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In der Neuauflage von Schattenstädte stellt Pegasus vier Städte der internationalen Schatten detailreich vor: Hamburg, Seattle, Hong Kong und – neu aus der französischen Übersetzung – übernommen, Marseilles. Aber auch einige andere Städte werden angerissen, wenn auch in deutlich geringerem Umfang.

Erscheinungsbild

Wieder einmal liegt mir eine PDF-Datei von DriveThruRPG.com vor.

Optisch macht das Quellenbuch was her, reiht es sich doch nahtlos in das Design der anderen Shadowrun-Bücher aus dem Hause Pegasus ein. Front- und Backcover sind vollfarbig und zeigen stimmige und atmosphärische Illustrationen von Arndt Drechsler.

Das Innenleben ist schwarz/weiß, doch – wie immer – mit einem Schlag ins Dunkelgraue. Gut lesbar, aber stellenweise etwas zu wenig Kontrast für meine bevorzugte Les- und Betrachtungsart. Ebenso finden wir die üblichen Zierleisten am Rand der Seiten. Zeichnungen, Karten und gerahmte Textblöcke lockern den Lesefluss auf und verhindern unlesbare Textwände. Eben einfach gewohnt gut.

Auch bereits bekannt ist die Aufmachung als Unterhaltung in der Matrix mit allerlei Shadowtalk von mehr oder minder bekannten Größen der Schatten.

Was leider fehlt und in meinen Augen in eine pdf-Publikation hineingehört, sind Querverlinkungen aus dem Inhaltsverzeichnis direkt ins Dokument.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Veröffentlichungsjahr: 2011
  • Seitenanzahl: 223
  • Format: pdf
  • ISBN: 978-3-941976-00-9
  • Preis: 25,81 EUR (pdf), 29,95 EUR (Buch) Update: 9,95 EUR
  • Bezugsquelle: DriveThruRPG (pdf | Klick), Amazon (Buch | Klick)

Inhalt

Schattenstädte_Cover

Neben Hong Kong, Marseilles, Seattle und Hamburg bekommt der Leser noch einen kurzen Ausflug nach Kapstadt, Caracas oder Istanbul geboten, wie auch einen abschließendes Kapitel über die spielmechanischen Auswirkungen des Lebens in den Schatten.

Los geht es mit Hongkong, Nach einem historischen Überblick über die immer wieder wendungsvolle Geschichte der Stadt, die „heutzutage“ asiatische und westliche Ethiken wie keine andere verbindet, geht es weiter zu einem recht ordentlichen Überblick aller Stadtviertel. Alle sind hinreichend gut beschrieben, von der Innenstadt und dem sehr bedeutsamen Hafen bis hin zu einigen für Runner interessanten Locations, in denen sich ausgetauscht werden kann und Aufträge angenommen werden können.

Natürlich gehören auch Standorte von Konzernen wie Wuxing Inc.,als auch eine Übersicht der Machtverhältnisse zum Überblick dazu. Auch Triaden und die damit verbundene Piraterie kommen nicht zu kurz in dem wirklich charmanten Überblick über die Stadt. Abschließend gibt es noch Worte zur Magie der Metropole.

Danach kommt Seattle – hach, Seattle, oh du Metropole aller Runner! Auf gut 60 Seiten gibt es ein solides Update der Stadt in den 2070ern. Stadtteile, Politik, Syndikate und Gangs werden angerissen, um den Leser ein aktualisiertes Bild zu geben. Und, wie zu erwarten, finden sich Informationen zum Nachtleben, zu magischen Orten und wie man als Runner am besten Ausrüstung bekommt. Alles in allem nicht überragend, aber informativ.

Hamburg ist in meinen Augen das wirkliche Glanzlicht des Buchs. Das Venedig des Nordens glänzt durch ein einzigartiges Setting mit seiner Nähe zum Wasser. Würde ich in Deutschland bespielen wollen, kämen nur der RRP oder die Hansestadt in Frage. Der Aufbau ähnelt dem der vorherigen Stadtbeschreibungen. Hier werden die Stadtgeschichte, Orte von Interesse, wie Bars, Nachtclubs, der Cyber-Underground und die Schattenmärkte vorgestellt. Auch einige Abenteuerideen kommen nicht zu kurz. Die Freihandelszone hat mir wirklich besonders gut gefallen.

