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Unserem bisherigen Eindruck nach, ist die holde Weiblichkeit stärker in der Illustratorenbranche vertreten. Heute haben wir die Wahlschweizerin Iris Aleit auf unserer virtuellen Couch, die unter anderem auch schon für den Aventurischen Boten gearbeitet hat und von Mangas/Animes wie Sailor Moon zu Anfang beeinflusst wurde.

 

IrisAleitAnnika: Bitte stelle Dich kurz vor: Wie ist Dein Name? Wo wohnst Du? Wie alt bist Du? etc.

Iris: Mein normaler Name ist Iris Aleit, ich bin aber auch als Ethion bekannt. Mein Künstlername ist vom echten Namen abgewandelt und lautet I.A.Grafix. Mittlerweile bin ich 29 Jahre alt und mein Wohnort hat sich vor ca. 5 Jahren von Leipzig in Deutschland nach Erlinsbach in der Schweiz geändert.

Annika: Wie bist Du zum Zeichnen gekommen?

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Azur Dracis: Kreaturenkonzept für einen Kolibridrachen

Iris: Das zu beantworten ist gar nicht so einfach, denn ich zeichne, seit ich denken kann. In der Kinderkrippe habe ich Wände mit Fingerfarbe bekleckst und das im Kindergarten dann fortgeführt. Mich haben damals vor allem Tiere fasziniert. In der Grundschule war der Kunstunterricht eigentlich eher so gestaltet, dass man jegliche Lust am Malen und Zeichnen verlieren konnte, doch ich begann dann meine Helden zu zeichnen. Die Tiere wurden also vermischt mit Alf, den X-Men und anderen Comicfiguren.

Mit elf Jahren infizierte mich dann eine Freundin mit Sailor Moon und ich begann mich auch in die Mangarichtung zu orientieren, was bis ins Alter von achtzehn Jahren anhielt.

Ich hatte auch andere Hobbys, wie Sopran im Chor, diverse Musikinstrumente oder anderes künstlerisches Gestalten.

Ich habe in meinem Leben viel probiert und bin doch immer wieder zum Zeichnen zurück gekommen. Kein Wunder, dass dies also das ist, was ich in meinem Leben nie wieder missen möchte.

Annika: Hast Du eine zeichnerische Ausbildung (Studium o. ä.) oder bist Du ein „Selfmade Illustrator“?

Iris: Mhh …teils, teils. Also, in der Schulzeit war alles selfmade, bis auf ein paar Volkshochschulkurse, die mir meine Mutter finanziert hatte. Damals gab es noch nicht solch eine Sintflut an Büchern und Kursen, so dass eigentlich alles durch Abzeichnen und Ausprobieren erlernt wurde. Der Kunstunterricht in der Schule war eher erbärmlich und nicht gerade fördernd.

Nach dem verbockten Abi hatte ich eine Aufnahmeprüfung zum Gestaltungstechnischen Assistenten – Schwerpunkt Grafik – geschafft und lernte Layout und Grafik. Das hatte mich seit dem Alter von 11 Jahren ziemlich fasziniert und ich hatte es schon „privat“ studiert. Ich wollte eigentlich in einer Werbeagentur arbeiten, denn der Job als Illustrator schien mir da noch als brotlose Kunst.

Diese Berufsausbildung erweiterte ich dann später noch, um doch noch studieren zu können, und schaffte die Hochschulreife in Gestaltung.

Mein Studium der Verlagsherstellung (also Satz/Layout/Grafik/Druck für die Herstellung von Magazinen und Büchern für Verlage) war für mich Zeitverschwendung, hat mir aber auch den nötigen Tritt in den Arsch gegeben und mir gezeigt, was ich wirklich will. Manchmal ist auch ein abgebrochenes Studium gut zur Selbstfindung.

Das ist im Grunde das, was ich als Ausbildung habe.

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Game of Thrones Raven: Rabe mit drei Augen aus GoT fürs Zunftblatt

Annika: Bist Du ein Vollzeit-Illustrator oder ist das eher ein Nebenjob?  Womit verdienst Du sonst Dein Geld?

