Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Bei dem vorliegenden Quellenband handelt es sich um das Spielerhandbuch für das „The Laundry RPG“ von Cubicle 7 Entertainment als High-Quality-PDF. 

Das Agenten-Handbuch soll den Spielern neue Möglichkeiten zur Charaktergestaltung an die Hand geben, die besonderen Tricks und Kniffe der Organisation vorstellen und zudem das ein oder andere Gimmick aus dem Agentenalltag vorstellen.

Lest selbst, was der Band hält und wo sich eine gewisse Ernüchterung einstellen könnte.

Erscheinungsbild

135 Seiten Text (inkl. Inhaltsverzeichnis, Index usw.; Dateigröße 17.33 MB), klar bis klassisch strukturiert, farbig illustriert und umfangreich mit Lesezeichen versehen. Die verwendeten Grafiken gehen stark in Richtung „Pulp“, was aber meinem Empfinden nach gut zum System passt.

Die harten Fakten:

  • Format: PDF
  • Verlag: Cubicle 7 Entertainment Ltd.
  • Autor: Gareth Hanrahan, Jason Durall, John Snead
  • Erscheinungsjahr: 2011
  • Sprache: englisch
  • ISBN-10: 978-0-85744-053-2
  • Bezugsquelle: DriveThruRPG (Klick)  oder Amazon (Klick)
  • Preis: 14,99 USD oder 21,99 EUR (Buch)

Inhalt

Laundry Files Agents Handbook Cover

Kurz gerafft gliedert sich der Band wie folgt: Agenten-Einmaleins, technische Gimmicks und Waffen, Bürokratie, Trainingskurse, vorgefertigte Charaktere (Templates), neue NSCs, andere Organisationen sowie Kampagnen-Vorschläge.

Hört sich ja schon mal an wie ein klassisches Spielerhandbuch. Die erste Rubrik, das Einmaleins des Geheimagenten, klärt oberflächlich über reale wie vermutlich nur im Spiel vorhandene Spionage-Techniken auf. Viel Neues liest man hier nicht, der geneigte Leser/Rollenspieler wird vermutlich Zeit seines Hobbys schon hier und da mit dem Thema „Geheimagenten“ zu tun gehabt haben, dass man spielerisch noch etliche Inhalte ergänzen könnte. Für Neueinsteiger findet sich hier aber zumindest eine übersichtliche Sammlung von grundsätzlichen Spionage-Techniken.

Zu dem Abschnitt über die technischen Hilfsmittel sowie der profanen Waffentechnik muss man nicht viel sagen, hier werden Spieleraugen meistens größer. Bei der Experimentaltechnik finden sich ein paar nette Gimmicks und man bekommt gewisse Anregungen für eigene Ideen.

Bei der Erwähnung des Wörtchens „Bürokratie“ kräuseln sich den meisten Lesern vermutlich schon die Haare im Nacken, dennoch sollte man dem Abschnitt eine Chance geben. Sie kann nicht nur Instrument gegen den Feind sein, sie ist auch Selbstzweck und Herzblut einer Regierungs-Organisation. Was nutzt all die ganze Einsatzvorbereitung, wenn nicht die passenden Anforderungs-Formulare für die teure Spezialausrüstung an die entsprechenden Stellen weitergegeben wurden? Oder liegt es daran, dass man Gary (den Bürohengst aus der Materialverwaltung) nicht zum letzten Grillfest eingeladen hat? Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

Die Trainingskurse stellen eine interessante Erweiterung dar: es handelt sich dabei um Fertigkeitenpakete, die von den Charakteren in Form von Trainingskursen während ihrer Ausbildung bzw. Tätigkeit für die Laundry erworben werden. Man möge nun einwenden, dass man sich derlei auch prima selber ausdenken kann, jedoch halte ich es für eine gewisse Erleichterung für Spieler und SL. Außerdem macht sich der „Barricade the doors! – building security in the event of zombie attack“-Workshop doch super im Lebenslauf eines Agenten.

Zusätzliche Stereotypen und vorgefertigte Charaktere gehören irgendwie in jedes Spielerhandbuch, oder? Zu Beginn bestimmt interessant, später vermutlich nur noch Anregung oder Hilfestellung für den Spielleiter.

Direkt im Anschluss könnte man wieder die großen Augen seiner Spieler beobachten: neue Regeln für das Erschaffen übernatürlicher Spielercharaktere! Ohne konkretes Testen im Spiel kann ich zu dem Balancing der angebotenen Rassen nicht viel sagen, wäre aber an der Stelle gewohnt restriktiv bis skeptisch. Wolltet ihr nicht schon immer einen einen Deep-One-Hybriden-Agenten auf der Jagd nach seinem leiblichen Vater spielen? Oder Humphrey Boghoul, den untoten Privatschnüffler?

Und wo wir gerade den Privatdetektiv erwähnt haben, es gibt ja auch noch einen Abschnitt über das Leben außerhalb des britischen Okkult-Geheimdienstes. Der Blick über den Tellerrand beschäftigt sich nicht nur mit den Organisationen anderer Staaten, sondern auch der einen oder anderen „freien“ Organisation und es gibt sogar gewisse Anregungen für Kultisten-Hintergründe, also die Gegenseite der Agenten.

