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In meiner Zeit als Rollenspielerin habe ich mir bisher eigentlich wenig Gedanken darum gemacht, ob es wohl eine ideale Gruppengröße für Rollenspielrunden gibt – bis ich durch eine Diskussion in einem Forum angeregt wurde, mir diese Frage einmal selbst zu stellen und für mich zu beantworten. Ich habe im Lauf der Jahre von zwei bis sechs Spielern alle Gruppengrößen durch, nur in richtig großen Gruppen (acht und aufwärts) habe ich noch nicht gespielt.

Persönliche Vorlieben

Ganz klar, die persönlichen Vorlieben spielen auch hier eine große Rolle. Der eine bevorzugt große Gruppen, weil dort immer was los ist und ihm das Getümmel gefällt, ein anderer mag lieber kleine Gruppen, weil sie überschaubarer sind und jeder Einzelne auf seine Kosten kommt.

Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich meine besten Erlebnisse in einer Aberrant-Runde mit zwei Spielern plus Spielleiter hatte. Die Charaktere waren meistens zusammen, wir kamen von Anfang an gut klar (was mitunter auch an den gleichen Erwartungen lag, die wir hatten) und das Spiel war einfach sehr intensiv. Jeder hatte seine Momente, weil die Spielleitung mehr Möglichkeiten hatte, sich um den Einzelnen „zu kümmern“.

In meiner jetzigen Trinity-Runde sind wir vier Spieler plus Spielleitung und da merke ich schon, dass mehr Charaktere in einer Gruppe manche Situationen erheblich verkomplizieren können. Es bedeutet mehr Meinungen, mehr unterschiedliche ethische Einstellungen, mehr Auseinandersetzungen. Dennoch bekommt jeder ab und an sein persönliches Spotlight (natürlich nicht so ausführlich, wie in einer kleineren Gruppe). All das macht die Gruppe interessant, aber eben auch komplexer und manchmal geht durch Grundsatzdiskussionen sehr viel Zeit verloren. Die können natürlich auch in einer Zwei-Spieler-Runde auftreten, aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer. Für mich sind, was die Gruppengröße angeht, vier Spieler meine persönliche Schmerzgrenze,.

Sinnvolle Zusammensetzung

Nun ist Aberrant ein System, wo es keine große Rolle spielt, wie groß die Gruppe ist. Es gibt weder Vorteile noch Nachteile aus einer großen oder kleinen Gruppe, lediglich die Verteilung der Kräfte der Charaktere fällt bei einer größeren Gruppe natürlich zahlreicher und vielfältiger aus, es gibt aber keine Synergien oder ähnliches.

Es gibt aber durchaus Rollenspiele, in denen größere Gruppen sinnvoll sind, weil sich die Charaktere gegenseitig ergänzen und es ein besonderes Zusammenwirken geben kann. Das betrifft meist Rollenspiele mit mehr Taktik und einem höheren Anteil von Kämpfen wie zum Beispiel D&D 3.5 oder Pathfinder. Ohne Kleriker oder anderen Heiler haben die Kämpfer es sehr schwer. Generell profitiert das Kampfsystem von mehr Charakteren, da Möglichkeiten der Schlachtfeldkontrolle, das Ausschalten oder Behindern weicher Ziele, der Schutz oder das schnelle Ausschalten von Gegnern in einer guten Gruppe ineinander spielen – was eben nur mit mehr Charakteren möglich ist. Vier bis fünf Charaktere sind für diese Systeme wohl ideal.

Klar, auch in anderen Systemen ist die Gruppe froh, wenn sie einen Heiler hat und auch eine gut funktionierende Truppe ist im Kampf in jedem anderen System goldwert – der Unterschied ist nur, dass es bei Systemen wie den oben genannten schwerer ins Gewicht fällt, schon allein durch den Taktik- und Kampfanteil.

Einige Rollenspiele empfehlen von vornherein gewisse Gruppengrößen für ihre Abenteuer – DSA zum Beispiel gibt bei seinen Kaufabenteuern immer eine Empfehlung an.

Was sagt der Rest?

