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In unserer im August 2013 begonnenen Reihe über die Anwendbarkeit der Scores der Marvel Cinematic Universe Filme richten wir heute unser Augenmerk auf den Score zu Iron Man 2Ramin Djawadis Score zum ersten Teil erntete die Kritik, nur ein einziges echtes Highlight zu beinhalten. Nun schickt sich John Debney an, in die Fußstapfen zu treten, alte rockige Klänge mit wuchtiger orchestraler Basis zu verknüpfen.

Der Film, wieder unter Regie von Jon Favreau, begeisterte durch das Auftauchen von Warmachine, vor allem aber durch die begnadete Darstellung von Ivan Vanko (Whiplash) durch Mickey Rourke. Übrigens: Wenige wissen, dass Hogan, der irgendwie unnütze Leibwächter von Tony Stark, vom Regisseur selbst dargestellt wird.

Zu den Highlights gehört auch die Bugs Bunny/Duffy Duck-ähnliche Beziehung zwischen Tony Stark und Justin Hammer. Der Film wusste zu gefallen, auch wenn er für mich persönlich nicht die Coolness des ersten Teils hatte.

Erscheinungsbild Cover/Verpackung

iron-man-2Da die MP3 Version besprochen wurde, entfällt eine Bewertung der Verpackung. Die MP3 sind mit einer variablen Bitrate kodiert und sorgen auch bei guten Ohren für angenehmen Hörgenuss. Der normale Hörer ohne Highend-Anlage wird davon aber wenig mitbekommen.

Die harten Fakten:

  • Komponist: John Debney
  • Erscheinungsjahr: 2010
  • Format: CD/MP3
  • Spieldauer: 1:12:01
  • ASIN: B0018B7S3W
  • Preis: 21,05 EUR (CD), 9,89 EUR (MP3)
  • Bezugsquelle: Amazon (Klick)

Tracks

Einzeln gehe ich nun auf die Tracks ein und versuche einzuschätzen, in welchen Szenen sie benutzt werden können.

01 – Ivan’s Metamorphosis

Oh ja, hier baut sich eine düstere Bedrohung auf, die gewillt ist, die Welt brennen zu lassen. Die wuchtigen und eindringlichen Klänge wechseln zwar das  Tempo, aber die Stimmung bleibt erhalten.  Begeistert haben mich die russisch anmutenden Chöre im Hintergrund, deren tiefer Bass die Stimmung nur noch verstärkt. Ein Drache erwacht und schält sich aus seiner Höhle? Ein Kriegsfürst erhebt sich und ist gewillt, alles im Chaos versinken zu lassen? Eine Begegnung mit einer übermächtigen Kreatur in einer finsteren Seitengasse? Das ist das Stück der Wahl!

02 – House Fight V1

Das Stück arbeitet mit drei Themen. Einem langsamen, bedrohenden, dann einem hektischen, von starken Bläsereinsätzen dominierendem, schließlich eines, dass deutlich an Geschwindigkeit gewinnt. Eine echte tödliche Gefahr scheint jedoch zu fehlen. So würde ich dieses Stück zu einem Duell zwischen Freunden einsetzen oder auch einem aufbrausendem Streitgespräch. E-Gitarren verhindern jedoch einen Einsatz in klassischer EDO-Fantasy.

03 –Making Pepper CEO

Das Stück ist besinnlich, ruhig, verheißt aber eine große Chance. Vielleicht der Aufbruch aus heimeligen Gefilden, hinaus in eine Welt voller Abenteuer? Der letzte Blick auf das, was man liebgewonnen hat?

04 – Senate / Ivan creates Drones

Militärische Elemente wie Marschtrommeln, aber auch eindringliche Streicher und das bedrohliche Hauptthema lassen dieses Stück wie perfekt für eine martialische Szene wirken.  Ein Heer marschiert auf, die sagenumwobene Klinge wird aus dem Fels gezogen. Es gibt einige Momente ruhigerer Spielart, aber im Gegensatz zu Djawadi schafft es Debney, das emotionale Grundthema nicht zu verlassen. Spannung ist hier das Stichwort. Vor allem die Anspannung, nicht zu wissen, ob man den nächsten Tag noch erleben darf.

