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Regelmäßig stellen wir in unserer Interviewreihe talentierte Illustratoren aus dem Rollenspiel- oder Phantastikbereich vor. Dieses mal konnten wir mit der Kielerin Elif Siebenpfeiffer sprechen, die unter anderem regelmäßig für „Das Schwarze Auge“ zeichnet – wie sie von der Archäologie zum Zeichentisch fand, lest ihr in unserem Interview.

fotoelifAnnika: Liebe Elif, bitte stelle Dich kurz vor: wie ist Dein Name? Wo wohnst Du? Wie alt bist Du? etc.

Elif Nele: Mein Name ist Elif Nele Siebenpfeiffer – das ist manchmal etwas verwirrend, weil beide Vornamen von verschiedenen Leuten benutzt werden und ich sowohl auf Elif als auch auf Nele höre. Ich habe mich in meinem beruflichen Umfeld aber hauptsächlich auf Elif geeinigt. Den Namen hab ich mir übrigens nicht selbst ausgedacht, das wurde ich schon einige Male gefragt. Ich bin Ende 1987 in Kiel geboren und wohne seitdem auch immer da. Zwischenzeitlich kam der gute Marc dazu, mit dem ich seit einigen Jahren zusammen arbeite und lebe.

Elfenmagier
Elfenmagier

Annika:Wie bist Du zum Zeichnen gekommen?

Elif Nele: Erste Versuche in Richtung Anime- und Mangastil habe ich so mit 12, 13 unternommen. Mit 14 habe ich dann in der Schule eine Freundin gefunden, die damals viel besser im Zeichnen als ich war und das hat mich angespornt, zu üben, um irgendwann genauso gut zu werden. Ich habe damals auch noch viele Geschichten geschrieben, mit Rollenspiel angefangen und verschiedene Pen & Paper-Systeme ausprobiert, zu denen dann relativ häufig Zeichnungen von Charakteren und Situationen entstanden sind.

Während meiner Schulzeit habe ich dann immer nebenbei viel gezeichnet und einiges dazugelernt, auch wenn ich relativ planlos an die Sache herangegangen bin. Als ich dann nach dem Abitur anfing, Archäologie und Nordistik zu studieren, rückte das Zeichnen allerdings erst einmal in den Hintergrund, weil mir kaum noch Zeit dazu blieb. Gegen Ende des Bachelorstudiums habe ich dann wieder angefangen, bewusst zum Stift zu greifen und auch richtig und gezielt zu lernen, um auf ein professionelles Niveau zu kommen. Ob ich damit mal mein Geld verdienen wollen würde, war mir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht ganz klar.

Annika:Hast Du eine zeichnerische Ausbildung (Studium o. ä.) oder bist Du ein „Selfmade Illustrator“?

Elif Nele: Ich habe keine direkte zeichnerische Ausbildung, aber ich habe mich auch nicht in meinem Zimmer eingeschlossen um das Zeichnen für mich alleine zu lernen. Ich habe immer den Austausch mit anderen Zeichnern und Kritik an meinen Bildern gesucht und als ich angefangen habe, wirklich bewusst an meinem Können zu arbeiten, habe ich auch die Augen nach Workshops aufgehalten und zum Beispiel einen Aktzeichenkurs besucht.

Entscheidend für das Einschlagen des neuen, bewussten Wegs war für mich vor allem der Schritt vom Denken, dass ich ganz gut zeichnen kann, dahin zurück, dass mir noch wichtige Grundlagen fehlen und mir die dann in Form von Studien und Übungen anzueignen. Und ich würde zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen, dass ich auch nur annähernd damit fertig bin, die Grundlagen zu lernen.

Annika: Bist Du ein Vollzeit-Illustrator oder ist das eher ein Nebenjob?  Womit verdienst Du sonst Dein Geld?

