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Jeder, der sich einmal in Internetforen zum Thema Rollenspiel herumgetrieben hat, wird es festgestellt haben: Rollenspiel ist nicht nur EIN Hobby, sondern ein Sammelbegriff für so viele Hobbys, wie es Rollenspieler gibt. Jeder Einzelne wird andere Antworten finden auf die Fragen wie, wo und warum er spielt. Die Kunst, Spaß am Rollenspiel zu haben besteht nun darin, Mitspieler zu finden, deren Ansichten sich mit den eigenen möglichst decken. Nichts ist per se gut oder schlecht. Vielmehr ist es unsere eigene Sichtweise, die uns bestimmte Spielweisen gut oder schlecht erscheinen lässt.

Besonders unter den sozialen Gesichtspunkten des Rollenspiels und vor allem des LARPs ist es daher möglich dank Immersion und dem daraus entstehendem Bleed gezielt die Teilnehmer emotionale Erfahrungen machen zu lassen. In leichter Form ist uns das sicher allen schon einmal begegnet. Der Adrenalinausstoß in einem hitzigen Gefecht, das leichte Gruseln bei einer besonders schaurigen Szene … Im Grunde ist das ja einer der häufigsten Gründe für Rollenspiel. Das „Erleben“ von Abenteuern und Außergewöhnlichem.

Gerade Bleed führt dann aber auch dazu, dass einige Rollenspieler weitergehen wollen. Ganz bewusst wollen sie nicht nur die typischen Abenteuer erleben, sondern sich in die Grenzgebiete der menschlichen Psyche begeben. Sie wollen ihre Grenzen ausloten. Sie wollen Bleed bewusst nutzen, um Erfahrungen zu machen, die sie sonst in der Realität wohl nie machen würden. Und das (meist) zum Glück!

Vielleicht ist es Forscherdrang, in Bezug auf soziales Verhalten, oder auch nur das Bedürfnis, mehr über sich selbst herauszufinden. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau, aber ich weiß: Ich bin einer von ihnen.

Von Misshandlung, eigenen Grenzen und Verantwortung …

An Silvester des letzten Jahres nahm ich an einem solchen LARP teil, das mich an meine eigenen psychischen Grenzen führte. Sehr gezielt wurde dort quasi pausenlos Druck auf meinen Charakter ausgeübt, und mittels Bleed übertrug sich einiges davon auf mich selbst.

Ich habe durch diese Con sehr viel über mich gelernt und es war eine umwerfende Erfahrung. Was das Ganze besonders machte, war die Tatsache, dass es in einem kontrollierten Umfeld geschah. Es gab jederzeit geschultes und erfahrenes Aufsichtspersonal sowie auch immer die sichere Möglichkeit, zu jedem Zeitpunkt kurz- oder auch längerfristig aus dem Spiel auszusteigen, sollte es einem Teilnehmer zu viel werden.

Diese kontrollierte Umgebung ist das Wichtigste, was solch eine gezielte Grenzerfahrung ausmachen sollte: Die Sicherheit, dass das Risiko, dass der Spieler eingeht, nicht uneingeschränkt ist, sondern abschätzbar. Er muss sich darauf verlassen können, dass die Orga verantwortungsvoll mit ihm umgehen wird. Gleichzeitig entbindet das den Teilnehmer selbstverständlich nicht von der Eigenverantwortung, die er trägt. Man sollte sich eingestehen können und wissen, wann die eigenen Grenzen erreicht sind und man sich, der Gesundheit zu Liebe, aus dem Spiel nehmen sollte. Die Orga wiederum sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Teilnehmer nicht immer eine korrekte Einschätzung ihrer Belastungsgrenzen geben können und die Orga daher ihre Überwachungsfunktion umso stärker wahrnehmen muss.

Exakt diese Überlegung jedoch ist es, die mich zu dem Gedanken führt, dass bestimmte Grenzerfahrungen einfach überhaupt nicht gemacht werden sollten. Niemand sollte unter Nahrungsentzug leiden oder verschiedene Foltermethoden über sich ergehen lassen. Viel zu hoch ist hier die Wahrscheinlichkeit, dass bleibende Schäden davon getragen werden. Körperliche Misshandlung definiert das deutsche Recht als „jede üble unangemessene Behandlung […], die entweder das körperliche Wohlbefinden oder die körperliche Unversehrtheit nicht nur unerheblich beeinträchtigt.“ (§ 223 StGB)

Ich denke, der Knackpunkt ist hier das Wort „unerheblich“, das jeder für sich anders definiert. Dass es allerdings nicht mehr unerheblicher Schaden sein kann, jemanden Methoden zu unterziehen, welche dafür entwickelt wurden, Informationen oder Geständnisse –  ja, selbst tiefste Geheimnisse – zu entlocken, sollte offensichtlich sein.

