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Guillermo del Toro is back – Der Regisseur, der mit Filmen wie Pan’s Labyrinth und Hellboy 2 bewiesen hat, dass er Fantastisches gekonnt in Szene zu setzen weiß, kann endlich sein neustes Projekt auf die Kinozuschauer loslassen. Während Godzilla wohl kommendes Jahr ein Reboot bekommt und die bunten Transformers längst eine Blockbuster-Trilogie hinter sich haben, wagt sich Del Toro an die Kombination der Blockbuster-Vertreter und erschafft seine ganz eigene Version des gigantischen Schlagabtausches: Monster vs Roboter.

Wer den krachenden Trailer gesehen hat, mag eine weitere inhaltslose Special-Effects-Show erwarten. Ob sich das Leinwandgetöse lohnt, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen eurer Teilzeithelden-Filmkritik.

In den unerforschten Tiefen des Pazifik schlummert eine Dimenssionsspalte am Meeresgrund. Das Tor in fremde Welten entwickelt sich schnell zum Alptraum für die Menschheit, als das erste riesige Ungeheuer dem Meer entsteigt und San Francisco angreift. Zehntausende Menschen fallen in den kommenden sechs Tagen dem Aggressor zum Opfer, ehe es von den Streitkräften erledigt werden kann. Dem Ungeheuer folgen in sich verkürzenden Abständen immer stärke Varianten. Die Giganten kommunizieren nicht, sie zerstören nur. Regierungen weltweit legen ihre Streitigkeiten beiseite und entwickeln das sogenannte Jaeger-Programm, in dem mit gebündeltem Ressourceneinsatz riesige Kampfmaschinen erschaffen werden. Die Steuerung dieser Giganten gelingt nur mit zwei per Neuronenbrücke verbundenen Piloten. Tatsächlich schaffen es die Roboterungetüme die außerirdischen Invasoren zurück zu halten. Doch während synchronisierbare Piloten schwer zu finden sind, passen sich die angreifenden Monster an die neuen Gegebenheiten an und schlagen immer schneller und härter zurück. Die Lage scheint bald aussichtslos und der letzte Widerstand der Menschheit versammelt sich in Honkong am Jaeger-Hauptquartier. Unter den letzten Verteidigern ringen Jaeger-Veteran Raleigh, die Japanerin Mako und der raue Befehlshaber Stacker Pentecost um das Überleben der Menschheit.

Pacific Rim_Piloten
Immer zwei Piloten steuern eine Maschine

Filmposter, Trailer und Plot versprechen vor allem eines: Riesige Roboter prügeln sich mit gigantischen Kreaturen. Ohne viele Worte zu verlieren kann ich sagen: Das erwartet auch den Kinozuschauer. Der Film ist genau das – Roboter vs. Monster – als gewaltiger Actionstreifen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Regisseur Del Toro widmet sich hier ausgiebig den japanischen KaijuKinofilmen (Kaiju = japanisch für seltsame, rätselhafte Bestie). Godzilla & Co haben es vorgemacht und prägten ein Genre, in dem in alten Film-Klassikern Menschen in Monsterpuppen durch Pappstädte marschierten. Passenderweise bezeichnet Del Toro seine Monster auch gleich als Kaiju.

Das industrielle Design von Pacific Rim weiß zu gefallen. Die Jaeger-Kampfmaschinen sind riesige Stahlberge auf zwei Beinen, allerlei Kampfspuren und Altmetallreste stehen im starken Gegensatz zu den bekannten bunten Transformer-Robotern. Schwerfällige Hydraulik sorgt für grobmotorische und realitätsnahe Bewegungsabläufe der gepanzerten Riesen. Der Film hält seine optische Linie, vom Protagonisten über die Großstädte bis hin zur Kommandozentrale und den Jaeger-Robotern – alles wirkt verbraucht, repariert und notdürftig aus dem Vorhandenen zusammengeschraubt. Das Roboterdesign sowie die Steuerung der Piloten bleibt so für den Kinozuschauer eine greifbare Vorstellung. Die Kaiju-Giganten bilden einen schönen Kontrast, ihre Bewegungen sind trotz titanischer Ausmaße viel fließender und animalischer. Ihr phosphorhaltiges Blut sorgt nicht nur für schöne Lichteffekte und eine entsprechende Ausleuchtung selbst dunkler Kampfplätze, sondern knüpft auch an einige Fähigkeiten heimischer Tierarten an, die bei Bedrohung und Kämpfen ihr Blut in Rage bringen und Hautpartien mit Signalfarben durchbluten.

Im Kampf entwickelt sich so ein schöner Kontrast zwischen dem technologischen Fortschrittsgeist der Menschheit in mechanischer Titanenverkörperung und der Fremdartigkeit gigantischer Kreaturen aus Fleisch und Blut.

