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Margaret Weis Productions hat sich vor einiger Zeit eine weitere große Lizenz gesichert: Marvel. Nach unter anderem Leverage, Smallville und Supernatural rollt also hier wieder eine neue Welle eines in meinen Augen ungewöhnlichen, wie zugleich visionären Rollenspiels heran.

Erscheinungsbild

Die mir vorliegenden pdf-Dokumente hauen mich um. Wirklich. Das Design der verschiedenen Unterlagen strotzt vor stylischem Marvel-Artwork. Auf fast jeder Seite sehe ich Spiderman, Iron Man, Captain America, Wolverine, Storm und viele andere.

Der Text ist extrem gut lesbar gesetzt, wichtige Sätze oder Stichworte sind farblich anders gedruckt, so dass sie sofort ins Auge stechen. Auf dem Rand fast jeder Seite finde ich Verweise, auf welchen Seiten ich die passenden Regeln finde.

Die Augen finden immer etwas Besonderes zum kurzzeitigen Verweilen. Der Textwand-Eindruck vieler anderer Grundregelwerke kommt hier erst gar nicht auf. Das ist bildhübsch und macht Spaß zu lesen! Gut, natürlich nur, wenn man Comics mag… die Grundfarben Blau und Grau werden gut eingesetzt, um optische Kontraste und Leserlichkeit zu erzielen.

Zum Umfang des pdf-Bundles gehört:

  • Core Rules – Die Grundregeln
  • Example of Play – Ein kurzer Kampf durchgewürfelt mit erklärenden Texten. Wertvoll!
  • MHR Player Sheet – Kurzübersicht über die Würfeleien und Möglichkeiten als Spieler
  • MHR Watcher Sheet – Kurzübersicht über die Würfeleien und Möglichkeiten als Spielleiter, hier Watcher genannt.
  • MHR Data Files – 24 Marvel-Charaktere mit Spielwerten, Kurzhistorie, Persönlichkeit und Fähigkeiten
  • MHR Random Data File Generator – Erschaffung eigener Charaktere über Zufallstabellen

Was mir in meiner Version fehlt, sind verlinkte Inhalte. Aus den vielen Schlagworten und Verweisen zu Regelstellen hätte man wunderbar klickbare Links machen können.

Die harten Fakten:

  • Format: pdf
  • Seiten: 234 (+ weitere durch Hilfsdokumente)
  • Verlag: Margaret Weis Productions; Auflage: Brdgm (17. April 2012)
  • Sprache: Englisch
  • ISBN-10: 1936685167
  • ISBN-13: 978-1936685165
  • Preis: 9,99 USD (pdf) oder 18,99 EUR (Buch)
  • Bezugsquelle: DriveThruRPG (pdf | Klick) oder Amazon (Buch | Klick)

Das Buch kommt mit nur 128 Seiten daher laut Amazon, ich weiß jedoch nicht, ob die Seiten anders formatiert sind oder ob Inhalte fehlen.

Die Spielwelt

MHR_Cover

Über die Spielwelt muss man nicht viele Worte verlieren. Es ist das Marvel-Universum in seiner ganzen Bandbreite. Ich meine mich zu entsinnen, dass es über 8000 Charaktere gibt, die man verkörpern oder als Antagonisten nutzen kann.

 X-Men, S.H.I.E.L.D., Avengers, die Fantastischen Vier – alle sind hier und noch viel mehr, wie z.B. Daredevil & die Inhumans.

 Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen sollte, diese Spielwelt zu beschreiben. Fakt ist aber, dass im Regelwerk keine Weltenbeschreibung beinhaltet ist. Man kann einiges ableiten aus den Hintergründen der verschiedenen Helden als auch des beinhalteten Mini-Events, aber ohne Lektüre der Comics, grafischer Novellen und auch vielleicht das Anschauen der Filme kommt man hier nicht weit.

 Ich kann verstehen, dass das Universum von Marvel einfach zu umfangreich ist, um in einem Grundregelwerk abgebildet zu werden. In künftigen Event-Bänden wird jedoch mehr erklärt. Events sind Kampagnen.

 Zurzeit liegt mir der Band für die Civil War Kampagne vor, den ich zu einem späteren Zeitpunkt beleuchten werde.

Die Regeln

Eins muss ich vorweg nehmen. In Marvel Heroic Roleplaying Game spielt man eigentlich keine selbsterschaffenen Charaktere (auch wenn die Möglichkeit dazu da ist), man spielt fertige Superhelden aus dem Marveluniversum und hat die Möglichkeit, diese zu evolutionieren.

