Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Neuerdings produzieren immer mehr Verlage auch direkt Musik für ihre Spiele. Auch Pelgrane Press gehört dazu und untermalt Ashen Stars, ein Science-Fiction Setting, mit passender Musik. Ashen Stars gehört zu den Systemen nach dem Gumshoe Regelwerk von niemand anderem als Robin D. Laws

Erscheinungsbild

Das mir vorliegende Rezensionsexemplar besteht aus 15 Tracks im *.mp3-Format in 320 kb/s Qualität. Knackser, Rauscher oder über- und untersteuerte Höhen wie auch Tiefen fielen mir nicht auf. In Summe bescheren die Stücke eine angenehme Hörerfahrung, wenn diese auch nicht sonderlich lang anhält.

Mit 26m 21s ist das Album sehr kurz ausgefallen, beinhaltet aber nicht nur längere Stücke, sondern auch sogenannte Stings, Stücke von acht bis zehn Sekunden Länge, die als Ende einer Szene benutzt werden können.

Zum Cover könnte man noch einige Worte verlieren. Das Cover des Grundregelwerkes wird wiederverwertet und es zeigt eine Szene, wie sie in einem Raumschmugglerhafen oder vielleicht auch einer zerstörten Stadt spielen könnte. Vertreter mehrerer Rassen stehen mit vorgehaltenen Waffen wachestehend vor einem konspirativen Gespräch nahe einer Landeplattform. Besonders gefällt mir die vordere Riesenheuschrecke mit dem Lasergewehr. Alles in allem macht das Artwork einen sehr guten Eindruck – wobei man die erwähnte Wiederverwertung im Hinterkopf behalten muss. Das Cover wird als *.jpg mitgeliefert, ein Booklet gibt es nicht.

Als schaffende Künstler treten hier auf: James Semple, Marie-Anne Fischer und Yaiza Varona.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Pelgrane Press
  • Format: mp3, 320 kbps
  • Veröffentlichung : 2012
  • Preis: 15,95 USD Update: 9,95 USD
  • Bezugsquelle: DriveThruRPG (Klick)

 

Tracks

ashen-stars-cd-cover

Ashen Stars Sting 1 – der erste Sting, mit knapp 9 Sekunden, von denen nur die ersten 2 interessant sind, bringt einen dumpfen Streicherschlag am Anfang und ein dunkles Nachbrummen. Schön, um eine erschreckende Sekunden einzuleiten oder schlagartig von purer Schönheit zu dreckiger Finsternis zu wechseln.

Ashen Stars Sting 2 – Mit 10 Sekunden nur knapp länger, birgt das Stück einen von Bläsern getragenen Aufbruch ins Ungewisse, aber nicht ohne Hoffnung oder Abenteuergeist.

Ashen Stars Sting 3 – Der Track taugt mit seinen ultraknappen 4 Sekunden gut für einen Einstieg in eine Horror- oder Actionszene.

Ashen Stars Sting 4 –  Dies ist das letzte der kurzen Stücke. Durch seine tiefen Klänge würde es meiner Hörart nach hervorragend das Auftauchen eines monströsen Großkampfschiffes oder auch einer schrecklichen Kreatur untermalen. Angst ist hier sicher ein dominierendes Thema

Ashen Stars Theme Clip –  Interstellare Abenteuer, aufregende Welten, unerwartete Gefahren – das trägt dieser Song mit sich. Leider aber durch 22 Sekunden zu nicht mehr als dem Starten des eigenen Schiffes aus dem Raumhangar tauglich.

All we have forgotten –  Ein großes Manko fast aller Stücke dieses Soundtracks ist, dass selbst die Stücke in „Volllänge“ oftmals nicht länger als knapp 2 Minuten dauern. So auch hier. Und das, obwohl der Titel durchaus gut ist. Er klingt nach „Chance vergeben“. Streicher und Bläser zaubern ein wunderbares Bild von einer großen Zukunft mit einer schieren Unendlichkeit von Möglichkeiten, sich seinen eigenen Weg zu suchen und die eigenen Träume zu realisieren. Der Titel des Stücks deutet wohl auch auf vergessene Werte, vielleicht auch Zivilisationen hin, beim Hören merke ich aber nichts davon.

Ashen Stars Theme –  Wieder ein Titel der Sorte „Hinreissend immersive Melodien, aber viel zu kurz“. Der Titelscore des Spieles verbindet fremdartige Hintergrundgeräusche mit elektronischen Beats und Streichern. Tolle Melodieführung, aber wieso nicht länger als ein Trailertrack? Atmosphärisch bewege ich mich gefühlt in einem Raumschiff, welches pfeilschnell durch das Universum rast und auf einen Planeten zurast, der fette Beute verspricht. Die Crew ist gut gelaunt, macht sich aber rein routinemäßig an die Gefechtsstationen.

Class K Entitity –  Ich weiß nicht, was eine Klasse K Wesenheit ist, aber wenn es so ist, wie der Track mit seinen schiefen, dissonanten und unharmonischen Klängen mir weismachen will, ist es etwas, was ich nicht verstehe, was ich zum ersten Mal sehe und was mir, weil ich es eben nicht verstehe, eine Heidenangst macht. Mit etwas über 4 Minuten ist dieses Stück auch endlich in der üblichen Länge von Score-Stücken, wie man sie bei Filmen findet.

Death Struggle –  Wenn ich diesen Track höre, muss ich an etwas mit Chitin und vielen Beinen denken, was sich entweder auf die Gruppe drohend hin zubewegt oder das Erwachen einer Kolonie von Kreaturen. Auf jeden Fall ein schöner Track, um die Action einzuleiten. Leider mal wieder extrem kurz.

