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Der Filmmagier Peter Jackson ist zurück und verwandelt ganz Neuseeland abermals in Tolkien’s Mittelerde-Fantasy-Universum. Nach der fantastischen Herr der Ringe Trilogie wurde nun die Vorgeschichte „Der kleine Hobbit“ verfilmt. Satte drei Teile lang, soll sich hier der nahtlose Anschluss an die preisgekrönte „Der Herr der Ringe“ Filmreihe vollziehen. Ob Regisseur Peter Jackson mit dem ersten Teil der Hobbitverfilmung einen Schritt in die richtige Richtung macht und die Kinogänger abermals nach Mittelerde entführen kann, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

„Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ beginnt furios. In der Einleitung wird der Zuschauer Zeuge am Fall der stolzen Zwergenfestung am Einsamen Berge Erebor. Der mächtige Feuerdrache Smaug hat sich die platzenden Schatzkammern der Zwerge zu seinem neuen Hort auserkoren und verschlingt jeden, der sich auch nur in die Nähe wagt. Eines Tages taucht im weit entfernten und überaus gemütlichem Auenland, der Heimat des Hobbit Volkes, der Graue Zauberer Gandalf an der Tür zu Bilbo Beutlins Hobbithöhle auf. Kurze Zeit später sieht sich der junge Hobbit mit einer Schar von 13 munteren Zwergen konfrontiert und stolpert wenig später in ein episches Abenteuer. Thorin Eichenschild führt die bunte Zwergengruppe an und hat zunächst wenig Freude am von Gandalf beworbenen Meisterdieb Bilbo. Dieser muss sein Talent auch erst selbst erkennen und stolpert über gefährliche Trolle, ganze Orkstämme, riesige Warge und schlussendlich das tragische Wesen Gollum und den einen Ring.

Dass das Team um Peter Jackson an der detailverliebte Arbeit an J.R.R. Tolkiens Mittelerde Erzählung immer noch Spaß hat, merkt man von der ersten Filmminute an. Abwechslungsreiche Kostüme, fantastische Masken und allerlei Szenen, die das Herz der meisten  Fantasyfreunde erwärmen dürften. Insbesondere Fans des Zwergentums kommen in „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ auf ihre Kosten, das kleinwüchsige, kriegerische Bergvolk aus stämmigen Handwerksmeistern wird wunderbar in Szene gesetzt. Von den gigantischen Schatzkammern Erebors, bis hin zu bärtigen, schmutzigen Bergwerkern, die unermüdlich mit einer winzigen Helmkerze und einer Handvoll Werkzeug nach neuen Reichtümern schürfen. Fantasyproduktionen sind in Puncto Ausstattung gerne mal billig und allzu kindgerecht umgesetzt. Peter Jackson hingegen bringt in „Der Hobbit“ Tolkiens Wunderwelt glaubwürdig auf die Filmleinwand. Wie auch schon in der bekannten Trilogie wirkt hier alles aus wie aus einem Guss und viele Szenenbilder sind mit dutzenden Details geschmückt. Die wunderschöne Landschaft Neuseelands wird abermals beeindruckend eingefangen und verwandelt sich in die abwechslungsreiche Fantasyszenerie Mittelerdes.

Der Zuschauer hat allerhand Informationen zu verarbeiten, neben unterschiedlichsten Schauplätzen ist es vor allem die große Zwergenschar, die anfangs zu einer Gesichter und Namensflut erwächst. Von den 13 Zwergen muss sich der Kinogänger aber nicht gleich alle merken, der Fokus der Erzählung liegt ganz klar auf Bilbo Beutlin, gefolgt von der bekannten Erscheinung des Zauberers Gandalf der mit Schauspielveteran Ian McKellen nach wie vor ideal besetzt ist. Der Junge Bilbo macht, gespielt vom unbekannteren Martin Freeman ebenfalls eine gute Figur. Der Hobbit kommt sehr widerstrebend zum großen Abenteuer und lässt auch nach diversen Feuertaufen durchblicken, dass er längst kein abgebrühter Veteran ist und sich das ein oder andere Mal an den heimischen Herd wünscht. Als Anführer der Zwerge wird vor allem Thorin Eichenschild (Richard Armitage) eine großzügige Präsenz eingebaut. Peter Jackson bedient sich hier seiner filmischen Freiheit, in dem er Thorins Vergangenheit und Hintergrund immer wieder in kurzen Rückblicken erzählt. Darin enthalten ist die zum Erzfeind aufgebaute Orkkreatur Azog der Schänder, was der Filmerzählung ein zusätzliches Spannungselement beschert. Thorins Erscheinung erinnert ein wenig an Aragorn und ohne Zweifel werden hier parallelen in der Anführerfigur erzeugt. Der große Unterschied ist neben der zwergischen Erscheinung aber vor allem, dass Thorin sich von Anfang an seiner Stellung und Rolle bewusst ist. Von den übrigen Zwergen dürften insbesondere der kantige Krieger Dwalin (Graham McTavish) und der altehrwürdige Balin (Ken Stott) im Gedächtnis bleiben. Regisseur Jackson nutzt die kleinwüchsigen Vertreter des Bergvolkes natürlich auch wieder für humorvolle Einlagen. Ansonsten sind die langen Filmminuten mit vielen bekannten Gesichtern gefüllt und es entsteht schon jetzt ein positiver Eindruck, dass der Bogen zur „Der Herr der Ringe“ Trilogie sehr gut gelingen könnte. Mein persönlicher Höhepunkt war der Dialog zwischen Bilbo und Gollum, der in einem gelungenen Rätselwettstreit mündet und eine glaubhafte Gegenüberstellung von realer und digitaler Filmfigur erzeugt.

„Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ wird in ausgewählten Kinos mit brandneuer HFR 3D Technik zu bewundern sein. Peter Jackson wagt sich als erster Filmemacher an das „Higher Frame Rate“ Format, mit dem bis zu 48 Bilder pro Sekunde gestochen scharfe Bilder auf die Kinoleinwand geworfen werden. Verschwommene, unscharfe 3D Aufnahmen dürften, falls sich das Format durchsetzt, also der Vergangenheit angehören. Die HFR Technologie hat allerdings auch einen Nachteil, das scharfe Bild wirkt vollkommen klar und schlussendlich kalt. Es ist in jedem Fall die ersten Filmminuten sehr gewöhnungsbedürftig. Wer sich allerdings an die hohe Auflösung und Wiedergabe gewöhnen kann, den erwartet ein neues 3D Kinoerlebnis, in dem Charaktergesichter unglaublich detailliert erscheinen und CGI-Effekte beeindruckend in Szene gesetzt werden. Die schaurigen Gesichter der Trolle und des fetten Orkkönigs unterstreichen, warum Peter Jackson sich an dieses neue Format gewagt hat. HFR steht sicher noch ganz am Anfang und enthält noch diverse Kinderkrankheit (z.B. Ruckler bei Kameraschwenks), könnte sich aber im Zuge der Hobbit Trilogie zu einem neuen Filmerlebnis entwickeln. Anhänger alter Sehgewohnheiten, kann „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ aber auch in normalem 3D oder 2D gezeigt werden.

Gänzlich perfekt ist der Film nicht geworden. Diverse Längen in der Erzählung und teilweise unnötige Effekthascherei (z.B. Steinriesen im Gebirge), sowie dramaturgisch aufgebauschte Szenen, werfen kleine Makel auf die Filmumsetzung der Mittelerde Geschichte. Der Auftaktfilm erzählt den Start in ein großes Abenteuer und steigert sich zum furiosen Finale noch einmal deutlich. Am Ende des Filmes kann man erahnen, dass die großen epischen Filmmomente erst noch kommen werden.

Mir hat „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ in der Summe sehr gut gefallen. Die HFR Technologie ist gewöhnungsbedürftig, bekommt aber von mir für die Filmreihe eine Chance. Der Entscheidung, dass Filmmaterial von zwei auf drei Teile aufzuspalten, stehe ich allerdings immer noch skeptisch gegenüber. Auch wenn die Szenen alle wunderbar anzuschauen sind und ich mich kaum von Mittelerde losreißen kann, wäre manchmal weniger mehr gewesen. Trotzdem funktioniert der erste Teil von „Der kleine Hobbit“ als Film und ist schlussendlich ein gelungener Start einer großen Abenteuererzählung die sich am Ende in ein sechsteiliges Epos verwandelt dürfte. Einer gesonderten Empfehlung bedarf dieser Film sicherlich nicht. Der geneigte Kinogänger kann mit „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ das Kinojahr 2012 also beruhigt ausklingen lassen.

Auch wenn die BluRay Veröffentlichung noch etwas auf sich warten lassen wird, läuft das Mechandising auf Hochtouren:

Daumen5maennlich

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 Bild: War­ner Bros. Enter­tain­ment Group

11 Kommentare

  1. Ich hab den Film auch gesehen. Ich fand ihn so toll und ich hab gleich heimisch gefühlt… Sollte ich mir sorgen machen?

  2. Uh, jetzt sag mir bitte nicht, das sie im Deutschen tatsächlich aus dem Goblinkönig einen Orkkönig gemacht haben?
    Ich dachte es wäre nur ein Fehler in den Untertiteln, als ich Gestern die Originalversion sah.
    Das die Goblins in anderen Publikationen oft als „Bilwisse“ bezeichnet werden, ist ja so halbwegs OK, aber das die Übersetzer die Viecher nun einfach in einen Topf mit den Orks werfen, ist sehr unglücklich.
    Denn woher sollten die Orks denn ein Königreich unter dem Berg haben? Und warum sind sie plötzlich Gelb?

  3. @Markus Widmer: Ich denke das kann man so umschreiben, zu mal der korrekte Ausdruck „Zwerg“ oft genug fällt. Keine Sorge, ich mag Zwerge in all ihrer Eigenart als Fantasywesen sehr gerne.

    @Seri Samara: Warum Sorgen machen, der Hobbit ist auch in der Summe ein guter Film und im fantastischen Sektor strahlt er wie die Herr der Ringe Teile noch einmal besonders. Kleinere filmische Schwächen finden sich (falls man darauf achtet) fast bei jedem Kinoerlebnis, schlussendlich bleibt es ja eh nur meine persönliche Meinung. Nochmal reingehen würde ich in jedem Fall auch.

    @MaDSaM (Sebastian) Soweit ich mich erinnere, wird das in der deutschen Ausgabe nicht klar getrennt. Mal Orks mal Goblins (wie auch in Moria, wo das Aussehen stark an kleine Goblinhorden erinnert). Goblins und Orks haben ja in den meisten Fantasyuniversum gleiche Wurzeln und werden gemeinhin als „Grünhäute“ beschrieben (auch wenn die Farbgebung natürlich an Umweltfaktoren angepasst scheint). Im deutschen Wiki zu Tolkien wird es übrigens auch bei der Bezeichnung „Orks“ belassen: http://de.wikipedia.org/wiki/Figuren_in_Tolkiens_Welt#Orks

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