Wir bewegen uns hier auf einer Ebene, in der nur speziell darauf trainierte Leute ihre Reaktionen bzw. die Auswirkungen auf ihren Körper und/oder ihre Psyche abschätzen können; was Ottonormal-LARPer nicht können, selbst wenn sie es meinen.

In unserer Gesellschaft halten wir Menschen möglichst von Situationen fern, in denen sie sich selbst Schaden zufügen können, wenn sie nicht in der Lage sind, diese Gefahr selbst abzuschätzen. Genau dafür wurden Waffen- und Führerscheine eingeführt.

Versteht mich nicht falsch. Ich fordere keine weiteren Scheine oder andere bürokratische Barrieren, um eine Tauglichkeit zu bescheinigen, LARPs zu veranstalten oder gar zu besuchen. Ich fordere vielmehr, dass der gesunde Menschenverstand genutzt wird und solche wirklich stark gesundheitsgefährdenden Elemente nicht eingebaut werden sollen.

… über Risikobereitschaft und –bewusstsein …

Im BDSM gibt es zwei große Hauptströmungen, welche Praktiken angewendet werden sollten und welche nicht. Hierbei unterscheidet man nach SSC (Safe Sane Consensual) sowie RACK (Risk Awarenes Consensual Kink). Bei SSC werden demnach Praktiken genutzt, die sicher sind (safe), vernünftig (sane) und im beiderseitigen Einverständnis ausgemacht werden (consensual). RACK wiederum baut darauf, dass alles gemacht werden kann, was beiden Seiten Spaß macht (Consensual Kink), unabhängig von der dahinterliegenden Gefahr, solange sich alle Beteiligten dieser Gefahr vollkommen bewusst sind (Risk Awareness). Überträgt man diese Bewertungskriterien nun ins LARP, scheint die Sache einfach zu sein: Wenn alle wissen, worauf sie sich einlassen, sollen sie es doch einfach tun.

Doch genau da liegt bei solchen extremen Grenzerfahrungen der Fehler. Die Beteiligten können nur in den seltensten Fällen das Risiko einschätzen, und damit fällt bereits eines der beiden Hauptkriterien für RACK weg. Unter SSC fallen diese Elemente auch raus, da sie weder vernünftig noch wirklich sicher sein können. Schlussendlich bleibt also nach beiden Betrachtungsweisen nur übrig, solche Elemente nicht in das Spiel einzubauen, da das Risiko einfach zu groß ist.

… zu Alternativen und Vertrauen

Viel eher sollte die Orga sich überlegen, welches Ziel sie erreichen will. Welche Überlegungen sollen in den Teilnehmern geweckt werden? Welche Erfahrungen sollen sie von dem LARP mitnehmen? Und wenn sie dieses Ziel herausgearbeitet haben, stellt sich die Frage, mit welchen Mitteln dies erreicht werden soll. Besonders, da wir uns in den besagten Grenzgebieten befinden, ist hier Fingerspitzengefühl gefragt.

Aber: Better safe than sorry. Fehler sind in diesem Gebiet weitaus schmerzhafter und nachhaltiger als bei „normalen“ LARPs. Interessierte Spieler sollten vor allen Dingen zwei Aspekte besonders stark und vor allem ehrlich betrachten: Wie gut kenne ich mich selbst und meine Grenzen? Sowie: Vertraue ich der Orga und ihren Werkzeugen (NSCs)?

Wenn jedoch alles richtig gemacht wird, kann solch eine Grenzerfahrung etwas unglaublich Tolles sein; etwas, was den Blick auf die Welt und das eigene Selbst verändert. Erkenntnisse wiederum sind, liegt an jedem selbst.