Iris: Im Moment definitiv Nebenjob. In der Schweiz musste ich erst einmal mein Überleben und die Aufenthaltsbewilligung sichern. Also kam ich mit meiner Ausbildung erst einmal als Praktikant in einer Redaktion unter und durch firmeninterne Schwierigkeiten sitze ich nun in einem völlig anderen Umfeld und sorge dafür, dass Zeitschriften richtig mit Adressen bedruckt werden und die Druckerei die zu druckende Auflage kennt. Kurz: Ich arbeite in der Spedition.

Im Mai 2012 habe ich mich dann dazu entschlossen, endlich mal ein paar Verlage direkt zu fragen und ihnen meine Arbeiten unter die Nase zu halten. Vorher arbeitete ich eher für  Projekte von Privatleuten. Nun sieht das schon etwas anders aus… Leben kann ich davon allerdings noch nicht. Ein Grund dafür ist aber auch, dass ich dank meinem anderen Job nur wenig Zeit für die Illustration hatte. Ab 2013 wird der Hauptjob noch etwas mehr abgebaut und es wird mehr Freiraum für die Illustration geben. Ich freue mich schon drauf.

Irgendwann, so hoffe ich, wird es dann so weit sein, dass ich auch 100%ig von der Illustration leben kann, doch ich bin froh, dass mein anderer Job mir bei dem recht steinigen Weg die nötige Sicherheit gibt.

Annika: Welchen Tipp würdest Du jemandem geben, der ebenfalls als Illustrator sein Geld verdienen möchte? Welche Stolpersteine gibt es Deiner Meinung nach?

Iris: Überlege es dir gut, ob du es wirklich willst. Wenn andere zu dir sagen, dass du gut zeichnest und damit dein Geld verdienen solltest, höre in dich hinein. Hobby und Beruf sind zwei unterschiedliche paar Schuhe und das wird von mir auch strikt getrennt. Als Illustrator arbeitest du viel für andere und musst ihre Vorstellungen umsetzen. Freiheiten existieren da nur wenige und hängen viel davon ab, wie du deine Arbeit präsentieren und verkaufen kannst. Manchmal arbeitest du sogar an Dingen, die dann unbezahlt in der Tonne landen, weil es dem Auftraggeber nicht gefällt. Auch kann es sein, dass du monatelang an etwas arbeitest, was du privat eigentlich eher verabscheuen würdest. Eben nur, damit Geld rein kommt.

Auch ist man am Anfang auf jeden kleinen Cent angewiesen, wenn man keinen Nebenjob hat. Ratsam ist also eine „normale“ Ausbildung, die einem dann zur Not noch das Einkommen sichern kann.

Auf jeden Fall solltest du nicht denken: „Ich werd‘ jetzt Illustrator und verdiene einen Batzen Geld wie John Howe oder Todd Lockwood.“ So funktioniert das nämlich nicht. Es ist ein harter, steiniger Weg.

Man muss vor allem kritikfähig sein, zur Not eben auch fünfmal das Werk überarbeiten. Es wird oft frustrierend sein, vor allem der Anfang, doch man darf sich nicht demotivieren lassen.

All das sind Sachen, die mir mal selbst gesagt wurden und vieles davon habe ich schon selbst erlebt. Jeder muss für sich selbst die besten Strategien herausfinden, aber einige von den oben genannten haben bei mir durchaus schon Wirkung gezeigt. Deswegen gebe ich die gern weiter. Vielleicht hilft es anderen auch.

Annika: An welchen Projekten hast Du bisher gearbeitet (gerne welche mit Rollenspielbezug)? Welches hat Dir am meisten Spaß gemacht und wieso?

Iris: Zuerst arbeitete ich an einem Fanmagazin für Animes und Mangas, dann war ich auch an diversen Game-Projekten beteiligt, die leider alle irgendwann gescheitert sind.

