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Träume sind etwas, dass uns ebenso bewegt wie die Sterne am Himmel. Doch ebenso, wie das nächtliche Firmament mit all seinen Mysterien, Schönheiten und seiner Andersartigkeit zum täglichen Trott, nehmen wir auch unsere eigenen Traumgebilde mehr und mehr lediglich als entzauberte Selbstverständlichkeit wahr.

Ebenso wie die Sternendeutung in vergangenen Epochen einen zentralen Platz in den jeweiligen geistigen Realitäten der Bewohner jener Zeiten eingenommen hat, so tat dies auch die Traumdeutung.

Und ebenso wie die Sternendeutung den meisten Menschen Heute wie „Hokus Pokus“ erscheint, dem man lediglich einen spätnächtlichen Sendeplatz auf einem Nischenkanal im TV zur Verfügung stellt, möglichst mit einem schrulligen Gesicht ausgestattet, welches von der Bedeutung esoterisch anmutender Planetenkonstellationen spricht, so findet sich auch die Traumdeutung fast ausschließlich in „New Age“ Kreisen wieder.

Obschon man durchaus gerade den Bereich der Traumdeutung den Grenzwissenschaften zuordnen mag, und zu Recht kritisch beäugen sollte, so hat dieser Umstand der „Esoterisierung“ leider auch dazu geführt, dass der gesamte Zauber, die Begeisterung um das Thema „Träume“ sich verflüchtigte und der müden Sachlichkeit wich. Oder etwa nicht?

Mitnichten möchte ich mich im Zuge dieses Artikels den grenzwissenschaftlichen Aspekten unserer nächtlichen Träume vollkommen zuwenden. Vielmehr bin ich versucht, herauszustellen, was uns der Traum ist. Eine Frage, die sich viele Epochen stellten und auf ganz eigene Weisen beantworteten.

Der Sinn hinter unseren Träumen ist bis heute eine Frage, die die Wissenschaft bewegt. Ganz allgemein und vereinfacht gesprochen, wird dem Traum selbst eine große Notwendigkeit zugesprochen.

Die Notwendigkeit, Erfahrungen und Erlebtes zu verarbeiten. Dinge, die uns am Tag wiederfahren sind, die uns beschäftigt haben, die uns gestresst und bewegt haben, werden im Traum erneut erlebt und verarbeitet. In diesem Zuge werden Träume ebenfalls als Notwendigkeit betrachtet um richtig „lernen“ zu können. „Ein lernender Geist braucht Schlaf, um das Gelernte verarbeiten und festigen zu können“, so sagt man.

Aus eigener Erfahrung würde ich diesen beiden, hier bewusst sehr vereinfacht dargestellten, Thesen uneingeschränkt zustimmen. Dinge von immenser Wichtigkeit, großer Stress im Leben, sei er beruflicher oder privater Natur, drückt sich unmittelbar im Traum aus. Steht eine schwere Lebensphase an, gibt es viele Unsicherheiten, ist auf der Arbeit viel zu tun und viel liegen geblieben, so findet sich dies in den Träumen wieder. Ich persönlich kann, für mich sprechend, unumwunden zugeben, dass die meisten Albträume sich in solchen Lebensphasen tummeln.

Selbst wenn ich mich selbst sehr selten an Träume erinnere: In dieser Grundverfassung tue ich es. Wer hat nicht schon einmal von der Arbeit auf grässlichste Weise geträumt, wenn es mal wieder über mehrere Tage drunter und drüber ging. Wer hat nicht schon einmal in Horrorszenarien vom Ausgang einer wichtigen Prüfung geträumt, wenn diese in den kommenden Tagen an stand und man selbst maximal angespannt seine Tage verlebte?

Beim Thema des Lernens möchte ich auf den ersten Blick ebenfalls zustimmen: Befinde ich mich in einer Lernphase und schlafe nicht richtig, so nimmt mein Lernpensum ab. Selbstverständlich spielt in diesem Fall noch ein ganz anderer, gewichtiger, Punkt mit hinein: Schlafe ich nicht richtig, so bin ich ohnehin unausgeschlafen und auf Dauer unkonzentriert und weniger aufnahmebereit.

Und doch, so sehr ich diesen Analysen zustimmen kann, so möchte ich doch weiterhin die „Einfachheit“ von Träumen verneinen, ihnen nicht sämtlichen Zauber nehmen. So sehr ich mir bewusst bin, dass die Sterne am nächtlichen Firmament allesamt nur Sonnen sind, die Milchstraße nur eine von unzähligen Galaxien, so sehr möchte ich doch weiter darüber staunen, was sich in diesen endlosen Weiten befindet.