Artikelbild: ugaldew  auf sxc.hu

 

10 Kommentare

  1. Interessanter Artikel. Ich war mal auf einem Larp, wo eine Gruppe Räuber ohne vorherige Absprache eine Spielerin überfielen und eine Vergewaltigung ausspielten. Habe erst nachher von der SL davon erfahren. Wer sowas macht oder „cool“ findet, gehört in meinen Augen von allen LARPS weltweit ausgeschlossen. Abgesehen davon hat die Spielerin sie nachher wegen des traumatischen Erlebnisses verklagt. Richtig so!

    • Ich bin selbst Larperin und seit ich das gelesen habe, ist mir schlecht. Wenn das stimmt, sind das unfassbar grausame Menschen! Das arme Mädchen und die arme Orga, die mit einer solchen Situation dann klarkommen muss. Ich warte nur auf den Idiot, der hier gleich sowas postet wie „Ist doch klar. Räuber. Das gehört zur Rolle.“ Wehe!

  2. Es ist auch echt fragwürdig, womit sich die ehemalige Aachener Vampire-Larp-Szene so brüstet. Musste mal einem von denen einen Abend lang zuhören: Angefangen von unangemeldeten Exekutionen vor Kirchen (führte angeblich zu Polizeieinsatz), nächtlichen Einbrüchen in die Universität für die „coole Location“ bis hin zur Entführung im Kofferraum eines Autos einer unbeteiligten Passantin (abgeblich ne Verwechslung) … und der Typ hat beim erzählen noch stolz gegrinst. Da wird mir einfach kotzübel

    • Offenbar haben einige Leute einfach überhaupt kein Gespür dafür, wie sie dieses schöne Hobby in Verruf bringen. Bedauerlich.

    • Fand ich auch! Hab ich dem Typen auch so gesagt. Antwort: „Wieso? War halt krass aber schon cool irgendwie. Geile Geschichte die man erzählen kann.“ Was ein Idiot.

  3. BDSM hat nix, aber auch gar nix mit LARP zu tun. Beim LARP erlebt man ein Abenteuer, aber ohne vorherige Absprache. Beim BDSM weiß der Handelnde was der „Spieler“ mag oder nicht!

  4. Ich habe mir den Artikel jetzt einige Male durchgelesen. Ich sehe mich selber als mündigen Menschen und wenn ich selber entscheide ein extremeres LARP zu gehen, dann weiss ich was ich tue. Extrem ist hier auch ein sehr ambivalenter Begriff. Ich bevorzuge ein intensives Spiel. Und die Vergleiche mit dem BDSM sind für mich unangebracht. Im LARP will ich weder jemanden beherrschen noch weh tun. Genauso wenig will ich von jemanden beherrscht werden oder das man mir weh tut. Sicherheit ist wichtig. Aber das LARP hat dafür das ‚STOP‘ erfunden. Im Sinne der Eigenverantwortung ist jeder Spieler verpflichtet es auch zu nutzen. Eine SL/Orga muss nur in Außnahmefällen eingreifen. Bei einigen Kommentaren sehe ich Straftaten bzw. Ordnungswidrigkeiten im Sinne der deutschen Gesetzgebung. So what! Dafür gibt es die Polizei und die Gerichte. Nutzt sie in solchen Fällen.

  5. Kurz zu den ‚Horror‘-Geschichten unter den ersten Posts (was an diesem Punkt überhaupt nicht heißt, dass ich — zu meinem großen Entsetzten – sie nicht glaube):
    Ich denke, wir alle kennen, leider, solche Geschichten aus im Zusammenhang mit LARP, im weniger krassen oder krasseren Maße. Viele davon sind – so hoffe ich immer noch – Urban Legends, andere offensichtlich doch wahr. Was ihr dort berichtet, ist aber, das darf man nicht vergessen, das abnorme Extrem, Ausfälle, die NIEMALS hätten passieren dürfen und sollen, und die in keinster Weise toleriert werden können.
    In diesem Zusammenhang gibt es aber in jedem Hobby ‚Ausfälle‘ und Menschen, die offenbar keinerlei Grenzen, nicht einmal die des Gesetztes, wie MArkus richtig angemerkt hat, kennen. Um dererlei Grenzüberschreitungen geht es in diesem Artikel meiner Auffassung nach aber nur sehr am Rande.

    Viel Interessanter sind eben genau die Grenz-Fälle (nicht die klaren Grenzüberschreitungen), obwohl selbst bei letzterem soo einfach die Einteilung im konkreten Einzelfall eben nicht ist.
    Hier kommt das Vokabular des BDSM ins Spiel – nicht so sehr als direkter Vergleich (!! Schade, dass die nächste Hälfte der Kommentare sich darauf so arg stürzt…ist befürchte ich auch ein bissl ein antrainierter Schutzmechanismus der LARPer, bei bestimmten Stichwörtern gleich ‚Alaaarm‘ zu schreien… neben Satanismus und gehören da sicherlich ’sexuelle Rollenspiele‘ auch ganz groß dazu ^^) mit LARP ist es in diesem Fall wichtig.
    Vielmehr geht es um die Auseinandersetzung mit Grenzen beim ‚Miteinander‘ zweier erwachsener, selbstbestimmter Menschen, die – erst einmal zu ihrem persönlichen Vergnügen – miteinander ‚Dinge‘ tun, dabei ggf in andere Rollen schlüpfen und….Grenzen austesten. Und teilweise geht das deutlich über das Maß hinaus, was — grundsätzlich gut und richtig, zur allgemeinen Sicherheit aller — vom Gesetz her ‚erlaubt‘ ist, oder zumindest in Grauzonen hinein, die gerade durch den Aspekt des ‚beiderseitigen Einverständnisses‘ eben durchaus mal größer sein können, und vor allem bei unterschiedlichen Menschen VÖLLIG anders ausgeprägt.

    @Schattenjäger — sorry, aber das ist schlicht nicht wahr, bzw. überhaupt nicht der klare Unterschied zwischen LARP und dieser speziellen sexuellen ‚Spielart‘. Weder weiß beim BDSM der Partner immer, was der andere tut (wer kann schon Gedanken lesen? – und siehe der Unterscheidung gibt es SEHR unterschiedliche ‚Ansätze‘ da), noch weiß man im LARP mit nichten zu keinem Zeitpunkt, was auf einen Zukommt! IM Gegenteil, darum geht es doch gerade (auch): Erwachsene, verantwortliche (und selbstverantwortliche) Menschen reflektieren im VORFELD sowohl ihre eigenen Grenzen (no goes vor allem) und – soweit möglich, vor allem als SL, die ich diese Situationen erschaffe/forciere – auch mögliche Grenzfälle, und kommunizieren im Zweifelsfall mit ihrem Gegenüber (NSCs..anderen Spielern… SLs) darüber!

    Deshalb finde ich zum ersten die Erwähnung von BDSM im Zusammenhang mit dieser Diskussion überhaupt nicht unpassend oder gar unangebracht, sondern im Gegenteil gerade die zwei ‚Ansatz‘-Begriffe super hilfreich einem Phänomen einen Namen zu geben, über das ich mir schon eine weile Gedanken mache, das ich aber nie so ‚klar‘ greifen konnte.

    Ich spiele in einer LARP-Gruppe bzw. Kampagne, in der sehr SEHR intensives, teilweise düsteres und hartes Charakterspiel betrieben wird, das durchaus in einigen Fällen an Grenzen geht und aus Sicht vieler Larper wahrscheinlich, nein sicher, darüber hinaus. Selbst innerhalb der Kampagne gibt es da große Unterschiede bei den Leuten, wo genau diese Grenzen sind, ABER: WEIL das Spiel ist wie es ist, haben sich auch ein viel größerer Anteil intensive Gedanken zu dem Thema gemacht, wo eben ihre persönlichen Grenzen liegen, oder aber – im größeren dann – wo die Grenzen der jeweiligen Gruppe (innerhalb der großen Kampagne) liegen.

    Ein konkretes Beispiel ist z.B. sexuelle Gewalt. ‚Normalerweise‘ auf Cons, so war ich es lange Jahre gewöhnt, ist das ein Thema, das allgemein eher als ‚ungeschriebenes Tabu‘ gilt. Man thematisiert es wenn nur gaaanz am RAnde, bespielt es am besten einfach nicht, schon gar nicht ‚öffentlich‘ (im dem Sinne, dass man nicht genau weiß, wer bei einer Szene anwesend ist) und überhaupt gar nie nicht ohne sicher zu wissen, dass es für die Beteiligten ‚Darsteller‘ – letztlich aber auch eventuelle ‚Beobachter‘, ok ist. Da man das letztlich nie ganz sicher wissen kann, lässt mans halt eher.

