Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Die Ein­sa­mer-Wolf-Reihe von Joe Dever ist ja bereits seit etwas län­ge­rer Zeit unter Lizenz des Man­ti­kore Ver­lags. Wäh­rend Band 12 vor kurzer Zeit ver­öf­fent­licht wurde, wid­met sich diese Rezen­sion dem neunten Band „Die Ruinen von Zaaryx“.

Erscheinungsbild

Auf knapp unter 350 Sei­ten fin­den wir ein spannendes Solo-Abenteuer des Kai-Lords, des letz­ten Über­le­ben­den sei­ner Art nach dem Angriff der dunklen Lords. Cover und Papier beste­chen durch eine gute Qua­li­tät, der Druck ist scharf und gut lesbar.

Mit sei­ner Sei­ten­an­zahl ist das Buch nicht allzu schwer und lässt sich gut abends auch im Bett lesen. Wäh­rend des Lesens wird man sich ange­wöh­nen, mit zwei Lese­zei­chen zu arbei­ten (und seien es nur die dazwi­schen geklemm­ten Fin­ger). Eines für die Stelle, bei wel­cher man gerade war, eines für die Stelle zu der man springt. Wieso zwei? Weil man immer wieder zu bestimmten Orten zurückkehren kann, wie z.B. dem zentralen Platz eines Dorfes. Lei­der ist im Buch selbst nicht mal ein Lesezeichen mitgeliefert.

Die Illus­tra­tio­nen im Inne­ren wis­sen durch ihren Stil zu überzeugen, sel­tenst fand ich Bil­der, in denen die Pro­por­tio­nen oder die Per­spek­tive nicht stimmten. Auch das vollfar­bige Cover besticht durch eine gut in Szene gesetzte, nicht unwichtige Kampfsequenz aus der zweiten Hälfte der Geschichte.

Blät­tere ich das Buch auf, begrüßt mich eine Karte der Zone, in wel­cher die Geschichte statt­fin­det. Das gefällt gut und hilft auch bei der Orientierung während des eigentlichen Spielerlebnisses.

Die har­ten Fakten:

  • Broschiert: 348 Seiten
  • Verlag: Mantikore; Auflage: 1 (7. März 2012)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3939212156
  • ISBN-13: 978-3939212157
  • Preis: 14,95
  • Bezugsquelle: Amazon (Klick)

Handlung

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Schlüssel zum endgültigen Sieg über den schwarzen Lord, den Erzfeind, sind die sogenannten Weisheitssteine. Drei sind bereits erlangt, nun fehlt der vierte. Den Spuren zufolge verbirgt er sich tief in einer unterirdischen Stadt, dort, wo einst die Vorfahren der Einwohner des heutigen Landes Magnamund lebten.

Doch rücken die Truppen des Feindes immer weiter voran und vernichten alles, was ihnen dabei im Weg steht.  Die Ruinen von Zaaryx verbergen sich unter der Stadt Tahou, die direkt auf dem Weg des feindlichen Heeres liegt und erste Späher wurden bereits gesichtet. Die Zeit drängt also.

Auf dem Weg zum Ziel begegnen dem Einsamen Wolf Flüchtlinge, skeptische Soldateneinheiten und andere Bedrohungen. Oft zeigt sich dabei, dass heldentypische Güte nicht immer der sichere Weg ist, aber helfen kann, wichtige Informationen zu bekommen – zu einem gewissen Preis.

Letztendlich angekommen in der Stadt Tahou, beginnt ein schwieriges Unterfangen, denn die Einwohner sind skeptisch gegenüber Neuankömmlingen und die Vorbereitungen für die Schlacht sind in vollem Gange. Möglicherweise könnte der Senat sogar versuchen, den Einsamen Wolf an den Feind auszuliefern – als Unterpfand, um die Stadt nicht zu verlieren.

Eine turbulente Reise beginnt, die über Umwege und NSCs letztendlich unter die Stadt führt. Auch dort gibt es noch Leben, bedrohlich und feindselig oder einfach nur fremdartig und mystisch. Ist der Stein letztendlich geborgen, was sich als verhältnismäßig leicht herausgestellt hatte, beginnt die echte Herausforderung.

Wenn unser Held die Katakomben und Ruinen verlässt und wieder an das Tageslicht kommt, findet er die Stadt brennend und unter Angriff vor. Ab jetzt wird es richtig gefährlich für den Protagonisten.

Solo-Abenteuer jed­we­der Art sind immer Rail­roading, schon alleine durch die pure Art des Mach­werks. Das liegt in der Natur der Dinge und wirkt sich hier nicht negativ aus, denn die Chancen abzuzweigen waren immer jene, die ich auch gewählt hätte.

Die Mög­lich­kei­ten, die einem das Buch bie­tet, sind viel­fäl­tig, ich habe aber nicht jede Abzwei­gung genom­men. Oft habe ich als weiser und gütiger Mönch agiert, am Ende bleiben einem jedoch die richtig harten Kämpfe nicht erspart. Hart deswegen, weil man schneller im Dreck liegt, als gedacht. Ordentlich ausgerüstet sollte man sein und auch die passenden Sonderfertigkeiten haben.

Es pas­sie­ren wirk­lich viele span­nende Dinge, die ganze Welt scheint einem feind­lich geson­nen zu sein, an jeder Ecke lau­ern Bedro­hun­gen und über­all muss der Spieler mit Ver­rat rech­nen. Mir gefiel, was ich erlebt habe sehr gut, das kann ich nicht anders sagen.