05 – Make Way for Tomorrow – Expo Version

Einer der Gründe, dass ich diesen Score so liebe, sind diese Stücke, die an die Musicalfilme der 40er und 50er Jahre erinnern. Das Stück ist recht kurz mit unter einer Minute und mir wollen keine Szenen einfallen, zu denen es passend wäre. Vielleicht der erste Schritt in einen Ballsaal der High Society. Nett anzuhören ist es allemal.

06 – Rodney Dons Suit

Auch hier finden wir vor allem moderne elektronische Klangelemente, gedeckelt von einem leicht gehobenen Tempo. Gewisse Marschelemente fehlen auch nicht. Leider zu kurz, um damit was anzufangen. Die vermittelte Stimmung ist ein „Los geht’s!

07 – Dying Hero

Immer wieder wechseln sich ruhigere und schnellere Stücke ab. Dieses ist eines der ruhigeren Art. Im Gegensatz zum Titel werden keine traurig anmutenden Molltonlagen verwendet. Innere Ruhe, Rückkehr zu Erinnerungen – für diese Momente würde ich den Score einsetzen.

08 – Natalie Intro

Natalie, oder besser Natasha „Black Widow“ Romanow. Als sie in ihrer Deckidentität im Film vorgestellt wird, umgibt sie Mysterium, Verführung und Unnahbarkeit. Für das Auftauchen eines genau so konzipierten NSCs ist der Track ideal.

09 – Monaco Drive

Das ist ein typischer Iron Man-Theme-Song. Coole lässige Rythmen, elegante swingige Untermalung. Wäre er doch nur länger! So taugt er nicht mehr als für das Auftauchen eines Dandys oder das Grundthema eines Charakters.

10  – Mayhem in Monaco

Nun hatten wir wirklich genug kurze Stücke, die nicht für mehr taugen, als eine kurze Opening Szene zu untermalen. Mit 7:25 ist das Stück nun deutlich länger und wurde benutzt, um Starks Rennfahr-Einlage mit dem Zusammentreffen mit Whiplash zu betonen. Rennwagen, Action, ein Russe mit energiegeladenen Peitschen – was also erwartet uns? Schnelle Klänge, hektisch untermalt, mit Chören und E-Gitarren. Ergo ist die Anwendbarkeit ziemlich deutlich: Actionszenen. Ich würde das Stück wegen seiner ikonischen Wirkung jedoch nicht für ein kleines Scharmützel unbedeutender Art verheizen. Dröhnt es aus den Boxen, sollte es sich um einen wichtigen Kampf handeln.

11- Jailhouse Talk

Sicher, man kann das Stück einsetzen für eine bedrohliche Unterhaltung, z.B. mit einem Mafiaboss. Ich höre jedoch mehr. Die tiefen, basslastigen Grundtöne, die von hohen zirpenden Klängen überlagert werden, passen auch gut zu der Erkundung eines von Geistern heimgesuchten Hauses oder vergleichbaren Situationen.

12 – Ivan Escapes

Anspannung, schnelles Handeln ist wichtig, Hektik, aber auch Unwissenheit. Vielleicht das Entschärfen einer Bombe? Danach Hektik. Wegrennen, Deckung suchen, von etwas verfolgt werden. Haben wir etwas in dem Geisterhaus geweckt und es jagt uns?

13 – Gun Show

Das Stück ist sehr modern durch die eingesetzten Instrumente und wurde eingesetzt zur Expo-Präsentation von Waffentechnologien. Da keine Spannung vorhanden ist und das Stück fast als eindringlichere Fahrstuhlmusik daherkommt, mag es gute Reisenmusik in zeitgenössischen Settings sein.

14 – Tony discovers Dad’s Secret

Jeder, der den Film gesehen hat, erinnert sich an den Moment, in dem Tony Stark entdeckt, dass der Bauplan des Expo-Geländes in Wahrheit eine chiffrierte Konstruktionsanweisung ist. Mir fehlt damals dieser eine aufbrandende Moment, in dem Klarheit erreicht wird. So plätschert das Stück leider vor sich her. Bis der Moment dann doch aufkommt – ich habe ihn wohl im Film  nicht bewusst gehört – aber so richtig kristallisiert er sich dann doch nicht heraus. Chance vertan, also „nur“ Reisemusik oder auch zur Untermalung einer Planungsphase – beispielhafterweise in Shadowrun.

15 – Sledgehammer V2

Ganz schön wuchtig, fast aufdringlich, aber auch einer gewissen Coolness nicht entbehrend. Auf diese Aufdringlichkeit und Penetranz würde ich aufbauen, sie als Stilmittel nutzen. Vielleicht trifft die Runde gerade auf eine Gruppe dreister Biker? Aktionistische Elemente sind nicht zu verschweigen in der Melodieführung, echte Bedrohung fehlt aber auch. So richtig will mir nichts einfallen, der Track gewinnt zum Ende hin heroische Züge, das passt nicht zum Anfang. Vermutlich irritiert mich das zu sehr.

16 – Nick Fury

Tja, für das Auftreten einer so bedeutsamen Rolle hätte ich mehr erwartet. Vermittelt werden soll wohl die Stimmung „Was, wer ist das und was will er von mir?“ Unbestimmtheit ist die führende Emotion bei diesem Stück. Mir ist es zu langweilig, um es überhaupt einzusetzen.

17 – New Element / Particle Accelerator

Nach dem einen oder anderen eher langweiligen oder nur sehr beschränkt einzusetzenden Stück erwartet uns nun ein weiteres echtes Highlight. Heroische Bläsereinlagen bestimmen den Anfang, danach verheißende Glöckchen und Streicher. Das Luftschiff hebt ab? Der große Dreimaster sticht in See? Die Charaktere betreten das erste Mal die legendäre Stadt in den Wolken?  In diesem Stück liegt Kraft, aber auch Ruhe. Bedrohung fehlt vollkommen.

18 – Sledgehammer

Und wieder sind wir beim aufdringlichen und stillos überzogenen Justin Hammer. Dennoch lässt sich das Stück gewinnbringend einsetzen, wenn man die Aufdringlichkeit nutzt.  Spontan habe ich eine Gruppe von pseudocoolen selbsternannten Helden im Sinne, die in Zeitlupe sich einen Weg durch eine Menge bahnt.

19 – New RT / To the Expo

Da sind sie wieder – die russisch anmutenden Chöre. Düster, eindringlich, bedrohlich. Das Stück nimmt schnell Fahrt auf, wird heroisch und mitreißend. Hetzjagden, Zeitdruck. Tolle Sachen und Szenen, nur ist das Stück mit 1:43 fast nicht zu nutzen. Schade.

20 – Black Widow kicks ass

Ein Hinweis: Nutzt Track 19, um dann am Ende direkt auf Track 20 zu gehen. Das Stück hat all das, was ich mir gewünscht habe im Vorgänger. Hektik, Schnelligkeit, Drums – ein tolles Stück für eben jene genannten Verfolgungsjagden oder einen schnellen, bewegungsreichen Kampf.

21 – Iron Man battles the Drones

Actionreich geht es weiter. Mit 8 Minuten ist das Stück vor allem so lange, dass es, ohne zu nerven, gut im Hintergrund zu einer langen Kampfszene laufen kann. Die Tempiwechsel sind beim ersten Hören irritierend, erzeugen aber ein rundes Gesamtbild. Das Stück gehört zu meinen Lieblingen, wird aber am besten dort eingesetzt, wenn klar ist, dass die Charaktere die Oberhand gewinnen.

22 – Ivan’s Demise / The Kiss

Wirre, bizarre Klänge sorgen am Anfang des Stücks dafür, dass der Hörer den Eindruck hat, dass etwas, vorzugsweise eine Bedrohung, nun wirklich sauer wurde. Aber das lässt die Charaktere nicht zurückschrecken. Sie beißen die Zähne zusammen und wenden sich dem Übel zu, um es endgültig und für alle Zeiten zu besiegen. Am Ende besiegen sie es und erfahren, dass es ein schreckliches Geheimnis gab, an dessen Entstehung sie nicht ganz unbeteiligt waren. Aber hey, sie sind Helden. Oder?

