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Es ist Sommerzeit und damit Blockbusterzeit. Seit einigen Jahren heißt das unweigerlich auch: Superhelden geben sich auf der Leinwand die Klinke in die Hand. Nach Superman ist nun Wolverine als zweiter in diesem Jahr an der Reihe.

Inhaltsstoffe

Abgesehen von der ersten Szene, die zum Ende des zweiten Weltkriegs spielt und einen Charakter einführt, der für den Film wichtig ist, aber bisher in den Filmen noch nie auftrat, spielt der Film nach X-Men 3: Der letzte Widerstand. Logan aka Wolverine hat sich irgendwo im Nirgendwo in die Berge zurückgezogen, versucht damit klar zu kommen, dass er die Frau umgebracht hat, die er liebte, und hat sich geschworen, niemals wieder jemanden zu verletzen.

Natürlich hält dieser Schwur keine 10 Minuten Filmzeit, denn was wäre Wolverine ohne Action? Letztendlich hat sich Logan dann doch wieder damit angefreundet, dass Gewalt auch eine Lösung ist. Er wird von einer mysteriösen Japanerin gebeten, den Mann, dem er in der ersten Szene das Leben gerettet hat, an seinem Sterbebett zu besuchen. Widerwillig lässt er sich breitschlagen und reist „nur für einen Tag“ nach Japan.

Wie sollte es auch anders sein, bei dem einen Tag bleibt es nicht und der Besuch ist auch mehr als nur ein Abschied. Aber mehr will ich an dieser Stelle auch gar nicht verraten.

Die Geschichte an sich ist auf der einen Seite irgendwie verworren, die Motivationen vieler Charaktere nicht klar. Auf der anderen Seite ist sie bis auf winzige Kleinigkeiten vorhersehbar.

Vom Tempo her pendelt es zwischen ständigen duseligen Traumsequenzen, in denen Logan sich mit Jean Grey unterhält, und Actionsequenzen, in denen er sich mit allerlei Schergen prügelt. Yakuza und Ninja bilden dabei seine Hauptgegner. Ach ja, eine Lovestory darf natürlich auch nicht fehlen.

Alles in allem klingt das Ganze nach dem Basisrezept jedes Superheldenfilms: Held hat seinen Weg verloren (steckt hier sogar im Titel), muss Hindernisse überwinden, nur um am Ende wieder er selbst zu sein und zu obsiegen. Und er bekommt das Mädchen. Aber irgendwie will es in diesem Fall nicht zünden. Das mag daran liegen, dass Superhelden starke Gegner brauchen, von denen es in diesem Film wahrlich keine gibt. Oder vielleicht auch einfach nur daran, dass Wolverine nur deshalb so beliebt ist, weil er in den Filmen einfach eine coole Sau ist. Und wenn man ihm das mit Selbstzweifeln wegnimmt, dann bleibt wenig über, was interessant wäre.

Dazu kommt die Tatsache, dass die Geschichte mal wieder voll von teils eklatanten Logikfehlern ist. Und die Tatsache, dass ich bei einem Film, der in Japan spielt und auch noch „Der Weg des Kriegers“ heißt, erwartet hätte, dass Bushido, eben der Weg des Kriegers, eine Rolle spielt. Leider wurde diese Erwartung enttäuscht. Aber das mag mal wider an der Übersetzung des Titels liegen, denn im Original heißt der Film einfach nur „The Wolverine“. Auch da ist es aber der erste Film der Reihe, der ohne den Zusatz „X-Men“ auskommt. Ob das daran liegt, dass kein einziger anderer X-Men in dem Film vorkommt?

Dass die Klingen das Papier durchschneiden, ist ohne Zweifel.....
Dass die Klingen das Papier durchschneiden, ist ohne Zweifel…..

Darreichungsform

Aber Superheldenfilme haben bisher selten durch besonders spannende Storys oder Charakterentwicklung geglänzt (mit einigen herausragenden Ausnahmen natürlich), dennoch waren sie auf Grund der Sprüche, der Action und der Optik meist dennoch sehenswert (auch hier: mit einigen wirklich fiesen Ausnahmen).

