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Nach etlichen Jahren der Abstinenz war es 2013 mal wieder soweit: Auf zur Ratcon! Der Weg nach Unna war ein bisschen umständlicher als der früher nach Dortmund, der Bereich vor dem Eingang mitsamt LARP-Ständen und Jugger-Aktivitäten auf sattem Grün wirkte jedoch direkt einladender als mein Eindruck aus früheren Jahren.

Die Drachenzwinge auf der Ratcon

Im ersten Obergeschoss befand sich ein Raum der Drachenzwinge, den ich zuerst besuchte. Nicht zuletzt, um den zahlreichen Verkaufsständen zu entgehen und nicht Gefahr zu laufen, bereits wenige Minuten nach meiner Ankunft mit leerem Geldbeutel da zu stehen. Leider wurde 2013 nicht wie in früheren Jahren ein Workshop seitens der Drachenzwinge veranstaltet. Dennoch verwiesen einige Flyer auf ihre Präsenz bei der Ratcon. Hier bot sich die Möglichkeit, sich über das Projekt zu informieren oder die Gesichter zu den Nicknames, die man aus zugehörigen Forum und Teamspeakserver vielleicht sogar schon „kennt“, einmal zu sehen.

Wer es noch nicht weiß: Die Drachenzwinge ist ein Projekt mit mittlerweile mehr als 3000 Mitgliedern, bei dem Pen&Paper-Rollenspiel über Teamspeak umgesetzt wird. Mehr dazu findet sich in unserem Artikel vom Juni 2012: Die Drachenzwinge – Rollenspiel via Teamspeak.

Der Raum war gefüllt mit einigen Spieltischen, an denen aktiv und gänzlich technikfrei Spielrunden stattfanden, vor allem aber mit „Drachenzwinglern“, die sich gerne zum Projekt äußerten, es einem näher brachten oder sich eben freuten, einmal „live“ miteinander zu spielen. Es herrschte eine zugleich vertraute und offene, insgesamt sehr freundliche Atmosphäre.

Iron Kingdoms

Die Demorunden zum Rollenspiel Iron Kingdoms wurden fortlaufend angeboten. Der Zettel an der Spielrundenverwaltungswand verriet, dass eine neue Runde immer dann gestartet würde, wenn sich genug Spieler eingefunden hätten – und so war es auch. Gerade mal eine Minute vor Ort, schon konnte ich mitspielen!

In diesem Artikel hatte Roger bereits von Iron Kingdoms berichtet und einen Plausch mit Michael Mingers gehalten. Das dort erwähnte Demo-Abenteuer „Der Geist aus Stahl“ war es auch, das zum praktischen Austesten auf der Ratcon angeboten wurde. Die Runde war entspannt, die Erklärungen ebenso. Am Demotisch im ersten Obergeschoss hatte man weitgehend seine Ruhe, was das Spielerlebnis nochmals verbesserte.

Wie anzunehmen war – immerhin entspringt Iron Kingdoms einem Tabletop – wurden die enthaltenen Kampfszenen mittels Miniaturen und anderen Tabletop-Elementen umgesetzt. Nun bin ich trotz ein paar Erfahrungswerten in Battletech keine Tabletop-Spielerin, dennoch hat mir die Runde wirklich gefallen und vor allem neugierig auf das Rollenspiel gemacht.

In einem späteren Workshop wurde von Leuten bemängelt, dass für ein Rollenspiel „zu wenig Fleisch“ an Iron Kingdoms sei. Das kann ich nach einer Demorunde allein nicht beurteilen, der Eindruck des Abenteuers wirkte allerdings recht rund auf mich. Abseits der Demorunden sollte auch noch ein Workshop zum Rollenspiel stattfinden, der fiel allerdings leider aus.

Workshops

Zwischendurch verirrte ich mich versehentlich in einen DSA-Workshop. Daniel Simon Richter referierte in dem Workshop „Wie es euch gefällt“ über kommende Veränderungen des Systems. DSA soll sich langsam weiterentwickeln, es soll keinen Weltenabbruch geben, neue Veröffentlichungen erscheinen teils für „DSA 4.1“, teils für DSA 5 – achso, ja, es wird übrigens ein DSA 5 geben (das wisst ihr ja sicher alle längst), aber die neuen Sachen werden insgesamt etwas anders werden als bisher.

Die neuen Regionalbände werden beispielsweise vollfarbig werden und das Setting soll unmittelbarer erfahrbar werden. Damit gemeint ist, dass die archetypische Bevölkerung gerade abseits von wichtigen Metapersonen detaillierter vorgestellt werden soll. Das Ganze wird vollfarbig umgesetzt werden. Und was auch neu ist: Die neuen Veröffentlichungen werden vollfarbig sein!

Verzeihung, wenn das ein bisschen sarkastisch klingt, aber mich hat die häufige Hervorhebung eben dieser Tatsache ein bisschen genervt beim Zuhören. Das kann sich im Verlauf des Workshops auch noch relativiert haben, denn ich habe daran – unabhängig von der Farbgebung – nicht allzu lang teilgenommen. So habe ich auch nichts von der späteren Diskussion mitbekommen, die es wohl gegeben hat, denn die Themenbeschreibung vorweg forderte auf „Diskutiert mit Daniel und Mario, in welche Richtung Aventurien sich in den kommenden Jahren entwickeln wird“.

Wie bereits erwähnt besuchte ich auch den Workshop zu Iron Kingdoms nicht, weil der schlichtweg nicht stattfand. Dazu sind zwei Dinge anzumerken: Erstens hätte man den kleinen Mini-Workshopraum am Ende und in der Ecke des Gebäudes, versteckt hinter drei Spielrundentischen, durchaus mal deutlicher kennzeichnen und mehr auf ihn verweisen dürfen. Das war schon sehr stiefkindlich, dort als Referent oder Teilnehmer zu sein. Zum anderen: Ja, ich war eine Viertelstunde zu spät vor Ort für den als einstündig angekündigten Workshop. Ich hätte aber schon jemanden dort erwartet, der zumindest für „Verirrte“ im Raum bleibt und dann zumindest individuelle Fragen beantwortet oder etwas in der Art. Ich fand schade, einfach niemanden anzutreffen. Nicht mal einen „Fällt mangels Teilnehmern aus“-Zettel auf einem leeren Tisch oder so etwas.

Entschädigt hat mich später der Workshop von Thomas Echelmeyer zum Thema „Nischen des Rollenspiels: Steampunk“. Bepackt mit einer großen Kiste voller Regelwerke, die im Verlauf der technikfreien Vortrags gezeigt und später von jedem noch genauer begutachtet werden konnten, stellte er so einige Systeme vor. Man merkte Thomas Echelmeyer deutlich die Routine bei solcherlei Vorstellungen an. Ziemlich auf den Punkt gebracht und zumeist chronologisch nach Erscheinungsdatum geordnet, präsentierte er Settings, Regelsysteme und deren Varianten sowie einige besondere Stärken und Schwächen der Systeme, ohne einen damit zu langweilen oder zu überfordern. Ein bisschen mehr hätte es inhaltlich noch sein dürfen zu Abgrenzungen zu weiteren Subgenres wie der Steamfantasy und Pulp beispielsweise, aber dafür wäre ohnehin nicht mehr die Zeit gewesen, denn auf den Punkt hieß leider auch: auf die Minute. Dennoch habe ich viele, viele Tipps zu einem guten Dutzend Steampunk-Systemen von Castle Falkenstein über Space 1889 bis hin zu Wolsung mitnehmen können.

Spielrundenverwaltung

Nach so viel Erfahrung in der Spielrundenverwaltung bei der Ratcon hätte ich mir selbige ein bisschen anders gewünscht. Toll war die große Wand, auf der Spielrunden mit Startzeiten angehangen waren, schön übersichtlich. Leider waren die meisten Runden im Aushang bereits voll, derweil andere keinen einzigen Mitspieler verzeichneten. Außerdem gab es auf der Ratcon deutlich mehr Runden, als tatsächlich aushingen. Seltsam.

Für das Anmelden spontaner Runden stand man teils ziemlich lang an. Als Ausgabe gab es dann einen Zettel mit Gruppenbeschreibung, einzutragenden Teilnehmernamen und einer ziemlich kleinen, einigermaßen kryptischen Raum- und Tischangabe oben rechts.

Der Weg meiner eigenen Spielrunde führte ins zweite Obergeschoss. Dort standen einige Tische auf einer Galerie angeordnet, die etwa zwei Meter tief war. Zur Verdeutlichung: Zwei längs aneinander gestellte Tische von etwa 1,50m und daran gestellte Tische … bei der Gesamttiefe hat man nun ein gutes Bild davon, wie prima man an den anderen Tischen entlang navigieren konnte. Richtig: schwierig, schwierig!

Spannend war, dass uns Tisch Nummer 4 zugewiesen worden war, an dem sich jedoch eine Spielrunde befand, der es völlig neu war, dass ihre Runde zeitlich terminiert sein sollte. Nicht weiter schlimm, denn so schnappten wir uns Tisch Nummer 3, der die ganze Zeit über auch unbesetzt blieb und weiteres Hin und Her somit verhinderte. An dem für vier Mitspieler angemeldeten Tisch gab es allerdings leider nur vier Stühle – also keinen für die Spielleitung. Ob das eine Fehlkalkulation war oder ob die anderen Runden letztlich mehr Stühle beanspruchten als sie Mitspieler angesetzt hatten, weiß ich nicht. Es war jedenfalls ziemlich nervig, auf einer Mini-Galerie mit Mini-Platz, erheblicher Lautstärke dank der Gesamtraumgröße und fehlenden Stühlen zu jonglieren.

Und sonst?

Es gab noch etliche Verkaufsstände zu begutachten, Schnäppchen zu machen, nette Gespräche zu führen, Lesungen zu lauschen und derlei mehr. Das Essensangebot der Ratcon war eher mäßig und bestand vornehmlich aus fleischlichem Kram und Süßem, was mir nicht gerade positiv aufgefallen ist, aber hey, besser als nichts … auch wenn Vegetarier und Co. das anders sehen dürften und man meinen könnte, dass Rollenspieler den reinen Junkfoodbereich längst verlassen haben.

Nein, natürlich geht man nicht zum Essen zur Ratcon, aber man kann sich immerhin drei Tage lang dort aufhalten und übernachten, da mag man zwischendurch vielleicht auch vor Ort mal was halbwegs Gescheites essen.

Fotografie: Roger Lewin

 

 

2 Kommentare

  1. Ups, sorry! Dann hatten wir uns knapp im Workshopraum verpasst. Samstag lag zur gleichen Zeit ein DSA-Workshop, der wohl viele Besucher gelockt hatte. Ich hatte mich ein wenig mit einzigen Besucher vor Ort unterhalten, aber der war vor allem im Raum, weil dort seine Sachen standen. Außer mir war sonst nur der Kameramann dabei, daher hatten wir das abgebrochen. Aber ein Hinweis an der Tür wäre nicht schlecht gewesen, ja. Sonntag hatten wir dann ein paar Besucher und konnten etwas über IK erzählen. Ansonsten stehe ich natürlich auch gerne via Mail und auf Cons für alle Fragen zum Iron Kingdoms Rollenspiel bereit. :)

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