet der große Bruch beim „cross-gender“ statt, und der ist für mich nicht überwindbar. Drum spiele ich weder weibliche Charaktere im P&P (in einem Forum dagegen kann das hervorragend funktionieren! Aber das ist ein anderes Thema), noch finde ich es gut, wenn Mitspieler für ihren Charakter das andere Geschlecht wählen.

  4. Zornhaus Ausführungen in allen Ehren, aber ich habe auf Cons nicht die Erfahrung gemacht, dass Spielleiter ihre Spielwelten mit derart präzisen Details und durchdachten Einblicken in soziale und kulturelle Strukturen ausstatten, dass die Unterschiede zwischen Männern und Frauen irgendwie spürbar wären. Auch die Beiträge, Kommentare und Äußerungen auf Foren und Blogs legen nicht nahe, dass die Simulation dieser Gesellschaften derart komplex ist, dass man sich ernsthaft Gedanken machen kann wie Männer und Frauen jeweils anders gespielt werden könnten bzw. müssten.

    Viel häufiger hingegen fällt mir in solchen Situationen (egal ob SL oder Spieler) ein stark vereinfachtes und stellenweise auch nur offen sexistisches Geschlechterbild auf, das unter dem Vorwand des „ironischen Humors“ die gleichen abwertenden Stereotypen wiederkäut, die man sonst nur von schmierigen Kneipenasseln kennt. Oder halt von Mario Barth.

    Letztendlich ist das mein Grund, weshalb ich bei Spielern, die gerne eine anders-geschlechtliche Rolle spielen wollen eher angespannt und nervös werde. Bei mir schwingt da immer die Befürchtung mit, dass Leute, die ich ja eigentlich mag, beim Versuch das Geschlecht ihres Charakters auszuspielen, in Fettnäpchen treten.

    Ich denke es gibt im Rollenspiel durchaus Platz, um Geschlechterrollen ins Spiel einfließen zu lassen. Gerade Settings wie „Song of Ice and Fire“ erlauben es Gruppen Konflikte und Spannungen mit und um das Geschlecht einzelner Charaktere zu spinnen. Darüber hinaus denke ich aber, dass das Geschlecht eines Charakters nur unwesentlich spielrelevanter ist als seine Haarfarbe oder sein Lieblingsgericht. Deshalb finde ich auch die Frage, welcher Spieler was für ein Geschlecht spielt, in der Regel unwichtig und belanglos.

  5. In eigentlich allen Runden, in denen ich spiele, spielt die Charakterdarstellung keine SO große Rolle, dass das ins Gewicht fällt. Ich persönlich finde dieses ganze Bohei um die Immersion oder den Realismus eines Charakters ganz schön übertrieben (aber darum spiele ich wohl auch nicht in SOLCHEN Runden).

    Ich spiele prinzipiell nur weibliche Charaktere – wenn ich mir gängige Geschichten so ansehe gibts eh schon mehr als genug männliche Helden. Und je nachdem, wie Soziallastig das Rollenspiel wird, übertreibe ich durchaus auch. Meine Orientierungspunkte liegen eben nicht in der Realität, sondern in Comics, in B-Movies und Groschenromanen. Mit Absicht. Klar kann man auch dann und wann Mal Tiefe im Rollenspiel zeigen (und damit meine ich nicht den Ausschnitt), aber das ist eben nicht der einzige Weg.
    In den Gruppen in denen ich spiele gibt es mit dieser Herangehensweise keine Probleme.

  6. Ein Grund fuer die Wahl eines andersgeschlechtlichen Charakter koennte sein etwaigen sozialen Mechanismen zu entgehen.

    Je nach Gruppe kann man davon ausgehen das ein weiblicher Spielercharakter innerhalb der naechsten zwanzig Minuten entweder eine Beziehung mehr oder weniger aufgedraengt wird oder es zu entsprechenden Feedback aus der Reihen der anderen Spielercharaktere kommt.
    In diesem Fall kann es durchaus erfrischend sein einen maennlichen Charakter zu uebernehmen der von derlei Avancen verschont bleibt. Umgekehrt moechte ein maennlicher Spieler vielleicht einfach mal einige Avancen ausspielen ohne gleich als Macho oder Schwul zu gelten.

    Ansonsten ist meine Erfahrung, in Online Chroniken, das es die meisten nicht grossartig kuemmert was fuer ein Geschlecht sie spielen. Es wird gewaehlt was cool ist und/oder zum Konzept passt.

    Was die Stimme betrifft.
    Wenn es danach ginge, habe ich die Befuerchtung, duerfte ich nur relativ monoton agierende Charaktere spielen @.@ … und vielleicht Guelcans (ich kriege keine grosse Modulation hin°

  7. Am Anfang dieses Artikels (also vor einigen Seiten Text) fiel mir auf, dass es so klang als würden Probleme mit den Crossgender-Spiel immer am Publikum liegen und nicht an dem Spieler, der Crossgender spielt. Wurde dann aber später nicht mehr so bestätigt, aber einer meiner Gründe, warum ich mit Crossgender-Chars nicht so viel anfangen kann ist, dass es eben meist nicht gut gespielt wird. Die Suspension of Disbelief wird regelmäßig zerrissen. Stört mein Spielgefühl. Aber bis auf ein bisschen Gemaule habe ich noch nichts gegen solche Chars unternommen. Wenn, dann weise ich sie lieber nach dem Spiel darauf hin, was meiner Meinung nach schlecht war.

