Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Ich gestehe, ich kaufe Bücher manchmal blind, also ohne mich vorher zu informieren. Ich brauche dann einfach etwas zu lesen. Schnell, spontan, JETZT. Und so streune ich in den nächsten Buchladen und lasse mich von Covern, Titeln und Klappentexten inspirieren. Oft geht das gut, hin und wieder aber auch so richtig schief.

„Hellhole“ habe ich in einem solchen Zustand gekauft. Ausschlaggebend war unter anderem, dass der Roman von Brian Herbert (seines Zeichens Sohn von Frank Herbert, ja, DEM Frank Herbert) und Kevin J. Anderson geschrieben wurde und eine auf dem Cover zitierte Rezension eine „Militaristische SF Story von galaktischem Ausmaß“ versprach. Leider muss ich dieses Buch hier nun verreißen.

Erscheinungsbild

Das Cover ist in der Tat ganz hübsch. Nichts Besonderes, aber okay. Es zeigt jedenfalls den Gegensatz, der für die titelgebende Welt Hellhole prägend ist: auf der Oberseite des Planeten (der oberen Hälfte des Covers) eine unwirtliche Welt voller Energiestürme, darunter irgendwas Mysteriöses, das sich nicht so recht einordnen lässt, aber aufgrund seiner Symmetrien was Außerirdisches an sich hat. Etwas Klischee, ich weiß, aber es ist ja auch Genreliteratur. Der Titel ist schön in der Mitte im Prägedruck ausgeführt (damit kann man mich zugegebenermaßen immer locken). Von den Farben her ist das alles irgendwie wertig.

Die Bindung ist gut und so kann man zu den Anhängen hinter den 517 Seiten Fließtext blättern, ohne Angst haben zu müssen, dass man im Anschluss eine Loseblattsammlung im Regal stehen hat. Der Seitenschnitt ist aber eher billig, will heißen: die Seiten sind bis sehr weit an die Seitenränder – und vor allem an die Mitte heran – gedruckt. Für Leute wie mich, bei denen man aufgrund einer Marotte nicht erkennt, welche Bücher in ihrem Regal sie bereits gelesen haben, eine Herausforderung. Aber ich habe sie ohne diese hässlichen Knickfalten gemeistert.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Simon & Schuster UK (Juli 2011)
  • Sprache: Englisch
  • SBN-10: 1847394310
  • ISBN-13: 978-1847394316
  • Preis: 6,70 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon (Klick

Story

Hellhole_Cover

Wie in den Dune-Romanen gibt es hier diverse Adelshäuser – manche wichtig, manche irrelevant – die sich in einem Sternenkönigreich untereinander im Wesentlichen durch Intrigen beharken. Krieg ist selten, wenn, dann höchstens Scharmützel um rohstoffreiche Planeten.

Das scheint aber nicht immer so gewesen zu sein, denn der Roman beginnt mit einem Prolog, in dem General Tiber Maximilan Adolphus mit seinen rebellischen Verbündeten in den Krieg gegen die korrupte Herrscherin Michella Duchenet zieht. Es kommt, wie es kommen muss: Adolphus’ absolute Ehrenhaftigkeit wird in der entscheidenden Schlacht von Duchenet ausgenutzt, welche dadurch die Rebellion niederschlägt. Um nun keinen Märtyrer zu schaffen, verbannt sie den weißen Ritter und seine Getreuen auf einen unwirtlichen Planeten namens Hallholme. Jener ist voll tödlicher Tiere und Pflanzen sowie Energiestürmen, die mitunter ganze Gebäude zerreißen können. Hier soll sich das Problem von allein lösen, im Zweifel hilft man mit ein wenig Sabotage nach.

Sprung in die Gegenwart: Adolphus ist immer noch rein und Duchenet nach wie vor skrupellos. Diese Eindimensionalität der Charaktere wird im Verlaufe des Romans auch nicht mehr verwischen, sondern sich nur noch weiter verbreiten auf alle weiteren menschlichen Charaktere, die später auftauchen. Auch das Leben auf Hellhole ist (relativ) stabil. Man trotzt den Umständen und sinnt natürlich auf eine Neuauflage der Rebellion, für die im Verborgenen nach Verbündeten auf den umliegenden Welten gesucht wird. Der ganze Roman läuft äußerst geradlinig auf diesen wiederholten Konflikt zu.

Die einzige Überraschung (wenn man den Klappentext nicht gelesen hat) stellt die Entdeckung einer außerirdischen Zivilisation dar, die vor Ewigkeiten den Planeten bevölkert hat. Diese etwas undurchsichtigen Wesen haben gigantische Kräfte und könnten wertvolle Verbündete im Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit sein. Wenn sie denn wirklich die Guten sind, das Misstrauen ist nämlich groß. Auf welcher Seite sie stehen, ist leider nicht allzu schwierig zu erahnen.

Einen Extrapunkt gibt es für das Ende. Nicht, weil es so besonders toll wäre. Im Gegenteil, es hinterließ mich eher höchst frustriert. Aber ich habe ein wenig die Hoffnung, dass es darum ging, eine in der Postmoderne diskutierte Idee auf einen reichlich mittelmäßigen SF-Roman zu übertragen. In der Konsequenz der Umsetzung wäre das mutig. Und da ich mir angewöhnt habe, im Zweifel das Beste anzunehmen, gibt es also zwei Sterne. Und wirklich nur deswegen.

Schreibstil

Ich hab ja schon grundsätzlich ein Problem mit allwissenden Erzählern, wenn man also die Gefühls- und Gedankenwelt der Charaktere direkt präsentiert bekommt und nicht nur über Mimik, Gestik und so weiter erahnen kann. Mir drängt sich dann immer der Endruck auf, dass ein Autor nicht in der Lage ist, die sichtbaren Reaktionen seiner Figuren so zu beschreiben, dass man sie vernünftig deuten kann.

Da macht dieser Roman keine Ausnahme. Vielmehr wird der Anschein noch weiter durch eine Sprache gefördert, die genauso hölzern ist, wie die Protagonisten. Und wenn die Schreiberlinge ausnahmsweise Mal nicht auf deren Innenwelt eingehen, weiß man auch gleich, dass die dortigen Geschehnisse später zu einer Überraschung führen sollen. Wie praktisch.

Preis-/Leistungsverhältnis

Naja, englische Taschenbücher sind meist so herrlich günstig. 

Fazit

Strahlend weiße Helden, finster-schwarze Antagonisten, ein bisschen undurchschaubare Außerirdische. Allesamt Zutaten aus dem Basisbaukasten für SF-Romane. Wer aufgrund der Erwähnung der Worte „Intrigen“, „Adelshäuser“ und (vor allem) „Herbert“ Großes erwartet, wird bitter enttäuscht werden. Bei kommerziellen Rezensionen läuft so etwas wohl unter „Für Fans ein Muss.“ Alle anderen können sich das Geld für den Roman jedenfalls schenken und lieber noch mal zum Original greifen, wenn es denn um politische Verwirrspiele im Weltraum gehen soll.

Daumen2maennlich

 Artikelbild: © Simon & Schuster UK 

2 Kommentare

  1. Tja, nur weil der Vater Romanschreiber war, bedeutet das nicht, dass gute Literatur in den Genen liegt…

  2. […] * Günther hat Herberts Hellhole gelesen und war nicht wirklich […]

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