Anschließend an das Hauptabenteuer gibt es noch einen Exkurs mit dem Dieb Sogh, den man an einer entscheidenden Stelle im Abenteuer trifft. Hier kann man etwas mehr über ihn erfahren.

Regeln

Die Regeln von Ein­sa­mer Wolf sind sehr ein­fach und schnell lernbar gehal­ten. Der Cha­rak­ter hat zwei füh­rende Werte. Der eine ist seine Aus­dauer, also die Menge an Erschöp­fung oder Scha­den, die er erlei­den kann, der andere ist Kampf­stärke. Auf letztere wir­ken sich Waf­fen aus.

Kommt es zum Kampf, die ein­zige Situa­tion, die einen Wert­ver­gleich benö­tigt, wird auf einer Tabelle der soge­nannte Kampf­quo­ti­ent ermit­telt. Die­ser bestimmt dann mit Hilfe einer ermit­tel­ten Zufalls­zahl von 0  bis 9  den Tref­fererfolg und auch den Schaden.

Als Kai-Lord beherrscht der Spie­ler­cha­rak­ter auch einige Spe­zi­al­fä­hig­kei­ten, die soge­nann­ten Dis­zi­pli­nen. Diese hel­fen im Kampf oder bei ande­ren Situa­tio­nen. Das Kampf­sys­tem ist übri­gens sehr schnell sehr töd­lich. Also über­schätzt eure Chan­cen nicht…

Aus­rüs­tung wird sehr klas­sisch im Ruck­sack getra­gen und ist auf 8 Gegen­stände, zwei Waf­fen und soge­nannte Spe­zi­al­ge­gen­stände beschränkt.

Die Regeln behin­dern den Spiel­fluß nicht und wer kei­nen D10 zur Hand hat, kann eine Zufalls­ta­belle am Ende des Buches nutzen.

Hat man die vor­he­ri­gen Bücher gespielt, kann man den Cha­rak­ter wei­ter­füh­ren und bekommt eine neue Disziplin.

Schreibstil

Eines muss ich dem Buch zuge­ste­hen. Die Texte sind wirk­lich gut geschrie­ben. Sie erzeu­gen bin­nen Bruch­tei­len einer Sekunde bei mir plas­ti­sche Bil­der der Sze­nen und Umge­bun­gen. Auch die Atmo­sphäre der unterirdischen Stadt in Ruinen, wie auch die generelle Kriegsatmosphäre, ist sehr gut ein­ge­fan­gen. Hier tut sich eine wahre Stärke der guten Über­set­zun­gen auf.

Anzu­mä­keln, weil nicht zeit­ge­mäß, sind die Namen von Per­so­nen und Orten. Sie klingen ein wenig wie aus den 80er Jahre des letz­ten Jahr­hun­derts.  Aber: Das ist auch der avi­sierte Stil der Spiel­bü­cher und passt somit ins Kon­zept. Ver­mut­lich wirkt begüns­ti­gend auch die gerade aktive Welle der soge­nann­ten Old-School-Rollenspiele. Begründet sind diese Bezeichungen schlicht in der Zeit, in der die Bücher original entstanden sind.

Die Namen ruinieren die Atmosphäre des Buches nicht, aber ich stol­perte immer wie­der dar­über.

Preis-/Leistungsverhältnis

14,95 EUR kos­tet das Spiel­buch im preis­ge­bun­de­nen deut­schen Druck­werk­han­del. Dafür war ich einige Stun­den beschäf­tigt und habe nicht jede kleine Chance wahr­ge­nom­men. Bedenke ich, dass ich bis zu 60 EUR heut­zu­tage für ein Com­pu­ter­spiel aus­gebe, wel­ches ich in 6 Stun­den durch­ge­spielt habe, halte ich den Preis für fair.

Natür­lich kann man das Buch auch zu zweit spie­len – einer liest vor, der/die andere ent­schei­det, was getan wird.

Bonus/Downloadcontent

In der Down­load­ka­te­go­rie der Seite des Man­ti­kore Ver­la­ges kann man den Cha­rak­ter­bo­gen, wie auch das Akti­ons­blatt her­un­ter­la­den. Ebenso fin­det man dort auch die Karte.

Fazit

So ungewohnt es klingt, ich habe den Schrecken des Krieges und den Abstieg in die Dunkelheit sehr genossen. Ein wenig genervt war ich zwi­schen­zeit­lich vom star­ken Hin– und Herblättern.

Ver­mut­lich hätte man mit dem Vor­satz, die Kapi­tel so anzu­ord­nen, dass man nicht direkt sieht, was als nächs­tes pas­siert, aber auch nicht zu viel blät­tern muss, noch etwas Kom­fort gewon­nen. Aber  wer sich schon ein­mal mit kom­ple­xen geord­ne­ten Sys­te­men beschäf­tigt hat, weiß, wie schwer das ist.

Der Schreib­stil ist gut, die Regeln sind schnell lernbar. Gefal­len hat es mir auf jeden Fall und genau genom­men bin ich schon sehr gespannt, wie es weitergeht. Auf jeden Fall gefiel es mir besser als der Vorgänger.

Daumen4MaennlichArtikelbild: Mantikore Verlag 

 

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