Kampfszene
Kampfszene

Elif Nele: Im ersten Halbjahr 2012 habe ich noch Archäologie im Master studiert und halbtags in der Univerwaltung gearbeitet, aber mein Vertrag wurde nicht verlängert und ich musste mir überlegen, was ich dann mache. Weil mich auch das Studieren nicht mehr so richtig gepackt hat, habe ich mich dann nach einigem Ringen mit mir selbst (und einigem Lamentieren gegenüber Familie und Freunden) dazu entschieden, es als Vollzeit-Illustratorin zu versuchen, bevor ich diesen Traum noch ewig vor mir herschiebe und es am Ende nie wage. Und bis jetzt läuft es ganz gut, auch wenn ich noch am Anfang stehe und nicht sagen kann, ob ich nicht in einem oder zwei Jahren doch noch etwas anderes angefangen habe. Aber eigentlich glaube – oder hoffe – ich das nicht.

Annika: Welchen Tipp würdest Du jemandem geben, der ebenfalls als Illustrator sein Geld verdienen möchte? Welche Stolpersteine gibt es Deiner Meinung nach ?

Elif Nele: Ich habe das Gefühl, dass vielen Leuten ein bisschen das eigene Ego, auch in Form von Angst und Unsicherheit im Weg steht. Wenn man wirklich als Illustrator arbeiten möchte, dann muss man sich mit seinen Bildern der Welt da draußen stellen und sich auch auf Kritik von „ganz oben“, also von erfahrenen Illustratoren und potentiellen Auftraggebern einstellen.

Sowohl ein zu gutes als auch ein zu schlechtes Bild von den eigenen Fähigkeiten ist nicht gut – es nützt für die tatsächliche Tätigkeit als Illustrator nichts, wenn man sich in seinem Freundeskreis und von einigen Anhängern im Internet feiern lässt, genauso wenig hilft es, wenn man viele Jahre bis zur Perfektion übt, aber niemals etwas zeigt. Illustratoren werden in der Regel auch nicht von Auftraggebern in Galerien im Netz entdeckt, sondern sie bewerben sich direkt mit ihren Bildern bei Verlagen.

Das Beste, was man tun kann, ist also seine besten Bilder in eine Mappe zu packen und auf Conventions zu gehen, auf denen man potentielle Auftraggeber oder auch andere Illustratoren, die bereits im Geschäft sind, trifft. Sich von solchen Leuten Feedback einzuholen und das dann auch umzusetzen ist der beste Weg. Und die meisten Illustratoren und Auftraggeber sind wahnsinnig nett und positiv, wenn es um den Nachwuchs geht – auch dann, wenn die Bilder vielleicht noch nicht gut genug für richtige Aufträge sind, denn wer dranbleibt und die Tipps umsetzt, der schafft es meistens auch irgendwann. Zu Anfängern nicht nett zu sein wäre auch ziemlich blöd – man will schließlich keine Leute verschrecken, die in zwei Jahren vielleicht zum Publikumsliebling herangewachsen sind. Wenn man sich das klar macht, fällt es einem vielleicht ein bisschen leichter, auch wenn natürlich jeder aufgeregt ist, wenn er so was zum ersten Mal macht.

Legionärin
Legionärin

Sich per Mail zu bewerben geht natürlich auch, birgt aber deswegen großes Frustpotential, weil häufig einfach keine Antwort kommt. Das liegt meistens nicht daran, dass die Bilder zu schlecht sind, sondern eher daran, dass die Leute in den Verlagen ständig wahnsinnig viel um die Ohren haben und deswegen ist die persönliche Konfrontation einfach die beste Möglichkeit, um schnell ein zuverlässiges Feedback zu bekommen.

Und noch ein kleiner Zusatz: Was für die persönliche Entwicklung auch ein ganz großes Problem sein kann, ist, zu glauben, dass es Grenzen der eigenen Fähigkeiten gibt und man in einem bestimmten Niveau feststeckt. Niemand wird mit dem Können geboren, für Magic-Karten oder D&D-Cover zu zeichnen oder die nächsten Konzepte für Computerspiele und Hollywoodproduktionen zu entwerfen. Aber jeder, der sich ernsthaft dahinter klemmt und sich die Mühe macht und Zeit nimmt, das Handwerkszeug zum Zeichnen und Malen zu lernen, der kann es auch in diese Liga schaffen.

Annika: An welchen Projekten hast Du bisher gearbeitet (gerne welche mit Rollenspielbezug)? Welches hat Dir am meisten Spaß gemacht und wieso?