Da ich neugierig war, was eure Meinung ist, ob ihr lieber in großen oder kleinen Gruppen spielt, oder welche eure ideale Gruppengröße ist, habe ich mal auf Facebook und Google+ nachgefragt. Die meisten von euch spielen in Gruppen mit drei bis fünf Spielern, hier und da gibt’s ein paar „Ausreißer“, die in größeren Gruppen spielen. Sieben wurde als maximale Spieleranzahl genannt – das wäre mir persönlich zu groß. Auch hier gab es wieder die Bemerkung, dass z. B. für D&D eine Spieleranzahl von vier bis fünf Spielern vorteilhaft ist. Alles in allem ist sich die befragte Rollenspielerschaft wohl überwiegend einig, was die Gruppengröße angeht :)

Gibt es also die ideale Gruppengröße?

Es kommt darauf an – wie ich gelernt habe, gibt es Systeme, in denen die Gruppengröße stärker zum Tragen kommt, als in anderen. Wer wie ich hauptsächlich viele Systeme á la Aberrant, Adventure!, Mage & Co. gespielt hat, wird sich weniger Gedanken um die Gruppengröße gemacht haben als Leute, die D&D oder Pathfinder spielen, wo sich die Größe der Gruppe sehr viel stärker auf das Spielgeschehen auswirken kann.

Spieler, die gerne ihre Spotlights haben, die weniger Wert auf Taktik und Kämpfe legen suchen sich wahrscheinlich eher kleinere Gruppen, da die Spielleitung dort eher die Möglichkeit hat, auf den einzelnen Spieler einzugehen.

Was meint ihr? Gibt es für euch eine ideale Gruppengröße? Wo liegt eure Schmerzgrenze für eine große Gruppe?

Artikelbild: © linder6580 | sxc.hu

13 Kommentare

  1. Größere Gruppen ermöglichen mehr Fokus auf die Charaktere, weil man auch Innerparty-Nebenhandlungen vorantreiben kann, wenn der Spielleiter mit anderen Spielern beschäftigt ist. Es haben sich bei uns ganze Soaps aufgebaut, um Verrat, Liebe, usw, während der SL am anderen Ende des Tisches beschäftigt war. Diese sind dann natürlich auch vom SL aufgegriffen worden.

  2. Was ist die richtige Gruppengröße? Eine sehr schwere Frage.
    Für mich war vom Gefühl immer eine Spieleranzahl von 4 optimal.
    Man hat Interaktionen zwischen den Spielern und hat auch mehr Möglichkeiten verschiedene Typen ins Spiel zu bringen die bestimmte Fertigkeiten haben.

    Ich habe aktuell eine 2er Gruppe die ganz gut läuft. Man muss halt ab und an mit NSC´s arbeiten um bestimmte Abenteuer machen zu können und hatte auch schon eine 8er Gruppe. Diese lief an sich ganz gut, wenn es auch teilweise recht schwer war alles im Blick zu behalten.

    Für mich sind so Gruppengrößen von 3 bis 5 Spielern eine sehr optimale Größe. Trotzdem mache ich auch mal Ausnahmen in Bereiche von 2 oder 7 Spieler.
    Taktik und Charakterplay habe ich in beiden Spielergrößen bereits gehabt. Es kommt da meiner Meinung nach immer stark auf das Abenteuer an.

  3. Meine persönliche Präferenz: 1-4 Spieler plus SL. Mit kleinen Gruppen habe ich kein Problem, da kommen die spannendsten Kammerspiele raus. Gruppen über 4 Spielern haben die Tendenz, wie du ja auch schreibst, sich durch Diskussionen aller Art zu lähmen. Und mir ist das dann meistens schon zu viel Action, gerade, wenn ich die Action als SL verwalten muss ^^.

  4. Ich habe Gruppen mit 5 Spielern schon als problematisch erlebt, selbst wenn es lauter „Profis“ waren – vor allem der Aufwand für den SL in puncto Übersichtlichkeit und Spotlight steigt überproportional mit der Spieleranzahl.
    6+ Spieler würde ich keinesfalls leiten wollen und es mir auch fünfmal überlegen, ob ich in einer solchen Runde mitspiele.
    3 bis 4 Spieler sind meiner Ansicht nach ideal.
    Je weniger Spieler, desto intensiver, aber man merkt dann auch häufiger, dass z.B. Fähigkeiten fehlen. 7
    Es kommt aber auch immer nicht wenig auf die Spieler selbst an, wie sehr sie sich in den Vordergrund drängen (dann immer schwieriger, je mehr) oder eher passiv sind (dann immer schwieriger, je weniger).

