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Ich bin ein Drakerz! In meinen Träumen erschaffe ich mächtige Drachen, um mich mit ihnen durch die Arenen der Welt Oniris zu kämpfen …“

So in etwa stellt sich peoleo entertainment, die Firma hinter Drakerz Confrontation, das vor. Auch wenn es im ersten Moment verstärkt nach Pokémon klingt, habe ich es gewagt und mich an das Experiment Karten am PC zu spielen herangewagt.

Drako
Drako

Drakerz ist ein Augmented Reality –Spiel, das heißt, dass echte Objekte auf der Tischplatte – in diesem Fall Karten – von der Webcam aufgenommen und in Echtzeit „aufgewertet“ werden. Für Drakerz bedeutet das, dass zwei Drachen in einer Arena gegeneinander antreten bis einer von beiden keine Lebenspunkte mehr hat.

Wie man es auch von TCG wie Magic, Yu-Gi-Oh! & Co kennt, hat man viele Möglichkeiten seine Drachen aufzurüsten, zu verbessern oder auch direkt in den Kampf einzugreifen.

Vorneweg: Drakerz ist eine Freemium-Spiel. Das heißt, man muss kein Geld investieren, um es zu spielen, aber eigentlich kommt man kaum drum herum. Eines der sechs vorsortierten Startdecks mit 40 Karten und einem Premium-Drachen kostet 10 EUR – ein Booster mit neun zufälligen Karten 5 EUR.

Kostenlos stehen dem Spieler drei der sechs Drachen als Free-Variante zur Seite. Diese sind geringfügig in ihren Fähigkeiten eingeschränkt und haben nur wenige gute Karten zur Verfügung.

Kurz gesagt: Reinschauen ist kostenlos und macht Spaß. Bei Onlineduellen ist man aber schnell hoffnungslos unterlegen, wenn der Gegner nicht auch „nur“ mit kostenlosen Karten spielt.

Der Hintergrund

Drakerz basiert lose auf der aztekischen Welt Oniris. In dieser sind die Träume der Menschen noch lebendig und als „Drakerz“ erträumen die Spieler (mit technischer Hilfe) mächtige Kreaturen, um mit diesen gegeneinander antreten zu können.

Diese Hintergrundgeschichte ist bestenfalls geeignet, um den Spieler im Story-Modus von einem Duell zum anderen zu begleiten. Insgesamt ist sie aber eher flach und läuft nebenher. Wirklich als Teil der Welt fühlt man sich als Spieler eher nicht.

Der Anfang

Um Drakerz spielen zu können, benötigt man grundsätzlich nur einen Internetzugang. Strenggenommen ist weder eine Webcam erforderlich, noch die Erstellung eines Accounts nötig, auch wenn dies empfehlenswert ist.

Nach dem Herunterladen der Installationsdatei (9 MB) und der folgenden Installation (1.500 MB) steht das Spiel schon zur Verfügung. Wenn man nicht nur zu zweit spielen möchte, sondern auch gegen den Computer, kann man sich noch die Mühe machen und das kostenlose „Free“-Kartendeck ausdrucken (5 DinA4-Seiten, farbig).

Im Anschluss stehen dem Spieler drei Free-Drakos zur Verfügung mit denen er erst einmal starten kann:

  • Felis – ein Greif, der sich stetig selber heilt.
  • Gorok – ein Gorilla, der Extraschaden austeilt.
  • Meleon – ein Reptil, welches besonders schnell Karten nachzieht.

 

Alle erspielten Errungenschaften bleiben erhalten, auch wenn man später auf Premium umsteigt.

Das Spiel spielt sich übrigens auch ohne Webcam wunderbar, teilweise sind die Bewegungen sogar wesentlich feinfühliger mit der Maus einzustellen. Die typische eingebaute Laptop-Kamera kann man übrigens nicht verwenden, da sie sich meist nicht auf die Tischplatte ausrichten lässt.

Das Spiel

Drakerz kennt drei grundsätzliche Spielmodi: Virtuelle Karten, reelle Karten und das Offline-Duell.

Ob reelle oder virtuelle Karten – das macht keinen großen Unterschied, abgesehen davon, dass natürlich nur erstere wirklich Augmented Reality sind. Beim Offline-Duell ohne Account spielt man zu zweit vor einem Rechner mit der Webcam, verzichtet aber auf Verbesserungen oder Deckbuilding. Letzteres braucht man auch nicht, da es hier keine programmtechnische Kontrolle über das Deck gibt, man kann also auch jede kopierte Karte vor die Kamera halten.

