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Bei Neue Ufer und Brüder im Geist handelt es sich um einen zweiteiligen Roman von Andreas Schnell aus dem Hause 13Mann. Die Romane spielen in der Welt von Heredium, einem Rollenspiel, welches ebenfalls bei 13Mann erschienen ist. Unsere Rezension des Grundregelwerkes findet man hier: Klick  

Story

Es geht um Lennard, einen Mann, der zehn Jahre in einem Krankenhaus in Hirohito City im Koma gelegen hat und zu Beginn des Buches daraus erwacht. Von der drastischen Veränderung der Welt innerhalb der letzten zehn Jahre hat Lennard nichts mitbekommen – der Mond stürzte zu großen Teilen auf die Erde, was zu immensen Katastrophen führte. Neunzig Prozent der Weltbevölkerung wurden ausgelöscht und die wenigen Überlebenden haben sich in Ballungszentren überall auf der Erde angesiedelt. Hirohito City ist eins dieser Ballungszentren, außerhalb dieser Städte haben  Tiere und Pflanzen die Welt zurückerobert, woran auch die Naoh-Mutation nicht ganz unschuldig ist.

Während Lennard noch überlegt, wer er ist und wie er ins Koma gefallen ist, bekommt die Krankenschwester Jenny zufällig mit, dass Lennard umgebracht werden soll. Kurzerhand beschließt sie, Lennard zu retten und flieht mit ihm aus dem Krankenhaus. Lennard ist natürlich kein normaler Mensch, sondern ein so genannter Debellator. Das sind Personen mit übersinnlichen Fähigkeiten, zum Beispiel Telekinese, Gedankenkontrolle etc., leider sind sie beim Großteil der restlichen Bevölkerung nicht sonderlich beliebt. Stück für Stück kehrt Lennards Gedächtnis zurück und so wird dann auch klar, dass eine der mächtigen Unterwelt-Familien die Schuld an Lennards Koma trägt und nun Jagd auf ihn macht – wohlgemerkt war Lennard vorher selber Teil dieser Familie.

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Seine Flucht treibt Lennard quer durch die Weltgeschichte und eigentlich beginnt der Zweiteiler auch recht vielversprechend. Leider konnte er meine Erwartungen nicht erfüllen. Die einzige Konstante in diesem Buch ist Lennard, der auf seiner Reise durchaus eine schöne Entwicklung durchlebt. Es tauchen viele andere Charaktere auf und verschwinden ebenso schnell wieder, wie sie erschienen sind, was leider dazu führt, dass diese Charaktere fast alle recht farblos wirken ohne nennenswerte Tiefe. Es werden viele Storyfäden begonnen und entweder sehr plötzlich beendet oder nicht wieder aufgegriffen – was ich persönlich schade fand, denn einige Ansätze fand ich sehr reizvoll und hätte gerne mehr erfahren.

Insgesamt wirkt die Geschichte wie eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die sich während der Reise von Lennard ergeben, aber einen durchgängigen Handlungsstrang, an dem ich mich von Anfang bis Ende entlang hangeln konnte, habe ich vermisst. Auch blieb die Motivation mancher Charaktere unverständlich.

Schreibstil

Sprachlich bietet der Zweiteiler Durchschnittsqualität. Der Roman las sich recht flott, teilweise vielleicht etwas „platt“, aber im Großen und Ganzen war es okay.

Leider musste ich feststellen, dass der Roman doch eine recht hohe Fehlerdichte hat. Falsch geschriebene oder fehlende Worte, Groß- und Kleinschreibung, etc. treten leider recht häufig auf und ich bin mehrmals an solchen Fehlern hängengeblieben. So was hemmt einfach den Lesefluss. Mir ist klar, dass kleinere Verlage dass Geld für ein Lektorat oftmals sparen müssen, aber es hätte vielleicht schon ein zweites Paar Augen gereicht, um die gröbsten Fehler auszumerzen.

Preis-/Leistungsverhältnis

Rein materiell betrachtet umfasst dieser Doppel-Roman ca. 540 Seiten und kostet 19,90 Euro – der Preis ist okay in meinen Augen. Mich hat etwas irritiert, dass der zweite Teil nicht mal halb so breit ist, wie der erste, was ich unter anderem dem dünneren Papier zuschreibe. Warum allerdings beide Teile für den gleichen Preis verkauft werden, kann ich nicht nachvollziehen – schließlich ist der Umfang ja  unterschiedlich, aber das mag seine Gründe haben, in die ich keinen Einblick habe.

Ob das Geld gut investiert ist, hängt wie immer vom persönlichen Gusto ab. Man erhält eine flott erzählte Geschichte im Heredium-Universum und wenn man Fan des Rollenspiels ist, wird man daran sicherlich auch seine Freude haben. Für mich war das Leseerlebnis eher ernüchternd.

Erscheinungsbild

Neue UferBeide Bücher sind als Softcover erschienen und die Qualität lässt sich wohl mit „Taschenbuch-Standardqualität“ ganz gut umschreiben. Die Illustrationen auf dem Cover sind gut gewählt und nett anzuschauen, aber auch nichts, was mich aus den Socken haut. 

Der erste Teil Neue Ufer umfasst 290 Seiten, gedruckt wurde auf leicht gelblichem Papier. Der Textsatz ist okay, die Zeilenabstände groß genug gewählt, so dass das Lesen angenehm ist.

Der zweite Teil Brüder im Geist hat nur 240 Seiten und wurde kurioserweise auf einem rein weißen Papier gedruckt, auch scheint es mir dünner zu sein, als das Papier im ersten Teil. Insgesamt wirkt der Textsatz hier gedrungener, da kann mich mein Eindruck täuschen, aber ich empfand das Lesen des zweiten Teils als weniger komfortabel.

Die harten Fakten:

  • Autor: Andreas Schnell
  • Umfang: Teil 1 290 Seiten, Teil 2 240 Seiten
  • Verlag: 13 Mann
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: Teil 1: 394142081X | Teil 2: 3941420828
  • ISBN-13: Teil 1: 978-3941420816 | Teil 2: 978-3941420823
  • Bezugsquelle: Amazon (Teil 1 | Teil 2)

 

Fazit

Der Roman bietet gute Ansätze in den kleinen Nebenschauplätzen, die nur leider nicht weiter verfolgt werden. Daraus hätte sich noch etwas Spannendes ergeben können. Die Charaktere (bis auf Lennard) bleiben alle leider meist farblos und man kann keine richtige Beziehung zu ihnen aufbauen – so ist es am Ende dann irgendwie auch egal, ob Charakter X stirbt oder nicht, es geht einem nicht besonders nah.

Die hohe Fehlerquote und die Tatsache, dass für den zweiten Teil (obwohl 50 Seiten weniger) genauso viel Geld verlangt wird, wie für den ersten Teil, lassen bei mir einen faden Beigeschmack zurück.

Alles in allem muss ich leider sagen, dass ich mir von dem Kombi-Roman mehr versprochen hatte, als er halten konnte.

 Artikelbilder: 13Mann
Dieses Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

3 Kommentare

  1. Ehrlich gesagt, brauchen tut man beide Romane weder als Spieler noch als Leiter. Ja, es ist ganz nett, weil man beim Lesen einen kleinen Eindruck von der Stimmung der Welt erhält, aber ich denke, den erhält man auch, wenn man sich das Regelwerk durchliest. Und nur dafür würde ich mir die Romane nicht kaufen.

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