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800 Milionen Menschen leben in den Ruinen der alten Welt und es gibt nur eine Instanz, die für Ordnung in dem ganzen Chaos kämpft. Männer und Frauen vom Justizpalast!“ Judge Dredd ist zurück auf der Kinoleinwand. Ich habe mir die neue Adaption der Comicvorlage der Kreativenköpfe John Wagner und Carlos Ezquerra angeschaut und werde euch in den folgenden Zeilen berichten, ob sich ein Blick auf die „Judges“ in 3D lohnt.

dredd-3d_posterMega City One dient als futuristischer Alptraum urbanen Lebens und bietet den scheinbar einzigen Zufluchtsort vor dem atomar verseuchtem Ödland jenseits der eisernen Stadtmauern. In diesem unerbitterlichem Szenario ist Gewalt und Zerstörung an der Tagesordnung. Riesige Stahl- und Betonbauten beherbergen Unmengen an vor sich hin vegetierenden Menschen. Die autarken Wohnblöcke erinneren in ihrem Innenleben an eine zusammengepresste Kleinstadt. Auf engstem Raum gibt es das Nötigste zum Überleben. Man kann geboren werden und sterben, ohne den eigenen Wohnmoloch je verlassen zu haben. In dem allgegenwärtigem Chaos gibt es nur eine Handvoll Lichtgestalten. Die Judges sorgen mit ihrer Verschmelzung vom Straßenpolizist, über Richter bis hin zum Henker für die wenigen Augenblicke der Ordnung in den Straßen von Mega City One. Rücksichtslos gehen sie gegen jedes erdenkliche Strafdelikt vor und vollstrecken im Zweifelsfall sofort das tödliche Urteil.

Dem abgebrühtem Veteran Judge Dredd wird eine junge Rekrutin Cassandra Anderson zur Seite gestellt. Auf den ersten Blick scheint dieses zarte weibliche Geschöpf kaum für den brutalen Dienstalltag der Ordnungshüter geschaffen zu sein, aufgrund ihrer seltenen telepathischen Fähigkeiten. Ob sie wirklich das Zeug zu einem echten Judge hat, soll sie unter den wachsamen Augen Dredd’s beim erstbesten Routineeinsatz beweisen. Doch die im Mega City One Maßstab eher harmlose Überprüfung einiger Leichen gerät schnell außer Kontrolle. Im Riesenwohnhaus Peach Trees sieht sich das ungleiche Duo der grausamen Ma-Ma gegenüber, die sämtliche Verbrecherclans der 200 Stockwerke umfassenden Stahlhölle kontrolliert und nicht will, dass ihre neue Wunderdroge Slo-Mo von zwei übereifrigen Judges entdeckt wird. Dredd und Anderson sehen sich schnell einem verzweifelten Überlebenskampf gegenüber.

Die neue Kinoversion entführt den Zuschauer in eine brutale urbane Hölle, denn Enge & Verzweiflung der im Dreck und Chaos versinkenden Stadt sind von Anfang an spürbar. Temporärer Drogenrausch und knallharte Kompromislosigkeit formen die Grenzen der menschlichen Handlungsspielräume und erzeugen eine dichte Atmosphäre. In der düsteren Zukunftsversion, begleitet man die Judges dabei, wie sie mit finsterer Mine Stockwerk für Stockwerk ihr grausames Werk der Gerechtigkeit vollbringen. Hier wird mit voller Härte zugeschlagen und kein Stein auf dem Anderen gelassen.

Der Film spielt größtenteils in der bleihaltigen Atmosphäre des riesigen Wohnblocks. Regisseur Pete Travis lässt sich aber einiges einfallen, um das monotone Setting in ein spannendes Kinoerlebnis zu verwandeln. Dredd (Karl Urban) selbst ist im Film permanent mit Helm und fiesem Mundwinkel zu sehen und kämpft sich mit kernigen Einzeilern durch die farbarmen Etagen.

Geschickt wird Dredd nicht zum Übermenschen erhoben, sondern muss seine Taktik immer wieder neu anpassen. Zwischen den variantenreichen Geschossen seiner Hightech Pistole, sind kluges Vorgehen und auch reines Glück, genau die Stilmittel, die den beinharten Judge Dredd menschlich wirken lassen. Es sind die kleinen Momente der Waffenruhe, die dem gesichtslosen Dredd zur Sympathie verhelfen.

Die junge Rekrutin Cassandra Anderson (Olivia Thirlby) wirkt, neben Dredds brachialer Präsenz, mit ihrer zierlichen Erscheinung erst völlig fehl am Platz. Der Schein trügt, denn ihre telepathischen Fähigkeiten sind erzählerisch und visuell eine gelungene Ergänzung zu Dredds Waffengewalt. Die brutale Clanmatriachin Ma-Ma (Lena Heady) ist eine überzeugende Anführerin und bietet einen guten Kontrast zu den stumpfen Schergen, die sie auf die Judges schickt. Die interessante Gegenspielerin hätte, meiner Meinung nach, allerdings ein besseres Finale verdient.

Visuell ist Dredd vor allem unter dem Einsatz der Slo-Mo Droge sehenswert. Hier ist der sonst eher unauffällige 3D Effekt wirklich anschaulich in Szene gesetzt. Der Drogenrausch lässt die Zeit in Superzeitlupe vergehen, was selbst die blutigsten Bilder in so etwas wie Kunst verwandelt.

Unterstützung liefert der gelungene Soundtrack, dessen pulsierende Elektrobeats den Kampf Stockwerk um Stockwerk antreibt.

Die fesselnde Atmosphäre und gelunge Effektinszenierung wirkt im Kontrast gewohnter Kinoblockbuster noch besser, wenn man bedenkt, dass für Dredd 3D gerade einmal 50 Mio. USD zur Verfügung standen. In dieser Preiskategorie wird man nur schwer gleichwertige Genrevertreter finden.

Fazit

Dredd is back! Nachdem Sylvester Stallone 1995 der harten Comicvorlage nur stellenweise gerecht wurde, zeigt Karl Urban im neuen Anlauf, wie man einen kompromisslosen Gesetzeshüter ohne goldene Rüstung spielt. Mega City One wirkt wie eine grausame Zukunftsvision von Gotham City.

Wer genug von familienfreundlichen Actionfilmen und sauberen Computeranimationen hat, für den ist Dredd genau richtig. Auf dem Weg zum Finale schrumpft zwar etwas das (erzählerische) Magazin, aber für Freunde simpler, harter Leinwandaction in schmutziger Science-Fiction Optik bleibt „Dredd 3D“ ein klarer Pflichttermin im örtlichen Kino.

Daumen4Maennlich

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 Artikelbilder: Lionsgate

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