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In unse­rer im August 2013 begon­ne­nen Reihe über die Anwend­bar­keit der Scores der Mar­vel Cine­ma­tic Uni­verse-Filme (MCU) rich­ten wir heute unser Augen­merk auf den Score zu Iron Man 3. Nach  Ramin Dja­wa­di und John Debney wird nun das musikalische Steuer an Brian Tyler vergeben, der auch durch Scores zu Filmen wie The Expendables und The 4th Floor bekannt wurde. Brian Tyler nutzt im Gegensatz zu seinen Vorgängern wenig moderne Instrumente, sondern beruft sich auf klassische Instrumente und Chöre.

Auch die Regie wanderte an jemand anderes. Nicht mehr Jon Fav­reau, sondern Shane Black führte nun die Feder.

Der Film enttäuschte viele Marvel-Fans, war doch die Rolle des Mandarin eine gänzlich andere, als man aus den Comics kannte. Nichtsdestotrotz feierte der Blockbuster hohe kommerzielle Erfolge.

Auch wenn ich die Einbindung von AIM und Extremis begrüßte, ließ mich der Film mit einem unbefriedigten schalen Geschmack im Mund zurück.

Tracks

Der Score hingegen bietet echte Highlights, die ich gerne zur Untermalung von Szenen einsetze. Im Folgenden gehe ich auf jedes einzelne Stück ein.

01 – Iron Man

Sehr schnell windet sich die heroische Führungsmelodie in unser Hirn. Wehende Banner, der Ansturm in die feindlichen Reihen, Tod oder Unehre? Ganz offenkundig gesagt: Das ist das Stück der Wahl! Leider ist es mit ca. zweieinhalb Minuten etwas zu kurz und hat dadurch (bei Endlosschleife) gewisses Nervpotential.

02- War Machine

Auch hier findet sich die genannte Führungsmelodie. Dennoch hat das Stück ein niedrigeres Tempo und wirkt durch tiefe Bläsereinlagen insgesamt eingängiger. Mit etwas über sieben Minuten Spielzeit ist es auch benutzbarer im Sinne der Abwechslung. Die Grundstimmung ist die einer angespannten Planung, vielleicht auch eines Lauerns im Versteck. Definitiv eines meiner Highlights.

03 – Attack on 10880 Malibu Point

Unvergessen ist die Szene des Raketenbeschusses auf Tony Starks Anwesen. Zu erwarten ist hier also brachiale und wuchtige Actionmusik. Die kriegt der Zuhörer auch. Zudem ist sie von Chören unterlegt, deren Gesang wie die Verkündigung des Untergangs klingt. Ich würde dieses Stück nur in wirklich wichtigen Actionszenen einsetzen. In Momenten, in denen es um alles geht!

04 – Isolation

Wie der Titel erwarten lässt, ist dieses Stück sehr ruhig und besinnlich. Es klingen sowohl Verzweiflung als auch Hoffnungslosigkeit durch. Ja, sogar ein wenig innerer Ruhe ist zu verspüren. Ein wichtiger Punkt der Geschichte wurde nicht erreicht? Ein Charakter verlässt die Runde? Ein geliebter NSC ist verstorben? Hier findet sich sicherlich die richtige Untermalung.

05 – Dive Bombers

Dissonante Klänge, arrhythmische Percussions und verzerrte elektronische Impressionen läuten das Stück ein. Hier ist Bedrohung das grundlegende Thema. Geht es mit nur schwach flackernden Fackeln in ein Gewölbe oder gerät das Schiff, auf dem die SC sind, durch den Sturm langsam in gefährliches Schlingern – hier ist ein wirklich gutes Stück dafür. Im hinteren Drittel verschärft sich die Atmosphäre und wird immer gefährlicher. Ein gekonnter Einsatz ist also nötig, um die Stärken des Stücks auszuspielen. Leider wird am Ende nochmal die Führungsmelodie benutzt. Das zerstört etwas den Einsatz.

06 – New Beginnings

Es muss weitergehen. Nach Isolation ist dieses Stück gut geeignet, die SC wieder aufzubauen, einen neuen Weg zu zeigen und ihnen das Gefühl von aufkeimender innerer Kraft zu geben. Da stört auch nicht das wiederholte Nutzen der Führungsmelodie.

07 – Extremis

Wie kann man einen Nanovirus untermalen, der Infizierte zu gefährlichen Bomben und Terroristen macht? Zum einen mit einem gehobenen Tempo, Moll-Klängen bei Bläsern und zurückhaltendem Percussion-Einsatz. Meine Impressionen sprechen von etwas erwachendem, nicht zwingend gefährlichem. Eine Raumstation, deren zentraler Kern repariert wurde und die wieder zum Leben erwacht, wäre genau so möglich, wie die magische Taufe eines Schwertes. Mit etwas über fünf Minuten Spieldauer ist das Stück gut verwendbar.