Blick ins Spiel
Blick ins Spiel

Im Online-Modus hat man nach einem recht nett gemachten Tutorial als Spieler – Entschuldigung, es muss natürlich Drakerz heißen – die Möglichkeit gegen menschliche Gegner online zu spielen oder sich dem Story-Modus zuzuwenden. Dieser ist erstens empfehlenswert, um bestimmte Fähigkeiten freizuspielen und Stufen aufzusteigen und zweitens alles andere als einfach. Der Computer spielt wirklich gut und hat erstaunlich oft die passenden Karten auf der Hand. Dafür hat man aber ein richtig gutes Gefühl, wenn man es geschafft hat, den Gegner zu bezwingen und vielleicht sogar die Extra-Aufgabe zu lösen. Für einen Sieg winken Erfahrungspunkte und optische Verbesserungen, für das Erfüllen der Aufgabe (z.B. drei mächtige Attacken ausführen) gibt es dagegen Sonderfertigkeiten, die dem Drachen zugeordnet werden können.

Selbst wer sich nicht mit anderen Spielern messen will, kann mit jedem der sechs Drachen viel Zeit in den Arenen verbringen. Jedes der fünf Kapitel beinhaltet fünf Kämpfe und nach jedem abgeschlossenen Kapitel kann man gegen alle Gegner nochmals antreten, um weitere Boni freizuspielen.

Der Kampf

Die Drakerz-Spielkarten
Die Drakerz-Spielkarten

Alle Details des Kampfes würden die Möglichkeiten dieses Artikels deutlich sprengen, aber Spieler gängiger Trading Card Games wissen, was sich an Massen von Kombinationsmöglichkeiten aus den 175 Karten der ersten Edition ergeben können.

Grundsätzlich unterteilt sich jeder Zug in Karten aufnehmen, Bewegen, Karten spielen, ggf. Ablegen und Schaden austeilen. Gerade die Bewegung macht natürlich ein Augmented-Reality-Spiel interessant, denn über meine echte Karte bestimme ich, wo sich mein Drako im Rund hinbewegt und ob er den Gegner rammt, in der Flanke erwischt oder ob er sich zurückzieht, um lieber Mana-Kugeln aufzusammeln.

Jede Bewegung kostet Mana und so ist das Ressourcenmanagement eine der größten Herausforderung im Spiel. Auch wenn der Manastrom stetig kommt, muss man schauen, wie man es schafft, geschickt die Manakugeln aufzusammeln, die in der Arena entstehen, gleichzeitig aber möglichst wenig Mana zu verbrauchen und trotzdem in eine günstige Position zu kommen. Glücklicherweise hat man, wenn man nicht im Online-Duell ist, unbegrenzt Zeit zur Planung.

Natürlich gibt es verschiedene Ausrüstungsslots (Nahkampf, Wut-Attacke, Rüstung & Taktik), unterschiedliche Schadensarten, Unterbrechungszauber oder direkte Angriffe. Alles was das Herz des Deckbuilding-Spezialisten so begehrt!

Highlight eines jedes Duells aber sind die Fury-Attacks – also die Wut-Attacken. Jeder Drache baut im Laufe der Zeit durch Aktionen oder erlittenen Schaden Wut auf, die er durch bestimmte Karten ausspielen kann. Eine solche Attacke macht schnell mal zwischen 400 und 1.000 Punkten Schaden, bei durchschnittlich 2.000 Lebenspunkten also schon richtig viel. Und selbstverständlich darf auch nicht die passende Animation fehlen, diese variiert je nach Drako.

Handbuch der Spielermotivation

Wenn man schon das eine oder andere Computerspiel gespielt hat, weiß man wie Spieledesigner Spieler dazu motivieren wollen, möglichst lange am Ball zu bleiben. Dieser Theorie folgend müssen die Macher von Drakerz wohl das „Handbuch der Spielermotivation“ gefressen haben: So ziemlich kein gängiges Konzept wurde ausgelassen!

