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Was für ein Empfang! Die Hauptstadt bereitete den geladenen Schauspielern und den Verantwortlichen des Filmteams eine standesgemäße Begrüßung. Unzählige Fans jubelten am roten Teppich des Sony Centers am Potsdamer Platz. Die ganze Szenerie wurde vom dröhnenden Soundtrack begleitet und selbst das Wetter zeigte sich zur Deutschlandpremiere von Thor – The Dark Kingdom von seiner stürmischen Seite.

Als die ersten Blätter von den frei stehenden Moderationstischen flogen, war es so weit, Chris Hemsworth erschien. Tatsächlich gab es zeitlich zur Ankunft des Donnergott-Darstellers einen kleinen Wetterumschwung. Ohne die wirbelnden Windböen fiel es auch den Stars leichter, das Spektakel auf dem roten Teppich zu genießen. Die anschließende Filmpremiere sollte zeigen, ob das neuste Leinwandabenteuer aus der Marvel/Disney-Schmiede an den Erfolg von The Avengers anknüpfen konnte.

Das Team auf dem roten Teppich
Das Team auf dem roten Teppich

Story

Mit einem gewaltigen Donnerschlag kehrt er zurück – der mächtige Thor! Denn nicht nur die Erde, sondern alle Neun Reiche werden von einem dunklen Feind bedroht, ein Gegner, der älter ist als das Universum selbst: Malekith, der Verfluchte! Der unerbittliche Herrscher der dunklen Elfen setzt alles daran, das Universum zu zerstören. Nicht einmal Thors Vater Odin, König von Asgard, vermag es, ihn aufzuhalten. Um Malekith zu besiegen und die Kräfte des Kosmos wieder in Einklang zu bringen, tritt Thor seine gefährlichste Reise an. Diese wird ihn nicht nur mit seiner großen Liebe Jane Foster wieder vereinen, sondern zwingt ihn auch zu einer riskanten Allianz mit seinem hinterlistigen Adoptivbruder Loki.

Diverse Trailer und Pressetexte haben es schon angedeutet. Der zweite Teil der Thor-Saga erzählt – im Gegensatz zum eher gemütlichen Einstiegsabenteuer in der Wüste von New Mexiko – eine epische Geschichte, die nichts Geringeres als das Schicksal der Neun Reiche entscheiden wird.

Nach dem Thor mitsamt seinen Avengers-Kollegen New York vor der Zerstörung retten konnte, gibt es für den Donnergott allerhand zu tun. Zwar ist der ungeliebte Bruder Loki in den Kerker verbannt worden, doch sein Handeln hat Unruhen in allen Neun Reichen ausgelöst. Es liegt an Thor und seinen treuen Kameraden die Lage zu beruhigen. Schwer beschäftigt bleibt also keine Zeit für die nichts ahnende Astrophysikerin Jane Foster. Passenderweise bringt aber genau diese Dame unfreiwillig den Hauptplot ins Rollen. Es dauert nicht lange, da sieht sich Thor mit dem finsteren Malekith und seinen Dunkelelfen konfrontiert.

Malekith, der Verfluchte
Malekith, der Verfluchte

Darsteller

Spannender als der tatsächliche Schlagabtausch mit den gerissenen Dunkelelfen und ihrem Anführer sind die unterschiedlichen Konflikte der Hauptfiguren. Thor (Chris Hemsworth) braucht seinen ungeliebten Halbbruder Loki. Dieser wurde im Grunde erst frisch für die Ewigkeit in den Kerker Asgards verbannt. Diese Zeitspanne ist dann schneller vorbei, als gedacht. Es macht Spaß, dem ungleichen Duo zuzuschauen. Charmant und gerissen stiehlt Loki (Tom Hiddleston) dem draufgängerischen Thor das ein oder andere Mal die Show. Konfliktpotential haben die beiden „Brüder“ reichlich. Vertrauen und Verrat liegen hier eng beieinander, für Spannung ist also in jedem Fall gesorgt.

Zusätzlich wird Thor mit seinem Vater Odin (Anthony Hopkins) konfrontiert. Dem Vater-Sohn Konflikt geht die Wandlung des Königs von Asgard voraus, der sich plötzlich moralisch auf die Stufe des dunklen Widersachers Malekith stellt. Hier verliert der sonst so erhaben gespielte Göttervater etwas von seiner göttlichen Aura.

Auch die Erdenbewohner wissen im kurzweiligen Handlungsspiel zu überzeugen, allen voran Stellan Skarsgård als Dr. Erik Selvig. Der zerstreute Wissenschaftler wird zwar für allerhand Humoreinlagen eingespannt, meistert diese aber souverän und sorgte somit für zahlreiche Lacher der Premierengäste. Mit Witz und Charme können aber auch die restlichen Charaktere wie z.B. Janes Assistentin Darcy Lewis (Kat Dennings) immer wieder zur Auflockerung der Leinwand-Action beitragen.

Wie so oft haben es weibliche Hauptfiguren in actiongeladenen Comic-Verfilmungen nicht einfach. So ist auch das Spiel von Natalie Portman als Thor-Schwarm Jane Foster zwar routiniert, verblasst aber abgesehen von einigen „handfesten“ Szenen schnell in der Erinnerung. Ein ähnliches Schicksal teilt der eigentliche Bösewicht Malekith (Christopher Eccleston), der nicht vermag, aus dem Schatten Lokis zu treten. Dabei wäre gerade vor dem Hintergrund der Dunkelelfen allerhand Platz für die finstere Kunst aus Intrigen, Folter und Verschlagenheit gewesen. Schade. In die Riege der unwichtigen Charakterrollen reihen sich auch abermals Thors Weggefährten ein. Zu mehr als einigen kurzen Sprech- und Actionszenen reicht es für die Truppe nicht.