08 – Stark

Hier wird vor allem die Führungsmelodie, die zu oft eingesetzt, gewisses Nervpotential birgt, wieder zuerst in langsamen, dann in schnelleren Tönen eingesetzt. Worum es gehen soll ist klar – jemand hat zu alter Stärke zurück gefunden und ist gewillt, alles dafür zu tun.

09 – Leverage

Verhängnisvoll – passend zum Titel (deutsch: Druckmittel) präsentiert sich der Track mit an Eindringlichkeit zunehmenden Streichern und Bläsern. Ich kann mir das Stück gut vorstellen, um die SC zu einer schwierigen Verhandlung zu begleiten. Leider wird alles im letzten Fünftel des Tracks zerstört, denn plötzlich donnern uns heroische Klänge entgegen.

10 – The Mandarin

Wer die Marvel-Comics kennt, hätte hier das wuchtige, bedrohliche Stakkato des Überfeindes erwartet. Leider ist das ziemlich weit weg von der Wahrheit, genau wie die Darstellung des Mandarin im MCU. Das Stück steigert sich immer wieder bis zum Moment, wo man denkt „Jetzt geht es los!“, doch verpufft dann im Nichts. Eine gewisse Bedrohung ist zu spüren und ich kann es mir gut vorstellen beispielsweise zu der Erkundung eines verfluchten Waldes.

11 – Heat and Iron

Der aus dem Titel abgeleitete Schaffensprozess mit all seinen Ups und Downs wird hier ganz gut untermalt. Möglicherweise geht es auch um die Ausrüstung eines Heeres oder das Koordinieren von Nachschubgütern in einer Katastrophen-Region.

12 – Misfire

Auch hier haben wir wieder Action-Musik, die durch das wiederholte Nutzen der Führungsmelodie aus dem Sumpf der Zufallsbegegnung herausgeholt wird

13 – Culmination

Action auch hier, doch ist das Stück eher eine gelungene Einleitung zu einem großen Kampf oder einem wirklich für die SC wichtigen Moment. Alles geht auf diesen einen wirklich bedeutsamen Augenblick zu. Die gekonnte Untermalung durch schnelle Streichereinsätze sorgt für eine ordentliche Grundstimmung. Auch ein lang geplanter Einbruch in eine Hochsicherheitsanlage wäre möglich.

14 – The Mechanic

Harley, der Junge, der Tony Stark hilft, seinen Anzug wieder betriebsbereit zu bekommen, ist eine der Nebenrollen, von denen es heißt, sie würde in MCU-Seitenprodukten (wie z.B. Agents of S.H.I.E.L.D.) vertieft werden. Was zuerst mit fast traurigen Klängen beginnt, nimmt immer wieder Anlauf, sich zu hoher Intensität zu entwickeln, drosselt dann aber das Tempo. Ich kann mir das Stück gut zu der Erkundung einer verlassenen Siedlung, die ein großes Geheimnis birgt, vorstellen. E-Gitarren verhindern zum Ende des Stücks jedoch einen Einsatz in mittelalterlichen Welten. Western-Settings könnte ich mir hingegen gut vorstellen.

15 – Hot Pepper

Pepper Potts, oder besser gesagt Rescue, erfährt in dem Film eine andere Wendung, wird sie doch mit Extremis konfrontiert und rettet Tony Stark. Das Lied spricht von großer innewohnender Macht und dem Willen, einen Schlussstrich zu ziehen. Unterstützt das Spielsystem „Once in a lifetime“-Magie oder vergleichbares, bettelt das Lied geradezu um den Einsatz.

16 – Another Lesson from the Mandarin

Na hoffentlich erfährt der Hörer nun die Angst und den Schrecken, die der Mandarin eigentlich verbreitet. Ja, das geschieht hier gut. Orientalische Klänge, leise Rhythmen und unheimliche Flötenklänge unterstützen den Track sehr gut. Für die Erkundung eines verfluchten Hauses, der Gruft eines Pharao und eines herrenlos im All treibenden Frachters gleichermaßen gut geeignet.

17 – Dr. Wu

Dieses leise und besinnliche Stück ist der letzte Moment der Ruhe. Die Stille, die uns Sicherheit gibt. Der Moment, in dem unser Atem in der kalten Nachtluft kondensiert.

