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Seit einem halben Jahr schon läuft Hennings „Teilzeithelden-Würfelexperiment“. Da ist es an der Zeit für einen kurzen Zwischenbericht.

Das Experiment

Auf der Spiel’11 in Essen hat Annika mir einen handverlesenen und mit ihrem Würfelglück aufgeladenen Satz an Würfeln zusammengesucht. Ich benutze ein Jahr lang als Spieler nur diese Würfel und halte meine Beobachtungen akribisch schriftlich fest.

Bei Würfeln, die mehrfach vorhanden sind, halte ich dabei nur die Ergebnisse fest. Ich habe die Würfel nicht markiert, um einen Wurf exakt einem Würfel zuordnen zu können. Das ist aber auch unerheblich, weil jeder Wurf für sich ein unabhängiges Ereignis ist und weil das Set komplett aus Glückswürfeln besteht.

Zwischenstand

Derzeit sieht es nicht gut aus für die Glückswürfel. Die Gründe dafür sind noch zu ermitteln. Vielleicht liegt es daran, dass Annika die Würfel ausgesucht hat und diese jetzt auf sie gestimmt sind, vielleicht aber liegt es auch daran, dass ich als Spieler generell schlechter würfele als Spielleiter – warum auch immer.

Harte Zahlen

Um Euch nicht länger auf die Folter zu spannen, hier ein paar harte Zahlen:

Harte_Zahlen

Den W100 habe ich im Folgenden aus den folgenden Diagrammen herausgenommen, da er mit seiner Abweichung die Skalen sprengt, wodurch man in den Diagrammen nichts mehr erkennen kann.

Anmerkung zu den abgeleiteten Würfeln

Die kursiv dargestellten abgeleiteten Würfel sind in der Liste doppelt erfasst. Beispielsweise setzt sich der W100 zusammen aus einem normalen W10 und einem weiteren W10 mit den Zahlen in Zehnerschritten. Deshalb habe ich sowohl das W100-Gesamtergebnis festgehalten, als auch das Ergebnis der beiden normalen W10.

Gleiches gilt für den W3 (immer ein W6 /2) und den W2 (meistens ein W6/3, zweimal auch W4/2)

Das Interessanteste an dieser Tabelle war die Erkenntnis, wie wenig man tatsächlich würfelt. Gerade bei den W20, die ja nur für Pathfinder verwendet wurden, finde ich 129 Würfe verteilt auf 13 Spielsitzungen nicht wirklich viel. Bei den W6 (2 x Shadowrun + ein wenig Pathfinder) und W10 (3x Werewolf und 2x Cthulhu) muss man berücksichtigen, dass sowohl Shadowrun, als auch Werewolf deutlich mehr als einen Würfel pro Wurf erfordern.

Diagramm 1: Erwartungswert und Durchschnittswert.
Diagramm 1: Erwartungswert und Durchschnittswert.

Interpretation

Wider Erwarten schneiden die Glückswürfel anders ab, als sie mathematisch sollten. Wider Erwarten deshalb, weil ich bei einem Scheitern des Experimentes eigentlich genau mit einer Annäherung an die jeweiligen Erwartungswerte gerechnet hätte. Die Richtung der Abweichung ist dabei vorläufig egal: Je nach System wird hoch- oder niedrig gewürfelt, deshalb geht es erst einmal nur um den Ausschlag an sich.

Bei einigen Würfeln lässt sich die Tendenz trotzdem bestimmen. So habe ich die W20 nur für Pathfinder-Runden eingesetzt, bei denen es darum geht, hoch zu würfeln. Insofern bin ich von dem Durchschnitt von 8,2 natürlich etwas enttäuscht. Die W6 wurden ebenfalls nur eingesetzt, um hoch zu würfeln (Shadowrun, Pathfinder), hier ist das Ergebnis ein wenig besser ausgefallen, als erwartet.

 

Diagramm 2: Abweichung von Durchschnitt gegen Erwartungswert
Diagramm 2: Abweichung von Durchschnitt gegen Erwartungswert

Herausragende Momente

Es gibt einige herausragende Momente, in denen die Würfel im richtigen Moment bei der Sache waren.