 Die anfolgend beschriebenen Regeln sind stark auf die erzählerische Komponente des Rollenspiels ausgelegt und können nur funktionieren, wenn offen am Tisch gewürfelt wird. Also, Spielleiter aller Herren Länder, kommt hinter euren Schirmen hervor. Ihr raubt euch und euren Spielern sonst viel der Spannung, die wir in diesem Spiel haben. Ich beschreibe nicht alle Regeln, sondern nur einen Ausschnitt. Es wäre sonst zu viel.

 Besser und Schlechter wird durch Würfeltypen klassifiziert. Ein D4 ist schlechter als ein D6 als ein D8 und so weiter. Der höchste Würfel ist der D12. Würfel können durch bestimmte Voraussetzungen verbessert oder verschlechtert werden. Das Regelwerk nennt dieses „step up“ oder „step down“. Ein D6, der geupstepped (man verzeihe mir diese Wortkreation) wird, wird zu einem D8. Gewürfelt wird nur, wenn das Ergebnis wirklich zweifelhaft ist, ein Charakter eine Show machen möchte oder es um einen Zusammenstoß mit anderen NSCs und Charakteren geht.

Wie so oft sind die Regeln und Würfeleinlagen eng an die Werte des Charakters gekoppelt. Am besten erkläre ich alles an einem Beispiel, weil es sonst sehr abstrakt wird. Schauen wir uns also Wolverine an. (Anklicken zum Vergrössern)

Primär dreht sich alles um Würfelpools. Schauen wir auf den Bogen, sehen wir 4 Poolrelevante Bereiche. Wir haben noch mehr Möglichkeiten, aber dazu weiter unten.

Wenn ein Spieler nun würfelt, baut er sich den Pool nach den Bereichen auf. Ist er alleine? Also affiliation „Solo“ – zack, ein D10 in den Pool. Manche Helden agieren besser alleine, manche besser zu zweit, manche gar besser im Team.

Dann kommt die distinction ins Spiel. Hierbei handelt es sich immer um drei Phrasen, die den Helden prosaisch beschreiben, also das darstellen, was ihn ausmacht. Passt eine der distinctions auf die Würfelsituation, kommt ein D8 in den Pool. Ein Spieler kann aber auch entscheiden, dass Ihn seine distinction behindert und nimmt dann einen D4 in den Pool. Das macht ihn schlechter, bringt aber einen sogenannten Plot Point. Auch darauf komme ich später.

Mit den Power Sets kommen die Kräfte ins Spiel. Auch diese bringen einen Würfel mit, können über die SFX noch Zusatzeffekte mitbringen und haben auch ein Limit. Mit Limits werden Teilkräfte für eine ganze Zeit deaktiviert, dafür werden aber andere mächtiger.

Letztlich haben wir noch die specialties. Dieses sind Ausdrücke des Trainings und der Ausbildung des Helden und bringen auch noch einen Würfel hinzu.

Schaden oder Belastung wird in MHR durch stress ausgedrückt. Dieser Schaden kann physisch, mental oder emotional sein. Optional kann der Schaden auch eine Situation sein, die die Person im Spiel behindert, hier complication genannt. Anders ist hier, dass der Schaden sich nicht negativ auf die eigenen Würfelpols auswirkt, sondern Schaden oder Behinderung des Gegners positiv auf den eigenen Würfelpool. In anderen Worten wird es einem leichter gemacht, wenn der Gegner nicht mehr frei agieren kann.

Dieser stress oder complication Würfel kommt auch in den eigenen Pool.

Hilft einem ein anderer Charakter oder NSC (oder man sich selbst),  dann kann dieses einen asset erzeugen. assets sind kurzzeitig wirkende Effekte, die auch Zusatzwürfel geben. Und was passiert mit dem? Auch in den Pool – zack.

Und als ob damit noch nicht der vielen Würfel genüge getan wäre, gibt es noch den stunt. Stunts generieren auch Würfel und sind besondere Anwendungen eigener Fähigkeiten, die nicht standardmäßig verwendet werden würden.

Ein Beispiel: Cyclops verwendet seinen Energiestrahl in geschwächter Variante, um alle Spiegel blind werden zu lassen. Der Strahl wird tausendfach reflektiert und schaltet so alle Spiegelbilder aus, so dass der echte Antagonist gefunden wird und vom letzten Strahl getroffen wird.

All diese Würfel werden nun gewürfelt. Einsen werden beiseitegelegt. Die üblicherweise beiden höchsten Würfel bilden das total. Ein dritter gewürfelter Würfel ist der effect dice. Der Spielleiter, hier watcher genannt, macht das gleiche in ähnlicher Art für seine Charaktere.