  8. Wie schon im Artikel geschrieben, ist mir „Crossgendering“ noch nie als derart kontroverses Thema aufgefallen, bis ich mich für den Artikel damit beschäftigt habe. Vorher wusste ich ja noch nichtmal, daß es ein Wort dafür gibt ;-)

    Zornhau hat einen wichtigen Aspekt ins Spiel gebracht, den ich im Artikel vergessen hatte: Crossgendering beim Spielleiter. Wobei ich auch das Argument aus der nachfolgenden Diskussion aufgreifen möchte: Auf Spielercharakteren liegt ein deutlich größerer Fokus als auf NSC. Trotzdem müsste es die Hardliner eigentlich auch schon stören, wenn der Spielleiter das falsche Geschlecht spricht. Dann bräuchte ich eine Co-SL für die weiblichen Parts ;-)

    Was das Argument der Stimme angeht: Ich bin ein sehr auditiver Mensch, und die Stimme ist für mich wichtiger als das Bild. Trotzdem ordne ich die Stimme immer einem Charakter zu, nicht aber einem Geschlecht.
    Mich hat es beispielsweise noch nie gestört, daß Bart Simpson von Sandra Schwittau gesprochen wird, die auch Schauspielerinnen wie Hillary Swank, Eva Mendez oder Mila Jovovic synchronisiert. Oder daß Gabi Glockner und Ash Ketchum sich ebenfalls eine Synchronstimme teilen.

    Eine Stimme ist unheimlich wandelbar, wenn man sich damit mal beschäftigt. Ich bin bislang immer gut damit weggekommen, die Damen mit Kopfstimme zu sprechen, und wichtigen NSC dann noch einen eigenen Sprechrhythmus und eine eigene Sprachmelodie, sowie Quirks wie Sprachfehler, Räuspern oder Lieblingsworte mitzugeben.

  9. Ich spiele sowohl Männer als auch Frauen, und habe schon häufig gehört, dass meine „Männer-Darstellungen“ sehr realistisch wären. Ich finde aber auch, dass Gefühlswelten von Männern und Frauen nicht derart unterschiedlich sind, und dass es um die realistische Darstellung eines *Menschen* geht – und die sind meiner Meinung nach gar nicht so verschieden. Klar, es gibt die gängigen Mario-Barth-Klischees, aber ich bin der Ansicht, dass das in großen Teilen von der Gesellschaft aufoktroyiert ist, und dass Frauen prima auch ohne 100 Paar Schuhe leben können. Oder ich bin einfach nur seltsam.
    Was gleichberechtigte Rollenspielsysteme angeht, bin ich da auch für Konsequenz. Wenn Helden und Heldinnen größtenteils gleichberechtigt sind, dann muss auch ab und an der Bauer die Kinder hüten und die Frau Holz hacken. Das macht aber, zumindest bei uns am Spieltisch, auch oft den Reiz aus. ;)
    Was Stimme angeht: Wir haben in einer Gruppe von fünf Leuten drei gelegentliche Cross-Gender-Player – die Immersion ist zwangsläufig so groß, dass Stimme oder Aussehen einfach außen vor bleiben. *g*

  10. […] Themen wollen auch nicht verschwiegen werden, Henning hat sich nochmal mit dem Thema Crossgendering befasst, Andreas versucht nachzuforschen, was das eigentlich für ein komisches Ding ist, was wir […]

  11. Wenn ich mir die Diskussion ansehe kommt mir mal wieder hoch, dass zu viel Simulationismus für mich das Spiel kaputt macht. Ist ein Spiel. Wenn da jemand ein anderes Geschlecht spielen will, bitteschön und, wenn er/sie das nicht perfekt macht, na und? Solange da nichts diskriminierendes passiert, was soll’s? Ist ein Spiel! Halten wir einfach Echtwelt-Politik&-ideologien so weit wie möglich raus und lass uns einfach spielen! Wenn wir eine Mittelaltersimulation machen wollen sehe ich die Bedeutung von solchen Dingen ein, aber ich will gegen Orks in Mittelerde (oder sonstwo) kämpfen.

    Soll jeder spielen wie es ihn glücklich macht, aber ich könnte an einem „Übersimualtionstisch“ an dem jedes Detail zu Tode analysiert wird nicht mitspielen.

  12. Also ich kann mir „Jane Bond“ ziemlich gut vorstellen, den Bond-Film würde ich mir volle Möhre angucken.

    Ich spiele als Frau eigentlich nur männliche Charaktere. Einfach nur so.
    Interessanterweise konnte ich den Teil des „Frauen können keine Männer darstellen und Männer keine Frauen“ überhaupt nicht nachvollziehen. Stimme Arduinna zu, ich spiele in erster Linie eine Person mit Persönlichkeit und Zielen und kein „Geschlecht“. Gleiches trifft auch auf Männer zu, die Frauen in meiner Anwesenheit gespielt haben.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein