Im Gespräch mit Patric Götz vom Uhrwerk-Verlag

Ich hatte die Freude, mich mit Patric Götz, dem Verlagsleiter und Inhaber des Uhrwerk Verlages zu treffen. Wir sprachen u.a. über deutsche Verlage am Crowdfunding-Kickstartermarkt, der Schwertmeister-DSA-Hohlwelt Tharun und die weiteren derzeitigen Aktivitäten des Unternehmens.

Mit einem Alter von vierzig Jahren gehört Patric zur Riege der gestandenen Rollenspieler und traf wie viele andere das erste Mal auf Rollenspiel mit der legendären roten D&D Box. Damals war er zwölf Jahre alt.

Der Uhrwerk Verlag gehört zu den größeren Deutschlands in der Rollenspielbranche. Mit Spielen wie Myranor, Deadlands, Dungeonslayers. Der Eine Ring und Splittermond (wir berichteten: Interview mit Uli Lindner, Analyse der ersten Version des Schnellstarters) und vielen anderen bedient das Unternehmen die Lieblingsspiele vieler Fans.

Teilzeithelden:  Die legendäre rote Box von D&D ist zeitlich fast der richtige Rahmen, auf den ich zu sprechen kommen möchte. Uhrwerk hat seit einiger Zeit Space 1889 von Frank Chadwick in einer neuen Ubiquity-Version im Programm. Was brachte Dich dazu, dieses Spiel ins Portfolio aufzunehmen?

Patric: Ich bin seit 1989 ein großer Fan von Space: 1889 – seit dem Moment, als ich eine Werbung dafür in einer Ausgabe des Dragon Magazin gesehen habe. Kurze Zeit später habe ich es mir dann in einem Kölner Rollenspielladen gekauft und war extrem angefixt. Vor ein paar Jahren habe ich Frank Chadwick dann einfach mal wegen der Lizenz angeschrieben. Das entwickelte sich dann zum jetzigen Status.

Teilzeithelden:  Herzblut also. Nun scheint seit einigen Jahren ein neuer Wind des Steampunks durch die Rollenspielszene zu wehen. Schauen wir nach Österreich, sehen wir Finsterland, schauen wir zu den Kollegen von Ulisses, sehen wir Iron Kingdoms und auch bei Euch besagtes Space 1889. Was denkst Du, hat diesen neuen Steampunk-Aufwind produziert?

Patric:  Oh – das kann ich Dir wirklich nicht sagen. Steampunk ist im Moment sehr in Mode, wo das jedoch genau herkommt, weiß ich nicht. Dafür kenne ich mich in der generellen Steampunk-Szene nicht gut genug aus, um alle Ups und Downs mitzuverfolgen.

Teilzeithelden:  Für das alte Space:1889 von 1988 gab es eine größere Menge an Publikationen. Von Euch erschien bislang zusätzlich die Abenteuersammlung „Äther, Dampf und Stahlgiganten“. Was kannst Du uns darüber erzählen? Was ist noch angedacht?

Patric:  Äther, Dampf und Stahlgiganten ist eine Reihe von Kurzabenteuern, die in ihrer ursprünglichen Version alle im Challenge Magazin erschienen sind. Wir haben sie auf die neuen Regeln konvertiert, etwas erweitert und mit neuem Artwork versehen. Ansonsten sind als nächstes (auf Deutsch) der Spielleiterschirm, sowie gegen Ende des Jahres, der Venusband geplant. Außerdem arbeiten wir an diversen Einzelabenteuern und dem Merkurband.

Teilzeithelden:  Klingt nach einer Menge von Baustellen. GDWs Hausmagazin Challenge hat auch andere Inhalte abseits von Space 1889 gehabt. Früher jedoch gab es die speziell zugeschnittenen Ether Society Newsletter und später dann den Transactions of the Royal Martian Geographical Society (TRMGS). Sind diese Bonusinhalte auch angedacht? Wird es eine Uhrwerk-Hauszeitschrift geben, vielleicht auch „nur“ als digitale Fassung?

Patric: Nein, Inhalte aus dem TRMGS sind im Moment nicht angedacht. Das Thema eines allgemeinen Uhrwerk Hausmagazins in digitaler Form ist jedoch angedacht und auch in Arbeit. Leider verzögert es sich aber immer wieder, weil immer irgendwas Wichtigeres zu tun ist, wie zum Beispiel Bücher veröffentlichen. 

Teilzeithelden:  Sowas unwichtiges aber auch!  Space 1889 wurde auch als Savage Worlds Lizenz unter dem Titel Red Sands veröffentlicht. Lizenznehmer für Deutschland in Sachen Savage Worlds sind die Damen und Herren von Prometheus Games. Ist möglicherweise eine Kooperation angedacht?

Patric: Möglicherweise haben wir schon einmal drüber nachgedacht, aber im Moment ist das nicht aktuell, Red Sands ist übrigens im Gegensatz zu unserem Buch eine Kampagne mit recht wenig Hintergrundinformationen – kein vollwertiges Space:1889. 

Aber – die englischen Abenteuer, die im Rahmen des Kickstarters ergattert werden können, kommen auch in einer Savage Worlds Version, die wir selbst erstellen werden.

Teilzeithelden:  Mit deiner Betonung dessen, dass deutsche Releases anstehen, hast Du den Spannungspunkt meiner nächsten Frage fast vorweg genommen. Als erster deutscher Verlag betretet ihr Kickstarter-Territorium. Erzähl uns etwas über das Projekt. Was animierte Euch zu Kickstarter und nicht Indiegogo oder Startnext? Was versprecht Ihr Euch von diesem Schritt? Was ließ die Idee von Clockwork Publishing entstehen?

Patric: Kickstarter haben wir gewählt, weil es eine deutlich bekanntere Crowdfunding-Plattformt als Indiegogo und Startnext ist. Auf Kickstarter werden die meisten erfolgreichen Rollenspiele von der Community finanziert. Da wir einen britischen Partner (Chronicle City) für das Projekt haben, hatten wir die Möglichkeit, Kickstarter zu benutzen. Wir versprechen uns davon natürlich die Erschließung eines größeren Marktes. Und man darf nicht vergessen, dass Space:1889 eine amerikanische Lizenz mit vielen englischsprachigen Fans ist.

Teilzeithelden: Ist das nur der erste Schritt in ein internationales Gewässer – vielleicht eine Art Feldtest?

Patric: Ja, das ist nur als den ersten Schritt sehen. Eigentlich hätte ja das englische Dungeonslayers der Testballon sein sollen. Leider aber hat sich dieses Unterfangen an diversen Stellen verzögert, so dass der Kickstarter zu Space 1889 den zu Dungeonslayers überholt hat.

Teilzeithelden: Da stellt sich nun die Frage, was mehr Spieler anspricht. Ein etabliertes Steampunk-System oder ein sehr stark durch viele Erweiterungen der Fan-Base unterstütztes leichtgängiges Fantasy-System. Die Frage wollen wir unbeantwortet lassen. Liest man über das Crowdfunding-Projekt sticht neben anderen Dingen vor allem ein durchaus bekannter Name ins Auge: John Wick. Wie kam es zu dem Kontakt?

Patric:  Angus Abranson, der Chef von Chronicle City, kennt so ziemlich jeden in dieser Branche und ein paar Leute kenne ich ja nun auch (lacht). John Wick ist zudem auch ein langjähriger Fan des Space: 1889 Settings.

Teilzeithelden: Folgen wir dem Erfolg von Kickstarter-Projekten wie Exalted, Fate Core und auch Numenera, ruht ein gewaltiges finanzielles Potential in diesen Projekten. Viele Unterstützer warten jedoch auf die Freischaltung der sogenannten Stretchgoals¹ . Stellen wir uns nun einmal vor, dass der Kickstarter in den noch verbleibenden 25 Tagen regelrecht explodiert – was lauert noch an Bonus und Gimmicks für die Fans in der Ideenkiste?

Patric:  (lächelt geheimnistuerisch) Tjaaaa… vielleicht weitere Abenteuer, gegebenenfalls ein bis zwei Quellenbücher und Hefte, möglicherweise auch Miniaturen, Stilpunkte und Würfel.

Teilzeithelden: Das klingt so, als sollten Fans des Systems ein Auge auf den Kickstarter halten. Wir wünschen Euch auf jeden Fall gutes Gelingen und viel Erfolg mit diesem Projekt. Es kann wegweisend sein für die deutschen Verlage. Sprechen wir weniger von Space 1889, und mehr von den anderen Dingen, die da kommen. Woran arbeitet das Team im Moment (Splittermond außen vor)?

Patric: Eigentlich arbeitet wir zurzeit bei allen Linien an irgendwelchen Produkten. Ganz aktuell übersetzen wir „Heart of the Wild“, also „Herz der Wildnis“ für Der eine Ring. Für Dungeonslayers kommt die Pyramide des Todes, für Myranor entsteht Myrunhall und…natürlich wächst auch Tharun.

Teilzeithelden: Die DSA Schwertmeister-Hohlwelt. Sieh an, sieh an, wird dieses eine vollständige und eigenständige Welt mit wenigen Zugängen wie einst oder wird es eine Erweiterung für Myranor?

Patric: Eigentlich es ist eher ein eigenständiges DSA Setting, also weder eine Erweiterung von Myranor noch von Aventurien.

Teilzeithelden: Und kannst Du unseren Lesern bereits einen gaaaaanz ungefähren Veröffentlichungstermin für die Kernregeln nennen?

Patric: Nein, das kann ich leider noch nicht.

Teilzeithelden: Wird es als DSA-Lizenz die bekannten 3W20 Regeln nutzen oder einen eigenen Regelsatz?

Patric: Es wird die klassischen DSA Regeln benutzen, aber natürlich mit gewissen Varianten bei der Charaktererstellung. Dazu gesellen sich Regeln für die Runenmagie.

Teilzeithelden: Abschließend: Der Uhrwerk-Stammtisch scheint eine gut besuchte Veranstaltung zu sein. Wo trefft ihr Euch und wie sieht so ein Stammtisch aus? Wie erfährt man von Ihm?

Patric: Der Stammtisch findet alle zwei Monate Donnerstags oder Freitags im Djinn in Köln statt. Man erfährt davon hauptsächlich über Facebook und Google+. Ab jetzt wird auch immer etwas dazu im Newsletter stehen. Wir treffen uns da einfach und reden über Dinge, meist natürlich verlagsbezogen, und beantworten Fragen der Besucher, die wir gerne willkommen heißen. Manchmal verraten wir auch ein paar Sachen aus kommenden Produkten und zeigen neues Artwork.

Teilzeithelden: Das wirkt nach einer netten Gelegenheit, von Fan/Spieler zu Verlag Kontakte zu schließen. Wir besuchen Euch sicher auch einmal!

¹Stretchgoals sind weitere Belohnungen im Rahmen von Crowdfunding, die erzielt werden, wenn die Finanzierung sicher gestellt ist und ein Vielfaches des nötigen Betrages erreicht wurde.

Artikelbilder: Uhrwerk Verlag