So hat mein Hobby-Boxer bei Cthulhu den Gegner im Ring innerhalb weniger Minuten auf die Bretter geschickt. Einem Shadowlord sind ein paar wichtige Beeinflussungen mit Bravour gelungen. Und ein (zugegebenermaßen gebuffter) Pathfinder-Kämpfer der Stufe 9 hat in einer einzigen Kampfrunde mit zwei kritischen von drei Treffern (unter Haste) insgesamt 154 Punkte Schaden erzeugt.

Zwischenfazit

Die Würfel haben noch ein paar Monate Zeit, um sich an die Erwartungswerte anzunähern.

 Ich hatte eigentlich vor, das Experiment im nächsten Jahr mit einer „Blindstudie“ fortzusetzen, also ein weiteres Jahr lang jeden Wurf aufzuschreiben, dabei aber beliebige Würfel zu verwenden.

Jetzt überlege ich, ob ich das Experiment zusätzlich noch einmal mit speziell ausgewählten „Hoch-“ und „Niedrigwürfeln“ wiederhole. Ich habe also noch ein paar Jahre was zu tun ;-)

Annika sagt:

Tja, was soll ich sagen, offenbar scheint mein Glückswürfelkarma nur bei meinen eigenen Würfeln zu funktionieren. Dabei hab ich für den Henning letztes Jahr auf der Spiel extra die besten Würfel „rausgewürfelt“. Vielleicht ist die Anforderung an die Würfel aber auch einfach zu hoch, schließlich müssen sie mal hoch, mal niedrig würfeln, davon sind sie jetzt vielleicht verwirrt, wer weiss (bei mir müssen die W10 ja nur hoch würfeln, da haben sie klare Vorgaben). Na mal schauen, sie haben ja noch etwas Zeit, um sich zu beweisen, warten wir es ab.

Artikelbild: © cdca beckoetter – Fotolia.com

 

13 Kommentare

  1. Falls das kein Spass ist (dafür ist der Aufwand irgendwie zu groß) sollte euch klar sein, dass man aus ca. 50 Würfelwürfen noch nicht mal eine Tendenz ableiten kann.

  2. Naja, ableiten kann man sie schon, aber sie ist nicht sehr Aussagekräftig.

    Hier geht’s halt nur um ein Zwischenergebnis, selbst die Bewertung irgendwelcher Trends habe ich deshalb bewusst vermieden.

    Aber: Angewandte Statistik muß leider mit den Werten auskommen, die sie zur Verfügung hat ;-)

  3. Du würfelst mir denselben Würfeln hoch und niedrig? Dass kann ja nicht funktionieren. Da sind die Würfel ja total verwirrt. Und falls es wirklich Glückswürfel sinne, dann gleichen sich die für doch positiven Effekte gegenseitig aus. Nicht gut…

  4. @Jan: Mein Reden! Ich habe Henning auch gesagt, er kann von den Würfeln nicht erwarten dass sie wissen, wann sie hoch und wann niedrig würfeln müssen. Ich habe meine Würfel auch strikt getrennt nach Würfeln für hohe oder niedrige Würfe und was soll ich sagen – sie haben mich so gut wie nie enttäuscht.

  5. Hoffe auch, dass es am Ende des Experiments noch eine „richtige“ statistische Auswertung gibt, welche die Anzahl der Würfelwürfe berücksichtigt und t- oder z-skaliert in Standardabweichungen rechnet, um eine tatsächliche Signifikanz zu bestimmen.
    Und es wäre natürlich sinnvoll, nicht nur das tatsächliche Würfelergebnis zu betrachten, sondern vor allem zu schauen, ob der Wurf ein Erfolg war oder nicht – gerade bei SR4 bietet sich das ja sehr an, weil es einen standardisierten Zielwert gibt. Das rohe Wurfergebnis sagt nicht viel aus (Thema Hoch- und Niedrigzielsystem wurde ja schon angesprochen), vor allem werden auch kritische Ergebnisse nicht berücksichtigt.
    Aber nichtsdestotrotz eine aufwändige und interessante Sache, ich werde das auf jeden Fall interessiert weiterverfolgen.