Darüber hinaus habe ich noch Comics für Fanseiten von diversen PC-Spielen gezeichnet und administrierte dann irgendwann solch eine Seite auch inklusive des Communitymanagements.

Ansonsten gab es dann noch die Auftragsarbeiten für Private, die oftmals Spass gemacht hatten.

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Überraschung am Wasserfall

Bei der Arbeit mit Unternehmen macht es vor allem Spass, wenn das Unternehmen genau weiß, was es will und konkret klar macht, was frei gestaltet werden kann und was nicht.

Ein gutes Beispiel für viel Spass war ein Auftrag für Ulisses, welcher noch erscheinen wird. Es ging dabei um ein mystisches Bild in Schwarz-Weiss und ich hatte sofort eine Vision vom fertigen Motiv und zeichnete eine Skizze, schickte sie ein, konnte einfach so weiter daran feilen und bei der fertigen Arbeit wurde nur etwas Kleines bemängelt und fertig war es. Es war unkompliziert und vom Motiv bin ich noch immer überzeugt, was selten ist. So etwas macht dann Spass.

Annika: An welchen Projekten arbeitest Du grade? Was hast Du für die Zukunft geplant?

Iris: Ich arbeite irgendwie immer an irgendwas. Meine mir wirklich wichtigen Projekte sind das Browsergame Anthorya (Klick), welches ich mit anderen Freiwilligen auf die Beine stellen möchte sowie ein Charakterartbook, an dem ich arbeite, wenn mal kein Auftrag auf Erledigung wartet. Ansonsten gibt es dann noch verschiedene Dinge wie Dragonfall, die Aufträge von Ulisses, zu denen ich noch nichts sagen darf und die Drachenzwinge sowie das Zunftblatt.

Für die Zukunft? Mh, international möchte ich gern mal was machen. Ob es dazu kommt – mal sehen.

Ach ja, im Februar zum Gratis-Rollenspieltag habe ich einen Gratis-Rollenspieltag für die Schweiz veranstaltet. Anders als in Deutschland sollten da vor allem Jugendliche ab 12 Jahren, also der wirkliche Nachwuchs, angesprochen werden. Ich hatte einige Helfer versammelt, die teils topmotiviert waren.  Der Tag war nicht ganz der Erfolg, den ich mir erhofft habe, aber ein Anfang wurde geschaffen.

Annika: Hast Du eine Internetseite oder ein Online-Portfolio, wo man sich Deine Werke angucken kann? (wenn ja bitte Adresse mit angeben)

Iris:  Jep. wird irgendwann noch umgebaut. www.i-a-grafix.ch und http://i-a-grafix.deviantart.com oder auch auf Facebook: http://www.facebook.com/IAGrafix

Annika: Du als Superheld – wie sähe das aus? Bitte eine kurze Zeichnung und ein cooler Name (falls Dir was einfällt?)

Iris: Lustigerweise habe ich mich das schon oft gefragt, weil Superhelden, vor allem eben von Marvel, haben mich schon seit der Grundschule fasziniert. Noch lustiger ist, dass sich das Bild vom mir als Superheld nie wirklich groß gewandelt hat.

Ich will nicht superhübsch sein und mit Charisma Aufmerksamkeit auf mich ziehen, auch wenn das als Künstler wohl recht effektiv wäre … Auch finde ich es öde, eine Superkraft zu haben, mit der ich zum Beispiel Dinge zeichnen kann, die dann wirklich passieren.

Ich möchte gern spontan überall sein und ein wenig losgelöst von der Zeit leben. So könnte ich nicht nur zeichnen und Sachen wirklich termingerecht abgeben, sondern auch Menschen helfen.

Mich faszinierte irgendwie immer Nightcrawler, mein absoluter Lieblingssuperheld, vor allem vom Charakter her.

Shadowvan wäre der Name. „Van“ steht hierbei nicht für den Van, also das Auto, sondern für die poetische Bezeichnung der Schwinge. In Deutsch klingt der Name auch noch schön: „Schattenschwinge“.

Schattenschwinge
Schattenschwinge

 

 

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