Beispiel: Wolverine ist alleine und kämpft gegen Deadpool. Solo – D8. I’m the best there at what i do – D8 Adamantium Claws – D10 Combat Master – D10. Deadpool ist unverletzt, also keine weiteren Würfel, ebenso gibt es keine Helfer und Wolverine hat auch gerade keine Lust auf ungewöhnliche Neuanwendung seiner Kräfte.

D8: 5, D8: 3, D10: 7, D10: 4. Wolverine nimmt die beiden höchsten als total, das sind also 7+5=12. Einen D10 nimmt er als Effektwürfel.

Für das Beispiel hat Deadpool den gleichen Würfelpool und würfelt D8: 4, D8: 4, D10: 6, D10:5. Er nimmt 6+5=11 als total, D8 als Effektwürfel.

Wolverine war bei 12, er bei 11. Wolverine hat also „gewonnen“. Der D10 Effektwürfel verursacht nun genannten stress oder eine complication. Alle künftigen Würfe haben für Wolverine einen D10 mehr im Pool.

stress wird durch weitere verlorene Proben verstärkt. Ist der nächste Effektwürfel vom Würfeltyp her kleiner oder gleich dem vorhandenen Stresswürfel, wird dieser um eine Stufe hochdreht. Aus einem D10 wird also ein D12. Ist er größer als der Stresswürfel, werden die Würfel getauscht. Hat man bereits einen D6 und der nächste ist ein D10, kriegt man den D10. Würde nach D12 nochmal hochgedreht werden, wird der Charakter schachmatt. Aus stress wird dann trauma, welches eine weitaus höhere Genesungszeit und –behandlung braucht.

Plotpoints braucht man u.a. um entweder Kräfte zu aktivieren, einen dritten total dice zu behalten oder einen zweiten effect dice zu wählen. Man bekommt sie, indem man entweder Einsen würfelt oder seine distinction mit einem D4 wählt. Auch andere Möglichkeiten existieren.

Einsen generieren aber auch Würfel in den sogenannten doompool des Watchers. Dieser kann die Würfel in dem Pool benutzen, um die Fähigkeiten seiner Gegenspieler zu aktivieren oder zu verbessern. Würfelt der watcher Einsen, können die Spieler diese als opportunity aktivieren und somit Vorteile für sich selbst schaffen.

Daher ist es so wichtig, offen und für alle einsichtig zu würfeln. Sterben kann man in MHR eher selten, wenn nicht gar niemals.

Das ist nur ein Ausschnitt der Regeln, der aber zeigt, worum es geht. Um den direkten Vergleich zweier Würfelpools, der Würfeltypen und die Interaktion zwischen SL und Spieler. Es geht fast immer um Aktion und Reaktion, das Vergleichen der Ergebnisse zweier Würfelpools.

Ich schrieb weiter oben, dass das System stark auf den erzählerischen Part ausgerichtet ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Eindruck nun etwas geschmälert wurde durch den Exkurs in das Regelsystem, muss aber anmerken, dass so ziemlich jeder Spielbericht, den ich bislang las, davon spricht, dass die Regeln schnell und flüssig laufen, vor allem, weil man die ganze Zeit alle Werte vor Augen hat, sieht, wie groß der doompool ist, was der eigene und die anderen Charaktere können. Ein kleiner Selbsttest hat das bestätigt.

Ein Wort noch zur Initiative in Kämpfen: sie wird nicht gewürfelt, die Spieler entscheiden, wer anfängt. Es gibt ein paar Hinweise, woran man es festmachen kann, aber das war es auch schon. Als SL kann ich jedoch entscheiden, die Spieler zu unterbrechen und selbst zu agieren, in dem ich Würfel aus dem doompool verwende.

Mich begeistert vor allem, dass hier zu einer sehr großen Lizenz Regeln gewählt wurden, die eher dem Indie-Sektor zuzuschreiben sind und wie nahtlos sie ineinander greifen. Auch wenn MHR zum Cortex+ Regelset gehört, muss man wissen, dass Margaret Weis Productions Ltd dieses Regelset auf jede der Publikationen anpasst, um das gewählte Setting optimal zu unterstützen. Eine Kenntnis der anderen Cortex+ Systeme hilft nicht bei MHR. Man muss sich ggf. neu einlesen.