  6. Es ist aber auch ganz wichtig daran zu glauben. Ich denke, die Würfel haben kein eigenes Ego, sondern dass es ein paranormaler Mechanismus ist. An sowas muss man schon mit einer gewissen Grund-Naivität („Natürlich klappt das“) und nicht mit wissenschaftlicher Skepsis rangehen.

  7. @Daniel: wie jetzt, die Würfel haben kein eigenes Ego? Sowas kannst Du doch nicht sagen! Ok, Scherz beiseite, Du hast sicherlich Recht, eine gute Portion Glaube an das eigene Glück gehört natürlich mit dazu, aber ich finde die Vorstellung von Würfeln mit eigener Persönlichkeit irgendwie witzig, wenn auch kindlich naiv :)

  8. Viel­leicht ist die Anfor­de­rung an die Wür­fel aber auch ein­fach zu hoch, schließ­lich müs­sen sie mal hoch, mal nied­rig wür­feln, davon sind sie jetzt viel­leicht ver­wirrt, wer weiss

    Vollkommen korrekt. Die armen Schweine sind doch durch den Wind. Für jedes Setting habe ich daher einen eigenen Satz als Spieler und SL.

    Wer hat bei unserer Hoch-ist-gut-Runde die miesesten Würfe? Unser Spieler, der DSA-Würfel verwendet, die in Aventurien alles wegwürfeln, bei uns eben nicht. Und auch in Aventurien schwächeln sie jetzt – sind halt verwirrt.

    Würfel so mißhandeln. Pah.

  9. Kannst du in der Tabelle noch eintragen, um wieviel Prozent das Ergebnis der Würfel vom Erwartungswert abweicht? Das wäre toll.

    Und wenn du das Experiment fortsetzt, kauf dir doch bitte ein paar W6 von Gamescience… ob die echt besser sind?

  10. Meine Würfel haben definitiv ein Ego!
    Die helfen mir immer nur in brenzligen Situationen.

    Bei mir ist das eigentlich immer so:
    # Wenn bei der Charaktererschaffung Würfel gefragt sind, dann würfeln sie immer wirklich gut. Ich hab zum Teil Chars mit unglaublichen Werten (vor allem wenn die Würfel explodieren können)

    # War das der Fall, dann gleichen die Würfel das aus, in dem sie im Spiel in normalen Situationen grundsätzlich schlecht würfeln. Da kann z.B. mein Schleichen Wert noch so gut sein …

    # Allerdings lieben die Würfel meine Chars und haben es bisher immer verhindert, dass einer gestorben ist. Wenn es um Leben und Tod (oder in die Richtung) geht, dann würfeln sie wieder gut.

    Zudem haben meine Würfel auch Geschmack bzw. Vorlieben.

    An einem Tag habe ich bei Mortheim meine Gegner vernichtend geschlagen … natürlich lag das hauptsächlich an meiner grandiosen Taktik (sicher ^^), aber auch meine Würfelwürfe waren unglaublich gut.

    Am nächsten Tag habe ich in einem BloodBowl-Spiel haushoch verloren, weil einfach nichts klappen wollte.

    … so ist das halt mit Dingern, die so viele Kanten und Ecken haben und Tag für Tag in einem dunklen Beutel gefangen sind.

  11. Man könnte, wie ich das jetzt einfach tun werde, den wissenschaftlichen Aspekt heranziehen, dass es den idealen Würfel in der Realität nicht gibt, sondern jeder Würfel von sich aus etwas „gezinkt“ ist. Außerdem liegt der Zufall beim Würfeln nicht so sehr am Würfel, sondern beim Abwurf. Sobald der Würfel fliegt, könnte man das Ergebnis bereits berechnen, soweit man Materialeigenschaften, räumliche Lage, Geschwindigkeit, Rotation und die dazu gehörigen Richtungen kennt. Wobei hier Abwarten einfach schneller geht.

  12. @Carsten: ab 30 Daten kann man ernsthafte Statistik betreiben, insofern sind 50 Würfe nicht schlecht. (n=5,0E+100 wäre natürlich besser…)
    @Henning: In der Tabelle „Harte Zahlen“ ist der Erwartungswert des W3 mit 3 angegeben… er ist aber 2 ( E(W3)=(1+2+3)/3 ).

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