Weiten, die sich in jeder Nacht, auf die eine oder andere Weise, auch in unser aller Geist auf ganz eigene Weise wiederfinden lassen. Die Welten, die sich in unserem Träumen auftun, bleiben ein mannigfaltiges und oft chaotisches Universum, dessen Bedeutungen sich uns, trotz der oben genannten nüchternen Erklärung, oftmals verschließen. Eine „Unerklärlichkeit“, die in der menschlichen Historie ebenso viele Erklärungen hervorbrachte, wie die Frage, warum es bei einem Gewitter blitzt und donnert.

Eine Art unerklärlicher Träume findet sich im Begriff der „Prophezeiung“. Viele Propheten, völlig unabhängig von ihrer Konfession, nehmen für sich in Anspruch, ihnen seien in ihren Träumen Wahrheiten offenbart worden. Die Art dieser prophetischen Offenbarungen unterscheidet sich dabei von Person zu Person. Gerade in monotheistischen Religionen finden sich oftmals ein Gott, respektive dessen Herold, wieder der entweder selbst zum „Propheten“ spricht oder sehr eindeutig Bilder übermittelt, die dieser, nach dem Erwachen, seiner Umwelt kund tut. In anderen Kulturkreisen, beziehungsweise anderen religiösen Hintergründen, ist der Absender dieser Offenbarungen nicht so klar personifiziert. Dennoch bleibt dieses Phänomen eines, das bei der grenzwissenschaftlichen Betrachtungsweise der menschlichen Träume unumgänglich bleibt. Man kommt nicht drum herum, von Personen zu erfahren, die von dieser Art Erlebnis zu berichten wissen, gerade wenn man einen Blick in die großen und kleinen Weltreligionen wirft.

Auch heute noch gibt es Personen, die in ihren Träumen vermeintlich von zukünftigen Ereignissen erfahren haben. Wissenschaftliche Beweise bleiben hier oftmals schuldig, gerade wenn die Ereignisse von denen berichtet wird, soweit in der Zukunft liegen, dass sie schlicht nicht auf ihre Richtigkeit hin überprüft werden können.

Der Glaube an derlei Dinge hat sich verschoben. „Träume sind Schäume“, lautet ein Sprichwort. Sprach ein Johannes noch vom Ende der Welt, der Johannes-Offenbarung, und eine Maria davon, dass ihr im Traum offenbart wurde, sie empfange den Sohn Gottes, so würde ein heutiger „Johannes“ möglicherweise Endzeitromane schreiben und eine heutige „Maria“ sich in einer psychotherapeutischen Behandlung wiederfinden.

Die Faszination für den „Traum“, das Unerklärliche in den Welten jenseits des wachen Geistes, wurde in vergangenen, weniger aufgeklärten Epochen, als realer angenommen.

Dieses Bild ist jedoch nicht gänzlich verschwunden und so bleiben viele Aspekte der Träume auch heute noch an einigen Stellen faszinierend, so man sich damit willentlich zu befassen bereit ist. Neben den prophetischen Träumen der Vergangenheit, und den vermeintlichen prophetischen Träumen der Moderne, findet sich ein Phänomen in den Grenzwissenschaften, welches sich mit denen von Nahtoderfahrungen teilweise deckt. Sogenannte „Außerkörperliche Erfahrungen“, im englischen kurz OOBE genannt.

Bei diesem Phänomen berichten die Träumenden davon, dass sie ihren Körper verlassen hätten. Sie hätten sich mit ihrem Geist, der öfter auch als „Traumkörper“ bezeichnet wird, von ihrem physikalischen Leib getrennt. Über diesem schwebend, hätten sie ihren physikalischen, schlafenden, Körper bewusst wahrnehmen können. Ihre Umgebung sei völlig klar gewesen. Mit ihrem „Traumkörper“ sei es ihnen in der Folge uneingeschränkt möglich gewesen, Reisen in der realen Welt vorzunehmen. Schwebend, und ohne Materie in der Lage durch Wände zu gleiten, wissen viele OOBEler zu berichten, wie sie ihre sogenannten „Astralreisen“ begingen.

Zu diesen „Reisen“ geselle sich in einigen Fällen das Auftauchen von „Besuchern“. Von Wesenheiten, teils freundlicher, teils unfreundlicher Natur, die die „Reisenden“ nur während ihrer außerkörperlichen Erfahrung wahrnehmen und mit ihnen interagieren könne. Die Grenzwissenschaften kennen diverse Experimente in diesem Bereich, bei denen Gegenstände an versteckten Orten platziert wurden, die nachfolgend von den „Astralreisenden“ beschrieben werden sollten. Ebenso wissen diverse Personen von quasi-„Anleitungen“ zu berichten, um solche Erfahrungen bewusst herbei zu führen.

