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Die Elemente zum Gruße.

Da bin ich nun daheim, habe, wie auch schon nach dem Jenseits der Siegel, einen massiven Auswurfschock (danke, Roger, für diese Wortschöpfung) und hoffe, diesen ein wenig dadurch zu kompensieren, dass ich euch von der Veranstaltung berichte. 

Das Conquest of Mythodea ist laut Veranstalter Live Adventure das größte LARP -Event der Welt. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen, aber die vielen tausend Spieler, NSCs und Leute hinter den Kulissen sind schon extrem beeindruckend. Die Größe der Lager hat im Gegensatz zum letzten Jahr eher noch zugenommen, zumindest hatte ich dieses Gefühl.

Stattgefunden hat die Veranstaltung vom 01. bis 05. August 2012 in Brokeloh in der Nähe von Nienburg (oder Hannover, wenn ihr eine wirklich große Stadt zur Orientierung braucht). Neben Tausenden von Spielern, die in diverse Lager (die genaue Zählung ist auf Grund kleiner Absplitterungen, die aber an großen Lagern hängen, recht schwer, aber es sind, je nach Zählweise zwischen 9 und 15 Stück) aufgeteilt waren, gab es wie immer eine große Stadt aus Zelten, in der man allerhand Händler und Tavernen finden konnte und die immer gut besucht war.

Die Kampagne rund um den Kontinent Mythodea wird seit nunmehr 11 oder 12 Jahren bespielt und wird im kommenden Jahr ihren Höhepunkt erleben. Dieser, das hat die Spielleitung bereits angekündigt, berücksichtigt die Entscheidungen der Spieler und wird damit das Gesicht der Spielwelt und damit auch der Kampagne nachhaltig verändern.

Auf den Inhalt des Plots möchte ich hier weniger eingehen (zumindest nicht direkt, aber dazu unten mehr), sondern vielmehr darauf, was aus meiner ganz persönlichen Sicht dieses Jahr besonders war.

Wie ihr euch vielleicht erinnert, habe ich in meinem letzten Conbericht, dem über das Jenseits der Siegel geschrieben, dass ihr die Informationen über das, was so passiert ist, am besten InTime herausfinden sollt.

Auf dem Jenseits der Siegel, mit seinen „überschaubaren“ ~500 Spielern ist das vielleicht noch eine relativ einfache Sache. Auf dem Conquest mit vielen tausend Spielern ist das ein Vollzeitjob. Und im Gegensatz zu kleineren Cons, wo eine solche Tätigkeit kaum Sinn ergeben würde, gibt es auf dem Conquest tatsächlich Leute, die sich genau dieser Aufgabe gestellt haben.

Zum Beispiel mich. Natürlich kann man eine Aufgabe, die es erfordert, an jedem der wichtigen Plotpunkte zu sein oder zumindest davon zu hören, was dort passiert, nicht alleine machen und so habe ich in den vergangenen Jahren zusammen mit anderen Spielern eine Art Netzwerk aufgebaut.

Immer wieder treffen wir uns, meist eher zufällig als geplant, und tauschen die neuesten Infos aus und spekulieren darüber, was sie bedeuten. Und so toll dieser Austausch im kleinen Kreis auch sein mag, so hilft es doch nur einem relativ erlesenen Kreis an Leuten, an die wichtigen Informationen zu gelangen.

Aus genau diesem Grund hatte eine Mitspielerin von mir im letzten Jahr die Idee, das, was wir erfahren doch einfach als Zeitung herauszubringen. Die Idee wurde dann in unserer Spielgruppe besprochen und fand sofort Anklang. Und so wurde der Siegelstätter Bote geboren. 

Da noch nie einer von uns eine Zeitung herausgegeben hatte, betraten wir Neuland und mussten eine Menge im Vorfeld planen, besorgen, mit der Orga absprechen, etc. Natürlich klappte nicht alles genau so, wie wir es geplant hatten, sei es durch relativ plötzliche personelle Einschränkungen (die beiden Hauptakteure unserer Gruppe reisten ein wenig bzw. erheblich später an als geplant) oder einfach dadurch, dass manche Prozesse erheblich mehr Zeit erforderten als geplant. Aber am Ende haben wir es tatsächlich geschafft, an jedem Tag der Veranstaltung (bis auf den Sonntag, der ist eh nur der Tag des Abbaus) eine Zeitung herauszubringen. 

Etwas überrascht waren wir, dass die SL uns sogar eingeplant hatte und uns direkt am ersten Morgen ein paar Artikel gab, die in der Zeitung erscheinen sollten. Gut, das, was drin stehen sollte, hätten wir auch von uns aus berichtet, aber schön war das Gefühl dennoch, so direkt von der SL einbezogen zu werden in die Veranstaltung.

Auch Boten tauchten auf, die unsere Zeitung in die Lager tragen wollten (natürlich für eine entsprechende Beteiligung am Erlös) und schon bald hatten wir oft Leute am Lager, die die Zeitung suchten, um die aktuellste Ausgabe zu bekommen, Anzeigen zu platzieren oder Ähnliches.

Besonders schön fand ich persönlich dabei immer wieder die verwirrten Gesichter der Leute, die uns Geld für Dinge boten, die unserem Konzept entgegenstanden, so dass wir regelmäßig ablehnten. Ich glaube, eine ehrliche Zeitung hatte niemand erwartet ;)

Natürlich war aber auch nicht alles nur Sonnenschein – Ja, das Wetter ist damit auch gemeint – sondern es gab auch diverse Probleme. Für mich persönlich das Größte davon war die Tatsache, dass ich nun auf einem LARP  mehrere Stunden am Vormittag damit zubrachte, an einem Rechner zu sitzen und Artikel zu verfassen und eine Zeitung zu setzen.