23 – Thor

Mit 39 Sekunden ist dieses Stück nicht zu gebrauchen, ist aber ein netter Tusch für z.B. das Öffnen eines gewaltigen Tores mit unbekanntem Dahinter.

24 – I am Iron Man

Hier finden wir ein schönes heroisches Grundthema, was am Ende einer siegreichen bestandenen Herausforderung benutzt werden kann. Die Helden steigen aus der Gruft, haben die Prinzessin vor dem untoten Fürsten gerettet und erblicken das erste Mal seit Tagen das Sonnenlicht.

25 – Make Way for Tomorrow today

Wieder eine Hommage an die Musical-Filme, aber auch angelehnt an Disneys „There’s a Great Big Beautiful Tomorrow“ im Carousel of Progress. Ich habe keine Ahnung, wo ich es wie einsetzen würde, aber es ist nett!

Emotionalität

Der Score zum ersten Teil dümpelte in vielen Stücken in der Belanglosigkeit daher, spektakuläre Momente fehlten, auch wenn es ein guter Soundtrack war. Debney schafft den schweren Schritt, die Stimmung eines Stücks zu erhalten und dabei dennoch Tempo und eingesetzte Instrumente zu wechseln. Die beiden Hommagen bringen ein Lächeln auf mein Gesicht. Grundtenor ist eine übermächtige Bedrohung. Heroische Klänge, sind, wenn auch vorhanden, nicht dominant. Ich empfinde die Führungsmelodien vieler Stücke als eingängig und sie erreichen mich gut, reißen mich mit.

Verwendbarkeit

Ein großes Manko sind die vielen Stücke von nicht besonders andauernder Länge. Dadurch wird viel Potential vergeben und sie eignen sich allemal als Betonung eines besonderen Momentes.  Jedes der Stücke, das jedoch eine Länge von mehr als zwei Minuten aufweist, gehört zu meinem festen Repertoire in Rollenspielrunden mit zeitgenössischen oder futuristischen Settings. Im Gegensatz zum Score zum dritten Teil, auf den ich noch eingehen werde, fehlt dankenswerterweise eine sich ewig und immer wiederholende Führungsmelodie, die den Score zu charakteristisch macht.

Preis-/Leistungsverhältnis

Machen wir uns nichts vor – in Zeiten der Digitalisierung und von Cloud-Diensten bin ich nicht bereit, 20 EUR für eine CD auszugeben. Ich rate daher zum Kauf der MP3-Variante. Der Score ist gut genug, um benutzt zu werden, aber kein absoluter Muss-Besitz.

Interessant ist aber an der Stelle zu wissen, dass Amazon mittlerweile den sogenannten AutoRip anbietet. Kauft man eine CD bei Amazon, erhält man die MP3 kostenlos dazu.

Bonus/Downloadcontent

Uns ist kein kostenloser Content bekannt.

Fazit

John Debney hat auf jeden Fall einen besseren Score als sein Vorgänger zum ersten Teil erstellt. Mehr Highlights, mehr verwendbares Material, welches den Hörer mitreißt. Vor allem gefallen mir die beiden Stücke, die an die 40er Jahre angelehnt sind.

Der Film geht den Weg zwischen abstrusem Humor und düsterer bedrohlicher Action, der Transport dieser Stimmung gelingt dem Score sehr gut.

Im Tischrollenspiel werden vor allem die längeren Titel Verwendung finden, die bis auf zwei Ausnahmen vor allem in aktionistischen Szenen glänzen.

Ein Manko sind die stellenweise sehr kurzen Stücke, oft unter zwei Minuten, die maximal für die Betonung eines bestimmten Momentes in einer Szene genutzt werden können.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich alle längeren Stücke im festen Repertoire habe und sie immer wieder gerne nutze.

Daumen4Maennlich

Artikelbild: Paramount Pictures , Marvel Studios

 

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