    – Ein guter Teil unserer Kampagne sieht das auch so: einfach lassen!
    – Dann gibt es Leute, die (wie die Orga/SL auch, in der ich bin) sagen: wir mache es nicht zum Plot-Gegenstand, aber wenn es ein Spieler thematisiert (über Charaktergeschichte) oder gar an-(nicht aus!!!) spielen will, soll er zu uns kommen, drüber sprechen, uns vorwarnen — damit wir ggf sagen können: NEIN (weil wir gewisse Hintergründe bei unseren Spielern kennen) oder ’nur so und so weit, nur da und da, in Answesenheit von dem NICHT‘.
    – und dann gibt es einen Teil, die thematisieren es, weil es für sie dazu gehört, zu – z.B. – einem ’stimmigen‘ (ja, krassen, harten..düsteren) Kriegsszenario. Diese Leute haben sich dafür aber bewusst entschieden,

    In meinem direkten Larp-Umfeld, das wurde mir beim lesen klar, gibt es nämlich sowohl Spieler,

  6. …da ist mir doch fast der Browser verreckt, bevor ich den obigen Text noch einmal durchlesen und beenden konnte!
    GOTT SEIN DANK konnte ich ihn noch schnell ’senden‘ ^^

    Der Übergang vom letzten 3er-Spiegelstrich-Punkt zum dann oben folgenden dort letzten Satz ist eigentlich folgender:

    Letztlich, so kann man sagen (und da sind wir bei dem BDSM-Vokabular angelangt) gibt es somit bei den Spielern in unserer Kampagne Leute, die nach dem SSC-Prinzip (Gruppe 2) spielen, aber auch Leute, die nach dem RACK-Prinzip spielen (Gruppe 3) und beide Parteien spielen das selbe ‚Spiel‘, das — aus wieder anderer LARPer Sicht (siehe Gruppe 1) – an sich schon ggf eine Grenzüberschreitung darstellt.

    Fakt ist: Damit sind gewisse Konflikte vorprogrammiert, und ja, die gibt und gab es innerhalb der Kampagne schon und wird sie wohl auch – leider – immer geben, wobei durch die oben erwähnte hohe Relfexions-Rate diese Konflikte zumindest bei den langjährigen Spielern geklärt (wenn auch nicht ‚aus der Welt geschafft!‘) werden konnten.
    Aber Fakt ist auch: Wir alle haben uns dafür entschieden, in dieser Kampagne zu spielen, und dort wiederum die zusätzliche Möglichkeit, eine Gruppe zu wählen, die bei diesen ‚heilen‘ Themen (auch Folter gehört dazu, aber auch intensives ‚Beziehungsspiel‘ a la ‚Liebe‘ (Verlieben, Ehe) und Hass (Feindschaften, Intrigen, Manipulation, etc.), oder schwierige weil im Realleben potentiell traumatische oder sehr schmerzliche Themen wie Fehlgeburten, (Selbst-)Mord, etc) soweit wie möglich auf unserer eigenen ‚Linie‘ liegt.

    Tatsache ist, dass niemand zu jedem Zeitpunkt sicher sagen kann, wo genau die Grenzen des Gegenüber liegen. Nur weil man drüber geredet hat, muss man sie noch lange nicht kennen, denn nicht jeder Spieler erzählt mir, wo seine Grenzen liegen, weil er entweder nicht weiß — oder es nicht will.
    Aber gerade die ‚krassen‘, die intensiven, und ja auch die schmerzlichen (genauso wie natürlich schönen!) Momente im Larp sind es für mich persönlich, und in dieser Kampagne, die den Reiz für mich ausmachen, das Besondere, das Einzigartige, eben das Grenzgängige und ja – – ggf auch mal Grenzüberschreitende. WEIL es am Ende immer noch Spiel ist und bleibt, auch wenn es sich zwischen durch tatsächlich ab und zu kaum mehr so anfühlt, im guten wie im schlechten.

  7. […] In die­sem Falle ist vor allem Bleed-Out, also das „Aus­blu­ten“ von den im Spiel gemach­ten Erfah­run­gen des Cha­rak­ters in die Gefühls­welt des Spie­lers aus­schlag­ge­bend. (Mehr hierzu: ) Doch die LARP-Welt ist nur auf den ers­ten Blick siche­res Ter­rain, denn in solch emo­tio­nal bri­san­ten Situa­tio­nen trägt jeder Teil­neh­mer nicht nur für sich selbst, son­dern auch für seine Mit­spie­ler die Ver­ant­wor­tung. […]

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