Charaktererschaffung

Wie bereits geschrieben existiert eine Charaktererschaffung nur im beschränkten Maß. In dem beiliegendem MHR Random Data File Generator wird der interessierte Leser durch eine Reihe von Tabellen geleitet, auf die es zu würfeln gilt. Aus den Ergebnissen resultieren dann obig beschriebene Kernwerte des Charakters.

Im Regelwerk selbst sind die verschiedenen Fähigkeiten sehr gut beschrieben, auch was mit ihnen möglich ist und in welchem Umfang der Charakter mit der Spielwelt dadurch interagieren kann. Auf diesem mehrseitigen Passus erfährt der Leser wertvolle Informationen, welche Möglichkeiten der Charakter hat.

MHR ist eindeutig darauf ausgelegt, mit den bekannten Marvelhelden zu spielen und sie ins Abenteuer zu führen. Eine Charaktererschaffung ist möglich, birgt aber das Risiko in sich, das erwünschte Spielgefühl nicht eintreten zu lassen.

Einer der Foki des Systems ist eindeutig das Ansprechen der großen Comicfan-Bewegung in den USA und das Animieren derselben, Rollenspiele auszutesten und zu spielen. Daher ist dieser Ansatz unter dem, was das Regelwerk möchte, vollkommen legitim.

Und mal ehrlich – welcher Comicfreund hat sich nicht schon mal gewünscht, so manches Ereignis hautnah mitzuerleben?

Spielbarkeit aus Spielleitersicht

Wie ich bereits schrieb, sind die Regeln teils mehrfach gut beschrieben und das Regelwerk glänzt durch Querverweise, die die erste Arbeit des SL, das Einlesen, deutlich vereinfachen.

Die Methoden und Möglichkeiten, die einem als watcher gegeben werden, sind dramaturgisch gut durchdacht und bieten einige Chancen, das Spiel wirklich aufregend und intensiv zu halten. Ein Spielleiter hat zum Beispiel die Möglichkeit, ganze Szenen dramaturgisch enden zu lassen. Für einen solchen Abbruch jedoch werden Spieler mit Erfahrungspunkten entlohnt.

Die Offenheit, mit der ein SL hier agiert, dadurch, dass er unter anderem auch offen würfelt, sind Kernpunkte des Spiels.

Zur Arbeit des SL gehört natürlich auch das Ausarbeiten einer Kampagne, hier event genannt. Selbstverständlich empfiehlt es sich, diese events an Marvelereignissen zu orientieren. Und so ist auch im Grundregelwerk ein Mini-Event beinhaltet, der sich um einen Gefängnisausbruch aus dem Raft dreht und sich an die Handlung aus New Avengers 1-6 anlehnt.

events teilen sich in acts auf. Das sind quasi umfassende Szenen und Kapitel. Acts wiederum teilen sich in scenes auf, wobei unterschieden wird zwischen action scenes und transition scenes. Während erste aktionistisch getriebene Szenen sind (nicht unbedingt kampflastig), sind zweitere Interaktions- und Nachforschungszenen.

Noch feingliedriger ist das panel. Hierbei handelt es sich um genau einen Moment der umfassenden Szene. Der Begriff rührt daher, dass dieser Moment in einem Comicbild aufgefangen werden kann.

Die genannte inkludierte Minikampagne ist überraschend wenig linear und bietet viele Möglichkeiten zum Ende zu kommen. Das Nötigste ist beschrieben und ist gut genug, um direkt mit nur wenig Vorarbeit übernommen zu werden.

Eine Besonderheit muss ich der Spielbarkeit aus Spielersicht vorwegnehmen, denn sie bestimmt auch den Alltag des watcher. Charaktere haben milestones. Das sind quasi persönliche Entwicklungsziele, auf die Spieler selbstgewählt hinzu arbeiten können. Die Spieler teilen üblicherweise dem watcher mit, welche sie erreichen möchten und dieser kann entsprechende Situationen schaffen, so er möchte.

Parallel dazu gibt es auch milestones für Events. Nun kann man argumentieren, dass man den Spielern diese nicht mitteilen sollte, weil Ihnen sonst die Überraschung genommen wird, was alles passieren kann. Der Umkehrschluss ist der Fall. In der Tat muss der watcher den Spielern sogar diese milestones erklären und aufzeigen und die Spieler können selbst entscheiden, welchen Weg sie gehen. Das ähnelt einer Mischung der SL Technik des foreshadowing und dem Ansehen eines Kinotrailers.

Spielbarkeit aus Spielersicht

Was gibt es hier viel mehr zu sagen, außer, dass es sich einfach gut anfühlt, einen Marvel-Charakter zu führen? Andererseits ist auch genau das ein Manko, denn wenn auch eigene Charaktere erschaffbar sind, tritt einfach nicht das erwünschte Spielgefühl ein.