Im Kontrast zu diesen „Astralreisenden“ gibt es jedoch auch Berichte von Menschen, die sich in ihren Träumen völlig klar ihrer Selbst bewusst zu sein schienen. In ihren Träumen hätten sie gar völlig andersartige Welten bereist. Welten, die sich von Person zu Person unterschieden. Ihnen allen ist gemein, dass der Träumende fest davon zu berichten weiß, dass er um sich selbst während des Traums wusste und seine „Traumhandlungen“ ebenso völlig bewusst stattfanden.

Diese beiden Phänomene, das „Astralreisen“ ebenso wie das „Bereisen von Traumwelten“ beinhalten hierbei einen Aspekt, der sich von den sonstigen Träumen elementar unterscheidet.

Dieser Aspekt bricht ebenfalls mit der klassischen Darstellung vom Traum als unterbewusstes Verarbeiten von Erlebtem aus dem wachen Alltag. Der Träumende ist nicht mehr passiver Spielball eines „Kopfkinos“, welches er nur beobachtet, ohne eingreifen zu können. Im Vergleich zu den uns oft bekannteren Träumen, die nur „ablaufen“ und in dem sich unsere eigenen Traumhandlungen oft elementar von unseren eigentlichen Handlungsweisen unterscheiden, ist der Träumende hier „im Traum wach“. Er weiß, dass er träumt. Diese „Klarträume“ werden auch „luzide Träume“ genannt, beziehen sich jedoch zumeist auf wirkliche „Traumwelten“ und klammern die sogenannten außerkörperlichen Erfahrungen meist aus.

Im Vergleich zu den vermeintlichen „Anleitungen“ für außerkörperliche Erfahrungen gibt es durchaus erprobte Arten und Weisen, einen luziden Traum herbei zu führen, in der der Träumende um den Umstand seines Traumes nicht nur weiß, sondern den Ablauf des Traums auch aktiv mitgestalten kann. Ebenso ist es jedoch auch, laut Erfahrungsberichten, möglich, dass der Klartraum in einen normalen Traum abdriftet und der Träumende im Traum wieder „vergisst“, dass er träumt.

Ein weiterer Aspekt, der den Erfahrenden oftmals eher als erschreckende, oder gar schreckliche, Erfahrung in Erinnerung bleibt, ist das Erleben einer sogenannten Schlafparalyse. Die Schlafparalyse kennzeichnet sich durch den Umstand, dass eine Person sich plötzlich bewegungsunfähig auf ihrer Schlafstätte wiederfindet. Lediglich die Atmung und die Augen seien normal zu bewegen. Jede andere Bewegung, auch das Sprechen selbst, sei, wenn überhaupt, dann lediglich durch immensen Kraft- und Willensaufwand zu realisieren. Dieser Zustand tritt oftmals beim plötzlichen Aufwachen, seltener bereits beim Einschlafen, auf. In diesem Zustand wissen betreffende Personen, oft von weiteren, zumeist erschreckenden, Umständen zu berichten. So seien „böse“ Präsenzen in der Umgebung, im Schlafzimmer, spürbar. In den Schatten, gerade außerhalb des Sichtfeldes, bewege sich etwas. Stimmen, leise und tuschelnd, seien hinter dem Rücken zu hören. Klicklaute bewegen sich auf dem Parket, oder außerhalb des Raums im Wohnungsflur.

In der Vergangenheit wurde dieses Phänomen oft mit einem kleinen, unsichtbaren Dämon erklärt, der sich dem Schlafenden auf die Brust setzte und damit verhinderte, dass dieser sich bewege. Die Erklärung des Phänomens durch „böse Geister“ wurde durch die Randerscheinungen, die dabei erlebt wurden, untermauert. Heute erinnert uns dieses Phänomen nicht nur an nächtlichen Besuch von Geistern, Hexen oder Dämonen, wie es in der früheren Menschheitsgeschichte erklärt wurde, sondern an eine recht moderne Interpretation: Viele Personen, die davon berichten, sie seien Opfer von Entführungen durch Außerirdische geworden, sprechen von einer umfassenden Paralyse. Der Unfähigkeit sich zu bewegen, der Unfähigkeit zu schreien, oder sich anderweitig zur Wehr setzen zu können. Sie seien hilflos diesen Wesen ausgesetzt gewesen, bis diese sie wieder in ihrem heimischen Bett ablieferten.