18 – Return

Rückkehr – doch nur wohin? Für mich ist das Stück mehr geeignet, einen wundersamen Ort zu betreten. Er birgt Gefahren, Wunder und Dinge, die unser Geist zuerst nicht verstehen will. Die Quelle der ewigen Jugend? Nein, dafür ist er wiederum zu unspektakulär. Für mich ist es nicht die Rückkehr, sondern das Erreichen eines Orts, eines Gegenstandes – vielleicht auch eher abstrakt gedacht, das Erreichen eines wichtigen Zwischenabschnittes, eines ideellen Erfolgs.

19 – Battle Finale

Nun ja – was will man von der Szene erwarten, in der ein Iron Suit nach dem anderen geschrottet wird, der Himmel vor Explosionen glüht, Pepper Potts dank Extremis Tony Stark rettet, Aldritch Killian stirbt und viel zu viele Dinge gleichzeitig passieren, als dass man sie noch in Erinnerung halten könnte? Pure, heftige, heroische und wilde Action-Musik! Und genau diese bekommt man hier geliefert.

20 – Can you Dig it (Iron Man 3 Main Theme)

Spielt irgendjemand von euch in den wilden 70er Jahren? Cops mit Afrolook, Schlaghosen, wilde ruchlose Festivals? Dann ist dieses Stück ein toller Opener. Vielleicht mache ich ja doch irgendwann mal meine Changeling – The Disco Years-Runde …

Emotionalität

Das grundlegend heroische Thema des Scores wird oft etwas überstrapaziert. Nichtsdestotrotz sind alle Stücke eingängig und gut auf die avisierte Szene komponiert. Der vielfältige Einsatz von diversen Instrumenten macht die Stücke nicht langweilig.

Verwendbarkeit

Jedes Stück für sich alleine betrachtet ist gut. Nur ist die Hälfte unter drei Minuten lang. Sehr einprägsam ist die Führungsmelodie, die oft in verschiedenen Stücken benutzt wird. Daher dürfen nicht zu viele davon an einem Abend benutzt werden. Denn sonst birgt die eingängige Melodie die Gefahr, den Hörern auf Dauer, vor allem in Endlosschleife, auf den Nerv zu gehen.

Wird dies berücksichtigt, kann die Musik gekonnt die Atmosphäre am Spieltisch vertiefen.

Preis-/Leistungsverhältnis

An sich erwarte ich bei einer MP3-Variante einen Preis von unter 10 EUR. Leider wird dieser hier nicht getroffen. Auch wenn der Score gut ist, wäre er mir den aktuellen Preis von nur 3 EUR unter dem CD-Preis nicht wert. Gekauft habe ich ihn schon, aber ich falle in den Bereich Soundtrack-Fanatiker.

Erscheinungsbild Cover/Verpackung

Iron man 3 Score coverDa die MP3-Ver­sion bespro­chen wurde, ent­fällt eine Bewer­tung der Ver­pa­ckung. Die MP3 sind mit einer varia­blen Bitrate kodiert und sor­gen für ange­neh­men Hör­ge­nuss. Der nor­male Hörer ohne Highend-Anlage wird von kleineren Schwächen in den Höhen aber wenig mitbekommen.

Die harten Fakten:

  • Komponist: Brian Tyler
  • Erscheinungsjahr: 2013
  • Format: MP3
  • Spieldauer: 1:15:33
  • ASIN: B00CJA7JHG
  • Preis: 17,99 (Audio-CD), 14,99 (MP3)
  • Bezugsquelle: Amazon (Audio-CD, MP3)

 

Bonus/Downloadcontent

Uns ist kein zusätzlicher Content bekannt

Fazit

Ich mochte den Film erst beim zweiten Ansehen. Als ich aus dem Kino ging, war ich irritiert, hatte ich doch gehofft, eine Geschichte mit den Infinity Jewels zu sehen. Diese hätte einen guten Bogen zu Thanos und auch den Guardians of the Galaxy erzeugt.

Als ich zum Parkplatz ging, forderte mich meine Frau auf, doch endlich aufzuhören damit, die Melodie zu pfeifen. Offenbar hatte mich der Score gut erreicht und auch nachhaltig geprägt. Die bombastische Führungsmelodie ist Segen wie Krux zugleich. Zu oft gehört, vermindert sie die emotionale Bindung. Die Stücke mit dem Melodiebogen wirken zu schnell verbraucht.

Dennoch ist der Score einer der besten von Komponist Tyler und für viele Szenen im Tischrollenspiel gut zu gebrauchen.

 Daumen4Maennlich

 

Artikelbild: Hollywood Records

 

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