Angst auf der Erde
Angst auf der Erde

Inszenierung

Lag die Erde im ersten Thor-Film noch im Fokus, reiht sie sich in The Dark Kingdom als beliebiger Teil der Neun Welten ein. Ohne Jane Foster, ihren lustigen Kollegen und das unheilvolle Artefakt der Dunkelelfen hätte man unseren geliebten Planeten auch streichen können. Man merkt, dass der neue Regisseur Alan Taylor zwar durchaus TV-Serien (Game of Thrones) ansprechend inszenieren kann, bei einem Kinoprojekt in diesem Maßstab aber durchaus noch seine Probleme hat. Thor – The Dark Kingdom ist ein bunter Mix geworden. Science-Fiction-Action in Star Wars Manier trifft auf gemütliche Fantasyszenen aus Mittelerde, womit Regisseur Taylor nicht immer punkten kann.

Das Götterreich Asgard wird für den Kinozuschauer ausgebaut und bekommt sogar einige reale Sets spendiert. Als Thor und seine Kameraden den Abend in einer Taverne ausklingen lassen, fühlt man sich unweigerlich an Szenen aus Tischrollenspielen erinnert. Die Inszenierung Asgards findet ihren Höhepunkt in einer Trauerfeier, die mit viel Pathos zelebriert wird.

Freunde des Warhammer 40.000 Universums werden die Dunkelelfen hingegen unweigerlich mit den Dark Eldar in Verbindung bringen. Das düstere Design der futuristischen Alienrasse ist sehr gut gelungen und sorgt für stimmungsvolle Einzelbilder, wenngleich die namenlosen Schergen Malekiths in Auseinandersetzungen meist recht stumpfsinnig agieren.

Thor darf in den zahlreichen Actionszenen beherzt seinen geliebten Hammer Mjolnir schwingen. Überhaupt geht es ordentlich zur Sache. Der Schlagabtausch ist meist angenehm dynamisch, wirkt zuweilen aber auch unübersichtlich. Fast schon zwingend kommt auch Thor – The Dark Kingdom mit 3D-Option ins Kino. Der Effekt bleibt aber unauffällig. Der Soundtrack ist wuchtig, wo er es sein muss, verbleibt aber in der Summe nur im Mittelmaß diverser Genre-Vertreter. Die deutschen Synchronstimmen wissen zu gefallen, in der Originalausgabe ist die Comic-Verfilmung aber schlichtweg stimmiger.

Taylor mag mit seinem Filmdebüt so seine Mühe gehabt haben, das Finale ist allerdings gelungen und wirkt wie eine humorvolle Hommage an das Kultspiel Portal.

Krieg und Zerstörung
Krieg und Zerstörung

Erzählstil

Die Handlung springt rasant und manchmal unglücklich von Schauplatz zu Schauplatz. Ähnlich bunt wird das Geschehen aus unterschiedlichen Blickwinkeln gezeigt, wobei der Donnergott meist im Fokus bleibt. Die Einführung der Dunkelelfen und von deren zerstörerischem Artefakt wird schnell und lieblos zum Start des Films abgewickelt. Fast schon notgedrungen muss Regisseur Taylor im weiteren Verlauf noch König Odin als Geschichtenerzähler einspannen. Tief greifende Handlungsstränge darf man in Thor – The Dark Kingdom allerdings nicht erwarten. Dazu ist der gewählte Stilmix zu wild, die Charaktere zu zahlreich und die Handlungsorte zu sprunghaft.

Bonus

Typisch für Marvel-Filme: Sitzen bleiben lohnt sich. Die erste Bonusszene gibt es nach dem schicken Abspann, die Zweite folgt nach den Credits. Ihr solltet also nicht übereilt das Kino verlassen.

Thor 2 Plakat

Fazit

Thor – The Dark Kingdom ist eine würdige Fortsetzung. Die neuste Comic-Verfilmung steckt nach Iron Man 3 mitten in der zweiten Phase der Marvel-Verfilmungen. Nachdem der Fokus bisher auf der Einführung des Avengers-Ensembles lag, dürften fremde Welten und epische Herausforderungen in Zukunft wohl öfter auf der Leinwand zu sehen sein.

Probleme zeigt der Film in der Inszenierung. Regisseur Alan Taylor hat alle Mühe, die Balance zwischen Action, Humor, Science-Fiction, Fantasy und Schauplatzwechsel zu behalten. Dabei kommt so manche Figur unter die Räder. Aufgefangen wird das Ganze von routinierten Darstellern, die solide ihre Charaktere im Rahmen des Drehbuches verkörpern. Insbesondere Tom Hiddleston als Loki überzeugt erneut und entwickelt sich langsam aber sicher zum Joker der Marvel-Filme.

Der Donnergott scheint mitsamt seinem Hintergrund gereift zu sein. Das neuste Leinwandabenteuer hat Ecken und Kanten, unterhaltsam bleibt es aber allemal. Mit Thor – The Dark Kingdom serviert die Comic-Schmiede grundsolides Popcorn Kino für kleine und große Superhelden.

Daumen4Maennlich

Trailer

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Premierenclip

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Artikelbilder: © 2013 Marvel. All Rights Reserved.
Premierenfoto: © WDSMP/folioscope

 

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