Zum einen hielt mich das sehr von meinem üblichen Spiel ab, zum anderen bin ich im normalen Leben Systemadministrator und somit war mein LARP-Erlebnis mir irgendwie zu nah an meinem Alltag. Da werden wir für nächstes Jahr einen anderen Weg finden müssen.

Ja, im nächsten Jahr werden wir das Zeitungsprojekt auf jeden Fall fortführen, denn alle Beteiligten waren wirklich begeistert von der Resonanz und das Spiel, das durch die Aktion generiert wurde.

Warum ich hier im Bericht so wenig auf die eigentliche Veranstaltung eingehe? Weil alles so war, wie es das auf Mythodea immer ist: Großartig!

Tolle NSCs, ein extrem buntes Feld von Charakteren, Plots, die von persönlich bis weltverändernd gigantisch reichen, Verrat, Tragödien, Siege, Niederlagen. Man könnte fast meinen, man spiele in einer HBO-Serie mit. Und das Jahr um Jahr und nicht nur auf dem Conquest of Mythodea.

Auch dieses Jahr gab es wieder Aktionen von Spielern und Entscheidungen von Spielleitungen, die für Unmut sorgten, aber wie eigentlich immer überwogen die positiven Momente bei weitem.

Ob wir dieses Jahr „gewonnen“ haben oder nicht ist eine Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt, denn trotz vieler Siege, die errungen werden konnten, waren einige Rückschläge dabei, die so herb waren, dass man am Sieg zweifeln mag. Und das ist auch gut so, denn so werden die Treffen, die vor dem nächsten Feldzug (so der Begriff, der InTime für das Conquest meist verwendet wird), Raum für spannende Überlegungen und Diskussionen bieten.

Ich bin sicher, nicht immer einer Meinung mit den Leuten, die das Conquest veranstalten, aber ich bin doch jedes Mal aufs Neue froh, ein Teil von dem zu sein, was sie gemeinsam mit den anderen NSCs und Spielern auf die Beine stellen.

Ich bin sicher, dass der Kartenvorverkauf bald beginnen wird. Wer schon immer mal Lust hatte, an einem Großcon teilzunehmen, sollte das kommende Conquest im Kopf behalten. Denn egal, was genau passieren wird, es wird einen neuen Abschnitt in der Kampagne um Mythodea einleiten. Und IHR könnt dabei sein! 

Ach ja, zu den Plotinhalten, die ich oben erwähnt habe: In den Anhängen habt ihr einen kleinen Einblick in das, was so passiert ist. Wir präsentieren Euch die erschienenen Ausgaben des Siegelstätter Boten. Die Ausgabe 5 ist auf der Veranstaltung selbst nicht erschienen, ist aber genau das, was wir am Sonntag herausgebracht hätten, darf also genauso als InTime angesehen werden, wie die anderen Ausgaben.

Der Siegelstätter Bote – Ausgabe 1
Der Siegelstätter Bote – Ausgabe 2
Der Siegelstätter Bote – Ausgabe 3
Der Siegelstätter Bote – Ausgabe 4
Der Siegelstätter Bote – Ausgabe 5

Und nun verabschiede ich mich wieder in den schnöden Alltag.

Holger Christiansen aka Shiar Talvena
Schüler des Silver Rikan
Gelehrter und Autor des Siegelstätter Boten
Bürger von Siegelstatt

Artikelbild: © Taurus Iuvavi, mit Genehmigung des Abgelichteten

 

 

5 Kommentare

  1. Salaam!

    Toller Bericht und danke für das schöne Spiel. Mein Stammesbruder Nazir und ich möchten unbedingt das FFMI (Freies Farabisches Meinungsforschungsinstitut) nächstes Jahr ausbauen – vielleicht in einer täglichen Veröffentlichung unterschiedlicher Erhebungen im Siegelstädter Boten? Vieles wäre denkbar und zum Abschluss der Kampagne besonders „erhebenswert“.

    Ishtar mit euch

    Jupitra

  2. Hallo Jupitra,

    Auch wenn ich persönlich nicht anwesend war, als euer FFMI bei uns war, ich fand die Idee klasse und war begeistert davon, den Artikel in unserer Zeitung zu haben.
    Wenn es nächstes Jahr Gelegenheiten gibt, zu denen Meinungsumfragen sinnvoll sind, nehmen wir solche gerne entgegen und veröffentlichen sie dann :)

  3. Wie unsagbar großartig hier einen Bericht und die Ausgaben des Boten zu finden – ihr habt phantastische Arbeit gemacht und besonders Ausgabe 03 erheiterte das Westheer den ganzen Tag :D

    Vielen, vielen Dank für eine wirklich tolle Arbeit und hoffentlich bis nächstes Jahr! Macht unbedingt weiter, ihr leistet wirklich etwas ganz Besonderes!

  4. […] ist LARP-Zeit. Der August wird vor allem durch das Conquest of Mythodea hervorgehoben, Holger gibt seine eigenen Eindrücke wieder und stellt die Ausgaben des Siegelstätter Boten zum Download. Auf Tischrollenspiel-Seite […]

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