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Altmeister Ridley Scott kehrt mit seinem neusten Streich Prometheus zurück in das Science-Fiction Genre. Lange wurde das Projekt geplant, vorbereitet und verändert, vom Prequel der Alien-Saga bis hin zum eigenständigen Sci-Fi Blockbuster, alles schien möglich.

Es war 1979, als das erste Alien die Kinozuschauer in Angst und Schrecken versetzte, als es aus einem menschlichen Körper brach, um sich fortan in den dunklen, klaustrophobischen Gängen des „Nostromo“ Raumschiffs auf die Jagd zu begeben. Unvergesslich war auch die weibliche Hauptfigur Leutnant Ellen Ripley (Sigourney Weaver), die sich in den ungleichen Kampf gegen die außerirdische Bedrohung warf. Kein Wunder, dass über 30 Jahre später die Erwartungen der weltweiten Fangemeinde hoch sind. Ob Ridley Scott nach seiner langen Auszeit wieder die richtigen Elemente für einen Horrorstreifen im Weltall findet und schlüssig mit dem Prequel an die alte Alien-Saga anknüpft, erfahrt Ihr in dieser Kritik. 

prometheus-movie-posterDer Plot ist schnell erzählt. Das Archäologenpaar Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) und Charlie Holloway (Logan Marshall-Green) finden übereinstimmende Zeichen alter Kulturen, die auf eine fremde Rasse deuten, die einst die Menschheit auf der uns bekannten Erde schuf. Darwins Evolutionstheorie zum Trotz, begeistert das Forscherduo das altersschwache Firmenoberhaupt (Guy Pearce) von Weyland Industries, die gefundenen Informationen nebst Sternenkarte des bewohnbaren fernen Planeten LV-223 in eine tatsächliche Forschungsmission umzuwandeln. Wenn es um die Auflösung der Frage nach Gott und Schöpfungstheorien geht, lassen sich auch alte Industriegreise nicht lange bitten. Gesagt, getan, ein paar Jahre Kryoschlaf später erreicht das Forschungsschiff Prometheus den vermeintlichen Ursprungsort der menschlichen Rasse…

Wer sich jetzt noch an den ersten Alienstreifen und die riesigen Überreste des legendären Space Jockey erinnert, dürfte eine ungefähre Vorstellung davon haben, auf was das Forschungsteam stößt und in welcher Atmosphäre der Ausflug auf dem weit entfernten Planeten stattfindet. Ziemlich ahnungslos tappt die Gruppe unterschiedlicher Forschungsprofessionen durch die Umgebung des unbekannten Planeten. Die Fäden scheinen die Geldgeber der Mission in der Hand zu halten. Strippenzieherin vor Ort ist die Figur der Meredith Vicker (Charlize Theron). Gemeinsam mit dem Firmenandroiden David (Michael Fassbender) treibt sie die Gruppe an, wobei Weyland Industries offensichtlich noch ganz eigene Pläne hat. Es ist kein Zufall, dass der Filmname auch auf dem Forschungsschiff prangt und der antiken Mythologie entspringt.

Gekonnt bringt Regisseur Ridley Scott bekannte Erfolgsmuster aus der Alien-Reihe im Film unter, einige Menschen fungieren als ahnungslose Opfer, während andere mit ihren Machtspielchen nur den drohenden Untergang beschleunigen. Wieder wird in dunklen Gängen gesucht, gefunden, gerannt und anschließend gestorben. Der Horror bahnt sich in diesen Momenten tatsächlich in erschreckend schönen Bildern auf die große Leinwand. Doch wenn es im Drehbuch schon um die vermeintlichen Schöpfer geht, kommt auch Ridley Scott nicht drum herum, immer wieder philosophische-theologische Dialoge und Ideen in seine Figuren einzupflanzen, was mal mehr, mal weniger gut gelingt.

Recht gut funktioniert dieser Anspruch in der Figur des Androiden David. Michael Fassbender hat in der Rolle des Maschinensklaven ausreichend Zeit, alte Filmzitate und vergessene Sprachen zu studieren und seine ganz eigenen Schöpfungsfesseln zu lösen. Das menschliche Äußere wechselt beständig mit der kalten Maschinenlogik und die Figur ist in jedem Fall ein Plus für den Film. In die Fußstapfen von Lt.Ripley tritt Nachwuchstalent Noomi Rapace. Das Original erreicht sie meiner Meinung nach nicht, aber immerhin sorgt sie in einer recht markanten Szene für erinnerungswürdige Filmminuten und zeigt im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen den nötigen Überlebenswillen. Charlize Theron gelingt die durchschnittliche Zurschaustellung einer harten Karrierefrau, die mit allen Mitteln die Interessen ihres Konzernes durchsetzten will. Alle weiteren Figuren sind zwar mit einem individuellem Charakter versehen, verbleiben aber ansonsten so farblos, wie der Planet, auf dem sie wandeln. In diesem Sinne scheinen sie wirklich von den mysteriösen Schöpfern abzustammen, die mit ihrem blassen Erscheinungsbild und ebenfalls wortkargen Auftritten nicht wirklich überzeugen können.