  5. @tartex: klar, mit mehreren Mitspielern steigt das Spiel unter den Charakteren. Ich muss jedoch sagen, dass es bei uns immer für Ablenkung gesorgt hat, wenn die Spieler untereinander gespielt haben und andererseits die SL mit einem anderen Spieler. Da war das Durcheinandergerede manchmal echt viel. Gut war es da immer, wenn man die Möglichkeit hatte auf einen Nebenraum auszuweichen, um die Geräuschkulisse zu minimieren.

    @Bock-Spiele: 8 Spieler ist schon wirklich sehr viel, dass Du da als SL gefordert warst, kann ich nachvollziehen. Ich glaube, mich würde die schiere Spieleranzahl davon abhalten, in so einer Gruppe mitzuspielen.

    @Dennis: Ich bin immer etwas zwiegespalten. Einerseits find ich größere Gruppen (4 Spieler) interessant, weil soviele Ideen dann mit ins Spiel einfließen. Aber wir hatten neulich eine Diskussion in einer Runde (also im Spiel), die über eine Stunde andauerte und während der wir uns immer im Kreis gedreht haben. Sowas find ich dann echt anstrengend, grade wenn es um Ansichten der verschiedenen Charaktere geht wo Du von vornherein schon weisst, dass Du Dein Gegenüber nicht überzeugen kannst.

    @Andreas: Wenn man nur Leute in der Runde hat, die im Rampenlicht stehen möchten, dann kann schon eine Runde von 3 zu groß sein, das sehe ich ähnlich. Eine gute Mischung aus unterschiedlichen Spielern erleichtert das Miteinander (das merke ich immer wieder in unserer Runde), weil jeder seine Stärken und Vorlieben in anderen Bereichen hat.

  6. Ich find vier Spieler eigentlich ideal. Fünf sind auch noch okay, sechs sind mir zu viel. Die letzten drei Wochenenden haben wir mit SL + 3 Spieler gespielt, das ist auch gut, allerdings müssen dann eigentlich schon alle gut drauf sein. Wenn dann einer am Tisch einschläft und der andere eh nicht soooo viel sagt, wird es manchmal etwas eintönig ;)
    Das letzte Abenteuer, wo ich als Spielerin dabei war und in dem wir insgesamt 6 Spieler waren, habe ich irgendwann abgebrochen. Da war kaum noch Rollenspiel möglich, weil es immer unglaublich laut war. Man konnte eigentlich nur mit seinem Sitznachbarn reden.
    Insofern: 4 gewinnt *g*

  7. Zwei wäre echt mal schön.. wobei drei sollten es schon sein, sonst wird die Interaktion so wenig. Online hat sich übrigens drei auch als sehr gut erwiesen und vier als Maximum. Danach geht es einfach zu leicht durcheinander (je nach Disziplin und Aktivität geht aber sicher auch mehr). Aber drei ist halt bei allen D&D-Editionen etwas problematisch. Man kriegt in der 4e gerade so eine kampftaugliche Gruppe hin, wenn man sich abstimmt.

    Ideal ist halt bei mir deswegen weiterhin 4 oder 5. Meine Gruppe nsind zwar oft größer, aber das liegt daran, dass man eh nie alle an einen Tisch bekommt.

  8. Also ich glaube eine optimale Gruppengrösse gibts ja so nicht, denn jeder entscheidet für sich selbst, wie gut er in welcher Gruppengrösse spielt.
    Ausserdem ist es noch stark abhängig vom System. Es gibt Rollenspiele, die vor allem so ein wenig auf Psycho gehen, da ist eine kleine Gruppe von 2-3 wohl am besten, andere kannst du getrost mit 15 Mann spielen, weils da einfach um den Fun geht… Besonders wenn man Indiegames spielt, stolpert man schnell über solche grossen Unterschiede in der Gruppengrösse.
    Für die eher standardisierten Spiele, die auf Gruppenplay direkt ausgelegt sind, wie Pathfinder oder Earthdawn, oder auch DSA, bevorzuge ich eine Gruppengrösse von ca. 3 – 6 Mitspielern. 7 wäre da absolute Schmerzgrenze, ausser man spielt mit einem zweiten SL oder einem dritten (macht manchmal auch voll Spass).
    Ist die Gruppe nicht zu gross, gibt es unter den Spielern meiner Erfahrung nach viel mehr Rollenspiel, als wenn die Gruppe zu gross ist und keiner wirklich gross zu Wort kommt. Oft behindern sich die Spiler in grossen Gruppen gegenseitig.
    Mit einer Gruppe von um die 4 Spieler habe ich dahingehend bisher die besten Erfahrungen ind Pathfinder, Earthdawn, Grimm und WOD gesammelt.
    Wod allerdings eignet sich auch genial für Kleinstgruppen und Solosessions.

