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Da ist er also – der neue Quentin Tarantino-Film. Der Kultregisseur nimmt sich in seinem neuesten Machwerk das angestaubte Western-Genre vor. Ich war im Kino und mache es diesmal ganz kurz: Mit einem lauten Pistolenschuss ist die Kinosaison 2013 eröffnet! Anschauen! 

kerry „Django hat das Pech, eines der düsteren Kapitel der amerikanischen Geschichte mitzuerleben. Als Sklave wird er durch Texas gepeitscht und zerrt die mit schweren Eisenketten behangenen, blutigen Füße durch die winterliche Landschaft. Auf dem Gewaltmarsch trifft der Konvoi auf Dr. King Schultz, einen vermeintlich einfachen Zahnarzt, der mit seinem kleinen Karren auf der Suche nach Kundschaft von Ort zu Ort fährt. Doch da in dem wortgewandten Kauz weit mehr als ein einfacher Zähnezieher steckt, findet sich Django kurzerhand als freier Mann an des Doktors Seite wieder. Der befreite Sklave findet schnell Gefallen an der eigentlichen Leidenschaft von Dr. King Schultz – der Kopfgeldjagd. Die Erwerbstätigkeit ist nämlich mit der Tatsache verknüpft, dass man für das Töten von überwiegend weißhäutigen Verbrechern auch noch eine Belohung bekommt. Schnell wird das ungleiche Duo zu Partnern. Wohl auch, weil Dr. King Schultz seinem neuen Gehilfen verspricht, dessen versklavte Frau zu finden und zu befreien.“

„Django Unchained“, da gab es doch schon mal was? Richtig,Django“ ist ein alter Italowestern aus dem Jahre 1966. Regisseur Quentin Tarantino greift insbesondere zwei Elemente des Klassikers auf: Brutalität und schwarzen Humor. Dazu reicht er eine Geschichte, in der er die bitteren Hintergründe von Rassismus und Rassentrennung mit Erzählelementen aus dem deutschen Heldenepos „Das Nibelungenlied“ verknüpft. Der Sklave Django (Jamie Foxx) stellt dabei den Streiter Siegfried dar, der allen Gefahren trotzt, um die schöne Brunhilde zu befreien. Dieser schräge Kniff gelingt durch den geschickten Einbau deutscher Hintergrundgeschichten. So bringt nicht nur Dr. King Schultz (Christoph Waltz) seine Düsseldorfer Vergangenheit ins ferne Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Auch Djangos versklavte Frau wurde dank deutscher Besitzer mit dem prägenden Namen Broomhilda versehen.

Die Handlung stellt (neben dem Feuerwerk an Kunstblut) ohne Zweifel ein wichtiges Element in Tarantinos Filmen dar. Kunstvoll bricht er auch in „Django Unchained“ mit gesellschaftlichen Tabuthemen und würzt das rücksichtslose Vorgehen der Sklavenbesitzer mit dramatischen Dialoggefechten der bittersüßen Natur. Der Zuschauer dürfte sich hin und hergerissen fühlen, ob er eher lachen oder erschrecken sollte, wenn die Darsteller zur kommunikativen Höchstform auflaufen.

WaltzDas Schauspieleraufgebot kann sich sehen lassen. Jamie Foxx spielt seine Figur einem Helden gleich, der die Chance ergreift, seinem brutalen Sklavendasein zu entfliehen – wortkarg, aber dafür mit umso mehr physischer Präsenz. Ohne Rücksicht wird er zum Rächer und reift zum Alptraum der Rassisten. An seiner Seite brilliert Christoph Waltz als deutscher Zahnarzt Dr. King Schultz, der mit einzigartiger Ausdrucksweise so manchen Gegner entwaffnet, ohne einen Revolverschuß abzugeben. Dem ungleichen Duo stellt Regisseur Quentin Tarantino ein nicht minder schlechtes Paar gegenüber. Leonardo Di Caprio als Gutsbesitzer Calvin Candy verkörpert wunderbar die abgrundtiefe Boshaftigkeit und stellt gleichzeitig den intellektuellen Gegenpart zu Dr. King Schultz dar. Sein Handlanger ist perfiderweise der schwarze Haussklave Stephen (Samuel L. Jackson), der in puncto Durchtriebenheit seinem Herrn in nichts nachsteht. Die vier Schauspieler haben hier grandiose Reibungspunkte und es ist eine Freude sie bei den unterschiedlichen Duellen zu erleben. Insbesondere Leonardo Di Caprio und Christoph Waltz wetteifern förmlich darum, wer wen an die Wand spielt.

Djangos Frau Broomhilda (Kerry Washington), bleibt hingegen durch die starke Präsenz ihrer männlichen Kollegen nur eine Randerscheinung.

Die Musik ist wie bei allen Tarantino-Filmen höchst einprägsam und besonders. Neben dem einen oder anderen wunderbaren musikalischem Westernstück dürfte der Zuschauer zuweilen regelrecht vom Stilwechsel überrascht sein.

Die Bildgewalt in „Django Unchained“ ist beeindruckend. Ja, es gibt sie, die gewohnten Bilder der Westernfilme, in denen einsame Cowboys durch wunderschöne Landschaften reiten. Doch Tarantino zeigt in drastischen Einstellungen ebenfalls, wie brutal das Sklavenleben war und wie grausam die Besitzer mit ihrem „Eigentum“ umgingen. Wenn geschossen wird, gibt es Blut – und zwar mehr als genug. Der Filmhöhepunkt greift diese Eigenheit des Kultregisseurs auf und malt das Kino in einigen Szenen förmlich rot an. Das mag ohne Zweifel auf einige unbedarfte Kinogänger erschreckend wirken.

Entgegen früherer Machwerke Tarantinos, behält „Django unchained“ eine angenehm einfache Erzählstruktur und hält zumeist ein spannendes Tempo. Die kurzen, etwas zäheren Etappen zur Mitte dienen dem Aufbau des krachenden Finales.

Das Drehbuch funktioniert in der Gesamtheit, weist aber auch Stücke (z.B. die längere Ku-Klux-Klan-Szene) auf, die unnötig überdehnt sind. Es gibt immer wieder Stellen, wo es zu erzählerischen Problemen kommt oder der Schnitt nicht optimal gewählt ist. Dem Film hätte mehr Zeit im Schnittraum sicherlich gut getan. In der zweiten Hälfte wird „Django Unchained“ aber merklich besser und wird von einem furiosen Filmende abgeschlossen.

Fazit

Mit „Django Unchained“ zeigt Regisseur Quentin Tarantino seine Liebe zum angestaubten Western-Genre. Der Film ist kein durchgestylter Hollywood-Blockbuster, sondern vielmehr eine wunderbar eigenwillige Komposition aus gesellschaftskritischen, geschichtlichen, humorvollen und brutalen Stilelementen. Der Zuschauer bekommt meiner Meinung nach ein überragendes Schauspielergespann zu sehen, dass sich der Reihe nach für diverse Preise empfehlen dürfte. „Django Unchained“ ist zu meiner Freude ein echter Tarantino geworden, der es wert ist, angeschaut zu werden.

Daumen5maennlich

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