Ohne auf den Wahrheitsgehalt von Geistern, Dämonen oder Außerirdischen eingehen zu wollen, ähneln diese Phänomene sich doch sehr stark. Bedauerlicherweise findet der Interessierte selbst in der heutigen Gesellschaft auf den ersten Blick nahezu panisch anmutende Scheinerklärungen für die Schlafparalyse. Auch heute noch wird dieses Erlebnis vielerorts, gerade im Internet, auf übernatürliche Weise erklärt, obschon die moderne Schlafforschung eine Erklärung für diesen Umstand bereithält. So scheint es eine Diskrepanz im Schlafzustand zu geben. Während des Träumens tritt ein notwendiger Mechanismus in Kraft, der, vereinfacht ausgedrückt, Körper und Geist trennt. Hierdurch wird verhindert, dass der Körper eines Träumenden die Bewegungen im Schlaf physikalisch ebenso durchführt und dadurch um sich schlägt, tritt, aus dem Bett fällt oder andere eher gefährdende Bewegungen durchführt.

Bei sehr abruptem Erwachen mag es vorkommen, dass diese Paralyse nicht augenblicklich aufgehoben wird. Zusätzlich befindet sich der Geist nicht in einem vollständigen Zustand des „erwacht seins“. Er neigt noch immer zu Träumen. Da die Schlafparalyse oft als verstörendes, surreales, Erlebnis beschrieben wird, das nachvollziehbarer Weise Panik auszulösen in der Lage ist, überträgt sich diese Panik auf den noch immer schlaftrunkenen Geist und verursacht Halluzinationen. Diese Halluzinationen treten dann in Form der oben beschriebenen Randerscheinungen, der Stimmen, der Geräusche, der bewegenden Schatten, der gefühlten Bedrohung zu Tage.

Bewegt man sich auf weniger spirituell angehauchten Seiten im Internet, die sich mit Erfahrungsberichten zur Schlafparalyse auseinandersetzen, so wird auch schnell deutlich, dass diese „Erscheinungen“, die im Angstzustand erlebt werden, kein zwingendes „muss“ sind.

Personen, die sich an diese Paralysezustände gewöhnten, sich durch sie nicht verängstigt, in Todesangst versetzt oder bedroht fühlen, wissen von eher belustigenden Halluzinationen zu berichten. Bei ihnen ergibt sich in der Folge ein völlig anderes Bild als das der „Dämonenbesucher“ oder „Entführungen von Außerirdischen“.

Diese Beispiele, die prophetische Bedeutung des Traums in der menschlichen Historie, die Klarträume, Astralreisen und die Schlafparalyse, zeigen, dass die Welt des Traums weit mehr sein kann, als ein nächtliches „muss“, ein Alltag, der zum Schlafen dazu gehört. So ein jeder gewillt ist, sich darauf einzulassen, diese Dinge zu erfahren und darüber nach zu denken, so mag der Schlaf mehr sein, als eine Notwendigkeit sich auszuruhen. Weit mehr als eine Zeit der Inaktivität, bis dass der Wecker wieder klingelt. Viele kreative Ideen bilden sich in Träumen, werden in ihnen zuerst geboren und im wachen Zustand weiter verfolgt und verfeinert.

Ein Jeder wird sich an Träume erinnern, die ihn über das morgendliche Erwachen hinaus beschäftigt haben. Die einen bleibenden Eindruck, einen emotionalen Fingerabdruck, auf unserem wachen Geist hinterließen und uns dazu gebracht haben, über Dinge nachzudenken. Das auch, ohne dass wir an Götter glauben, die uns Eingebungen senden oder Dämonen, die sich des Nachts auf unsere Brust setzen. So schön auch ein Traum von einem Sukkubus in dieser Position sein mag.

Vollständig verschwunden ist die Faszination für den Traum aus unserem Alltag ebenfalls mitnichten. Viele Genres finden immer wieder Verwendung für die Faszination des Traums. Sei es H. P. Lovecraft, dessen bekanntestes Werk, der Ruf des Cthulhu, sich elementar um die Manipulation von Träumenden durch den großen Cthulhu dreht. Sei es der Horror Klassiker A Nightmare on Elm Street, wo der tote Kindermörder Freddy Krueger weitere Opfer sucht. Auch der Kinofilm Inception behandelt das Thema der Klarträume auf cineastische Weise.

Es gibt diverse Beispiele, wo wir unsere Faszination für die Welt der Träume wiederfinden. Bedauerlicherweise bauen wir immer größere Distanzen dazu auf. Wir lassen andere für uns von Traumwelten berichten. Lassen sie Romane, Filme oder Bücher darüber schreiben, obschon ein jeder von uns sich in jeder Nacht in sein Bett begibt und selbst eintaucht, in jene Welt, in der jeder fliegen kann. Wo jeder seine ganz persönlichen Traumwelten bereist und erlebt.

Nun, wo dieses Thema so eingängig aufbereitet wurde – zu welchen Geschichten inspiriert Euch dieses Wissen? Oder hattet ihr vielleicht schon einmal selbst Halbträume, die Euch wach in die phantastischen Traumwelten entführt haben? 

 

 

Artikelbild: thiquinho auf sxc.hu

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