    Ich glaube auch noch, dass es sehr wichtig ist, wie man spielt. In einem reinen Rollenspiel, wo der Würfel eher zweite oder dritte Geige spielt, findet man wahrscheinlich viel dynamischer Gruppengrössen, als bei Gruppen, die fest verbissen ein Abenteuer mit allen durchgesetzten Regeln spielen. Weil ich glaube, dass dann immer eine gewisse Gruppenzusammensetzung von Nöten ist, um das dann zu meistern. Anders eben, als wenn man frei agiert und der Meister auf die jeweilige Gruppenkonstellation reagiert und evtl. das Abenteuer eben auch angleicht oder anderweitig drauf eingeht.

    Die Gruppengrösse von 3-allerhöchsten 7 Leuten gilt bei mir sowohl am Tisch, wie auch im TS-Spiel :) Dazu ist zu sagen, dass es im TS weniger chaotisch zugeht, als am Tisch.

  9. @Curima: die Erfahrung mit der Lautstärke habe ich auch gemacht. Viele Spieler bedeuten halt nunmal auch viel Gerede – dafür müssen die Leute nicht mal besonders undiszipliniert sein, aber es muss ja nur eine Szene kommen, in der die Action losgeht, dann will ja auch jeder was machen und dementsprechend kommt dann Leben in die Bude :)

    @Jan: Ja, Du hattest ja schon auf G+ geschrieben, dass Du aufgrund Deiner Vorliebe für D&D eine Größe von 4-5 bevorzugst.

    @Ethion: klar, jeder hat seine persönlichen Vorlieben, was die Gruppengröße angeht. Mit WoD kann ich Dir nur Recht geben, ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass diese Systeme am besten in kleinen Gruppen funktionieren (ausser vielleicht Werwolf, da dürfen es dann auch schonmal ein paar mehr sein, damit man ein ordentliches Pack zusammenbekommt :) ).

  10. @Annika: Ja, das ist auf jeden Fall so. Dazu kam noch das Problem, dass in der Runde auch diejenigen Spieler, die grade nicht mit dem SL spielen, sich untereinander unterhalten und halt ihre Helden sich unterhalten lassen. Das finde ich ja eigentlich auch super, aber wenn man grade allein oder zu zweit durch ein verlassenes Haus schleicht und es eigentlich relativ gruselig sein soll, kommt da keine Stimmung auf, wenn weitere 4 oder 5 Leute sich im Hintergrund grade über die Qualität von almadanischem Wein streiten… ;)

  11. Da ich meine Vorlieben ja schon vorher geschrieben hatte, nur ein kleiner Hinweis:

    Wie mit Stockwerken, ist es auch mit Spielern. Wenn ich sage im dritten Stock muss ich erstmal überlegen, ob das Erdgeschoss mitgerechnet wird oder nicht. Ich jedenfalls bin schnell verwirrt, wenn von n Spielern gesprochen wird, ob dann n oder n+1 Personen am Tisch sitzen.

    Den Spielleiter nicht als Spieler zu zählen ist zwar üblich aber mMn nicht gerechtfertigt und mit dafür verantwortlich, dass der SL-Possten als Arbeit und damit unattraktiv gesehen wird. „Ich will spielen, nicht leiten.“

    Wenn ich von Spielern rede, meine ich immer alle aktiv am Spiel beteiligten Personen.

  12. Ich persoenlich fuehle mich grundsaetzlich in eher groesseren Gruppen wohler – wenn der SL damit klarkommt, heisst das. Wobei ich bisher nur in gut funktionierenden Gruppen gespielt habe. Vier bis sechs Spieler + SL ist so mein „Sweet Spot“, sowohl als Spieler wie auch als SL. Ich muss dazu sagen, dass ich mich in den „klassischen“ Rollenspielen wie D&D, DSA oder Savage Worlds am wohlsten fuehle.

  13. Schließe mich der Meinung meiner Vorschreiber an. Drei bis fünf oder sechs Spieler sind gut zu händeln und jeder hat seinen Spaß. Außerdem ist es in jedem normalen Wohnzimmer noch machbar. Außerdem dauert die Essensbeschaffung nicht unnötig lange! ;)

    Wolfram

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