Die Rahmenhandlung des Filmes erreicht erwartungsgemäß keine Höchstleistung. Der Plot funktioniert aber größtenteils und bleibt in sich schlüssig. Das Team um Del Toro hat den Ereignissen einen seichten, aber glaubwürdigen Hintergrund verpasst. Wie werden die Piloten von der Gesellschaft betrachtet, welche Auswirkungen hat die globale Rohstoffkonzentration im Jaeger-Programm, was geschieht mit den Überresten der toten Angreifer usw.? Der Film gibt für Vieles kurze Antworten und unterlegt die Kaijuthematik mit leichten mythologischen Zügen, ohne dass es aufdringlich wirkt. Kenner japanischer Anime werden ohne Zweifel die Verbindung zur Kultserie Neon Genesis Evangelion erkennen.

Der Feind brüllt seinen Zorn hinaus!
Der Feind brüllt seinen Zorn hinaus!

Schauspieler gibt es zwischen den ganzen CGI-Effekten und dem Fokus auf titanische Kämpfe natürlich auch. Im Fokus stehen Jaeger-Veteran Raleigh (Charlie Hunnam) und die Japanerin Mako (Rinko Kikuchi). Beide verbindet eine Vorgeschichte, die vom individuellen Verlust im Kampf gegen die Kaijus geprägt ist und in Flashbackeinstellungen erzählt wird. Unterstellt sind beide dem schroffen Befehlshaber Stacker Pentecost (Idris Elba) der, einem Kapitän auf einem sinkenden Schiff gleich, angesichts der Ereignisse einen direkte Marschroute einschlägt und als ikonischer militärischer Anführer fungiert. Insbesondere die Jaeger-Piloten bekommen durch die filmische Darstellung ihrer verbundenen Gedanken und Gefühlswelt eine gut eingesetzten Aufwertung ihres Hintergrundes. Die Leistung des Trios ist durchaus solide. Die Rollen funktionieren, auch wenn es meist nur oberflächliche Charakterzeichnungen sind.

Minuspunkte gibt es meiner Meinung nach beim überdrehten Duo zweier Wissenschaftler. Pacific Rim nimmt sich als Film zwar dankenswerterweise nicht sonderlich ernst, die beiden Klamaukköpfe Dr. Geiszler (Charlie Day) und Dr. Gottlieb (Burn Gorman) treffen den Humor, ihre filmische Hauptaufgabe, aber nicht immer. Del Toros Stammschauspieler Ron Perlman ist mit augenzwinkernder Rolle natürlich auch wieder mit dabei.

Der Sommer-Blockbuster Pacific Rim überzeugt in erster Linie aber durch seine zahlreichen Effekte. Lichtarme Kampfschauplätze werden gekonnt durch Umgebungseffekte wie Scheinwerfer, Explosionen oder die Phosphorflüssigkeit der Kaiju-Monster in Szene gesetzt. Del Toro setzt dankenswerterweise eine ruhige Kameraführung ein und lässt so den Kinozuschauer die Prügelei der Giganten ausreichend genießen ohne auf Stakkato-Schnitte oder übertriebene Choreografie zurückzugreifen. Gekonnt wechselt die Kameraführung zwischen detaillierten Nahaufnahmen, dokumentarischer Betrachtung ohne Fokus auf die Kontrahenten, sowie kontrastreichen Totalaufnahmen des Kampfgeschehens. Immer wieder veranschaulicht Del Toro dabei geschickt die Größenverhältnisse und spielt mit dem gigantischen Ausmaß der Duellanten. Der Kampf Roboter vs. Monster überzeugt optisch auf ganzer Linie, selbst der 3D-Effekt weiß zu gefallen. Für die wuchtige, antreibende Untermalung der Bilder zeichnet sich Komponist Ramin Djawadi verantwortlich, welcher Fantasyfans mit seinem gelungenen Soundtrack zur Game of Thrones Serie bekannt sein sollte.

Fazit

Wer bombastischer CGI-Action, Godzilla & Co oder einfach nur übergroßen Mech-Kampfmaschinen etwas abgewinnen kann, der ist hier genau richtig. Der Film bleibt sich seinem Motto treu und treibt einen rasanten Schlagabtausch im Setting „Mensch vs. Alien“ oder „Maschine vs. lebende Urgewalt“ voran. Auf der Leinwand kracht es ordentlich, doch im Gegensatz zu manch anderen größeren Vertretern des Blockbuster-Kinos macht Pacific Rim hier vieles richtig. Die Macher besinnen sich auf das, was sie können und zeigen einen klaren Fokus, getreu dem Motto: Du willst es, du kriegst es! Del Toros neustes Werk spielt nicht in der Königsklasse der Kinofilme, hegt aber auch keinen Anspruch darauf. Angenehmes, ehrliches Actionkino für Genre-Fans.

Daumen4Maennlich

Trailer

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Offizielle „Jaeger-Mech“ Featurette

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Offizielle „Destroy All Kaiju“ Featurette

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Bildmaterial: Warner Bros.

1 Kommentar

  1. Mittlerweile habe ich ihn auch gesehen und muss gestehen, dass er mich sehr amüsiert hat. Am Ende war es vielleicht etwas zu viel Pathos, aber nichtsdestotrotz kann Michael Bay nun erstmal umdenken mit seiner Transformers-Reihe. Das Auftauchen von Ron Pearlman und dessen Rolle war großartig. Die russischen Piloten waren sehr cool und die Szene mit dem Foetus war nun wirklich widerlich ;)

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