Elif Nele: Eines meiner ersten größeren Projekte war das Illustrieren des Fantasyromans Payla – die Goldinsel von Pierre Heinen, womit ich auch noch nicht komplett fertig bin. Ansonsten habe ich anfangs viele Zeichnungen von Rollenspielcharakteren für mich selbst und andere gemacht und die eine oder andere Auftragsarbeit für den privaten Gebrauch.

Mitte 2012 habe ich angefangen, für Ulisses Spiele und Das Schwarze Auge zu illustrieren und bisher die Arbeit an einigen Bildern für den Aventurischen Boten und verschiedenen Quellenbüchern wie dem Magierakademienband Stätten Okkulter Geheimnisse oder der Gareth-Box abgeschlossen. Aber insgesamt kommt mir das Projekt DSA noch lange nicht abgeschlossen vor :)

Für die Ausgabe 55 des Mephisto Magazins habe ich diesen Sommer außerdem zwei Bilder im Shadowrun-Setting beigesteuert, sowie einige Romancover für den Nordfriesischen Kinderbuch Verlag.

Die Sachen sind alle nicht so einfach zu vergleichen, was den Spaß angeht. Es gibt überall immer mal wieder Bilder, an denen ich viel Freude habe, und welche, mit denen ich nicht so richtig warm werde. Sobald ich das Gefühl habe, mit einem Bild oder Projekt ein stimmungsvolles Fenster in eine andere Welt öffnen zu können, kann ich mit richtiger Leidenschaft daran arbeiten, aber ich fürchte, das ist bei jemandem, der jeden Tag zeichnet, auch immer von der Tagesform abhängig.

Kein schöner Platz
Kein schöner Platz

Annika: An welchen Projekten arbeitest Du gerade? Was hast Du für die Zukunft geplant?

Elif Nele: Ich illustriere kontinuierlich weiter für Das Schwarze Auge und hoffe, da auch noch eine Weile dabei sein zu dürfen. Vor kurzem habe ich außerdem angefangen, an der Neuauflage des Trading Card Games Elemental Clash mitzuwirken, außerdem arbeite ich an kleineren Spieleproduktionen für Browser und Smartphone mit.

Ich nehme auch weiterhin gern Privataufträge an und wenn dann noch Zeit bleibt, habe ich noch einen Onlinecomic, der mein ganz persönliches Projekt ist. Weil es mir dabei auch wirklich nur darum geht, (m)eine Geschichte zu erzählen, steckt darin auch besonders viel Herzblut, aber ich bin ehrlich gesagt nicht besonders gut im Comiczeichnen. Ich schätze, es wird noch einige Zeit ins Land gehen, bevor ich davon mal ein paar Seiten richtig veröffentliche.

Ansonsten hoffe ich, in Zukunft noch mehr Kunden mit tollen Projekten zu bekommen, die ich mit gestalten darf :)

Annika: Hast Du eine Internetseite oder ein Online-Portfolio, wo man sich Deine Werke angucken kann? (wenn ja bitte Adresse mit angeben)

Elif Nele: Jawohlja, http://www.elifsiebenpfeiffer.de ist meine Portfolio-Seite, da gibt’s auch einen Link zu meinem Blog. Ansonsten, wer in den Tiefen meiner Vergangenheit wühlen will, kann gern unter http://wizi.deviantart.com auch ein paar alte Bilder ausgraben.

Annika: Du als Superheld – wie sähe das aus? Bitte eine kurze Zeichnung und ein cooler Name (falls Dir was einfällt ? )

Elif Nele: Also, wenn ich wirklich mich selbst mit meinen Talenten zu einem Superhelden machen sollte, dann könnte das nur ein gefräßiger Hobbit sein, der in heroischer Manier die Schreckensgestalten auf seinem Teller bekämpft. Mit einem wahnsinnig geistreichen Namen wie Nele Nimmersatt  oder so. Huar.

Nele Nimmersatt
Nele Nimmersatt

 

 

7 Kommentare

  1. Ja, in der Tat, der „Superheld“ ist schon cool :) Ich finds echt immer wieder interessant zu lesen, wie unterschiedlich (oder auch ähnlich) der Werdegang von den vorgestellten Illustratoren ist. Vor allem lernt man da auch mal neue Gesichter kennen.

  2. ich glaub ich hab schon mal was von dir auf DA gesehen. Lustig, wie man sich im Internet immer wiederfindet!
    Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg! :)

    Nele

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