Fragments of the Past – Hier habe ich wirklich das Gefühl, uralte Technologien oder lang verborgene Kulturen zu finden. Die bedrohlichen Klänge, die leicht von den Soundtracks der Alien-Filme beeinflusst ist, erzeugen eine leicht unheimliche Atmosphäre. Mit knapp über einer Minute auch wieder viel zu kurz.

Into the Bleed – Während sich in den vorherigen Tracks langsam eine unheimliche Stimmung aufgebaut hat, wird diese hier in diesem Stück deutlich ausgelebt. Es ist jedoch keine blanke Angst, die regiert, mehr die  Ungewissheit des Unbekannten. Gefällt mir gut, ist nicht zu aufdringlich und von guter Länge.

Tartarus – Finstere wummernde Klänge mit Klavierspielereien in Moll leiten das Lied ein. Ich habe wirklich das Gefühl, auf einem trockenen, dunklen und sturmumtosten Planeten zu stehen. Nur wenige Plateaus erheben sich aus der kargen Fläche und immer wieder zucken Blitze aus den Wolken. Eine wirklich unwirkliche Welt. Bedrohlich, finster und bedrückend. Geeignet für viele Systeme in meinen Augen. Daumen hoch!

Tethers and Snails – Der Track baut direkt auf der Stimmung von Tartarus auf. Die Crew hat den Weg hinaus auf den Planeten gewagt, die Umgebung ist zu tiefst lebensfeindlich. Jeder falsche Schritt kann tödlich enden. Sicher auch gut für einen Dungeon geeignet. Noch ein Highlight des Soundtracks.

The Prologue – Der Auftakt, so der Titel des Stücks übersetzt, zeigt auf, worum es geht. Um einen Aufbruch in eine gefährliche Welt, in der vieles den Verstand übersteigt. Allerdings ist es eine Welt, die auch Wunder birgt, wenn man nur wagt, die Gefahren zu meistern. Gut gelungen, aber wieder etwas kürzer. Darunter leider die Stimmung und zur endlosen Wiederholung taugt das Stück in meinen Augen nicht.

Threon Shadows – Action- bzw Gefechtsmusik fehlt bislang in den gehörten Stücken und dieser Titel füllt die Lücke aus. Percussions, marschlastig und schrille Geigen, gefolgt von bekannt scheinenden militärischen Melodiebögen sprechen eine deutliche Sprache. Da er nicht hektisch und schnell wirkt, ist dieser Titel derjenige im Ensemble, der gut zu langsamer Action passt: Vielleicht zum Gefecht zweier Großkampfschiffe, vielleicht auch zum Katz und Maus spielen von zwei verfeindeten Fraktionen.

Emotionalität

Alle Tracks gehen mehr oder minder in eine Richtung, der düsteren und zugleich verwunderlichen Zukunft zwischen den Sternen. Die Künstler machen in Sachen Struktur, Aufbau und Melodieführung eine gute Arbeit, das will ich nicht bestreiten. Damit sich aber wirklich tiefe Gefühlswelten aufbauen bei der Spielrunde, die von dieser Musik begleitet wird, sind die Stücke einfach zu kurz. Leider hat man versäumt, sie so zu gestalten, dass sie zumindest einige Zeit endlos wiederholt werden können. Ich werde vor allem die längeren Stücke in meinen Science-Fiction Runden einsetzen, da sie gut eine finstere Unantastbarkeit untermalen.

Verwendbarkeit

Die mehrfach bemängelte Kürze mancher Tracks wirkt sich leider direkt auf die Verwendbarkeit aus. Sicher kann ich einer Szene das i-Tüpfelchen geben, wenn ich einen der Stings benutze, aber alle anderen Tracks mit Laufzeiten von um die eine Minute sind vergebene Liebesmüh in meinen Augen. Die langen Tracks mit ihrer bedrückenden und bedrohlichen Grundstimmung jedoch gefallen äußerst gut und werden sicher Anwendung finden. Zurückkommend auf die kürzeren Stücke – ich meine, was soll ich damit beim Tischrollenspiel? Auf dem Computer hätten sie in einem Spiel eine vollständige Lebensberechtigung, aber so?

Preis-/Leistungsverhältnis

Stimmt das Verhältnis zwischen dem, was man bezahlt und dem, was man dafür bekommt? Nein, ganz eindeutig nicht. Von 15 Tracks sind gerade 5 mit einer Spieldauer von über drei Minuten gesegnet, ich erhalte nicht mal Artwork oder ein Digital Booklet – und das für 15,95 USD, also umgerechnet etwa 12,30 Euro. Sehe ich Soundtracks anderer und sehr großer Komponisten, die ich teils für unter 10 EUR als *.mp3 bekomme, läuft hier eindeutig was falsch.

Update: Offenbar wurde vor Kurzem der Preis auf 9,95 USD gesenkt. Das ist nach wie vor nicht angemessen, aber deutlich erträglicher

Fazit

Was soll ich noch schreiben, was ich nicht bereits geschrieben habe? Letztendlich haben wir hier einen durchaus guten Soundtrack. Jedoch sind einige Stücke viel zu kurz, der Preis ist zu hoch und an zusätzlicher Informationsbestückung mangelt es auch. Gut hörbar und partiell einsetzbar: Auf jeden Fall. Besser als große Hollywood-Scores: Nein, keinesfalls

Daumen3maennlich

Artikelbild: Pelgrane Press

 

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