Wolverine: Der Weg des Kriegers ist auch sehenswert. Zumindest für Fans. Und auch nur da so gerade eben. Neben den uninspirierten Gegnern und der verworrenen Handlung, sind auch noch die Kämpfe relativ langweilig. Zu wenige spannende Gegner, zu schnelle Schnitte. Einzig der Kampf auf dem Dach des Zuges hat eine schöne Szene, die mir in Erinnerung bleiben wird.

Dass große Teile des Films in Japan spielen, ist hier sicher als Pluspunkt anzubringen, lockert es doch die sonst gewohnte Kulisse dadurch auf, dass es nicht New York ist (oder Metropolis oder Gotham oder sonst eine amerikanische Großstadt).

Zumindest in dem Kino, in dem ich war, ist der Film bisher nur in 3D zu sehen. Laut Aussage des Kassierers hat das Studio noch keine 2D Kopien für den Verleih freigegeben. Schade. So musste ich mal wieder einen saftigen Aufpreis dafür zahlen, einen in 2D gedrehten Film digital auf 3D nachgerendert zu sehen. Das machte in den wenigsten Szenen irgend einen Unterschied. Ja, da war mal der ein oder andere Zweig, oder Schnee, der durchs Bild fällt. Die Klassiker eben. Aber vor allem waren da recht viele untertitelte Szenen, in denen die Untertitel vor dem Bild waren, was bedeutet, dass man entweder die Untertitel lesen oder sich auf die handelnden Personen fokussieren konnte. So ein Unsinn!

Welche Geheimnisse birgt der Weg durch Japans Kultur?
Welche Geheimnisse birgt der Weg durch Japans Kultur?

Wirkung

Wolverine – Der Weg des Kriegers von X-Men: Der letzte Widerstand zu Days of Future Past. Das wäre ein passender Titel gewesen. Im Grunde handelt es sich nur um eine Zwischenepisode, in der Wolverine den Tod von Jean Grey verarbeitet.

Viel mehr als das ist es nicht.

Für einen seichten Abend im Kino oder daheim reicht es sicherlich. Wenn man aber mal wieder einen guten Superheldenfilm sehen möchte, ist das vorliegende Exemplar leider nur ein Placebo, das die Wartezeit auf die richtigen Filme überbrückt. Schade!

Daumen3maennlich

Trailer

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Artikelbilder: 20th Century Fox

5 Kommentare

  1. Leider hatte ich einen ähnlichen Eindruck.
    Es fehlte etwas an der Moivation warum er wieder zum Wolverine wird. Japan bietet mit Busido so tolle (meinetwegen auch Hollywood gefällige) Optionen einem Helden wieder zum Kämpfer zu machen. Aber das ganze auf „ich brauche 2 Hände“ zu reduzieren war sehr schwach. Mal abgesehen, dass mir da einige Logiklöcher ins Auge gesprungen sind (und ich kann sowas bei Superheldenfilmen eigentlich gut ignorieren) war wenig was wirklich begeisert hat. Sehr Schade. Aber ich freue mich auf den nächsten X-Men.

  2. Danke für die Kurz-Rezi.
    Okay, große Erwartungen habe ich an keine Comicverfilmung, aber das hier gleicht ja ein Warnung. Ich werde mir den Film sicherlich anschauen, aber nicht im Kino. Da ich 3D nicht sehe kann, spare ich mir das Geld und schlage gleich auf BlueRay zu.

  3. Solides Popcornkino mit Logiklöchern. Hab ihn mir trotzdem am Kinotag (6€) angeschaut und wurde für den Preis gut unterhalten. Den Inhalt kann man aber gleich auf dem Nachhauseweg wieder vergessen.

  4. Ich hab ihn nun auch gesehen (Allerdings im Amazon-Stream) und muss sagen – in Summe gefiel er mir. Das liegt aber auch vermutlich daran, dass ich gerade eine Superheldenrunde in Japan leite und daher viel tiefer drin war im Geschehen. Gut gefiel mir, dass sehr viele Eigenarten der japanischen Etikette eingebaut waren und sogar Anteile von klassischen Ronin-Geschichten mit eingebaut wurden.

    Nicht der beste Film über Logan, aber dennoch für Fans gut.

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