Zum Ende des Bandes finden sich dann noch ein paar Vorschläge zu unterschiedlichen Kampagnen, in diesem Fall einfach am bespielten Zeitabschnitt orientiert. An dieser Stelle sei angemerkt, dass „The laundry“ die Jetzt-Zeit bespielt und der Band bspw. Hinweise für eine Kampagne während des Kalten Krieges liefert.

Als kleines Schmankerl findet sich dann noch zwischen dem letzten Kapitel und dem Index eine Reihe von Handouts. Anträge, Formulare und sogar eine Ausfertigung der Geheimhaltungsvereinbarung für Laundry-Agenten.

Preis-/Leistungsverhältnis

Es gibt durchaus ein paar interessante Anregungen, manches erfüllt jedoch in meinen Augen allenfalls den Standard eines Spielerhandbuches. Wäre das PDF zumindest ein paar Dollar günstiger, wäre dies eventuell zu verschmerzen, aber in diesem Falle empfinde ich die knapp 15 Dollar als zu hoch angesetzt. Um die 10 Dollar wäre der Band besser platziert.

Fazit

14,99 USD für das PDF, 18,04 USD für die gedruckte Version, das könnte u.U. zum Grübeln verleiten. Möchte man lieber in Ruhe zuhause etwas nachlesen oder doch lieber während der Runde blättern und den anderen Spielern zur Verfügung stellen? Mal angenommen, dass die Runde noch nicht voll technisiert ist (kein Tablet oder Laptop vorhanden) ist die gedruckte Variante eventuell die bessere Wahl.

Kennt ihr das? Ihr lest einen Text und es tauchen immer wieder mal Abkürzungen auf, deren Sinn ihr nicht versteht und ihr könnt euch auch beim besten Willen nicht daran erinnern, wann die Abkürzungen eingeführt wurden. Kurz zum Beginn des Buches zurückgeblättert, findet man auch dort kein Abkürzungsverzeichnis. Man möge mich in diesem Fall für einen Pedanten halten, mich stört so etwas beim Lesen.

Ob man die im Agentenhandbuch vertretenen Künstler bzw. deren Bilder mag oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden, einige Bilder/Skizzen gefallen mir persönlich überhaupt nicht. Sie wirken teils eher am Rechner gezeichnet, denn in natura und dies leider nicht zum ästhetischen Vorteil des Produkts.

Abschließend behaupte ich, dass der Band durchaus für weitere Anregungen bei der Ausgestaltung eines Laundry-Charakters liefert. Wirklich benötigen wird man das Spielerhandbuch allerdings nicht. Die Handouts sind nett, die Idee der Trainingskurse gefällt mir auch sehr gut, aber ansonsten kam an einigen Stellen keine wirkliche Begeisterung auf. Ich würde mich nicht als expliziten Fan der Agenten-Thematik bezeichnen aber jeder, der die Bond-Filme (oder auch die Bourne-Reihe) kennt, vielleicht auch schon mal einen Agenten-Roman gelesen oder sich mit einem Sachbuch bzgl. Spionage auseinander gesetzt hat, wird nicht viel Neues in dem Buch finden. Nur für zusätzliche Regeln muss man sich aber so ein Buch bestimmt nicht anschaffen.

Ich bin durchaus ein Fan der Cthulhu-Thematik, ich finde auch die Idee von MIB meets Cthulhu u.U. reizvoll, aber bei dem Agentenhandbuch kann ich leider keine Kaufempfehlung aussprechen. 

Daumen3maennlich

Artikelbild: © Cubicle7

 

5 Kommentare

  1. Ich lese mich inzwischen durch die „Laundry“-Reihe von Charles Stross auf die das Spiel basiert und bin hellauf begeistert. Weniger MIB oder Bond* erinnert es mich eher an einen sehr schnodderigen modernen Forsyth oder Le Carré. Weniger Heldentaten als „Cloak and Dagger“-Operationen oder „Black Ops“ einer Geheimoperation. Der Humor ist schwarz und der Protagonist kämpft nicht nur gegen den Mythos sondern gegen die Bürokratie der eigenen Organisation. Der Stil ist sehr eigen und ich bin gespannt, wie das Spielsystem das regelt…

    *Das Buch „The Jennifer Morgue“ arbeitet das Thema „Bond“ auf großartige Weise auf und hat das höchst interessante Essay „The Golden Age of Spying“.

  2. Charles Stross hat sogar eine Webseite:
    http://www.antipope.org/charlie/blog-static/2010/03/for-sale-first-edition-of-the.html.

    Das einzige bislang in deutsch erschienende Buch der „Laundry“-Reihe ist „Das Dämonentor“, die nicht ganz so wörtliche Übersetzung von „The Atrocity Archives“ (seufz). Soll schlecht übersetzt sein.

    Hier eine Kritik (im unteren Teil des Artikels)
    http://www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/verbrecher-jagd-hoellenhunde-der-buerokratie/v_print/1092750.html

    Eine Leseprobe aus dem Universum gefällig?
    http://www.goldengryphon.com/Stross-Concrete.html

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