„Prometheus – Dunkle Zeichen“ mag vieles sein, dem Hype und die Erwartungen, im Sinne der Brillanz des ersten Alien-Streifens, wird der neuste Ridley Scott Film allerdings nicht gerecht. Das Drehbuch bietet einfach diverse Lücken, es wirkt, als wäre man sich immer noch nicht einig, was man zeigen und ausdrücken will. Der Kinozuschauer bekommt auf viele Fragen schlicht keine Antworten präsentiert. Ohne Zweifel braucht man als Science-Fiction Fan eine ausreichende Portion Fantasie, entschuldbar ist der ein oder andere Ausreißer aber dennoch nicht. Gerade im letzten Drittel bricht der Film trotz stolzen 124min förmlich ab, dass Ende ist zu schnell erzählt, der anschließende Cliffhanger völlig überflüssig.

Trotzdem bietet Prometheus nicht nur eine gute Prise Horrorelemente und sondern offenbart neben dem gelungenen Androidenschauspiel Fassbenders natürlich noch eine andere positive Seite.

Der Schauwert ist enorm und man bekommt als Kinogänger eine Vielzahl von wunderschönen Szenen gezeigt – sei es in den Weiten der Galaxis, auf dem kargen Planeten oder ganz einfach als Gruseleffekt in saftig-schleimiger Alienmanier. Im visuellen Bereich kann Prometheus in jedem Fall Akzente setzen. Der 3D Effekt zeigt sich unaufdringlich und in scharfen Bildern, bietet ansonsten aber kaum Mehrwert. Die Effektabteilung macht in Prometheus alles in allem einen sehr guten Job, der einen Blick auf die große Kinoleinwand zweifelsfrei belohnt. Die Verknüpfung zum ersten Teil der Alien-Reihe gelingt Regisseur Scott mit der visuellen Aufbereitung bekannter Elemente und dem erzählten Hintergrund.

Am Ende ist „Prometheus – Dunkle Zeichen“ also ein Film mit Ecken und Kanten, teilweise großen Szenen, intelligenten Dialogen und dem ein oder anderen Moment, wo man vor lauter Spannung dem Leinwandhorror folgt. Leider schmälern einige Drehbuchhänger den optischen Genuss und hinterlassen ein Gefühl, zwar einen Film geschaut zu haben, der einen gewissen Unterhaltungswert besaß und zuweilen das Zuschauergehirn zum Nachdenken anregt, sich aber in den Reihen der Blockbuster 2012 nicht auf den vorderen Plätzen wiederfinden wird. Richtig rund wird die Sache vielleicht auch erst in einem ausführlichen Director’s Cut oder in der angedeuteten Fortsetzungsoption.

Daumen3maennlich

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Artikelbilder: © Twentieth Century Fox

5 Kommentare

  1. Mein Bruder und ich haben stundenlang über diesen Film reden können – und über sein verschenktes Potential. Meine Güte. So viel verschenktes Potential.

    Ich stelle mal eine kleine Linksammlung zusammen :) Jeder dieser Links enthält SPOILER. Der Text eine Art Spoiler. Fast alle der erwähnten Plot Holes haben mich auch genervt (mal abgesehen davon, dass kaum jemand verstanden hat, dass „Sie sind ein so schlechter Captain“ ein Zeichen von Loyalität war u.ä. ;) ).

    Eine Ansammlung der Plot Holes in Prometheus:
    http://www.juliansanchez.com/2012/06/11/whats-wrong-with-prometheus-a-partial-list/

    Eine andere Plot-Hole-Sammlung:
    http://movieplotholes.com/prometheus.html

    Das hier ist ein Erklärungsversuch, der den Symbolismus des Films und die Philosophie dahinter zusammenfasst und damit zumindest einen Teil des Plots erklärt. Viele der Plotlöcher bleiben aber – und die Erklärung ist auch nicht gerade gut. Da es nicht im Film gesagt wird, aber einiges erklärt (SPOILER?): Jesus war ein Alien. Ernsthaft? Japp.
    http://cavalorn.livejournal.com/584135.html

    Und noch ein paar Comics:

    Penny-Arcade:
    http://www.penny-arcade.com/comic/2012/06/13

    Touching Everything:
    http://fc06.deviantart.net/fs70/f/2012/163/8/b/touch_touch_touch_touch_by_res_gestae-d53ab0t.gif

    Genetik:
    http://pmcmovieline.files.wordpress.com/2012/06/prometheus_infographic.jpg

  2. Wow Chabneruk, danke für die ausführliche Zusatzsammlung an schönen Links. Ja da war in jedem Fall mehr drin, schlecht ist der Film zwar nicht geworden, die (erhoffte) Offenbarung allerdings auch nicht.

  3. Ich kann mich Chabneruk nur anschließen: Großes Potential mit einem Film, dem ich auf Grund der Optik noch 50-60% geben würde, fahrlässig verschenkt.

    Am schlimmsten fand ich tatsächlich das durchweg hochgradig bescheuerte Verhalten der „Wissenschaftler“. Wandertag der Sonnenblumengruppe aus dem Kindergarten triffts eher („Oh eine Schwarze Flüssigkeit kommt aus den Urnen, direkt mal anfassen und probieren“).

    Krönender Abschluss: Die zwei Frauen des Films, ein überdimensionales Hamsterrad und die sehr späte Erkenntnis das man auch noch Rechts statt geradeaus laufen könnte….

    Schade

  4. Kann mich dem nur anschliessen:
    nette Bilder, aber unterhaltende Story fehlanzeige – leider wieder zwei Stunden, die mir niemand zurück gibt.

    Für diejenigen, die keine große Lust haben, noch Links zu wälzen (oder nur so etwas Unterhaltung suchen) How It Should Have Ended: Prometheus

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