Die Verknüpfung von toxischen Problemen einer Brachen der Stadt mit dem Einfluss des Handelsbündnisses der Hanse, wie auch das generelle politische Bild einer senatsgelenkten Stadt ist einfach charmant.

Marseilles, Stadt Vier im kybernetischen Reigen, entstammt der französischen Ausgabe von Runners Havens und wurde für die deutschen Spieler und Spielleiter entsprechend übersetzt. Mit knapp 20 Seiten ist die Stadt allerdings nicht sonderlich tief beschrieben und irgendwie wollte der Funke nicht so recht überspringen. Aufbau und Gehalt der Informationen gleichen den anderen Städten des Buches. Ich fand nicht mal etwas, was die Stadt besonders interessant macht. Immerhin – Frankreich in den Schatten.

Das vorletzte Kapitel beschäftigt sich mit in meinen Augen äußerst interessanten Städten, namentlich Caracas, Istanbul und Kapstadt. Ich muss gestehen, dass ich diese Städte deutlich spannender finde als das eben genannte und irgendwie langweilige Marseilles. Leider kommt dieser Abschnitt mit nur rund 15 Seiten daher und bringt wenige wirklich verwertbare Informationen mit sich. Dennoch hat jede Stadt ihren eigenen Charme und ob es nun der Afrostyle von Kapstadt, die Frontnähe von Caracas oder der große Basar von Istanbul ist, alle drei Metropolen laden ein, eigene Ideen mit den gelieferten Texten zu verbinden.

Im letzten Abschnitt bekommen wir SL-Informationen, die sich nicht nur mit dem Leben in den Schatten der Städte beschäftigen, sondern auch mit Recht und Ordnung, der Anwesenheit der Konzerne, der Unterwelt und der Politik. Abschließend gibt es noch ein paar gute Ideen zu Runs und Abenteuer in Hongkong, Seattle und Hamburg.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für unter 30 EUR bekomme ich ein Buch, welches mit Hamburg eine echte Perle beinhaltet, aber auch der Standard-Seattle-Shadowrunner wird Wertvolles für das Spiel bekommen. Alles in allem habe ich hier einen Mix aus interessanten und weniger interessanten Inhalten, die aber gut dabei helfen können, ein eigenes Setting fernab des Standards aufzubauen. In meinen Augen kein verschwendetes Geld.

Update: Pegasus hat für die Druckware seit einiger Zeit die Preise deutlich gesenkt. Beim Sphärenmeister (Klick) fand ich das Buch für 9,95 EUR. Unter diesem Aspekt kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Selbst wenn man die Städte nicht bespielen will, findet man einige Anregungen für die eigene Stadt.

Bonus/Downloadcontent

Uns ist kein weiterer Content bekannt.

Fazit

Ich verstehe den Anspruch, der hinter Schattenstädte steht. Hier soll dem Shadowrun-SL und –Spieler etwas Anderes geboten werden, als nur UCAS Einheitsbrei. Das gelingt Pegasus auch gar nicht schlecht, jedoch hätte ich den Fokus weg von Marseilles bewegt, obgleich es charmant ist, eine Übersetzung aus einem anderen Fremdsprache-only Produkt geliefert zu bekommen.

Stellenweise musste ich mich durch die Städte durchquälen, weil richtig aufregende Punkte fehlen. Ich halte das Produkt dennoch für eine ordentliche Ausarbeitung und kann sie daher denjenigen, die sich für diese Städte interessieren, bedingt empfehlen. Shadowrun kann besseres, wie man z.B. an der Ausarbeitung des Rhein Ruhr Megaplexes sieht.

Daumen4Maennlich

 

Artikelbild: Pegasus Spiele 

 

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