Wobei – was unterscheidet es eigentlich vom Spielgefühl her, wenn man auf einem Con einen vorgenerierten Charakter spielt oder in MHR einen vorgenerierten Superhelden spielt? Ich finde eigentlich nicht viel. Außer, dass man durch Filme und Comics ein deutlich besseres Bild des eigenen Charakters bereits verinnerlicht hat.

Die Regeln wirken nur im ersten Moment komplex, verselbstständigen sich aber schnell. Beachtenswert ist die Spieler-(Erzähl)-Macht, die das Regelwerk ihnen gibt und damit für den einen oder anderen neu, weil so oftmals nicht in klassischen Systemen beinhaltet ist.

Durch die Kenntnis der milestones des Charakters wie auch des events ist der Spieler ein Stück weit der Immersion enthoben, ist aber gleichzeitig nah am Geschehen und kann als Spieler den Charakter entsprechend lenken zur Erfüllung der milestones.

Eine besondere Rolle spielen noch die unlockables. Hierbei handelt es sich um freizuspielende Inhalte im Rahmen des events. Das kann ein Charakter sein (auf den dann ein Spieler wechselt) oder z.B. eine Technologie, die dann wiederum als Eventressource dienen kann. Das erinnert mich etwas an Achievements aus einschlägigen MMORPGs, ist aber weitaus mehr, denn es ist nicht nur eine Medaille, was man tolles geschafft hat, sondern es erweitert die Möglichkeiten der Spieler ungemein.

Auch in diesen Bereich gehört die mögliche Charakterentwicklung. Natürlich, auch diese ist eingebaut und wird durch Erfahrungspunkte gesteuert. Wer gelesen hat, dass es sich um vorgenerierte Charaktere handelt, braucht keine Sorgen zu haben, dass die Werte sich nie ändern werden. Erfahrungspunkte gewinnt man durch das Erreichen der milestones.

Preis-/Leistungsverhältnis

Ich kann mich hier nur auf das pdf-Bundle beziehen, welches mir vorliegt. Allein der Umfang (s.o.)  aus vielen verschiedenen Dokumenten, alle liebevoll designed und vollgestopft mit gut verständlichen Inhalten recht fertigt den Preis mehr als nur gerade eben.

Artwork, Aufbereitung der Texte und Spielbarkeit des gesamten Systems ist subjektiv eingeschätzt unter den Spielen, die ich bislang lesen durfte, in den Top 5. Und das alles für unter 10 USD? Wer Superhelden mag, Rollenspiele mag und einem alternativen Ansatz nicht abgeneigt ist, kann hier einfach nichts falsch machen.

Bonus/Downloadcontent

Auf der Downloadseite der Margaret Weis Productions Website findet man einige hilfreiche Dinge wie auch neue Datasheets für Marvelcharaktere.

Fazit

Ich könnte noch viel mehr schreiben, würde aber dann vollständig den Umfang dieser Rezension sprengen.

Marvel Heroic Roleplaying Game hat mich selbst überrascht, da ich das Konzept, einen existenten Superhelden durch existente Marvel Geschichten zu führen, als äußerst linear, railroadig und langweilig erwartet habe.

Was ich aber nach zweifacher Lektüre nun vom System verstanden habe, offenbar ein actiongetriebenes und mitreißendes Rollenspiel der etwas anderen Art. Mit Cortex+ hatte ich bislang noch keine Erfahrungen und finde sehr gut, was im Fall von MHR daraus gemacht wurde.

Natürlich bewegt man sich entlang einer gewissen linearen Führung, wenn es darum geht, Marvelevents nach- oder auch mitzuerleben, aber auch nicht linearer als in anderen Rollenspielabenteuern. Eine Sandbox bekomme ich hier natürlich nicht, aber das will das Spiel auch nicht.

Ich finde durch die Bank gut, was ich hier auf dem Schirm habe und freue mich, den Eventband Civil War zu lesen. Vor kurzem nun erschienen auch die nächsten Band 50 States Initiative und Civil War: Young Avengers.

Ich hoffe auf eine Spielrunde dazu im Freundeskreis und wenn ich sie selbst leiten muss. Das ist einfach cool und genau auf Marvel Action zugeschnitten. Und auch wenn es schon tausendfach im Zusammenhang mit diesem Spiel gesagt wurde: Avengers Assemble!

 Daumen4Maennlich

Artikelbilder: © Margaret Weis Productions Ltd, © Marvel

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