So kann der Spieler seinen Drachen optisch an insgesamt 16 Körperstellen in 10 Farben und 10 Ausprägungen aufwerten (z.b. Mähne geflochten in Rot). Bringt alles nichts im Kampf, sieht aber gut aus. Des Weiteren lassen sich Sonderfertigkeiten freispielen oder auch Titel für den Drachen und seinen Reiter. Letztere erhält man über typische Achievements wie „Tutorial geschafft“, „100 Gorok besiegt“, „50 Freunde“ und so weiter. Und auch der Drache erhält Erfahrungspunkte, um besser zu werden und bestimmte Karten freizuschalten. Dass es dazu ein ausgefeiltes Ranking- und Ligen-System gibt, ist wohl selbstverständlich.

Insgesamt funktioniert die Mischung erstaunlich gut und motiviert auch wirklich dazu, immer noch ein Duell zu spielen. Dass sich schnell auch der Wunsch nach neuen und besseren Karten einstellt – wen wundert es.

Und die Kosten?

Unser Testmaterial
Unser Testmaterial

Als Testexemplar standen mir zwei Starterdecks im Gesamtwert von zusammen 20€ zur Verfügung. Dafür erhält man zwei Premiumdrachen und schon mal 80 Karten aus denen man sein 40 Karten starkes Deck zusammenbastelt. Und wenn man ganz ehrlich ist, nur ein Starter ganz ohne weitere Decks oder Booster macht kaum Sinn, denn die Premiumdecks und virtuelle „Free“-Decks lassen sich nicht mischen, so dass man keine Decks verändern kann, was aber wichtig ist, da die vorgenerierten Decks keinen Fokus auf einen bestimmten Aspekt haben.

Bis 2014 wird man über die Homepage von Drakerz.com keine Karten aus Deutschland bestellen können. Über französische Onlineshops ist das was anderes. So bleibt viel Zeit darüber nachzugrübeln, wie weit man mit den wenigen Karten kommen kann. Experimentieren kann man damit zu mindestens schon mal sehr gut, da alle Kartentypen ausreichend vorhanden sind und auch beileibe nicht nur aus „schwachen“ Karten bestehen.

Downloadcontent

Hier nochmal zusammengefasst die wichtigsten Links:

 

Bewertung & Zukunftmusik

Eine wirkliche Bewertung lässt sich natürlich schlecht für ein Spiel abgeben, dass erst im kommenden Jahr in Deutschland erscheint. Noch schwieriger sind TCG generell, da man nie weiß, wie sie sich entwickeln werden. Eine Prognose wage ich aber trotzdem:

Nach ca. vier Wochen Spielzeit, vielen Computerduellen, einiges an Deckbuildung und sogar ein paar Online-Duellen gegen sehr freundliche und hilfsbereite Franzosen, muss ich sagen, dass das Spiel Potenzial hat. Sicherlich wird die Unterstützung von echten Karten durch den Computer ein tolles und neues Spielgefühl beinhalten, denn wann konnte man schon so schön gegen Menschen auf dem ganzen Erdball antreten.

Wermutstropfen bleibt natürlich das Kaufsystem. Sicherlich kann man mit geringem Investment schon recht weit kommen, aber wie bei allen TCGs gilt auch für Drakerz, dass Spieler ohne monetäre Schmerzgrenze schnell Hammerdecks aufbauen können. Das Ganze wird etwas gemildert, da das Balancing zwischen Machtstufe und Manakosten recht gut gelungen ist, bleibt aber ein definitiver Faktor.

Wer einfach mal reinschauen möchte, dem empfehle ich, einfach das Free-Kartenset auszuprobieren, bevor man Geld ausgibt. Man sollte aber wissen, dass sich das Gefühl der Karten-Kontrolle massiv ändert, wenn man erstmals ein eigenes Deck aufbaut.

Derzeit sind die Karten und die Homepage nur in Französisch verfügbar, das Spiel ist aber vollständig übersetzt und im Forum kommt man mit Englisch gut über die Runden.

Drakerz Confrontation wird laut Benoit Coupez, einem der Macher, 2014 in Deutschland erhältlich sein und zumindest die Karten und die Homepage werden ins Englische übersetzt. Aber auch jetzt schon ist Drakerz voll entwickelt und keine Beta mehr.

P.S.: Der Autor freut sich auf Testduelle unter dem Accountnamen „Deep_Impact“.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Drakerz.com, peoleo entertainment

 

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